Explodierende Pflegekosten in Deutschland: So viel kostet ein Pflegeheim-Platz in Ihrem Bundesland
Wer in Deutschland auf einen Pflegeheimplatz angewiesen ist, muss tief in die Tasche greifen - die Höhe des Eigenanteils variiert je nach Bundesland stark. Bild: picture alliance/dpa | Marijan Murat
Erstellt von Claudia Löwe
07.02.2025 09.41
- Pflegekosten in Deutschland steigen weiter
- Eigenanteil für Pflegeheimplatz massiv verteuert
- Pflege-Kosten im Deutschland-Vergleich: Wie viel kostet ein Pflegeheimplatz in welchem Bundesland?
Angehörige pflegebedürftiger Menschen stehen irgendwann vor der einen großen Frage: Wie geht's weiter, wenn die Pflege in den eigenen vier Wänden nicht mehr gestemmt werden kann? Der Umzug in ein Pflegeheim ist oft der rettende, aber alles andere als kostengünstige Ausweg. Allerdings klaffen die Kosten für einen Heimplatz in den einzelnen Bundesländern immens auseinander.
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Pflegekosten explodieren: So viel Eigenanteil kostet ein Pflegeheimplatz im Deutschland-Schnitt
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen müssen 2025 erneut tiefer für einen Heimplatz in Deutschland in die Tasche greifen. Wie eine aktuelle Auswertung des Ersatzkassenverbands zeigt, sind die selbst zu zahlenden Anteile für Pflegebedürftige weiter gestiegen. So kletterte etwa die Eigenbeteiligung für Pflegebedürftige im ersten Jahr des Heimaufenthalts im Bundesschnitt binnen eines Jahres von 2.687 auf 2.984 Euro Anfang 2025, was eine Steigerung von zehn Prozent ausmacht.
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Pflegeheim-Kosten im Bundesländer-Vergleich: Wo ist Pflege am teuersten, wo am günstigsten?
Aktuell rechnet die "Bild" in einem deutschlandweiten Vergleich vor, wie viel ein Pflegeheimplatz je nach Bundesland kostet. Die regionalen Unterschiede betragen teils mehrere Hundert Euro - am höchsten lag der Wert in Bremen mit 3.456 Euro pro Monat, am niedrigsten in Sachsen-Anhalt mit 2.443 Euro. Ebenfalls am kostspieligeren Ende der Skala sind das Saarland, wo ein Pflegeheimplatz mit monatlich 3.380 Euro zu Buche schlägt, und Nordrhein-Westfalen mit 3.312 Euro pro Monat zu finden. So sehen die monatlichen Kosten in anderen Bundesländern aus:
- Baden-Württemberg: 3.237 Euro
- Bayern: 2.994 Euro
- Berlin: 2.975 Euro
- Brandenburg: 2.683 Euro
- Hamburg: 2.942 Euro
- Hessen: 2.950 Euro
- Mecklenburg-Vorpommern: 2.657 Euro
- Niedersachsen: 2.639 Euro
- Rheinland-Pfalz: 3.003 Euro
- Sachsen: 2.720 Euro
- Schleswig-Holstein: 2.778 Euro
- Thüringen: 2.796 Euro
"Ständiger Aufwärtstrend" bei Pflegekosten alarmiert Verband der Ersatzkassen
Der Verband der Ersatzkassen (vdek), zu dem etwa die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit gehören, spricht von einem "ständigen Aufwärtstrend". Weder von der Pflegekasse gezahlte Zuschläge noch eine Erhöhung der Pflegeleistungen zu Jahresbeginn hätten diesen abbremsen können.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz wirft der Bundesregierung und den Ländern vor, die Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner im Stich zu lassen. "Zudem rächt sich, dass die Ampel-Koalition bei einer zukunftssicheren und generationengerechten Pflegereform untätig blieb", sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Spürbar entlastet würden erst die Menschen, die länger als drei Jahre stationär gepflegt werden. "Doch die meisten Pflegeheimbewohner sind dann bereits verstorben."
Das Deutsche Rote Kreuz warnt vor der Pflege als immer stärkerer Armutsfalle. "Denn die hohen Eigenbeteiligungen stellen viele Menschen vor enorme finanzielle Herausforderungen", sagte DRK-Wohlfahrtspflege-Leiter Joß Steinke der dpa. Dies betreffe auch die ambulante Pflege. "Derzeit zahlt die Pflegeversicherung einen festen Betrag und die Pflegebedürftigen den Rest. Das sollte genau umgekehrt sein."
Pflegekosten in Deutschland steigen weiter - Erhöhung auch bei Pflegeversicherungsbeiträgen
Zum 1. Januar sind die Pflegeleistungen um 4,5 Prozent gestiegen. So sind etwa die sogenannten Pflegesachleistungen, also die Gelder für professionelle häusliche Hilfe für Pflege, Betreuung und Haushaltsdienste in häuslicher Umgebung, beim höchsten Pflegegrad 5 von 2.200 auf 2.299 Euro gestiegen. Der Betrag für vollstationäre Pflege stieg bei Grad 5 von 2.005 auf 2.096 Euro.
Auch der Beitragssatz der Pflegeversicherung ist zum Jahreswechsel angehoben worden, um 0,2 Prozentpunkte. Der Beitragssatz reicht von 2,6 Prozent für Menschen mit fünf Kindern oder mehr bis zu 4,2 Prozent für jemanden ohne Kinder. Für ein Kassenmitglied mit einem Kind liegt er bei 3,6 Prozent.
Welche Kosten übernimmt die Pflegekasse?
Die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der anfallenden Kosten. Den Großteil der von den Heimbewohnerinnen und -bewohnern zu tragenden Kosten macht der Eigenanteil für die pflegerischen Kosten aus. Dieser betrug zum 1. Januar im Bundesschnitt etwa 1.496 Euro im ersten Jahr.
Davon gehen die nach Aufenthaltsdauer gestaffelten Zuschüsse ab. Die 2022 eingeführten Entlastungszuschläge neben den eigentlichen Zahlungen der Pflegekasse hatte die Ampel 2024 erhöht: Der Eigenanteil für die reine Pflege wird seither im ersten Jahr im Heim um 15 statt zuvor 5 Prozent gedrückt, im zweiten um 30 statt 25 Prozent, im dritten um 50 statt 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 75 statt 70 Prozent. Hinzu kommen für die Betroffenen noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und eben für Investitionen in den Heimen.
Deutschland als Land der Pflegebedürftigen: 800.000 Menschen werden in Heimen gepflegt
Seit Jahren fordern Expertinnen und Experten weitere Reformen im Pflegesystem. Hintergrund ist die steigende Zahl der Pflegebedürftigen. So waren im Dezember 2023 in Deutschland knapp 5,7 Millionen Menschen pflegebedürftig - nach knapp 5,0 Millionen im Dezember 2021.
Der starke Anstieg lag laut Statistischem Bundesamt unter anderem an nachlaufenden Auswirkungen einer Reform von 2017. Seither werden Menschen eher als pflegebedürftig eingestuft als zuvor, etwa Demenzkranke. Knapp neun von zehn Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Die Zahl der in Heimen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen stieg von Dezember 2021 bis 2023 leicht um 6.000 auf knapp 800.000.
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loc/news.de/dpa