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Millionen-Deal: Überraschende Fusion: RTL will Sky Deutschland kaufen

Die Bertelsmann-Tochter RTL will mit Sky Deutschland fusionieren, um amerikanischen Streaming-Diensten den Kampf anzusagen. Bild: picture alliance/dpa | Markus Scholz

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  • RTL will Sky Deutschland mit Millionen-Deal übernehmen
  • Geschäft muss zunächst geprüft werden, dürfte 2026 abgeschlossen sein
  • Gemeinsam wollen die Unternehmen Druck auf Streaming-Dienste ausüben

RTL Deutschland übernimmt Sky Deutschland für zunächst 150 Millionen Euro. Die RTL Group unterzeichnete eine entsprechende Vereinbarung mit dem bisherigen Eigentümer Comcast, wie beide Unternehmen am Freitagmorgen bekanntgaben. Die Übernahme umfasst alle Sky-Geschäfte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol.

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Neuer TV-Streaming-Riese entsteht aus RTL und Sky

Durch die Übernahme entsteht ein Medienunternehmen mit 11,5 Millionen zahlenden Abonnenten. Die kombinierten Streaming-Marken RTL+, Sky und Wow positionieren sich damit als drittgrößter Anbieter im deutschen Markt hinter Netflix und Amazon Prime Video. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe - die RTL Group zählt zum Konzernportfolio - sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das bringt uns auf Augenhöhe mit den amerikanischen Plattformen, vor allem Netflix und Amazon Prime."

Das fusionierte Unternehmen erzielte 2024 einen Pro-forma-Umsatz von 4,6 Milliarden Euro. Rund 45 Prozent der Erlöse stammen aus dem Abo-Geschäft. Damit erreicht RTL Deutschland eine deutliche Diversifizierung seines Geschäftsmodells über das klassische werbefinanzierte Fernsehen hinaus. Die Bündelung der Kräfte schafft nach Unternehmensangaben eine starke Basis für weiteres Wachstum. Mit den drei Streaming-Marken sei man bei zahlenden Abonnenten und Streaming-Umsätzen auf Augenhöhe mit den größten US-amerikanischen Streamingdiensten.

Kartellbehörden haben den Millionen-Deal im Blick

Die geplante Übernahme schafft erhebliche Synergien. RTL schätzt die jährlichen Einsparungen auf 250 Millionen Euro, die innerhalb von drei Jahren realisiert werden sollen. Beide Unternehmen investieren derzeit gemeinsam rund 2,5 Milliarden Euro jährlich in Inhalte wie Sportrechte, Serien und Unterhaltungsshows."Wir werden die Marke Sky langfristig weiter nutzen, weil das eine der stärksten Unterhaltungs- und Sportmarken in Europa ist", so Rabe. Sky und RTL seien in unterschiedlichen Zielgruppen und Geschäftsmodellen unterwegs - so finanziere sich RTL "primär über Werbung und Sky über Abos."

Die Kartellbehörden müssen dem Deal noch zustimmen. Anders als bei früheren Versuchen von RTL, etwa bei der geplanten Übernahme der RTLzwei-Vermarktung, dürfte das Argument einer zu starken Marktdominanz im Werbemarkt hier weniger greifen. Sky spielt im deutschen Werbemarkt eine untergeordnete Rolle.

Sky und RTL auf Augenhöhe mit den Großen

Stephan Schmitter, CEO von RTL Deutschland, bezeichnet die Übernahme als "einmalige Gelegenheit". Die beiden europäischen Medienmarken ergänzten sich ideal: RTL stehe für große Shows, Sport-Highlights, unabhängigen Journalismus und Reality-Formate. Sky sei als Heimat der Bundesliga und Formel 1 die klare Nummer eins im Sport und biete weltweit beliebte Filme und Serien.

Barny Mills, CEO von Sky Deutschland, sieht einen "spannenden neuen Abschnitt" für sein Unternehmen. Die Kombination aus erstklassigen Sport- und Unterhaltungsinhalten, modernster Technologie und lokaler Marktkenntnis werde Millionen Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein unvergleichliches Erlebnis bieten. Das erklärte Ziel der Fusion ist es, den amerikanischen Streaming-Giganten Netflix und Amazon Paroli zu bieten. Thomas Rabe, Chef von Bertelsmann und der RTL Group, sieht das fusionierte Unternehmen als "klaren nationalen Medienchampion", der alle Voraussetzungen habe, um im Wettbewerb mit den US-Plattformen zu bestehen.

Vorerst weiter unabhängig: Transaktion wird 2026 abgeschlossen

RTL rechnet aktuell mit einer Freigabe des Deals im Jahr 2026. Bis dahin arbeiten beide Unternehmen weiterhin unabhängig voneinander. Erst nach Abschluss der Transaktion wird Stephan Schmitter das zusammengeführte Unternehmen leiten. Der bisherige Sky-Deutschland-CEO Barny Mills führt die Geschäfte bis zur behördlichen Freigabe und zieht sich dann zurück. Die Standortstruktur bleibt erhalten: RTL Deutschland behält seinen Hauptsitz in Köln, Sky Deutschland verbleibt in München.

Die Unternehmen bauen auf einer bereits bestehenden Partnerschaft auf. In der laufenden Saison kooperieren sie bei der Formel-1-Übertragung, wobei sieben Rennen parallel bei RTL und Sky laufen. Sky hatte zudem Sublizenzen an RTL vergeben und ausgewählte Zweitliga-Konferenzen zur Verfügung gestellt. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit schuf offenbar das Verständnis für die jeweiligen Stärken und ebnete den Weg für die nun angekündigte Komplettübernahme.

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/bua/news.de/dpa/stg

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