Politik

Wirbel um Foto mit Robert Habeck: Frauen sind empört - Kritik an den Grünen nach Anti-Merz-Kampagne

Die Grünen sorgen aktuell mit einem alten Foto von Robert Habeck beim "WebSummit" in Lissabon 2024 für Schlagzeilen. Darauf ist der Ex-Minister umringt von Frauen zu sehen. Bild: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

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  • Kritik an Foto-Collage der Grünen
  • Bundestagsfraktion wollte mit Habeck-Vergleich auf zu wenig Einfluss bei Wirtschaftsfragen in neuer Merz-Regierung aufmerksam machen
  • Abgebildete Frauen empört, weil Veröffentlichung des Bildes in diesem Zusammenhang nicht mit ihnen abgesprochen wurde

Die Grünen-Bundestagsfraktion hat mit einer Instagram-Kampagne gegen Bundeskanzler Friedrich Merz einen kleinen Shitstorm ausgelöst. Am Dienstag veröffentlichte die Fraktion eine Foto-Collage, die den Kanzler beim Investitionsgipfel mit überwiegend männlichen Firmenchefs zeigt. Dem stellten sie ein Bild von Robert Habeck gegenüber, umgeben ausschließlich von Frauen beim Startup-Gipfel "WebSummit" in Lissabon 2024. Doch das ging nun nach hinten los.

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Robert Habeck auf Foto umringt von Frauen: Kritik an den Grünen nach Anti-Merz-Kampagne

Was als cleverer Seitenhieb auf die Männerdominanz in der Wirtschaftspolitik gedacht war, entwickelt sich nun zum PR-Desaster. Mehrere der abgebildeten Frauen melden sich laut einem aktuellen Bericht der "Bild" empört zu Wort: Sie wurden nie gefragt, ob sie für diese politische Attacke herhalten wollen.

Die Grünen-Fraktion inszenierte ihre Kritik als visuellen Vergleich. Auf einem Bild posiert Merz beim Investitionsgipfel im Kanzleramt zwischen Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Siemens-Boss Roland Busch. Außer Wirtschaftsministerin Katharina Reiche und Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp dominieren männliche Anzugträger das Gruppenfoto.

Das Kontrastbild zeigt Ex-Minister Habeck in bescheidener Haltung, umringt von Unternehmerinnen und Ministeriumsmitarbeiterinnen. Die Instagram-Bildunterschriften sprechen Bände: "Was ist" unter Merz' Männerrunde, "Was hätte sein können" unter Habecks Frauenkreis.

Die Botschaft der Grünen war eindeutig: Hier der vermeintliche Macho-Kanzler in seiner Männerdomäne, dort Habeck als Förderer weiblicher Talente.

Zu dem Foto-Vergleich hieß es außerdem: "Zumindest in Wirtschaftsfragen setzt Merz weiterhin auf Männer. Das zeigt dieses Foto vom gestrigen Investitionsgipfel im Kanzleramt. Seit Jahren ist klar, dass wir mehr Frauen in Führungspositionen brauchen, dass paritätische Besetzungen auch für die Unternehmen selbst gewinnbringend sind. Merz scheint das egal zu sein." Merz würde nicht begreifen, dass "geschlechtergerechte Wirtschaftspolitik zentral für vorausschauende Arbeits- und Fachkräftesicherung" sei.

Ökonomin wirft den Grünen Spaltung vor

Julia Braune, Chefin der bundeseigenen Wirtschaftsförderung "Germany Trade and Invest", gehört zu den unfreiwilligen Kampagnen-Darstellerinnen. Gegenüber "Bild" äußerte sie deutliche Kritik: "Solche aus dem Kontext gerissenen Darstellungen verstärken die Spaltung unseres Landes, das finde ich persönlich sehr schade." Der Investitionsgipfel habe laut ihr ein wichtiges Zeichen für Deutschlands Wirtschaftsstandort gesetzt. Die junge Generation weiblicher Gründerinnen existiere weiterhin unter der neuen Regierung - beide Fotos seien daher kein Gegensatz, sondern gemeinsamer Bestandteil der wirtschaftlichen Zukunft.

Besonders pikant: Auch Mitarbeiterinnen des Wirtschaftsministeriums, die mittlerweile unter Ministerin Reiche arbeiten, sind verärgert. Der "Bild" zufolge wollen sie keinesfalls auf einem Kampagnenfoto gegen die eigene Regierung erscheinen. Eine Grünen-Sprecherin verwies gegenüber dem Boulevardblatt, dass es sich um ein "öffentliches zugängliches Pressefoto" handele. Eine Absprache mit den abgebildeten Frauen sei deshalb nicht nötig gewesen.

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