Politik

Schwarz-rot plant Primärarztsystem: Grünen-Protest gegen Gesundheitsplan von Union und SPD

Wenn es nach den Plänen von Union und SPD geht, ist der Hausarzt künftig zentraler Ansprechpartner vor Facharztterminen - doch ein Detail geht den Grünen dabei gegen den Strich. Bild: picture alliance/dpa | Daniel Karmann

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  • Union und SPD wollen Primärarztsystem einführen
  • Hausarzt als zentraler Ansprechpartner vorgesehen - Grüne signalisieren Zustimmung
  • Ärzteschaft pocht auf Kostenbeteiligung der Patienten

Auf ihrem Weg zur Regierungsbildung befassen sich Union und SPD auch mit dem Thema Gesundheit: Den schwarz-roten Plänen zufolge soll künftig der Hausarzt als erste Anlaufstelle für Patienten fungieren und weitere Facharztbehandlungen koordinieren. Von den Grünen gab es dazu bereits Zustimmung, allerdings ist ein weitergehender Vorstoß von Ärztevertretern Auslöser von heftigen Debatten.

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Was versteht man unter einem Primärarztsystem?

  • Ein Primärarztsystem zeichnet sich dadurch aus, dass ein Allgemeinmediziner als Hausarzt die erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten ist, die im Bedarfsfall an Fachärzte überwiesen werden.
  • Dieser Forderung schließt sich auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, kurz DEGAM, an.
  • Befürworter argumentieren, dass durch das Primärarztsystem die Sicherheit der Patienten gestärkt und die ärztliche Versorgung verbessert werde.

Primärarzt-Modell von Union und SPD favorisiert - Grüne signalisieren Unterstützung

Die Grünen unterstützen die Pläne von CDU, CSU und SPD für ein Primärarztsystem, lehnen aber eine Forderung der Bundesärztekammer nach einer Kostenbeteiligung von Patienten bei eigener Facharztwahl ab. "Eine stärkere Patientensteuerung durch ein Primärarztsystem ist das Gebot der Stunde - Strafzahlungen aber sind eine gefährliche Sackgasse", sagte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen der "Welt".

Koalitionsverhandler machen Vorschlag - Ärzte legen mit Zusatzkosten-Plan nach

In den Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD hatte die Arbeitsgruppe Gesundheit das "verbindliche Primärarztsystem" vorgeschlagen. Der Hausarzt soll dabei erste Anlaufstelle für Patienten sein und diese nur im Bedarfsfall an Fachpraxen weiterleiten.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, plädierte daraufhin dafür, dass ein Patient, der auf eine Behandlung jenseits der ihm angebotenen Wege bestehe, sich selbst an den zusätzlichen Kosten beteiligen müsse.

Dahmen kritisierte, die Verbindlichkeit eines Primärarztsystems dürfe nicht vom Geldbeutel abhängen. "Wir würden am Ende mit Zitronen handeln, wenn man sich aus sinnvollen Regelungen für alle einfach freikaufen kann - dann droht lebensgefährliche Klassenmedizin."

Die stehen andere Bundestags-Parteien zur Idee des Primärarztsystems?

Die AfD wies die Pläne für ein Primärarztsystem grundsätzlich zurück. "Es ist unnötige Schikane der Patienten, sie künftig nur noch über Umwege zum benötigten Facharzt zu lassen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Martin Sichert, der "Welt". Der Hausärztemangel werde sich verschärfen, wenn Patienten künftig vor jedem Facharzttermin zum Hausarzt müssten, warnte er.

Auch die Linke lehnte den Vorschlag der Koalitionsverhandler ab. "Schwarz-Rot arbeitet an der eigentlichen Problematik vorbei. Lotsen in der gesundheitlichen Versorgung wären gut, aber zusätzliche Hürden erhöhen die Gefahr, dass Menschen mit ernsthaften Beschwerden keine oder erst zu spät eine gute Versorgung erhalten", sagte Linken-Vize Ates Gürpinar der "Welt". Dass der Präsident der Bundesärztekammer wolle, dass sich Menschen mit Geld in der Tasche freikaufen können, erhöhe die Ungleichbehandlung massiv.

Die FDP mahnte mehr Effizienz im Gesundheitssystem an. "Um Ärzte zu entlasten und die Leistungen für die Patienten zu verbessern, sollten wir vorrangig über Mechanismen wie Beitragsrückerstattungen und den verstärkten Einsatz von Telemedizin, aber vor allem über Entbürokratisierung sprechen", sagte FDP-Vize Bettina Stark-Watzinger der "Welt".

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/news.de/dpa

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