Spritpreis-Explosion: Geplante Preisregel macht Kraftstoffpreise sogar noch teurer
Die Fahrt zur Zapfsäule könnte aufgrund der vorgeschlagenen Regelung demnächst noch teurer werden. Bild: picture alliance/dpa | Daniel Reinhardt
Erstellt von Felix Schneider
16.10.2025 12.41
- Baden-Württemberg will, dass Spritpreise nur einmal pro Tag erhöht werden können
- Spritpreisexperte warnt: Geplante Regulierung könnte zu Teuerungen führen
- Warum der Plan für Verbraucher nach hinten losgehen könnte, lesen Sie hier
Der ADAC warnt vor der neuen von Baden-Württemberg angeregte Regulierung der Spritpreise. Diese sollen nur noch einmal am Tag erhöht, aber beliebig oft gesenkt werden dürfen. Der Kraftstoffmarktexperte des ADAC, Christian Laberer, rät deutlich davon ab. Denn: Die Regelung könnte gehörig nach hinten losgehen - und Sprit deutlich teurer machen.
Darum ist das wichtig: Laut dem Bundeskartellamt gibt es immer mehr Preisänderungen pro Tag und Tankstelle. Das führt derzeit dazu, dass es Verbrauchern immer seltener möglich ist, günstige Preise zu erwischen. Zu Jahresbeginn zählte das Bundeskartellamt im Schnitt 18 Preisänderungen pro Tankstelle gezählt. Bei einigen kam es allerdings auch zu 40 bis 50 Änderungen am Tag. Selbst mit den vielen Änderungen ist es jedoch möglich, generell günstigere Tankstellen zu finden - man muss nur wissen, wo.
Experte erklärt: Darum wird Sprit durch die Regelung teurer
Einmal alle 24 Stunden sollen Tankstellen ihre Spritpreise erhöhen dürfen. Senkungen hingegen sollen weiterhin unbeschränkt möglich bleiben. Die Idee orientiert sich am österreichischen Modell und soll zu starke Teuerungen verhindern. Nur: Allzu sinnvoll ist das ganze laut ADAC-Experte Laberer nicht - ganz im Gegenteil, die Maßnahme könnte sich sogar kontraproduktiv auswirken.
"Wenn die Konzerne nur einmal am Tag die Preise anheben dürfen, besteht die Gefahr, dass die Erhöhung von vorneherein stärker ausfällt als in einem flexiblen Modell wie bei uns", so Laberer. Der Gedanke dahinter ist verständlich: Denn wer später nicht mehr erhöhen kann, geht im Zweifelsfall lieber weiter nach oben.
"Das kann durchaus dazu führen, dass die Tagesdurchschnittspreise durch eine solche Regulierung steigen. Das wäre aus Verbrauchersicht kontraproduktiv", erklärt der Experte und fügt hinzu: "Ziemlich sicher kann der informierte Autofahrer mit dem deutschen System günstiger tanken - wenn er sich an die seit Jahren geltende Faustregel hält: Tanke abends, meide den teuren Morgen."
Günstiger Sprit nur zur ungünstigen Zeit
Dem Experten zufolge ist das österreichische Modell auch, was die Zeit angeht, eher ungünstig. Dort darf nur um 12.00 Uhr mittags erhöht werden. Der günstigste Tankzeitpunkt ist daher in der Regel kurz vor der Erhöhung - für die meisten Arbeitnehmer eher unpraktisch. Dennoch sind die Spritpreise in Österreich in der Regel niedriger als in Deutschland. Mit der Beschränkung auf eine Erhöhung pro Tag hat das allerdings nichts zu tun, erklärt Laberer: "Das liegt an den dort niedrigeren Steuern auf Kraftstoffe."
Der baden-württembergische Vorschlag soll am Freitag im Bundesrat eingebracht werden. Hintergrund ist Kritik, dass die Spritpreise in Deutschland sich sehr häufig ändern. Im Schnitt sind es nach Daten des Bundeskartellamts um die 20 Anpassungen pro Tag und Tankstelle. Typischerweise folgt auf eine hohe Spitze im morgendlichen Berufsverkehr eine wellenförmige Abwärtsbewegung bis zum Tief am Abend.
CO₂-Preis treibt Spritkosten ab 2026 weiter nach oben
Neben der diskutierten Preisregulierung steht Autofahrern eine weitere finanzielle Belastung bevor. Im Januar 2026 tritt eine neue Phase der CO₂-Bepreisung in Kraft, die Kraftstoffpreise deutlich verteuern wird. Das bisherige Festpreissystem wird durch ein Versteigerungsverfahren für Emissionszertifikate ersetzt. Die Preisspanne liegt zwischen 55 und 65 Euro pro Tonne CO₂. Für Verbraucher bedeutet dies konkret: Benzin und Diesel könnten um 17 bis 20 Cent pro Liter teurer werden.
Auch die allgemeine Marktlage verschärft die Situation. Mineralölkonzerne und Tankstellenbetreiber nutzen solche Umstellungen erfahrungsgemäß für zusätzliche Preisaufschläge. Besonders die ersten Monate eines Jahres zeigen traditionell höhere Spritpreise.
Clever tanken kann bares Geld sparen
Trotz steigender Preise können Verbraucher ihre Tankkosten reduzieren. So ist es ratsam, Kraftstoffpreise konsequent zu vergleichen und nicht aus Gewohnheit immer dieselbe Tankstelle anzufahren. Der Tankzeitpunkt macht einen erheblichen Unterschied. Zwischen 18 und 22 Uhr erreichen die Spritpreise laut ADAC ihren Tagestiefstand. Wer dagegen morgens zur Zapfsäule fährt, zahlt deutlich drauf. Die Preisdifferenz kann mehrere Cent pro Liter betragen.
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