Kostenfalle Wallbox: So hart trifft die E-Auto-Welle alte Häuser
Eine Wallbox zur Regelung einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge kann Privathaushalte vor finanzielle Herausforderungen stellen. Bild: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod
Erstellt von Sebastian Hoffmann
23.05.2025 10.50
Marode Leitungen, veraltete Sicherungen, da wird's schnell kompliziert und teuer. Denn bevor der erste Strom durch die Leitung rauscht, müssen oft erst Experten ran: Elektriker, die prüfen, planen und aufrüsten.
Stellen Sie sich vor, Sie wollen frühmorgens Ihr nigelnagelneues E-Auto zum ersten Mal an der heimischen Steckdose laden und plötzlich haut es die Sicherung raus. Im ganzen Haus ist es nun still: kein Licht, keine Heizung, kein Internet. Denn Ihr Altbau war für eine solche Dauerlast schlicht nicht ausgelegt. Statt eines schnellen Einbaus steht nun erst einmal eine umfangreiche Sanierung an: neue Leitungen, ein moderner Sicherungskasten, sogar der Hausanschluss muss verstärkt werden. Klingt teuer und aufwändig? Ist es auch! Während Neubauten meist problemlos vorbereitet sind, müssen Altbauten oft erst gründlich überprüft und saniert werden, bevor eine Ladelösung installiert werden kann. Denn: Eine veraltete Elektroinstallation kann zur Gefahr werden. Wir zeigen Ihnen die technischen Herausforderungen bei Altbauten und wie Sie mit diesen umgehen können.
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Technische Herausforderungen bei Altbauten
Viele Häuser, die vor 1970 gebaut wurden, verfügen noch über ursprüngliche Stromleitungen und Sicherungssysteme – und genau hier liegt das Problem. Eine moderne Wallbox liefert eine Ladeleistung von 11 bis 22 Kilowatt (kW), was eine stabile und leistungsfähige Hausinstallation voraussetzt. Typische Schwachstellen in Altbauten:
- Alte Leitungen: Häufig sind noch Aluminium- oder zu dünne Kupferleitungen im Einsatz, die für hohe Dauerlasten ungeeignet sind.
- Fehlende Absicherung: Fehlerstrom-Schutzschalter (FI/RCD Typ A oder B) fehlen oft oder sind veraltet.
- Unzureichender Netzanschluss: Gerade in Einfamilienhäusern älterer Baujahre ist der Hausanschluss zu schwach dimensioniert, um zusätzlich zur Hauslast auch noch ein E-Auto sicher zu laden.
Die Folge: Ohne Nachrüstung drohen Überhitzung, Kurzschluss und im schlimmsten Fall ein Brand.
Was ein Elektriker vor der Wallbox-Installation prüfen muss
Bevor überhaupt über die Auswahl einer Wallbox nachgedacht werden kann, muss ein Fachbetrieb die bestehende Elektroinfrastruktur begutachten. Dabei prüft ein qualifizierter Elektriker unter anderem die Leitungsquerschnitte vom Hausanschluss bis zur gewünschten Wallbox-Position, den Zustand der Leitungen sowie die Verteilung im Sicherungskasten, inklusive Vorhandensein eines FI-Schalters. Zudem wird geprüft, ob der Stromanschluss des Hauses ausreichend dimensioniert ist oder ob ein intelligentes Lastmanagement erforderlich ist, um eine sichere und effiziente Ladeinfrastruktur zu gewährleisten. Das Ergebnis bestimmt, ob und in welchem Umfang eine Nachrüstung möglich ist oder ob größere Umbauten notwendig werden.
Sanierungsmaßnahmen vor der Installation der Wallbox
Stellt der Elektriker Mängel fest, kann eine Sanierung unumgänglich sein. Mögliche Maßnahmen sind:
- Austausch alter Leitungenim Haus und gegebenenfalls auch im Erdreich
- Einbau moderner Sicherungs- und Schutztechnik
- Erneuerung oder Verstärkung des Hausanschlussesin Absprache mit dem Netzbetreiber
- Installation einesZählerschranks mit separatem Ladepunkt
- Integration eines Lastmanagementsystems, um Netzüberlastungen zu verhindern
Gerade in Häusern, die seit Jahrzehnten nicht modernisiert wurden, können diese Maßnahmen umfangreich und kostspielig sein. Hier an der falschen Stelle zu sparen, wäre allerdings gefährlich, denn Arbeiten an der Elektroinstallation dürfen ausschließlich von Fachkräften durchgeführt werden.
Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen, wenn Sie Ihr E-Auto zu Hause laden wollen
Die Kosten für eine Wallbox inklusive Installation in einem Altbau variieren stark, je nach Zustand der vorhandenen Infrastruktur. Hier sind ein paar typische Richtwerte:
Wallbox selbst: 500 bis 1.500 Euro (einfachere Modelle gibt es bereits ab 300 Euro)
- Installation durch Elektriker: 800 bis 2.000 Euro (bei geringem Aufwand)
- Komplette Sanierung (z. B. Zählerschrank + Leitungen): ab 3.000 Euro, je nach Umfang deutlich mehr
Diese Fördermöglichkeiten gibt es für E-Auto-Käufer
Zwar ist das bundesweite KfW-Förderprogramm „440" ausgelaufen, aber einige Bundesländer und Kommunen bieten weiterhin Zuschüsse an. In München gibt es beispielsweise das Förderprogramm "Klimaneutrale Antriebe". https://stadt.muenchen.de/infos/foerderprogramm-muenchen-elektromobilitaet.html Informieren Sie sich am besten auf der Website Ihrer Gemeinde. Auch Netzbetreiber unterstützen in manchen Fällen die technische Erneuerung des Anschlusses. Ein Gespräch mit einem Energieberater oder der Verbraucherzentrale kann helfen, passende Programme zu finden.
Dieser Artikel ist in Kooperation mit Digitale Seiten, den Spezialisten für die Handwerkersuche entstanden.
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