Politik

Johann Wadephul: Trotz schrägem Syrien-Deutschland-Vergleich - Empörung geht zu weit

CDU-Außenministerin Johann Wadephul steht wegen umstrittenen Syrien-Aussagen in der Kritik. Dabei haben sich viele seiner Kollegen kein eigenes Bild vor Ort gemacht. Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

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  • Viele Unionspolitiker regen sich zu Unrecht über Johann Wadephuls Syrien-Aussagen auf
  • Denn anders als der CDU-Außenminister haben sie das durch den Krieg zerstörte Land nicht selbst besucht
  • Wadephuls Vergleich mit dem Zustand Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg ist dennoch unglücklich

Nach seiner Syrien-Reise sorgt Außenminister Johann Wadephul weiterhin mit umstrittenen Aussagen für Wirbel. Angesichts der Zerstörung in dem vom Krieg gebeutelten Land äußerte er Zweifel an massenhaften Abschiebungen dorthin. Zunächst sagte der CDU-Politiker, die Menschen könnten dort "kaum richtig würdig leben", und handelte sich damit Kritik von Unionskollegen ein. Später verglich er bei einer Fraktionssitzung den Zustand Syriens mit dem Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945. Ist die Empörung über Wadephuls Äußerungen wirklich in dieser heftigen Form gerechtfertigt?

Empörung über Syrien-Aussagen von Johann Wadephul geht zu weit

Nein! Denn viele Unionspolitiker, die sich nun aufregen, haben sich - anders als Wadephul selbst -kein eigenes Bild vor Ort gemacht. Wie können sie also wirklich beurteilen, wie es in Syrien derzeit aussieht? Laut "Bild" hatte Wadephul vor anderen Fraktionsmitgliedern gesagt, in Syrien sehe es "schlimmer" aus als in "Deutschland 1945". Die "Rheinische Post" stellte den genauen Wortlaut seiner Rede klar. Demnach sprach Wadephul von Menschen "die unter Bedingungen leben", die "mindestens so schlimm wie 1945" seien. "Und es ist nicht trivial, zu ihnen zu sagen, ihr geht da wieder hin zurück", so der 62-Jährige weiter. Er betonte jedoch gleichzeitig erneut, dass er für Rückführungen sei - insbesondere wenn Menschen hierzulande Arbeit verweigerten oder es sich um Straftäter handle.

Trotzdem zog der CDU-Außenminister einen merkwürdigen Vergleich

Über Wadephuls Vergleich kann man streiten. Denn er zieht hier Parallelen zwischen zwei Kriegen, die 80 Jahre auseinanderliegen. So wurden im syrischen Bürgerkrieg zum Beispiel ganz andere Waffen eingesetzt als noch im Zweiten Weltkrieg. Auch die Möglichkeiten für den Wiederaufbau sowie die humanitäre Hilfe und medizinische Versorgung haben sich im Laufe der Jahrzehnte weltweit verändert. Außerdem war Wadephul 1945 noch nicht geboren und hat somit nicht selbst miterlebt, wie es nach dem Krieg in Deutschland wirklich aussah.

Johann Wadephul machte richtigerweise auf das Leid der Syrer aufmerksam

Wadephul betonte in seinen Syrien-Aussagen jedoch auch etwas Offensichtliches: Ein Krieg - egal welcher - bringt großes Leid und Zerstörung für die betroffene Bevölkerung. Dass er dies nicht im Interesse politischer Zweckmäßigkeit herunterspielt, ist ihm hoch anzurechnen. Wadephul hat gesagt, was viele nicht hören wollen – doch wer das Leid in Syrien gesehen hat, sollte nicht schweigen.

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