Essstörungen bei Mädchen nehmen rasant zu: Zahl der Fälle verdoppelt sich
Jugendliche Mädchen leiden immer mehr an Essstörungen. (Symbolbild) Bild: picture alliance/dpa | Rachel Boßmeyer
Von news.de-Redakteur Lucas Meyer
14.08.2025 12.31
- Zahl der behandelten Kinder und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen hat sich seit 2019 verdoppelt.
- 2023 endeten 78 Fälle von Essstörungen tödlich, Behandlungen dauern im Schnitt 53 Tage.
- Besonders bei Mädchen zwischen 10 und 17 Jahren nehmen Essstörungen stark zu.
Wenn Kinder das Essen verweigern, häufig die Toilette aufsuchen oder sogar den Wasserhahn aufdrehen, kann das ein Warnsignal sein. Gerade in der Kindheit – und besonders bei Mädchen – gehören Veränderungen und emotionale Herausforderungen zum Alltag. Angst und psychischer Druck sind natürliche Reaktionen, um sich vor Gefahren zu schützen. Dennoch sollten Eltern aufmerksam sein, wenn ihr Kind antriebslos, niedergeschlagen oder nicht ansprechbar wirkt.
Psychische Belastungen seit der Pandemie gestiegen
Seit der Corona-Pandemie ist das Bewusstsein für psychische Erkrankungen deutlich gestiegen. Laut Arztreport 2021 der Barmer hat sich die Zahl der behandelten Kinder und Jugendlichen im Jahr 2019 auf 823.000 Fälle verdoppelt. Damals konnten die Ursachen nur vage als "Reaktion auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen" beschrieben werden.
Starker Anstieg bei Essstörungen
Inzwischen zeigt sich jedoch ein klarer Trend: Vor allem bei Mädchen zwischen 10 und 17 Jahren nehmen Essstörungen deutlich zu. Die Zahl der Patientinnen stieg von 3.000 im Jahr 2003 auf 6.000 im Jahr 2023. Rund 93 Prozent der Betroffenen sind weiblich. Am häufigsten diagnostiziert wurde Magersucht (Anorexia nervosa), mit einem Anteil von 76 Prozent.
Die Krankheit ist nicht nur gefährlich, sondern auch langwierig. 2023 endeten 78 Fälle tödlich. Laut Destatis liegt die durchschnittliche Behandlungsdauer bei 53,2 Tagen, deutlich länger als bei anderen psychischen Erkrankungen, die im Schnitt 7,2 Tage in Behandlung sind.
Gesellschaftlicher Wandel im Umgang mit psychischer Gesundheit
Laut der Barmer spiegelt die Zunahme der Therapien auch einen kulturellen Wandel wider. Psychische Erkrankungen werden heute häufiger erkannt und benannt, nicht zuletzt durch den Austausch in sozialen Medien. Das erhöhte Bewusstsein bricht nach und nach das Stigma und ermutigt Betroffene, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Eine Therapie sollte dabei ebenso selbstverständlich sein wie eine Reha nach einer Operation. Denn verschiedene Lebensumstände und globale Krisen können besonders bei Heranwachsenden psychische Belastungen auslösen, die sich unbehandelt zu ernsthaften Erkrankungen entwickeln. Eine frühe Behandlung erhöht die Chancen auf eine stabile Zukunft, trotz Krankheit.
Beratung zu psychischen Erkrankungen oder Problemen können Sie rund um die Uhr bei der Kassenärztlichen Vereinigung unter der Nummer 116117 erreichen.
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mel/news.de