Bundesamt für Bevölkerungsschutz: Neuer Leitfaden zeigt, wie Deutschland sich für den Kriegsfall wappnen muss
Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, mahnt zur Vorbereitung auf den Krisenfall. Bild: picture alliance/dpa | Thomas Banneyer
Erstellt von Felix Schneider
20.10.2025 16.03
- Über die Hälfte der Deutschen ist nicht auf Krisenfälle vorbereitet
- Das soll sich mit dem neuen Leitfaden des BKK nun ändern
- Bürger sollen sich die neuen Regeln einprägen und für den Ernstfall vorsorgen
Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist auf Krisenfälle wie Stromausfälle, Brände oder andere Notlagen nicht vorbereitet. Diese alarmierende Zahl von 53 Prozent nennt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in seiner aktuellen Erhebung. Die Behörde reagiert mit einem neuen 36-seitigen Ratgeber, der konkrete Handlungsanweisungen für verschiedene Bedrohungsszenarien liefert.
Warum das wichtig ist: Der Leitfaden des BBK behandelt systematisch unterschiedliche Gefahrenlagen: von Explosionen über chemische Unfälle bis hin zu extremen Wetterereignissen - selbst Terroranschläge oder Kriege sind heute nicht mehr ganz auszuschließen. Andere europäische Staaten sensibilisieren ihre Bevölkerung bereits seit Jahren für diese Gefahren, während Deutschland sich bisher eher zurückhielt. In Anbetracht des aktuellen geopolitischen Klimas soll sich das nun ändern.
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So verhalten Sie sich bei Explosionen und Gasangriffen richtig
Bei Explosionsgefahr empfiehlt das BBK klare Verhaltensregeln für den Schutz in Gebäuden. Die wichtigste Maßnahme ist die sogenannte 2-Wand-Regel: Mindestens zwei Wände sollten zwischen dem eigenen Aufenthaltsort und dem Außenbereich liegen. Diese Barrieren schirmen Druckwellen und umherfliegende Trümmer wirksam ab.
Als sicherste Räume gelten fensterlose Keller, innenliegende Treppenhäuser, Badezimmer oder Flure. Wer keine solchen Räumlichkeiten zur Verfügung hat, sollte öffentliche Gebäude wie Schulen, Tiefgaragen, U-Bahn-Stationen oder Museen aufsuchen. Maximaler Abstand zu Fenstern, Türen und offenen Eingängen ist dabei entscheidend.
Treten Chemikalien oder Gase aus, gilt eine andere Strategie: Da die meisten Gase schwerer als Luft sind und sich am Boden sammeln, rät das BBK zur Flucht in obere Stockwerke. Fenster und Türen sollten umgehend abgedichtet werden.
Welche Vorräte sollte jeder Haushalt bereits jetzt bunkern?
Die Bevorratung bildet einen zentralen Baustein der Krisenvorsorge. Das BBK empfiehlt allen Haushalten, sich für mindestens zehn Tage selbst versorgen zu können. Das bedeutet: Pro Person und Tag sollten zwei Liter Trinkwasser eingeplant werden - für einen Drei-Personen-Haushalt bedeutet das 60 Liter Wasservorrat. Bei Lebensmitteln soll auf eine lange Haltbarkeit ohne Kühlung sowie die nötige Energie zur Zubereitung geachtet werden. Denn: In einer Krisensituation kommt es möglicherweise auch zu Stromausfällen - ohne die funktionieren Herde und Öfen nicht.
Wer nicht allzu viel Platz daheim hat, sollte dennoch etwas Nahrung lagern - auch wenn die Verpflegung nur vier Tage reicht, ist es besser als gar keine zur Hand zu haben. Zur Grundausstattung gehören neben Nahrung und Wasser auch persönliche Medikamente, Erste-Hilfe-Material, ein batteriebetriebenes Radio, aufgeladene Powerbanks sowie Taschenlampen mit Ersatzbatterien. Für den Notfallrucksack empfiehlt das BBK warme, regenfeste Kleidung, wichtige Dokumente in wasserdichten Behältern, Bargeld und eine ausgedruckte Liste wichtiger Telefonnummern.
Fake News im Krisenfall: Vorsicht vor Falschmeldungen
In Notsituationen verbreiten sich Falschinformationen besonders schnell. Das BBK warnt eindringlich vor gezielt gestreuten Desinformationen, die Menschen verunsichern und das Vertrauen in staatliche Maßnahmen untergraben sollen. Solche Fake News zielen darauf ab, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schwächen und sind längst Teil zeitgenössischer, hybrider Kriegsführung.
Die Behörde rät zu kritischer Prüfung: Berichten etablierte Medien über dieselben Ereignisse? Sind nachvollziehbare Quellen angegeben? Vor dem Teilen von Nachrichten sollten Bürger die Seriosität des Absenders hinterfragen und Informationen mit vertrauenswürdigen Quellen abgleichen. Korrekte Informationen und Handlungsempfehlungen können im Krisenfall überlebenswichtig sein - Falschmeldungen können hingegen Leben gefährden.
Kinder brauchen besondere Hilfe: So bewältigen Familien die Angst vor dem Ernstfall
Psychische Belastungen treffen in Krisensituationen besonders Kinder. Das BBK gibt konkrete Hilfestellungen für Eltern: Gespräche über die Situation und klare Botschaften wie "Wir sind für dich da" oder "Wir passen auf dich auf" vermitteln Sicherheit. Kleinere Kinder drücken ihre Gefühle oft durch Malen oder Spielen aus, während ältere Kinder vom Schreiben profitieren können.
Die Broschüre betont, dass Hilflosigkeit in Extremsituationen normale Reaktionen sind. Gute Vorbereitung reduziert jedoch Ängste und Sorgen erheblich. Der 36-seitige Ratgeber "Vorsorgen für Krisen und Katastrophen" steht auf der Internetseite des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kostenlos zum Download bereit. Alternativ kann eine gedruckte Version bestellt werden.
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