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Donald Trump News: US-Zölle gegen Indien: Wie Trump Putin schwächen will

Donald Trump hat einen Buddy-Ersatz für Elon Musk gefunden. Bild: picture alliance/dpa/AP | Evan Vucci

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US-Präsident Donald Trump will mit Indien den ersten Handelspartner des Kremls wegen des Ukrainekriegs mit Strafzöllen belegen. Treffen soll dies die Rohstoffgroßmacht Russland, die mit ihrem Verkauf von Energieträgern wie Öl und Gas Milliarden einnimmt und so letztlich ihre Kriegsmaschinerie gegen die Ukraine am Laufen hält. In ersten Reaktionen in Moskau hieß es, 25 Prozent Strafzölle seien ja milder als die befürchteten 100 Prozent.

Warum steht Indien im Fokus?

Indien ist ein wichtiger Handelspartner für Russland. Das Zollinstrument nutzt Trump nun politisch, um Druck auf Russland auszuüben - damit Kremlchef Wladimir Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine beendet. Trump sagte vor kurzem allerdings, dass die russische Seite gut darin sei, Sanktionen zu umgehen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht es so: "Effizienter als neue Zölle wären ein deutlich gesenkter Ölpreisdeckel und strengere Maßnahmen gegen die Schattenflotte."

Für die USA ist Indien auch ein wichtiger Handelspartner, nach US-Zahlen im Jahr 2024 der zehntgrößte. Zu den am meisten exportierten Gütern aus den Vereinigten Staaten nach Indien gehörten unter anderem Öl und Gas, während aus dem südasiatischen Land vor allem Arzneimittel importiert wurden. Was man bei den Zollüberlegungen nicht vergessen darf: Trump will den eigenen Energiesektor mit Öl und Flüssiggas in den USA kräftig ankurbeln.

Wie sieht der Ölhandel Russlands aus?

Indien ist nach China zweitgrößter Abnehmer von russischen fossilen Brennstoffen. Allein im Juni lag der Wert bei 4,5 Milliarden Euro. Rohöl machte nach Angaben von Energieexperten der unabhängigen Forschungsorganisation CREA 80 Prozent oder 3,6 Milliarden Euro davon aus. Rund 40 Prozent des Öls, das Indien einkauft, stammen aus Russland, das seien wiederum 37 Prozent des russischen Exports, heißt es in Moskau.

China, das wie Indien auch auf Kohle setzt, kaufte für 5,4 Milliarden Euro im Juni fossile Energieträger ein beim Nachbarn Russland. Die russlandfreundlichen Handelspartner können dabei traditionell mit deutlichen Preisnachlässen kalkulieren - unter dem Weltmarktwert. Wie hoch genau die Freundschaftspreise für China, Indien, die Türkei und andere Großabnehmer sind, das wird in Moskau gehütet wie ein Staatsgeheimnis.

Insgesamt war China mit 130 Milliarden US-Dollar der mit Abstand wichtigste Importeur russischer Waren im vergangenen Jahr, wie es in einer IW-Analyse heißt. Indien habe vor dem Krieg nur an zwölfter Stelle der wichtigsten Handelspartner Russlands gelegen. Nun sei es der zweitwichtigste Abnehmer russischer Güter.

Der Kreml kann insgesamt frohlocken. "Trotz westlicher Sanktionen stiegen die Exporte Russlands in die 20 größten Handelspartner 2024 inflationsbereinigt um 18 Prozent auf 330 Milliarden US-Dollar – Putins Kriegskasse bleibt gut gefüllt", resümierte das IW. Auch in der EU gibt es weiter Kunden wie Ungarn und die Slowakei, die russisches Öl kaufen. Frankreich, Belgien und die Niederlande sind laut CREA unter den größten fünf Regionen, die Gas von Russland kaufen.

Bietet Russland das Öl Ländern wie Indien wegen westlicher Sanktionen günstiger an?

Seit Russland die EU als wichtigsten Markt für den Verkauf seiner Energie verloren hat, werden die Öl- und Gasströme in andere Regionen umgeleitet. Weil dabei oft geringere Preise aufgerufen werden können, haben russische Energiekonzerne - wie der Gasriese Gazprom - Milliarden verloren seit Kriegsbeginn.

Die Länder können dank der vergleichsweise günstigen Energie in ihren Volkswirtschaften nicht nur zu deutlich niedrigen Kosten produzieren als etwa die EU-Staaten. Im Fall von Indien ist es auch so, dass die Produkte aus dem billig eingekauften und dort verarbeiteten Öl dann zu hohen Preisen in der EU verkauft werden, wie russische Medien genüsslich immer wieder berichten. Kommentatoren in Moskau meinen auch, dass Indien darauf wohl nicht verzichten werde. Russland und Indien hätten nun dank einer 21-Tage-Frist von Trump auch ausreichend Zeit, sich Schritte zu überlegen, wie sie auf die neue Lage reagieren.

Für Russland sind die Einnahmen aus dem Rohstoffverkauf nicht nur kriegsentscheidend, das Land finanziert damit auch seinen Haushalt. Schon bisher zeigte sich Moskau erfinderisch im Umgehen von Sanktionen - für Öl werden Tanker einer Schattenflotte genutzt. Und als Trump nun mit Sekundärsanktionen gegen Indien und andere Großkunden Russlands drohte, zeigten sich Experten gelassen und meinten, dass auch dafür Wege etwa über Zwischenhändler gefunden würden, um die Sanktionen zu umgehen.

Warum haben die USA nicht China mit Strafzöllen belegt?

Die Volksrepublik ist ein wichtigerer Handelspartner als Indien - sowohl für die USA als auch für Russland. Bislang hat Trump keine Strafzölle gegen China wegen des Handels mit Russland verhängt. Er könnte die neuen Abgaben für Russlands Handelspartner nach und nach bekanntmachen, nicht alles auf einen Rutsch. So könnte er den Druck stufenweise erhöhen.

Es kann aber genauso gut sein, dass China wegen der parallel laufenden Zollverhandlungen zunächst außen vor bleibt, um kein Störgeräusch zu erzeugen. Hinzu kommt: Strafzölle auf chinesische Waren könnten US-Verbraucher deutlich stärker treffen als ähnliche Maßnahmen gegen Indien.

Derzeit stecken USA und China ohnehin in Gesprächen zu ihrem schon länger andauernden Handelsstreit. Ob es eine Verlängerung einer aktuellen Zollpause, die eigentlich am 12. August endet, gibt, ist offen. Seit April hatten die USA die Einfuhrzölle auf chinesische Waren schrittweise auf bis zu 145 Prozent erhöht. China reagierte mit Gegenzöllen von bis zu 125 Prozent und verhängte Exportkontrollen auf strategisch wichtige Rohstoffe. Im Mai einigten sich beide Seiten auf eine 90-tägige Aussetzung der neuen Zölle.

Sind auch Sekundärzölle der EU gegen China und Indien denkbar?

Offen diskutiert werden Sekundärsanktionen der EU gegen Indien oder China in Brüssel derzeit nicht. Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte auf die Frage, ob Sanktionen gegen China vorbereitet werden: "Das sind wirklich reine Spekulationen."

14,5 Prozent der gesamten chinesischen Exporte gehen in die EU, während 8 Prozent der EU-Exporte nach China gehen.

Dass die EU sich nicht einfach Sanktionen aus Washington anschließt, könnte auch daran liegen, dass der Staatenbund gerade angesichts der zunehmend unsicheren Beziehungen zu den Vereinigten Staaten nach tieferen Partnerschaften mit anderen Staaten sucht. Zudem hat sich die EU schon schwer damit getan, Mehrheiten für Sanktionen gegen den Aggressor Russlands selbst zu finden. Vor allem Ungarn und die Slowakei blockierten als Abnehmer russischer Rohstoffe zeitweise Strafmaßnahmen.

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+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++

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