Experte hält Comeback für möglich: AKW-Rückkehr? So teuer sind Merz' Pläne
Die Union will wieder auf Kernkraft setzen. Bild: picture alliance/dpa | Michael Kappeler
Erstellt von Sabrina Böhme
05.03.2025 13.51
- Nukem-Chef hält Atomkraft-Comeback in Deutschland für möglich
- Union will Inbetriebnahme von Atomkraftwerken prüfen
- Experten sehen Unionspläne kritisch
Die Union will die Energiepolitik umkrempeln. Ihre im Wahlkampf gesteckten Pläne umfassen auch die Kernenergie. Unionspolitiker wollen bei einer Regierungsübernahme das Hochfahren der abgeschalteten Kernkraftwerke prüfen, wie aus einem Diskussionspapier der CDU/CSU-Bundestagsfraktion aus dem November hervorging. Eine Rückkehr zur Atomkraft schlossen Energiebetreiber wie E.on und einige Experten immer wieder aus. Nun titelt die "Bild", dass ein Comeback der Kernkraft bis 2030 möglich sei.
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Nuklear-Chef hält Merz' AKW-Comeback für möglich
Dass Deutschland wieder Atomkraftwerke in Betrieb nimmt, hält Thomas Seipolt, Chef der Firma Nukem, gegenüber "Bild" für möglich. "Wenn es eine politische Entscheidung dafür gibt, kann Deutschland schon ab 2030 von günstigem und sicherem Strom profitieren." Seiner Aussage nach müsse der Rückbau "am besten sofort gestoppt werden."
Union will zurück zur Atomkraft: So teuer ist eine Rückkehr
Anders sah das der RWE-Chef Markus Krebber im Dezember 2024. "Wollte man die drei Meiler wieder hochfahren, bräuchte es langwierige Genehmigungsprozesse, massive Investitionen in die Nachrüstung und den Aufbau einer qualifizierten Betriebsmannschaft. Will die Gesellschaft das", sagte er in der "Rheinischen Post". Auch einen Neubauhält Krebber für aussichtslos. Ein Neubau würde Jahre dauern. Hinzu kommen hohe Kosten. "Aktuelle Kernkraftprojekte in anderen Ländern zeigen, sie sind oft doppelt so teuer wie geplant und kosten zweistellige Milliarden-Beträge." Der RWE-Chef betonte: "Daher müsste der Staat das wirtschaftliche Risiko übernehmen, wenn er will, dass neue Anlagen gebaut werden." Die Kosten für die Instandsetzung beziffertSeipolt, dessen Firma Atomkraftwerke zurückbaut, "auf ein bis drei Milliarden Euro pro Kraftwerk. Das ist abhängig vom Rückbau-Status." Diese Meiler könnten dann aber bis über 2050 Strom produzieren.
Friedrich Merz' Partei will Energiewende auch mit Atomkraft vollziehen
Die Debatte um die Rückkehr zur Atomkraft eröffnete die Union während der Energiekrise nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Im Wahlkampf sprachen sie sich in ihrem Fraktionspapier "Energie-Agenda für Deutschland" für eine Inbetriebnahme von Atommeilern, Bau neuer Anlagen, Entwicklung neuer Kernkraftwerke der vierten und fünften Generation und von SMR (Small Modular Reactors) aus. Dabei war es die Regierung von Angela Merkel, die den Ausstieg von der Atomkraft vorantrieb nach der Atomkatastrophe in Fukushima. Die letzten AKW-Meiler sind längst abgestellt. Eine Rückkehr sei laut Energiekonzernen wie E.on schwierig, weil der Rückbau bereits weit fortgeschritten ist. Dennoch wäre für den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, eine Rückkehr Deutschlands zur Kernkraft nur "logisch und rational". Die Bundesrepublik sei weltweit das einzige Land, das vollständig aus der Atomenergie ausgestiegen sei, sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur auf der UN-Klimakonferenz in Baku. Andere Staaten, die dies angekündigt hätten, ruderten inzwischen wieder zurück. Er sei "nicht überrascht", dass nun deutsche Parteien eine Rückkehr zur Atomenergie fordern. Ob die Union die Kehrtwende vollzieht, wird sich zeigen. Die SPD soll die Pläne ablehnen, schreibt "Bild". CDU/CSU und SPD befinden sich derzeit in Koalitionsverhandlungen.
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bos/ife/news.de/dpa