Faultierfieber verbreitet sich: Gefährliches Virus aus Südamerika ist jetzt in Europa angelangt
Das auch als "Faultierfieber" bekannte Oropouche-Virus ist nun auch in Europa angekommen. Bild: stock.adobe.com / oz
Erstellt von Felix Schneider
06.05.2025 08.26
- "Faultierfieber" nun auch in Europa angelangt
- Das Virus ist gefährlicher und verbreiteter als angenommen
- Forscher vermuten Klimawandel als Auslöser
Das Oropouche-Virus, auch als "Faultierfieber" bekannt, ist deutlich gefährlicher und weiter verbreitet als bisher angenommen. Wissenschaftler haben diese beunruhigende Erkenntnis kürzlich veröffentlicht. Der Erreger hat sich in den vergangenen 18 Monaten rasant in Südamerika ausgebreitet und wurde erstmals auch in Europa nachgewiesen. Was ihn besonders gefährlich macht: Es gibt derzeit keine Impfstoffe oder Medikamente gegen das Virus.
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Das macht das gefährliche "Faultierfieber" mit dem Körper
Die Symptome des Faultierfiebers treten typischerweise drei bis zehn Tage nach der Infektion auf. Betroffene leiden unter allgemeinen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hautausschlägen und Übelkeit, die zunächst harmlos erscheinen können. Neue Erkenntnisse zeigen jedoch, dass die Auswirkungen weitaus schwerwiegender sein können als bisher angenommen. Wissenschaftler warnen, dass das Virus zu Schwangerschaftsverlusten oder Geburtsfehlern führen kann. Diese Komplikationen stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, besonders für schwangere Frauen. Laut dem Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sind Todesfälle durch das Oropouche-Virus zwar selten, allerdings gibt es keine spezifische Behandlung für Infizierte. Ärzten bleibt nur, Betroffenen zu raten, sich ausreichend auszuruhen und viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Klima begünstigt die Verbreitung des Virus
Seit Ende 2023 wurden mehr als 20.000 Fälle des Oropouche-Virus in Lateinamerika gemeldet. Die Ausbreitung wird durch ein wärmeres Klima und häufigere Regenstürme begünstigt. Menschen, die in der Nähe des Amazonas-Regenwaldes leben, sind besonders gefährdet. Analysen zeigen, dass bis zu 10 Prozent der Bevölkerung in diesen Regionen bereits mit dem Virus infiziert waren – viele davon ohne es zu wissen. Professor Jan Felix Drexler, Leiter des Labors für Virusepidemiologie am Institut für Virologie der Charité, erklärt: "Wir gehen davon aus, dass der aktuelle Oropouche-Ausbruch durch Wetterphänomene wie El Niño angeheizt wurde." El Niño beschreibt ein Wetterphänomen, das zu überdurchschnittlich hohen Oberflächentemperaturen im zentralen Pazifischen Ozean führt. Laut Drexler gibt es keine Hinweise darauf, dass veränderte Eigenschaften des Virus für die hohe Fallzahl verantwortlich sein könnten.
Fast 20 Fälle sind europaweit bekannt
Das Faultierfieber wurde im vergangenen Jahr erstmals in Europa nachgewiesen. Insgesamt wurden 19 Fälle in drei Ländern bestätigt: Spanien meldete 12 Infektionen im Juni und Juli 2024, Italien verzeichnete fünf Fälle und Deutschland zwei. Bei 18 der 19 Betroffenen konnte eine Reisegeschichte nach Kuba festgestellt werden, während eine Person zuvor Brasilien besucht hatte. Experten betonen, dass keine der Infektionen innerhalb Europas übertragen wurde – alle Patienten hatten sich außerhalb des Kontinents angesteckt.
Das Oropouche-Virus wurde erstmals 1955 in Trinidad und Tobago entdeckt und erhielt seinen Namen nach dem nahegelegenen Oropouche-Fluss. In den letzten 25 Jahren hat der Erreger Ausbrüche in mehreren lateinamerikanischen Ländern verursacht, darunter Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Französisch-Guayana, Panama und Peru.
Epidemiologen gehen nicht von akuter Gefahr aus
Professor Drexler warnt eindringlich vor einer möglichen weiteren Ausbreitung des Virus: "Ich halte es für möglich, dass das Oropouche-Virus mit fortschreitendem Klimawandel noch weiter verbreitet sein wird." Diese Prognose unterstreicht die wachsende Bedrohung durch den Erreger. Dr. Philip Veal, Reisegesundheitsberater bei der UKHSA, betont: "Die Mücke, die das Oropouche-Virus überträgt, ist derzeit in Europa nicht heimisch. Sie kommt typischerweise in Amerika vor." Von einer akuten Epidemie-Gefahr ist zumindest in Europa daher nicht auszugehen. Dennoch empfiehlt er Reisenden, in den betroffenen Gebieten Insektenstiche zu vermeiden, Insektenschutzmittel zu verwenden und unter behandelten Moskitonetzen zu schlafen.
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