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Edda Schönherz: Lesen Sie auf Seite 4, wie es Edda Schönherz im Frauenzuchthaus Hoheneck erging

Edda Schönherz verbrachte drei Jahre im Gefängnis, weil sie die DDR verlassen wollte. Bild: news.de

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Nach dreieinhalb Tagen Fahrt gelangte Edda Schönherz nach Hoheneck. Wo sie war, erfuhr sie jedoch erst in der Zugangszelle: dem berüchtigten Frauenzuchthaus der DDR. Ihre Kinder hatte sie in Hohenschönhausen nicht zu Gesicht bekommen und auch in Hoheneck wurde ihr der Kontakt zu ihnen verwährt. Keine 18 Jahre alt und somit nicht volljährig seien beide viel zu jung, um eine Strafanstalt besuchen zu dürfen.

Mit dem Wechsel nach Hoheneck verschlechterten sich auch die Haftbedingungen. «Hoheneck war überfüllt. Es gab in der ersten Zeit keine Heizung und kein Warmwasser. Wir haben zum Teil auf dem Boden geschlafen und uns mit unseren Sachen zugedeckt. Es war wahnsinnig kalt», erinnert sich Schönherz.

«Irgendwann gab es mal Graupensuppe und bei mir schwamm ein Mausefell drin. War ja auch kein Wunder. Hoheneck ist eine alte Burg und die haben die Säcke auf dem Speicher gelagert. Dort gibt es natürlich auch Mäuse und Ratten. Die werden dann halt mit in den Topf geschmissen. In der Großküche fällt das ja nicht auf. Mir tat nur die Maus leid.»

Um die Zeit in Hoheneck zu überstehen, hatte sich Edda Schönherz einen Schutzwall aufgebaut. So wenig wie möglich an sich und die eigene Seele heran lassen, war ihre Devise. «Was im Nachhinein geblieben ist, ist eine ganz andere Sache. Das sind einfach Narben auf der Seele», blickt die heute 64-Jährige zurück.

Am 8. September 1977 wurde Edda Schönherz entlassen. Ihre Karriere beim Fernsehen der DDR war beendet. Nichts hielt sie mehr in ihrem Heimatland. Immer wieder stellte sie für sich und ihre beiden Kinder Anträge auf Ausreise in den Westen, auch beim Ministerrat der DDR und bei Erich Honecker persönlich. Immer wieder wurden diese abgelehnt mit der Begründung, man könne nicht riskieren, sie gleich morgen wieder auf den Fernsehbildschirmen des Westens zu sehen.

Erst zwei Jahre später durfte sie gehen. «Ich wurde gefragt, wann ich ausreisen möchte und ich hab gesagt: morgen. Der Beamte meinte gleich ‹Um Himmels Willen, wieso denn gleich morgen, sie haben doch Zeit›, aber bevor die sich das wieder anders überlegten...»

Am 12. Dezember 1979 verließen Edda Schönherz und ihre mittlerweile 14- und 15-jährigen Kinder die Deutsche Demokratische Republik. Die Rechnung der Stasi war nicht aufgegangen, denn nur wenige Monate später stand die mittlerweile 35-Jährige wieder vor der Kamera. 20 Jahre lang arbeitete sie unter anderem als Ansagerin und Moderatorin beim Bayrischen Fernsehen.

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