Gesundheit

Gesteigerter Hunger zum Jahresende: Warum wir im Herbst mehr Appetit verspüren als sonst

Lust auf Suppe? Das kann mit Kindheitserinnerungen zusammenhängen, erklärt ein Psychotherapeut. Bild: AdobeStock/somegirl

  • Artikel teilen:
  • Im Herbst und im Winter steigt der Appetit häufig an
  • Das hat unter anderem mit hormonellen Umstellungen zu tun
  • Der Heißhunger lässt sich aber auch mit psychischen Ursachen erklären

Warum haben wir während der kalten Jahreszeit so viel mehr Appetit - und dann auch noch auf Suppen? Weil es kalt ist und wir gern warm essen, könnte nun eine Antwort auf diese Frage lauten. Doch die Wahrheit ist ein wenig komplizierter. Denn: Der Heißhunger hat sowohl körperliche als auch psychische Ursachen.

Mehr spannende Fakten rund um den menschlichen Körper können Sie am Ende dieses Beitrags finden.

Warum der Hunger im Herbst deutlich steigt

Während der kalten Jahreszeit zeigt auch die Sonne etwas seltener ihr Gesicht - was dazu führt, dass der Körper auf diese veränderten Lichtverhältnisse mit einem ausgeklügelten Hormoncocktail reagiert. Sobald die Dunkelheit früher einsetzt, produziert der Organismus vermehrt das Schlafhormon Melatonin, während gleichzeitig die Serotoninproduktion zurückgeht. Diese hormonelle Umstellung hat weitreichende Folgen für unser Essverhalten.

Verlangen nach fettigem und süßem Essen

Oftmals holen wir uns den nötigen Ausgleich dann über zuckerhaltige oder besonders kohlenhydrat- und fettreiche Gerichte - diese sorgen für eine Art "Glücks-Boost". Tanja Maxeiner, ganzheitliche Gesundheitsberaterin aus München, erklärt gegenüber der "Süddeutschen Zeitung": "Unser Blutzuckerspiegel steigt dadurch rasant an – das führt zu einem Hoch, einem Glücksgefühl. Der Insulinspiegel sinkt aber spätestens nach drei Stunden wieder rapide. Das kann dann erneut großen Appetit auslösen. Abermaliger Heißhunger wird also durch die vorherige Mahlzeit produziert."

"Backenhörnchen-Instinkt" sorgt für Fettpolster im Winter

Forscher der University of Massachusetts wiederum sehen die Begründung für das herbstliche Heißhunger-Phänomen in einem evolutionär geprägten Instinkt, den sie den "Backenhörnchen-Instinkt" nennen. So ermittelten sie, dass man in den letzten zwölf Wochen des Jahres jeden Tag bis zu 220 Kilokalorien mehr zu sich nimmt.

"Unser Körper hat abgespeichert, dass man in Zeiten, in denen es ein großes Angebot gibt, auch essen muss, um für Notzeiten gerüstet zu sein", erläutert Anja Schwengel-Exner, Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern gegenüber der "Augsburger Allgemeinen". Die herbstliche Erntezeit signalisiert dem Organismus seit Jahrtausenden: Jetzt heißt es zulangen, bevor der karge Winter kommt.

Psychotherapeut erklärt: Essen kann Erinnerungen wecken

Neben den körperlichen Ursachen spielt aber auch unsere Psyche eine Rolle - insbesondere bei unserem Heißhunger auf Suppe und ähnliche Gerichte. Psychotherapeut Stelios Kiosses verrät gegenüber der britischen Zeitung "The Mirror", dass dieses Bedürfnis nicht zufällig auftritt, sondern auch mit unseren Erinnerungen und unserer Stimmung zu tun hat. "Sie sehnen sich nicht nur nach der Suppe selbst, sondern auch nach einem Gefühl. Essen weckt Erinnerungen, Emotionen und den Wunsch, zu etwas Freudigem und Vertrautem zurückzukehren", erklärt der Experte.

Demnach sind besonders Winter- und Herbstgerichte mit Erinnerungen an bessere Zeiten gefüllt, die uns direkt in diese zurückversetzen können. Insbesondere der Geruchs- und Geschmackssinn sind eng mit dem limbischen System verknüpft - also dem Teil des Gehirns, der für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist. Nehmen wir bestimmte Lebensmittel zu uns, aktiviert das ein ganzes emotionales Netzwerk. Er rät: "Ob Brokkoli und Stilton, Tomatencremesuppe oder Schinken und Lauch - egal, worauf Sie Lust haben, denken Sie nicht zu viel darüber nach. Nehmen Sie einfach die Geschichte wahr, die das Gericht erzählt, und genießen Sie es."

Mehr spannende Fakten zum menschlichen Körper können Sie hier nachlesen:

/loc/news.de/stg

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.