Bundesländer fordern: Digitales Zahlen soll Pflicht werden - Schluss mit "Cash Only"
Die Bundesländer fordern eine Pflicht zum Anbieten digitaler Zahlungsoptionen. Bild: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt
Erstellt von Felix Schneider
21.10.2025 14.37
- Die Bundesländer fordern nun eine Pflicht zum Anbieten digitaler Bezahlmethoden in Geschäften
- Dafür sprechen unter anderem immense Summen, die durch Steuertricks mit Bargeld verloren gehen
- Händler befürchten, dass sich die Pflicht als Kostenfalle für Unternehmen entpuppt
Die Bundesregierung und die Bundesländer wollen "Cash only" aus deutschen Geschäften verbannen. Der Bundesrat forderte am Freitag eine verpflichtende digitale Bezahlmöglichkeit für alle Geschäfte des täglichen Lebens, wie unter anderem "t-online" berichtet. Verbraucher sollen künftig überall die Wahl zwischen Bargeld und mindestens einer elektronischen Zahlungsmethode haben.
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Bargeld verliert an Boden - aber jeder fünfte Laden nimmt nur Scheine
Die Liebe der Deutschen zum Bargeld schwindet langsam. Nach Angaben der Bundesbank zahlten 2023 noch 51 Prozent der Verbraucher mit Scheinen und Münzen - ein hauchdünner Vorsprung gegenüber digitalen Zahlungsmethoden. Zwei Jahre zuvor waren es noch 58 Prozent.
Trotz des Trends zur Karte gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen. Während der Handelsverband Deutschland betont, dass im Einzelhandel flächendeckend elektronische Zahlungen möglich seien, sieht die Realität anders aus. Nach Bundesbank-Daten können Kunden nur in 81 Prozent aller Geschäfte elektronisch bezahlen. Jeder fünfte Betrieb in Deutschland besteht weiterhin auf Barzahlung - laut der Deutschen Steuergewerkschaft ein "außergewöhnlich hoher Wert" im europäischen Vergleich. Vor allem in Skandinavien ist das digitale Bezahlen längst Standard.
Milliardenschaden durch Steuertricks mit Bargeld
Die Vorliebe für Bargeld hat einen hohen Preis für den Staat. Der Bundesrechnungshof beziffert die jährlichen Steuerausfälle durch Hinterziehung in bargeldintensiven Branchen auf rund 20 Milliarden Euro. Rechnet man nicht gezahlte Sozialversicherungsbeiträge und weitere Abgaben hinzu, summiert sich der volkswirtschaftliche Schaden sogar auf knapp 70 Milliarden Euro pro Jahr.
"Deutschland ist nach wie vor ein Paradies für Steuerhinterzieher und Geldwäscher", kritisiert Florian Köbler, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft. Elektronische Zahlungen hinterlassen eine nachvollziehbare Datenspur - der entscheidende Vorteil im Kampf gegen Steuerbetrug. Bei Betriebsprüfungen zeige sich regelmäßig, dass Umsätze zu niedrig angegeben werden, besonders in Gastronomie, Friseursalons und im Einzelhandel.
Handel fürchtet versteckte Gebührenfalle hinter der Digitalpflicht
Der Handelsverband Deutschland warnt vor einer Kostenfalle für Unternehmen. "Wer die Pflicht zur Akzeptanz mindestens einer digitalen Zahlungsweise im Einzelhandel einführt, muss aufpassen, dass daraus keine reine Gelddruckmaßnahme für die Zahlungssystemkonzerne wird", mahnt Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Ohne strenge Gebührendeckelung drohe Händlern eine schlechte Verhandlungsposition - und Verbrauchern höhere Preise.
Die Gebührenspanne ist enorm: Während Altverträge bis zu drei Prozent des Umsatzes kosten, verlangen moderne Anbieter wie SumUp etwa 1,4 Prozent bei Kreditkartenzahlungen. Große Ketten verhandeln deutlich günstigere Konditionen. Die Deutsche Steuergewerkschaft fordert eine Obergrenze von maximal 0,5 Prozent für alle Kartentransaktionen.
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