Wirtschaft

Temu, Wish und Aliexpress: Was taugen die Billig-Onlinehändler wirklich?

Auf Temu und ähnlichen Marktplätzen tummeln sich jede Menge Billigangebote. Doch taugen die Waren auch etwas? Bild: picture alliance/dpa | Hannes P Albert

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  • Temu, Wish und Aliexpress werden immer beliebter
  • Die Stiftung Warentest prüfte die Waren der Plattformen
  • Fast alle Waren wiesen erhebliche Mängel auf

Mit Sicherheit kennt jeder die Werbungen von Temu, Wish und Aliexpress. Es gibt kaum etwas, das es dort nicht auch zu kaufen gibt - und das häufig zu deutlich günstigeren Preisen als bei der Konkurrenz. Doch nicht immer halten die Anbieter auch das, was sie versprechen. Die Stiftung Warentest hat nun geprüft, wie gut Bestellung und Lieferung bei den jeweiligen Marktplätzen funktionieren.

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Kein Geld zurück nach Retouren

Der Online-Handel boomt - das gilt insbesondere für Billig-Marktplätze aus China. So stammen die Marktplatz-Riesen Temu und Aliexpress beide aus China, nur bei Wish handelt es sich tatsächlich um eine amerikanische Plattform. Dennoch stammen die Produkte selbst in der Regel immer aus China. Wie gut die Kaufabwicklung funktioniert, hat die Stiftung Warentest nun getestet. Dabei erlebten die Tester einige fragwürdige Überraschungen. So wurden unter anderem günstige Elektronik-Waren eingekauft, darunter ein Haartrockner, Powerbanks und USB-Netzteile. Der Bestellprozess klappte dabei ohne weitere Probleme, auch der Kaufvertrag wies keine Mängel auf. Aber: Nicht immer erhielten die Käufer ihr Geld zurück, wenn die Ware zurückgeschickt wurde. Dabei müssen auch Händler außerhalb der EU den Käufern ein 14-tägiges Rückgaberecht einräumen.

Waren von Temu, Wish und Aliexpress sind oft mangelhaft

Auch die Waren prüfte die Stiftung Warentest auf Mängel und Unstimmigkeiten. Dazu wurden Stichproben der Bestellungen ins Testlabor gesendet und dort auf Funktionsfähigkeit und Sicherheit überprüft. Einige der Waren wiesen dabei erhebliche Mängel auf: So wurde festgestellt, dass unter anderem ein bestellter Haartrockner ein echtes Brandrisiko darstellt. Eine bestellte Powerbank wiederum schien nicht mal ansatzweise die angegebene Leistung von mindestens 20.000 mAh zu liefern - statt eines Akkus enthielt das Produkt eine "betonartige Füllmasse". Die Händler hatten damit im wahrsten Sinne des Wortes Schrottware aus China angeliefert. Kein Wunder also, dass man dort nur einen Bruchteil des durchschnittlichen Marktpreises für die Waren zahlt.

US-Kommission vermutet Zwangsarbeit bei Temu

Immer wieder stehen die Plattformen in der Kritik: Laut einer US-Untersuchungskommission besteht ein extrem hohes Risiko, dass die Waren, die der Online-Händler Temu verkauft, mithilfe von erzwungener Arbeit von Uiguren in chinesischen Arbeitslagern gefertigt wird. Um es also klar zu benennen: Die Plattform steht unter Verdacht, von Sklavenarbeit zu profitieren. Auch der Billig-Klamottenhändler Shein wird untersucht. Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband hat Temu bereits eine Warnung ausgesprochen, die die fragwürdigen Praktiken kritisiert. Unter anderem steht die Plattform wegen sogenannten "Dark Patterns" in der Kritik. Gemeint sind manipulative Aufrufe zum Kauf von Waren wie "Mehr als 54 Nutzer haben dieses Produkt mehrfach gekauft. Warum nicht gleich zwei kaufen?". Diese sind in der EU bereits seit Anfang 2024 verboten.

Insgesamt ist das Shoppen auf diesen Plattformen ein ziemlich risikoreiches Spiel mit dem Feuer - bei dem untersuchten Haartrockner sogar ganz besonders. Bestellt man dort Elektronik-Waren, bekommt man in der Regel auch das, wofür man gezahlt hat: Schrottware. Zudem sind das Risiko der Zwangsarbeit und die manipulativen Taktiken der Plattformen zu bedenken.

+++ Update +++

Ein Sprecher des Unternehmens Temu kontaktierte uns mit einer Stellungnahme zu diesem Bericht:

"Temu ist strikt gegen Zwangsarbeit. Unser Verhaltenskodex für Drittanbieter verbietet alle Formen unfreiwilliger Arbeit und verlangt die Einhaltung aller lokalen Arbeitsgesetze. Wir befolgen die Gesetze und Vorschriften der Märkte, in denen wir tätig sind, und erwarten dies auch von unseren Geschäftspartnern und Händlern. Wir behalten uns das Recht vor, Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen zu beenden, die gegen unseren Verhaltenskodex oder geltendes Recht verstoßen.

Wir gestalten unsere Plattform unter Berücksichtigung der Verbraucherinteressen und streben ein transparentes und vertrauenswürdiges Einkaufserlebnis an. Wir haben unseren Service aktiv an lokale Praktiken und Präferenzen angepasst. Wo wir Verbesserungsbedarf erkennen, bemühen wir uns um Zusammenarbeit, um unseren Service zu verbessern und etwaige Mängel zu beheben.

Temu hat sich zu Transparenz und zur Einhaltung der höchsten Standards für Datenschutz und Datensicherheit verpflichtet. Alle Benutzerdaten werden in Übereinstimmung mit den geltenden Vorschriften, einschließlich der Datenschutz-Grundverordnung in Europa, behandelt. Weitere Informationen finden Benutzer im Temu-Sicherheitscenter oder in unserer Datenschutzrichtlinie, die einen umfassenden Einblick in die Art und Weise bietet, wie Temu Benutzerdaten schützt und ein sicheres Einkaufserlebnis gewährleistet. Temu-Datenschutzrichtlinie: https://www.temu.com/de-en/privacy-and-cookie-policy.html"

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