Tödliche Superkeime breiten sich aus: Bis 2050 drohen zehn Millionen Tote jährlich
Die WHO warnt vor der Ausbreitung resistenter Keime. Bild: AdobeStock / Artur
Erstellt von Anika Bube
08.11.2025 10.31
- WHO warnt: Resistente Keime könnten bis 2050 jährlich zehn Millionen Tote fordern.
- In Deutschland starben bereits 45.700 Menschen im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen.
- Forscher fordern radikale Tests nach niederländischem Vorbild – bevor es zu spät ist.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer stillen, aber tödlichen Pandemie: antibiotikaresistente Keime. Schon in wenigen Jahrzehnten könnten sie jährlich bis zu zehn Millionen Menschen töten – mehr als heute an Krebs sterben. Bereits 2019 starben in Deutschland rund 45.700 Menschen im Zusammenhang mit Erregern, gegen die kein Antibiotikum mehr half. Ein alarmierendes Signal.
Millionen Tote durch antibiotikaresistente Killerkeime
Die WHO-Daten sind erschütternd: 7,7 Millionen Tote gingen 2021 weltweit auf bakterielle Infektionen zurück. Mehr als eine Million Fälle entstanden, weil Antibiotika schlicht nicht mehr wirkten. "Antibiotikaresistenz ist weit verbreitet und bedroht die Zukunft der modernen Medizin", warnt Yvan Hutin, Leiter der zuständigen WHO-Abteilung.
Auch für Deutschland zeichnen Forscher ein düsteres Bild. 9.600 Tote waren 2019 direkt auf resistente Keime zurückzuführen – bei vielen weiteren spielte Resistenz zumindest eine Rolle.
Doch Experten der Deutschen Stiftung Patientenschutz glauben: Die wahre Zahl ist deutlich höher. "Viele Fälle würden gar nicht erfasst, da systematische Tests fehlen", so Stiftungsvorstand Eugen Brysch.
Eine großangelegte Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine zeigt: In Europa werden Infektionen mit resistenten Erregern dramatisch zunehmen – vor allem bei Menschen über 74 Jahren. "Alter und Geschlecht haben großen Einfluss darauf, wer am stärksten betroffen ist", erklärt Studienautorin Gwenan Knight. Männer seien demnach besonders gefährdet.
In Südostasien und Teilen Afrikas wirken selbst Standardantibiotika kaum noch. Bei über 40 Prozent der E. coli-Bakterien und 55 Prozent der K. pneumoniae-Erreger schlagen gängige Medikamente nicht mehr an. In manchen Ländern liegt die Rate sogar bei über 70 Prozent. Das Problem: Schwache Gesundheitssysteme, unkontrollierte Medikamentenvergabe und mangelnde Hygiene befeuern den tödlichen Trend.
Gefahr für moderne Medizin: Operationen bald lebensgefährlich?
Ohne funktionierende Antibiotika steht die moderne Medizin vor dem Kollaps. "Viele Eingriffe wie Organtransplantationen oder große Operationen sind nur möglich, weil Antibiotika die Patienten schützen", erklärt Tim Eckmanns vom Robert Koch-Institut.Wenn diese Medikamente versagen, wird selbst ein Routineeingriff lebensgefährlich.
Die globale Vernetzung verschärft die Lage zusätzlich. "Resistenz-Entwicklungen in anderen Regionen der Welt werden auch direkt Auswirkungen auf die Situation in Europa haben", warnt Annemarie Käsbohrer vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Das Problem betrifft nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und Umwelt – eine echte One-Health-Krise.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert ein Umdenken: "Alle Patienten sollen vor der Krankenhausaufnahme systematisch auf multiresistente Erreger untersucht werden", verlangt Eugen Brysch. Bis ein negativer Befund vorliegt, müsse grundsätzlich von einer Infektion ausgegangen und Betroffene sofort isoliert werden.
Die Bundesregierung setzt zwar auf Prävention, Forschung und internationale Kooperation, doch die Londoner Forscher sind skeptisch: Schon eine Stabilisierung auf heutigem Niveau wäre ein Erfolg. Das ursprüngliche Ziel – zehn Prozent weniger Todesfälle bis 2030 – gilt als nicht mehr erreichbar.
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