Gesundheit

Placebo-Effekt: Positive Nachrichten vom Arzt lassen Schmerzmittel besser wirken

Das Schmerzmittel Ibuprofen kann durch positive Nachrichten vom Arzt eine stärkere Wirkung entfalten, sagen die Forscher. Bild: stock.adobe.com / fizkes

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  • Neue Untersuchung beweist: Positive Nachrichten können Effekt von Ibuprofen verstärken
  • Die Studie zeigt, wie Ärzte für bessere Ergebnisse mit Patienten kommunizieren sollten
  • Expertin ist überzeugt, dass der Effekt sich auch bei anderen Medikamenten zeigen wird

Wie ein Arzt mit seinen Patienten über die Behandlung spricht, kann große Auswirkungen auf den Erfolg dieser haben. Das zeigt eine neue Studie des Universitätsklinikums Essen, die diesen Effekt für das entzündungshemmende Schmerzmittel Ibuprofen untersucht hat. Die Ergebnisse sind verblüffend.

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So wurde die Ibuprofen-Studie durchgeführt

Für die Studie erhielten gesunde Probanden eine gering dosierte immunaktivierende Substanz (LPS - Lipopolysaccharid), die immunvermittelte Symptome hervorruft. Diese ähneln einer akuten Entzündungsreaktion. Zu den Symptomen gehören depressive Verstimmung, gesteigertes Schmerzempfinden, Müdigkeit und unspezifische körperliche Beschwerden.

Zur Bekämpfung dieser Symptome wurden den Probanden jeweils entweder Ibuprofen oder Placebos gegeben. Dazu erhielten die Teilnehmer außerdem entweder positive oder neutrale Informationen über ihre Behandlung.

Untersuchungen hinterfragen die Kommunikation mit Patienten

Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den zwei Gruppen. Die Gruppe, die positive Nachrichten erhielt, bekam folgendes mitgeteilt: "Sie werden 600 Milligramm Ibuprofen vor der Endotoxin-Injektion erhalten. Das Medikament reduziert effektiv die Entzündungsreaktion und die Symptome wie Kopf- und Muskelschmerzen. Ibuprofen wurde in vorherigen experimentellen Studien mit einem sehr guten Effekt eingesetzt, um Krankheitssymptome zu lindern."

Dahingegen erhielt die neutrale Gruppe nur wenig aussagende Informationen wie etwa: "Unsere Studie ist doppelblind, und wir wissen nicht, ob Sie das Ibuprofen oder das Placebo bekommen." Entsprechend gering fiel auch der Effekt der Kommunikation auf die Heilung der Symptome aus, wie sich in den Ergebnissen zeigte.

Effekt auch bei Placebos weiterhin wirksam

So stellten die Forscher fest, dass Informationen, die Ärzte zu einem Medikament an den Patienten weitergeben, die Wirksamkeit verstärken können. Der Effekt tritt auch dann ein, wenn es sich um ein weit verbreitetes Präparat wie Ibuprofen handelt. Weiterhin bewiesen die Forscher, dass sich die Entzündungssymptome durch positive Informationen verbesserten, selbst wenn ein Placebo verabreicht wurde. Dieser Effekt war vor allem für das psychische Wohlbefinden während der Entzündungsreaktion zu beobachten.

"Das zeigt, dass wir dringend umdenken müssen bei medikamentösen Therapien", erklärt Prof. Ulrike Bingel, Neurologin und Leiterin der Schmerzmedizin an der Uniklinik Essen. Wie wirksam eine Behandlung sei, hänge nicht nur vom Wirkstoff, sondern auch von der Erwartungshaltung des Patienten hinsichtlich der Behandlung ab. "Und zwar nicht nur in der Schmerztherapie, wo diese Effekte schon länger bekannt sind. Hier liegt ein großes, bislang wenig genutztes Potenzial für die Optimierung und Personalisierung von medizinischen Behandlungen."

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/bua/news.de

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