Blei im Essen: Über 200 Kinder in chinesischem Kindergarten vergiftet
Laut offiziellen Zahlen sollen über 200 Kinder vergiftet worden sein. Bild: stock.adobe.com / Dusan Petkovic
Erstellt von Felix Schneider
28.07.2025 19.37
- Über 200 Kinder wurden in chinesischem Kindergarten vergiftet
- Von offizieller Seite wurden die Ereignisse offenbar vertuscht
- Aufgrund des Vorfalls wurden nun neue Richtlinien für die Verpflegung umgesetzt
In einem privaten Kindergarten in der nordwestchinesischen Stadt Tianshui haben Köche monatelang giftige Industriefarbe unter das Essen gemischt. Die Folge: 235 Kinder erlitten schwere Bleivergiftungen. Eine offizielle Untersuchung der Provinzbehörden von Gansu deckte am Sonntag auf, dass Dutzende Funktionäre und Krankenhauspersonal den Skandal systematisch zu vertuschen versuchten.
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Bleifarbe sollte Kindergarten-Essen verschönern
Die Vergiftungswelle begann schleichend. Wie der britische Sender "BBC" berichtete, reicherten die Küchenangestellten über mehrere Monate Mahlzeiten mit industriellen Farbpigmenten an. Ihr Ziel: Die Speisen sollten appetitlicher aussehen und mehr Eltern dazu bewegen, ihre Kinder anzumelden.
Am 8. Juli bestätigte die Gesundheitsbehörde, dass 235 Kinder mit akuten Vergiftungssymptomen in Krankenhäuser eingeliefert worden waren. Sie litten unter Erbrechen und neurologischen Störungen. Die Laboruntersuchungen der beschlagnahmten Lebensmittelproben offenbarten das erschreckende Ausmaß: Der Bleigehalt lag 2000-mal über dem zulässigen Höchstwert.
Bis Sonntag konnten 234 der betroffenen Kinder die Kliniken wieder verlassen. Die langfristigen gesundheitlichen Folgen bleiben jedoch unklar. Blei kann bei Kindern zu dauerhaften Entwicklungsstörungen, Lernschwierigkeiten und Verhaltensproblemen führen.
Behörden fälschten Bluttests und kassierten Schmiergelder
Die Vertuschungsmaschinerie lief auf Hochtouren. Das Gesundheitszentrum der Provinz Gansu sollte 267 Schüler und Angestellte untersuchen - doch die Verantwortlichen missachteten sämtliche Testprotokolle. Der Untersuchungsleiter verfälschte die Ergebnisse systematisch, um das wahre Ausmaß der Vergiftungen zu verschleiern.
Parallel dazu ließen sich Stadtbeamte von Kindergarten-Investoren bestechen. Sie ignorierten Sicherheitskontrollen in mehreren Vorschulen der Region. Das Tianshui-Volkskrankenhaus Nr. 2 geriet ebenfalls ins Visier der Ermittler: Die Klinikleitung habe bei der Behandlung der vergifteten Kinder "schwere Pflichtverletzungen" begangen, ihr Krisenmanagement sei "chaotisch" gewesen.
Massenverhaftungen und landesweite Kontrollen nach Giftskandal
Die Justiz greift hart durch: Neben den sechs bereits inhaftierten Personen - darunter die Kindergartenleiterin, mehrere Köche und ein Investor - ermitteln die Behörden gegen 27 weitere Verdächtige. Zehn Beamte müssen sich formellen Disziplinarverfahren stellen, 17 stehen unter Untersuchung.
Der Skandal löste eine Kettenreaktion aus: Mehrere Provinzen starteten Notfallinspektionen ihrer Kindergärten. In Guangdong ordneten die Marktaufsichtsbehörden von Yangjiang umfassende Kontrollen von Lebensmittelquellen und Küchenpraktiken an. Die Behörden in Huaibei (Anhui) überprüften Beschaffungsunterlagen und Hygienezertifikate. In Huangshi (Hubei) entdeckten Inspektoren bei gemeinsamen Kontrollen 54 Sicherheitsmängel in 20 Kindergärten.
China reagierte am Montag mit neuen nationalen Richtlinien für Schulverpflegung. Jede Lebensmittelcharge muss künftig getestet werden, Grundnahrungsmittel wie Reis und Speiseöl dürfen nur noch zentral beschafft werden.
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sfx/gom/stg/news.de