USA verliert Millionen Einwanderer: Abwärtstrend markiert historische Wende für Donald Trump
Seit Donald Trumps zweiter Amtszeit sind die Einwandererzahlen zurückgegangen. Bild: picture alliance/dpa/ZUMA Wire | Brandon Bell
Erstellt von Sabrina Böhme
22.08.2025 09.43
- Einwandererzahlen in den USA gesunken
- Untersuchung sieht Zusammenhang zwischen gesunkenen Zahlen und Trumps Einwanderungsmaßnahmen
- Experten betonen: Rückgang könnte sich noch ändern
Die Vereinigten Staaten erleben unter Präsident Donald Trump eine historische Wende in der Einwanderungspolitik. Zum ersten Mal seit den 1960er Jahren schrumpft die Zahl der im Land lebenden Migranten. Laut aktuellen Daten des Pew Research Centers fiel die Einwandererbevölkerung von einem Rekordwert von 53,3 Millionen Menschen im Januar 2025 auf 51,9 Millionen im Juni.
Lesen Sie noch mehr Trump-News:
- "Es kommt noch viel mehr!" FBI-Vize könnte Epstein-Akten offenlegen
- Wichtigste Wählergruppe wendet sich ab - "The Don" erlebt weiteren Umfrage-Absturz
Amerika schrumpft unter Donald Trump: Einwandererzahlen gehen zurück
Dieser Rückgang markiert das Ende einer über fünf Jahrzehnte andauernden Wachstumsphase. Noch zu Jahresbeginn stellten Einwanderer 15,8 Prozent der US-Bevölkerung, bis Juni sank ihr Anteil auf 15,4 Prozent. Die Trendwende wird durch mehrere Faktoren verursacht: Abwanderungen und Abschiebungen übersteigen mittlerweile die Neuankünfte. Das Forschungsinstitut weist darauf hin, dass neben verschärften Durchsetzungsmaßnahmen und rückläufigen Asylanträgen auch veränderte Migrationsmuster zu diesem beispiellosen Rückgang beitragen. Die Untersuchung beruht auf Daten des US-Volkszählungsamtes (Bureau of the Census). Damit analysierte das Center die Einwanderungsentwicklung.
14 Millionen Einwanderer ohne Papiere in den USA - Rekordzahl mit überraschendem Schutzstatus
Die Zahl der Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere erreichte 2023 einen historischen Höchststand. Das Pew Research Center ermittelte 14 Millionen undokumentierte Einwanderer - ein Anstieg um 3,5 Millionen binnen zwei Jahren. Diese Entwicklung stellt die bisherigen Schätzungen deutlich in den Schatten.
Mehr als 40 Prozent dieser Personen verfügten über befristete Rechtsstatus, die sie vor sofortiger Ausweisung schützten. "Sie hatten hauptsächlich temporäre Status, aber sie hatten legale Status, die bedeuteten, dass sie im Land bleiben konnten und viele von ihnen hatten die Erlaubnis, legal zu arbeiten", erklärte Jeff Passel, leitender Demograf beim Pew Research Center, gegenüber "Newsweek". Diese Schutzregelungen ermöglichten vielen Betroffenen nicht nur den Verbleib in den USA, sondern auch eine legale Arbeitsaufnahme - ein Umstand, der die Komplexität der Einwanderungssituation verdeutlicht.
Zeigt Donald Trumps Asyl-Stopp Wirkung?
Die Trump-Administration setzte ihre Wahlversprechen mit beispielloser Geschwindigkeit um. In den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit erließ der Präsident 181 Verfügungen zur Einwanderungspolitik. Das Maßnahmenpaket zielte darauf ab, das Asylsystem faktisch außer Kraft zu setzen, Migration abzuschrecken und sowohl Festnahmen als auch Ausweisungen zu intensivieren.
Bereits im Juni 2024 hatte der damalige Präsident Biden neue Beschränkungen eingeführt, die zu einem deutlichen Rückgang der Grenzübertritte führten. Nach Trumps Amtsantritt im Januar 2025 verschärfte sich die Situation weiter.
Das Pew Research Center sieht klare Zusammenhänge zwischen den politischen Maßnahmen und dem Bevölkerungsrückgang. "Wir können es nicht direkt mit den Abschiebungen und den politischen Änderungen verknüpfen, aber es gibt zweifellos eine gewisse Beziehung", bestätigte Passel. Die vollständigen Auswirkungen der neuen Politik bleiben abzuwarten.
Mitarbeiterrückgang befürchtet: Mehrere Branchen bangen
Die Rekordzahl undokumentierter Einwanderer prägt den amerikanischen Arbeitsmarkt massiv. Im Jahr 2023 arbeiteten 9,7 Millionen Menschen ohne gültige Papiere in den USA - ein Anstieg von 7,8 Millionen seit 2021. Diese Arbeitskräfte stellten 5,6 Prozent aller Beschäftigten im Land. Besonders abhängig von dieser Arbeiterschaft sind Baugewerbe, Landwirtschaft sowie Freizeit- und Gastgewerbesektor. Diese Branchen äußerten bereits Bedenken bezüglich Trumps Amerika-First-Politik und der einwanderungsfeindlichen Rhetorik während des Wahlkampfs 2024.
Der Anteil von Migranten an der Gesamtbelegschaft sank bereits spürbar: Von 20 Prozent zu Jahresbeginn auf 19 Prozent im Juni - ein Verlust von über 750.000 Arbeitskräften. Obwohl Trump Lösungen für Landwirtschaft und Gastgewerbe in Aussicht stellte, erfolgten bisher keine offiziellen Ankündigungen. Die Razzien der Einwanderungsbehörde ICE gehen unterdessen unvermindert weiter.
Millionen Einwanderer ohne Papiere: Kalifornien bleibt Spitzenreiter
Die geografische Verteilung der undokumentierten Einwanderer zeigt bemerkenswerte Kontinuität. "Die sechs wichtigsten Bundesstaaten, in denen die nicht autorisierten Einwanderer leben, sind im Grunde die gleichen sechs Staaten, die mindestens seit 1980 und vielleicht sogar noch länger führend sind", so Passel.
Kalifornien belegt mit 2,3 Millionen Menschen ohne Papiere weiterhin die Spitzenposition. Texas und Florida verzeichneten in den vergangenen Jahren starke Zuwächse und beherbergen nun etwa 2,1 Millionen beziehungsweise 1,6 Millionen undokumentierte Migranten.
Die Konzentration nimmt jedoch ab: Zwischen 2021 und 2023 wuchs die Bevölkerungsgruppe in 32 Bundesstaaten. Florida verzeichnete mit 700.000 den größten Zuwachs, gefolgt von Texas mit 450.000 und Kalifornien mit 425.000 Personen. Acht weitere Staaten - darunter New Jersey, Illinois und Georgia - registrierten Anstiege von über 75.000 Menschen.
Die Ministerin für Innere Sicherheit, Kristi Noem, bezeichnete die Ergebnisse in einer Erklärung vom 14. August als "bedeutend". Das bedeute für sie unter anderem mehr Sicherheit auf den Straßen oder mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für Amerikaner. Doch offizielle Zahlen, die ihre Aussage untermauern, brachte sie nicht an.
Trotz historischem Rückgang für Trump: Forscher mahnen zur Vorsicht
Die vorläufigen Daten für 2025 könnten sich noch ändern, warnt das Pew Research Center. Ob der Abwärtstrend bei den Einwandererzahlen langfristig anhält, bleibt offen. Die Forscher betonen, dass technische Probleme wie sinkende Rücklaufquoten bei Umfragen in Einwandererhaushalten die Zahlen beeinflussen könnten.
Passel erkennt bekannte Muster in der aktuellen Debatte: "Es gab schon immer eine Art Thema über Einwanderung und es ist ziemlich konsistent, wenn man durch die Geschichte und durch die Presse und durch Kommentare schaut: dass die Einwanderer, die vorher kamen, die guten Einwanderer waren, und die Einwanderer, die heute kommen, anders sind und wir sie nicht absorbieren können werden." Diese Rhetorik höre man heute genauso wie vor 100 oder 125 Jahren, so Passel weiter.
Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
bos/news.de/stg