Doch keine Weihnachtsmarkt-Absage?: So will Magdeburg den weihnachtlichen Budenzauber vor dem Aus bewahren
Der Weihnachtsmarkt in Magdeburg wurde im Dezember 2024 von einem Terror-Anschlag überschattet - nun steht der weihnachtliche Budenzauber gänzlich vor dem Aus. Bild: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert
Erstellt von Claudia Löwe
12.11.2025 17.50
- Weihnachtsmarkt in Magdeburg steht auf der Kippe
- Keine Genehmigung für Magdeburger Weihnachtsmarkt nach Terror-Attentat
- Sicherheitskonzept nicht ausreichend - Oberbürgermeisterin will Vorkehrungen ausweiten
In ganz Deutschland werden derzeit Weihnachtsmärkte vorbereitet - in Magdeburg droht der diesjährige Budenzauber in der Vorweihnachtszeit jedoch auszufallen. Ausgerechnet am Tag, an dem der Prozess gegen den Attentäter vom Magdeburger Weihnachtsmarkt beginnt, platzte die Bombe: Das Landesverwaltungsamt untersagt der Stadt die Durchführung des diesjährigen Weihnachtsmarkts. Die Behörde bemängelt gravierende Sicherheitslücken im vorgelegten Konzept. Der für den 20. November geplante Marktstart stehe deshalb auf der Kippe. Die Stadt darf aufgrund der behördlichen Weisung vorerst keine Genehmigung erteilen.
Sicherheitskonzept mangelhaft? Weihnachtsmarkt-Absage in Magdeburg droht
Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris musste den Stadtrat am Abed des 10. November in einer Sondersitzung über die Hiobsbotschaft informieren. Nur wenige Stunden zuvor hatte in Magdeburg der Prozess gegen den 51-jährigen Attentäter begonnen, der im vergangenen Dezember sechs Menschen tötete und über 300 verletzte.
Massive Sicherheitslücken bedrohen Durchführung von Magdeburger Weihnachtsmarkt
Das siebenseitige Schreiben des Landesverwaltungsamtes listet zahlreiche Mängel auf. Die Behörde fordert Einlasskontrollen und zertifizierte Sperren, die einem Aufprall von 7,5 Tonnen standhalten. Der Zufahrtsschutz sei unzureichend, auch beim Jugendschutz gebe es Defizite. Besonders brisant: Die Weihnachtsmarkt GmbH als Veranstalterin verkenne laut Amt vollkommen ihre Pflichten bei der Durchführung. Die Veranstalter sehen hingegen Polizei und Behörden in der Verantwortung für Terror- und Amokprävention. Pikant ist, dass beim Stadtfest 2025 genau diese Schutzmaßnahmen nicht beanstandet wurden. Die Stadt hält die Kritik daher für unbegründet.
Magdeburgs Oberbürgermeisterin kritisiert "Kapitulation vor dem Terror"
Die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris zeigt sich kämpferisch. "Konkrete Terrorabwehr ist eine staatliche Aufgabe", betont sie und kritisiert die Entscheidung des Landesverwaltungsamtes scharf. Die Stadt vertrete eine andere Rechtsauffassung, müsse sich aber der Weisung beugen. Die Weihnachtsmarktgesellschaft weigert sich, zentrale Forderungen umzusetzen. Eine Umzäunung des Geländes oder die pauschale Übernahme der Verantwortung für mögliche Anschläge lehnen die Veranstalter ab. "Das wäre eine Kapitulation der Stadtgesellschaft vor dem Anschlag vom 20. Dezember 2024", warnt Borris. Sie befürchtet einen Dominoeffekt: Andere Städte könnten nachziehen, Lichterwelten und Weihnachtsmärkte würden dann der Vergangenheit angehören.
So will die Magdeburger Oberbürgermeisterin den Weihnachtsmarkt retten
Die Stadt Magdeburg will bei den Sicherheitsmaßnahmen für den diesjährigen Weihnachtsmarkt so nachschärfen, dass er stattfinden kann. Gemeinsam mit dem Landesverwaltungsamt habe man eine "Vielzahl von risikominimierenden und sicherheitserhöhenden Maßnahmen" abgestimmt, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos). "Und in Umsetzung dieser Maßnahmen wird die Marktfestsetzung erteilt werden können." Dabei handelt es sich um die Genehmigung. Es seien quasi Hausaufgaben abgesprochen worden mit der Beratung der Polizei und mit dem Landesverwaltungsamt.
Kann der Weihnachtsmarkt in Magdeburg doch noch stattfinden?
Trotz der verhärteten Fronten will Oberbürgermeisterin Borris die Hoffnung nicht aufgeben. Durch eine Bündelung aller Kräfte könnte der Magdeburger Weihnachtsmarkt doch noch gerettet werden. Die Oberbürgermeisterin setzt auf Gespräche mit dem Land, um eine Lösung zu finden.
Der Zeitpunkt der drohenden Weihnachtsmarkt-Absage könnte kaum symbolträchtiger sein. Am 20. Dezember 2024 hatte Taleb al-Abdulmohsen mit einem 340 PS starken Mietwagen sechs Menschen auf dem Weihnachtsmarkt getötet, darunter ein Kind. Mehr als 300 Menschen erlitten teils schwere Verletzungen. Gegen den 51-jährigen Psychiater aus Saudi-Arabien läuft seit dem 10. November 2025 der Prozess. Die Anklage lautet auf sechsfachen Mord und 338-fachen Mordversuch.
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