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Weihnachtsmarkt-Absagen 2025: Erste Weihnachtsmärkte wegen Kostenexplosion abgesagt

In schwindelerregende Höhen gekletterte Kosten für Sicherheitsvorkehrungen haben in Nordrhein-Westfalen zur Absage erster Weihnachtsmärkte geführt. Bild: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

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  • Weihnachtsmärkte 2025 in Gefahr?
  • Nordrhein-Westfalen sagt erste Weihnachtsmärkte ab
  • Terrorschutz-Kosten nicht zu stemmen: Weihnachtsmarkt in Overath fällt aus
  • Welche Weihnachtsmärkte werden 2025 abgesagt?

Der Blick in die Supermarktregale und Auslagen der Einzelhändler lässt keinen Zweifel mehr daran, dass die Vorweihnachtszeit Fahrt aufnimmt - auch die Vorbereitungen für Weihnachtsmärkte sind in vielen Städten bereits in vollem Gange. Allerdings gibt es bereits Anfang November die ersten Absagen von Weihnachtsmärkten - in Nordrhein-Westfalen beispielsweise fällt der Weihnachtsmarkt in Overath und Dortmund flach, auch in Rostock und Hamburg-Rahlstedt wird es in diesem Jahr keinen Budenzauber geben. Über die Gründe für die Absagen ist unter anderem in der "Bild" zu lesen.

Weihnachtsmarkt-Absage in Overath - das sind die Gründe

Der traditionelle Weihnachtsmarkt in Overath findet in diesem Jahr nicht statt. Die Veranstaltung rund um die Pfarrkirche St. Walburga, die für das erste Adventswochenende geplant war, musste vom Stadtmarketingverein OVplus abgesagt werden. Als Grund nannte der Verein die enormen Ausgaben für Terrorschutzmaßnahmen. Die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen wie Absperrungen und Bewachungspersonal übersteigen die finanziellen Möglichkeiten des Veranstalters. Der kleine, familienfreundliche Markt war bei den rund 27.000 Einwohnern der nordrhein-westfälischen Stadt sehr beliebt. Trotz der geschützten Lage durch eine Mauer um die Kirche und die erhöhte Position des Veranstaltungsortes sind die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen unumgänglich. Die Entscheidung zur Absage fiel am ersten November-Wochenende und bedeutet für viele Overather das Ende einer liebgewonnenen Tradition.

Kosten für Sicherheitsvorkehrungen exorbitant gestiegen - Weihnachtsmarktveranstalter ziehen die Reißleine

Seit etwa eineinhalb Jahren verhandelt der Stadtmarketingverein erfolglos mit der Stadtverwaltung über die Finanzierung der Schutzmaßnahmen. Der Vereinsvorsitzende Andreas Koschmann berichtet von 17.500 Euro, die seine Organisation in diesem Zeitraum für Sicherheitsvorkehrungen bei verschiedenen Veranstaltungen aufbringen musste. Die steigenden Ausgaben für Absperrungen und Bewachungspersonal haben die Rücklagen des Vereins aufgezehrt. Früher finanzierte OVplus den defizitären Weihnachtsmarkt durch Überschüsse aus vier anderen Großveranstaltungen im Jahr. Diese Gewinne sind mittlerweile vollständig durch die Sicherheitskosten aufgebraucht. Allein für die Veranstaltung "Overather Frühling" mussten 7.000 Euro für Schutzmaßnahmen gezahlt werden, wodurch keine Einnahmen für den Weihnachtsmarkt übrig blieben.

Overather Weihnachtsmarkt muss ausfallen nach Streit um Terrorabwehr-Kosten

Das Verwaltungsgericht Berlin hatte bereits 2019 geurteilt, dass die Terrorabwehr zu den staatlichen Pflichtaufgaben zählt. Die Richter stellten klar, dass diese Kosten nicht an private Veranstalter weitergegeben werden dürfen. Der Stadtmarketingverein beruft sich auf diese Rechtsprechung, doch die Stadt Overath verweigert weiterhin die Übernahme der Ausgaben.

Ein Treffen zwischen Vereinschef Koschmann und dem neuen Bürgermeister am Montagnachmittag brachte keine Lösung. Die Stadtverwaltung sieht sich nicht in der Pflicht, für die Sicherheitsmaßnahmen aufzukommen. "Für Terrorabwehr gibt es keine einheitlichen Richtlinien und somit auch keine verbindlichen Aussagen, wer im Fall der Fälle haftet", erklärte Koschmann die schwierige Situation. Ohne Zusicherung der Stadt will der Verein das finanzielle und persönliche Risiko nicht länger schultern.

Weihnachtsmärkte 2025 in Gefahr: Kerpen disponiert um und veranstaltet "Genussmarkt im Advent"

Auch in Kerpen kämpfen die Veranstalter mit den hohen Sicherheitsauflagen. Die Aktionsgemeinschaft Kolpingstadt Kerpen verwandelt ihren Weihnachtsmarkt kurzerhand in einen "Genussmarkt im Advent". Mit diesem Trick umgeht die Stadt die strengeren Vorschriften für Weihnachtsmärkte. Eine kleinere Veranstaltungsfläche bedeutet weniger Sperrzonen und reduzierte Kosten für Sicherheitsdienste.

Kein Weihnachtsmarkt in Rostock, Dortmund und Hamburg-Rahlstedt - das sind die Gründe

Die Absagewelle trifft auch andere deutsche Städte, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. In Rostock fällt der historische Weihnachtsmarkt im IGA Park ersatzlos aus - stattdessen plant man ein Mittelalterspektakel im Frühjahr. Hamburg-Rahlstedt streicht seinen Markt wegen fehlender Einnahmen und mangelnder Standbetreiber. In Dortmund müssen die Besucher auf den Weihnachtsmarkt im Schloss Bodelschwingh verzichten, da dort Sanierungsarbeiten anstehen.

Nicht nur Weihnachtsmärkte von Absagen betroffen: Wie geht es mit den Stadtfesten weiter?

Ohne eine Einigung mit der Stadt steht auch das beliebte Overather Stadtfest auf der Kippe. Der Stadtmarketingverein macht deutlich, dass ohne finanzielle Unterstützung der Kommune keine weiteren Großveranstaltungen mehr durchgeführt werden können. Die vier jährlichen Events des Vereins sind durch die Sicherheitskosten nicht mehr wirtschaftlich tragbar.

Vereinschef Koschmann betont die Gesprächsbereitschaft seiner Organisation. Man sei jederzeit offen für konstruktive Verhandlungen mit der Stadtverwaltung. Gleichzeitig stellt er klar, dass der Verein das wirtschaftliche und persönliche Risiko ohne verbindliche Zusagen nicht weiter tragen will. Die Haftungsfrage bei möglichen Zwischenfällen bleibt ungeklärt. Sollte keine Lösung gefunden werden, droht Overath der Verlust sämtlicher traditioneller Veranstaltungen - ein herber Schlag für das Stadtleben und die Gemeinschaft.

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