Donald Trump beim G7-Treffen: Kritische Phase - US-Präsident wird "seine Ziele verfolgen"
Beim G7-Treffen könnten die Staatschef und Donald Trump über die geplanten Zölle sprechen. Bild: picture alliance/dpa/AP | Manuel Balce Ceneta
Erstellt von Sabrina Böhme
16.06.2025 11.21
- G7-Treffen in Kanada ab 16. Juni
- Donald Trump trifft sich mit Staatschefs
- Bei den Beratungen geht es um Trumps Zölle: US-Präsident verfolgt laut Beamten seine eigenen Ziele
- US-Zollpolitik hat bereits schwere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft
Der G7-Gipfel beginnt am 16. Juni im kanadischen Urlaubsort Kananaskis, nur wenige Tage nach Israels Angriff auf iranische Führung und Nuklearanlagen. Trotz der eskalierenden Spannungen im Nahen Osten werden Handelsfragen ein zentrales Thema der Gespräche bleiben.
Lesen Sie auch:
- Newsom entlarvt "leere Geburtstagsparade" - ihn wollte fast niemand sehen
- "Schmieriger Kerl!" US-Präsident eskaliert nach Zoll-Urteil mit wüster Schimpftirade
- Mit seinem neuen Gesetz erleidet er eine Niederlage
G7-Gipfel in Kanada: Trumps Zollpläne werden zum großen Thema
"Man kann es sich nicht leisten, nicht darüber zu sprechen, aus der Perspektive jedes Landes", sagte Josh Lipsky vom Atlantic Council gegenüber CNN. Ein hochrangiger US-Beamter bestätigte gegenüber CNN, dass Handel neben internationaler Sicherheit zu den Hauptthemen gehöre. "Der Präsident ist bestrebt, seine Ziele in all diesen Bereichen zu verfolgen, einschließlich der Gestaltung fairer und gegenseitiger Handelsbeziehungen für Amerika", sagte der Beamte. Präsident Trump zeigte sich vor seiner Abreise zum Gipfel zuversichtlich. "Ich denke, wir werden ein paar neue Handelsabkommen haben", sagte er am Sonntag vor Reportern im Weißen Haus.
Die selbst gesetzte Frist vom 9. Juli rückt näher. Bis dahin müssen Dutzende Länder Handelsabkommen mit den USA abschließen, um höheren Zöllen zu entgehen. Finanzminister Scott Bessent erklärte vergangene Woche, die Regierung werde die 90-tägige Aussetzung der Zollerhöhungen wahrscheinlich verlängern - allerdings nur für Länder, die "in gutem Glauben verhandeln".
Hintergrund:Es ist der erste Gipfel der Gruppe führender demokratischer Wirtschaftsmächte in Trumps neuer Amtszeit. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob der Westen trotz massiver Differenzen zwischen Washington und den anderen Mitgliedern zu einer gemeinsamen Linie finden kann. Gastgeber des Treffens ist der neue kanadische Premierminister Mark Carney. US-Präsident Trumps Regierungsmaschine Air Force One landete am Sonntagabend (Ortszeit) in Calgary. Carney, der erst seit März im Amt ist, hatte die Wahl mit einem scharfen Anti-Trump-Kurs gewonnen. Nach dem Sieg seiner liberalen Partei bei der Parlamentswahl hatte er angekündigt, der aggressiven Politik der US-Regierung entschieden entgegenzutreten. Beim Antrittsbesuch in Washington Anfang Mai betonte Carney die Souveränität seines Landes und machte klar, dass Kanada nicht zum Verkauf stehe.
Trump und Carney wollen sich am Montag unmittelbar vor dem Start der Beratungen mit den anderen G7-Partnern in Kananaskis zu einem bilateralen Gespräch zusammensetzen.
Handelsabkommen: Trumps Ziel in Ferne gerückt?
Trumps ambitioniertes Ziel von 90 Handelsabkommen bis Juli liegt in weiter Ferne. Bisher schlossen die USA laut "Newsweek.com" nur zwei Vereinbarungen ab - mit Großbritannien und China. Die meisten Länder versuchen weiterhin, höhere US-Zölle zu vermeiden.
Pläne der Länder in Trumps Zoll-Konflikt
Japans Premierminister Shigeru Ishiba kündigte an, sein Einzelgespräch mit Trump werde sich auf laufende Handelsverhandlungen konzentrieren. Lipsky vom Atlantic Council erwartet jedoch keine Ankündigung eines Abkommens während des Gipfels. "Selbst wenn sie kurz vor einem Abschluss stehen, macht es keinen Sinn, vor den Kollegen zu sagen: 'Hier ist die Grundlage, die ich mit der Trump-Regierung geschaffen habe', und ihm diesen Hebelpunkt zu geben", erklärte er gegenüber CNN.
Die 10-prozentigen Zölle auf praktisch alle Exporte in die USA sowie zusätzliche 50 Prozent auf Stahl und Aluminium und 25 Prozent auf Autos belasten bereits einige ausländische Volkswirtschaften.
Trumps schwierige Gespräche mit der EU
Die Gespräche mit der Europäischen Union gestalten sich besonders schwierig. Vor zwei Wochen drohte Trump mit 50-prozentigen Zöllen auf EU-Exporte und erklärte, die Diskussionen führten "nirgendwohin". Nach einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ruderte er jedoch zurück.
"Länder wären glücklich, ein Abkommen mit den USA zu erreichen, das Zölle senkt und einige Zugeständnisse beinhaltet, mit denen sie leben können", sagte Maurice Obstfeld vom Peterson Institute gegenüber CNN. Die EU werde jedoch "sicherlich nicht ihre Mehrwertsteuer modifizieren, um einen Deal mit den USA zu bekommen". Trump fordert wiederholt die Abschaffung dieser Steuern, die seiner Ansicht nach amerikanische Exporte unfair benachteiligen. Von der Leyen führt die Verhandlungen für die EU. Dies schaffe laut Lipsky eine "seltsame Dynamik" bei Trumps bilateralen Treffen mit Macron, Merz und Meloni.
Wirtschaft im freien Fall? Schwere Folgen von Trumps Zollpolitik
Nachdem Trump verkündet hatte, Zölle zu erheben, zeigten sich erste Auswirkungen. Großbritanniens Wirtschaft schrumpfte im April so stark wie seit fast zwei Jahren nicht mehr, während die Exporte in die USA um einen Rekordwert fielen, wie CNN unter Berufung auf britische Daten berichtet.
Die Weltbank warnt vor weiteren Folgen. In einem vergangene Woche veröffentlichten Bericht prognostiziert sie das schwächste Jahrzehnt des globalen Wirtschaftswachstums seit den 1960er Jahren. Trumps Handelspolitik wird dabei als wichtiger Katalysator genannt.
Besonders die USA und Europa werden laut Weltbank die stärksten Wachstumsrückgänge im Vergleich zu früheren Prognosen erleiden. Reduzierter Handel und Unsicherheit bezüglich der Zölle dürften die Wirtschaftsaktivität bremsen. Die Ölpreise steigen bereits aufgrund der Israel-Iran-Krise, was die wirtschaftlichen Herausforderungen weiter verschärft.
Finden die Staats- und Regierungschefs der G7-Gruppe bei Beratungen den eine gemeinsame Linie - vor allem im Zollstreit? Das werden die nächsten Tage zeigen.
Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
bos/ife/news.de/dpa/stg