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Polizei-News Hannover, 19.12.25: Neue Gefahr für Kinder und Jugendliche - Violence-as-a-Service

Die Polizei informiert über ein aktuelles Kapitalverbrechen (Symbolbild). Bild: picture alliance / dpa / WTVnews / Michael Weber

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Violence-as-a-Service (VaaS)" - Gewalt als bestellbare Dienstleistung: Was in mehreren europäischen Ländern bereits Realität ist, beobachtet das LKA Niedersachsen derzeit aufmerksam. Aktuell liegen in Niedersachsen keine konkreten Fallzahlen vor. Dennoch zeigen internationale Erkenntnisse, dass insbesondere Kinder und Jugendliche gezielt von kriminellen Netzwerken angeworben werden - oft über soziale Medien, mit Versprechen von Geld, Anerkennung und Zugehörigkeit.

Das LKA Niedersachsen setzt deshalb frühzeitig auf Aufklärung statt Alarmismus. Ziel ist es, Eltern, Schulen und Fachkräfte zu sensibilisieren, Warnsignale früh zu erkennen und junge Menschen zu schützen, bevor sie in kriminelle Strukturen geraten.

Diese kriminellen Netzwerke bieten Gewalttaten als bezahlte Dienstleistung an - ähnlich wie bei einer Online-, Taxi- oder Lieferdienst-Bestellung. Die Auftraggeberinnen und Auftraggeber bleiben im Hintergrund, während die eigentliche Tat von eigens rekrutierten Dritten ausgeführt wird. Dazwischen fungiert ein kriminelles Netzwerk als Vermittler und rekrutiert die ausführenden Personen. Für die ausführende Rolle werden gezielt vor allem junge Menschen angeworben, die oft keine kriminelle Vergangenheit haben und daher für Ermittlungsbehörden schwerer zu identifizieren sind.

Auf diese Weise ereignete sich beispielsweise im Mai 2025 in Baden-Württemberg (Tamm) ein versuchter Mord, in dessen Zusammenhang im Oktober 2025 zwei Tatverdächtige im Alter von 26 und 27 Jahren in den Niederlanden festgenommen wurden. Eine weitere Tat ereignete sich bereits im März dieses Jahres in den Niederlanden (Oosterhout). Europol hat bezüglich dieses Kriminalitätsphänomens inzwischen eine Task Force eingerichtet. Seitdem konnten 63 Täter festgenommen und eine unmittelbare Gewalttat verhindert werden. Ebenso wurden 40 Vermittler, 84 Recruiter und sechs Anstifter festgenommen. Mehr zum Tätigkeitsbericht der Task Force, Link: https://www.europol.europa.eu/media-press/newsroom/news/operational-taskforce-grimm-193-arrests-in-6-months-tackling-violence-service-networks

"Wir dürfen nicht zulassen, dass kriminelle Netzwerke auch hier in Niedersachsen Kinder und Jugendliche als Werkzeuge für ihre Gewalt missbrauchen. Prävention beginnt mit Aufmerksamkeit und dem Mut, hinzusehen. Gesamtgesellschaftlich können wir verhindern, dass diese perfide Form der Kriminalität in Niedersachsen Fuß fasst. Im Zuge der internationalen Zusammenarbeit steht das LKA Niedersachsen hier insbesondere mit den Niederlanden im stetigen Austausch", sagt Kriminaloberrätin Julia Arndt, die im LKA Niedersachsen das Aufgabengebiet "Internationale Zusammenarbeit" auf strategischer Ebene verantwortet.

Um junge Menschen für ihre Taten zu gewinnen, nutzen Täterinnen und Täter gezielt die Lebenssituation und die psychologischen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen aus. Versprechen von schnellem Geld, Status und Zugehörigkeit machen das Angebot für viele verlockend. Die Anwerbung erfolgt häufig über soziale Medien, aber auch direkt im Umfeld von Schulen, Jugendzentren und Sportvereinen. Die jungen Menschen werden schrittweise in kriminelle Strukturen eingebunden - oft beginnt es mit scheinbar harmlosen Gefälligkeiten und eskaliert zu schweren Straftaten.

Das LKA Niedersachsen möchte daher Eltern, Lehrkräfte und alle, die mit jungen Menschen arbeiten, sensibilisieren. Typische Warnsignale der jungen Menschen können sein:

  • Deutlich intensivere Nutzung (auch verschlüsselter) Messenger-Apps; neue Meinungen/Werte, ausweichende Antworten oder Lügen

  • Neue Gegenstände (Kleidung, Technik) oder Geld ohne plausible Erklärung

  • Es wird weniger nach Geld gefragt, wirkt aber so, als wäre dennoch Geld verfügbar

  • Wechsel des Freundeskreises, ggf. zu älteren Jugendlichen/Erwachsenen, die Bezugspersonen nicht bekannt sind

  • Rückzug aus Alltag und Routinen (z. B. Schule schwänzen), weniger Interesse an bisherigen Freundschaften oder Hobbys

Wer solche Veränderungen bemerkt, sollte das Gespräch suchen und im Zweifel professionelle Hilfe (z. B. Polizei, Schule/Schulsozialarbeit, Jugendhilfe) in Anspruch nehmen.

Für weitere Informationen und Beratung finden Sie hier:https://www.lka.polizei-nds.de/startseite/praevention/kinder_und_jugend/violence-as-a-service-vaas-gewalt-auf-bestellung-118415.html

+++ Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einer Meldung des Landeskriminalamt Niedersachsen vom 19.12.2025 gegen 07:00 Uhr. Die Originalmeldung aus dem Blaulichtreport des Presseportals finden Sie hier. Um Sie schnellstmöglich zu informieren, werden diese Texte datengetrieben aktualisiert und stichprobenartig kontrolliert. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++

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