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Julia Klöckner bei "Markus Lanz": Kritiker werden angerufen - Bundestagspräsidentin überrascht mit Geständnis

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner sorgt mit ihren Aussagen bei "Markus Lanz" für Diskussionen. Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

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  • Julia Klöckner berichtet bei "Markus Lanz" über Telefonate mit ihren Kritikern
  • Wenn sie gut drauf sei, suche die Bundestagspräsidentin aktiv das Gespräch
  • Im ZDF-Talk rechtfertigt sich die CDU-Politikerin für umstrittene Aktionen aus den vergangenen Monaten
  • Lob, aber auch viel Kritik für Klöckner nach Auftritt in TV-Show

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner war am Mittwochabend bei "Markus Lanz" zu Gast. In der ZDF-Sendung sprach sie auch über ihre Kritiker und überraschte dabei mit einem Geständnis. Anschließend musste sie sich für ihre umstrittene Amtsführung verteidigen.

Julia Klöckner überrascht mit Anruf-Geständnis bei "Markus Lanz" am 22.10.2025

Lanz sprach Klöckner am Beginn der Sendung auf Drohungen gegen sie an. Dazu gestand die CDU-Politikerin:"Man muss natürlich immer schauen, was im Internet geschrieben wird. Das ist ja auch eine Blase, die sich hochschaukelt. Ich mache das ab und zu auf längeren Autofahrten, dann rufe ich Leute auch an. Manchmal findet man ja auch die Nummer raus."

Der Moderator zeigte sich sichtlich perplex über diese Herangehensweise. Mehrfach hakte er nach, ob die Bundestagspräsidentin tatsächlich wildfremde Menschen kontaktiere, die sie im Internet attackieren. Klöckner bestätigte:"Ich rufe Leute an, wenn ich richtig gut drauf bin und ein bisschen Zeit habe und so in Stimmung bin."

Bundestagspräsidentin spricht über aufschlussreiche Telefonate mit ihren Kritikern

Manchmal würden die Leute E-Mails schreiben oder ihre Telefonnummer und ihren Klarnamen herausgeben. Die Reaktionen auf ihre Überraschungsanrufe seien aufschlussreich, berichtete Klöckner. Aus Sicht der Angerufenen gebe es einen Unterschied zwischen digitaler und analoger Welt. "Aber das Problem ist, dass die digitale und analoge Welt ineinander übergehen, gerade für junge Menschen. Und das ist dann schon ganz interessant, wenn man dann sagt: Wollen Sie auch, dass Ihre Kinder solche Worte gebrauchen?", so Klöckner weiter.

Häufig werde das Telefon auf Lautsprecher gestellt, und es entwickle sich ein echter Dialog. Die Bundestagspräsidentin beobachte dabei einen fundamentalen Unterschied: Menschen verhielten sich völlig anders, wenn sie ihrem Gegenüber nicht in die Augen schauen müssten. Besonders in den digitalen Blasen sei differenziertes Argumentieren kaum noch möglich, analysierte die 52-Jährige.

Julia Klöckner verteidigt sich in ZDF-Talkshow gegen Kritik an ihrer Amtsführung

Klöckner wurde jedoch in den vergangenen Monaten immer wieder dafür kritisiert, selbst für eine vergiftete Debattenkultur zu sorgen. Die Frage nach ihrer Neutralität als Bundestagspräsidentin brachte die Stimmung im Studio zum Kippen. Lanz konfrontierte Klöckner mit einem Vorfall vom Juni, als sie die Linken-Abgeordnete Cansin Köktürk zum Verlassen des Plenums aufforderte. Der Grund: ein Pullover mit der Aufschrift "Palestine".

Klöckner verteidigte ihr Vorgehen vehement. Der Bundestag sei ein Ort der Worte, nicht der politischen Symbole und Demonstrationen. Sie habe die Abgeordnete nicht hinausgeworfen, sondern vor die Wahl gestellt: Kleidung wechseln oder gehen. Lanz bohrte nach und wollte wissen, ob sie bei einem Israel-Pullover genauso gehandelt hätte. Klöckners prompte Antwort: "Ja, natürlich!" Politische Statements gehörten in Redebeiträge, nicht auf Kleidungsstücke im Parlament.

CDU-Politikerin rechtfertigt sich für umstrittenen Beitrag zu ZDF-Moderatorin Dunja Hayali

Richtig hitzig wurde es, als Lanz einen umstrittenen Repost der Bundestagspräsidentin thematisierte. Klöckner hatte einen Beitrag auf Instagram geteilt, in dem stand: "Merz macht Dunja Hayali fertig". Der Moderator kritisierte die polarisierende Wortwahl. Es gehe dabei auch "um eine Haltung".

Die CDU-Politikerin reagierte aufgebracht und verteidigte sich energisch. Sie habe den Beitrag nicht in ihrer Funktion als Bundestagspräsidentin geteilt. Es sei ihr ausschließlich um den Inhalt der Migrationsdebatte gegangen. Lanz ließ nicht locker und betonte, dass es bei solchen Formulierungen auch um den "Sound" gehe. Man mache sich nicht gegenseitig fertig. Als der Moderator Parallelen zur aufgeheizten politischen Stimmung in den USA zog, platzte Klöckner endgültig der Kragen: "Jetzt lassen Sie mal die Kirche auch im Dorf."

Am Ende der Sendung zeigte sich die CDU-Politikerin jedoch versöhnlich: "Ich mache nie alles richtig ... Wir sind Menschen. Wir sind fehlerbehaftet und es gibt auch Einsichten im Prozess."

Julia Klöckner wird nach Auftritt bei "Markus Lanz" in den sozialen Medien attackiert

Die Reaktionen auf Klöckners Auftritt bei "Markus Lanz" waren gemischt. Während sie manche Zuschauer für ihre Souveränität lobten, gab es auch Zweifel an der Aufrichtigkeit ihrer Aussagen. Kommentare auf X (vormals Twitter) dazu lauten etwa:

  • "Ich rufe Kritiker an, wenn ich gut drauf bin. Das glaubt die selber nicht, bei ihr wurde ich nach meiner ersten sachlichen Kritik blockiert. Sie ist Weltmeister im Blockieren. Sie lässt keine anderen Meinungen zu, wirft wieder @dieLinke und #AfD in einen Topf", so ein Nutzer.
  • "Wer diese Frau in das Amt gehievt hat, will keine Diskussion, keinen Austausch, keine Debatte. Wer hinter Klöckner steht, will Polarisation und Spaltung", schreibt ein weiterer Kritiker.
  • "#Klöckner redet sich bei #Lanz gerade um Kopf und Kragen. Je nachdem, wann es ihr passt, agiert sie mal als Bundestagspräsidentin, mal nicht. Sie ist alles, nur nicht neutral", heißt es außerdem.

Die komplette Folge "Markus Lanz" vom 22.10.2025 ist unter zdf.de zu sehen.

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