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"Hart aber fair": "Zukunft ist denen egal!" Ampel-Zoff entsetzt Zuschauer

Louis Klamroth diskutierte am 20. März über die Klimawende bei "hart aber fair". Bild: picture alliance/dpa | Carsten Koall

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Die Klimawende ist eines der zentralen Themen in der Bundesregierung. Kann sie gelingen? Dafür muss das alltägliche Leben umgekrempelt werden. Ab 2024 soll es verboten sein neue Gas- oder Öl-Heizungen in Neubauten einzubauen und die EU hat zuletzt eine energetische Sanierung von Gebäuden beschlossen. Um diese Pläne und die Debatte, wie der Wandel gelingt und welche Kompromisse Bürger:innen machen müssen, ging es am 20 März bei "hart aber fair". Über das Thema "Heizen, Dämmen, Autofahren: Öko-Umbau mit der Brechstange" entbrannte eine heftige Diskussion, die eines verdeutlichte: konkrete Lösungen legte niemand vor.

"Hart aber fair" vom 20.03.2023: Frank Schätzing spricht beim Klimaschutz vom "Komapatient Deutschland"

"Wo steht Deutschland in Sachen Klimaschutz?", fragte "hart aber fair"-Moderator Louis Klamroth zu Beginn Bestsellerautor Frank Schätzing, der sich bereits mit dem Klimawandel auseinandersetzte. "Der Komapatient Deutschland ist nach Jahren des Dahindämmerns wieder ansprechbar und erkennt seine Umgebung. Er erkennt, dass es auf nahezu allen technologischen Feldern seine Vorreiterschaft eingebüßt hat, das er sich abhängig gemacht hat, das er zehn Jahre seine Klimapolitik schön geträumt hat", so Schätzing. Wir würden immer noch zu wenig tun, meinte der Autor zur aktuellen Lage mit Hinblick auf den neuen Klimabericht des IPCC. Obwohl in den letzten Jahren viel falsch gemacht wurde, sagte Schätzing, dass man die Ampel loben müsse, weil sie "viele Versäumnisse" angehen. Er finde viele Ideen auch gut, aber sie seien "in der Eile noch nicht ganz gut durchdacht und die Menschen werden nicht mitgenommen, wie sie das stemmen sollen."

Viele Menschen haben Angst vor hohen Kosten. Um das Klima zu schützen, seien die Maßnahmen "alternativlos". "Das kostet Geld, rechnet sich langfristig aber umso mehr", erklärt Schätzing. Wichtig sei, "Arme und gering Verdienende mit durchdachten Entlastungsplänen zu beruhigen, bevor man sie mit Umbauplänen zu Tode erschreckt", schlägt Schätzing vor.

Katrin Göring-Eckhart prophezeit höhere Kosten durch fossile Energien

Dass viele Menschen ob der geplanten Maßnahmen wütend sind, versteht auch Bundestags-Vizepräsidentin und Katrin Göring-Eckardt. "Aber noch viel mehr Sorgen müssen wir uns machen, was passiert, wenn wir nichts tun", so die Grünen-Politikerin. Denn in den nächsten Jahren werden fossile Energien viel mehr Geld kosten. "Deswegen müssen wir jetzt vorsorgen". Sie machte auch deutlich, dass das geplante Heizungsverbot nicht bedeutet, das eine bestehende einfach herausgerissen" wird, sondern es um den Einbau von Heizungen geht, die mit erneuerbare Energien betrieben werden können.

Klima-Debatte bei "hart aber fair" entbrannt

Viele Bürger:innen seien deshalb so wütend, weil die ganze Debatte falsch bei ihnen ankommt, meinte Robin Alexander. Die Menschen brauchen klare Pläne, was auf sie zukommt und wie das alles bezahlbar wird. Sie hören nur Verbote und Diskussionen, wie viel alles kosten würde, dabei muss ihnen klar gemacht werden "Ölheizungen werden teurer". "Der CO2-Preis wird dramatisch steigen", erklärt Robin Alexander basierend auf Fakten. Deshalb müsse klar gemacht werden: "Mit den sowieso steigenden CO2-Preisen lassen wir euch nicht allein."

FDP-Politiker Vogel kritisiert Robert Habecks Heizungs-Pläne

Johannes Vogel (FDP), stellvertretender Bundesvorsitzender ist nicht mit den Plänen von Robert Habeck einverstanden. "Eigentlich gibt es in der Regierung die Regel, dass man erst über ein Gesetz spricht und dann mit einem Vorschlag rausgeht. Hier ist ein völlig unausgegorener Vorschlag rausgegangen, und das verunsichert natürlich. Wir brauchen einen Plan der funktioniert", erklärt der FDP-Politiker weiter.

Frank Schätzing hält nichts von der "Verbots-Debatte", machte er in der Talk-Runde deutlich. "Ich sehe das wir Handlungsbedarf haben", etwas zu verbieten sei seiner Meinung nach "überzogen". Es müsse ein Klima-Kollaps verhindert werden. Dafür müssen große Mengen an grüner Energie produziert werden, sonst sei das "obsolet".

CSU-Politikerin findet geplantes Heizungs-Verbot unverständlich

Robin Alexander kritisierte auch die Opposition, die sagte, Habeck mache es schlecht, aber "wir retten die Ölheizung". Das sei falsch. "Wir müssten diese Debatte auf einem anderen Niveau führen. Eigentlich müssten hier vier Politiker sitzen, die alle sagen: Mein Plan ist besser zum Klimaschutz", schlägt der Welt-Journalist vor. Vor allem die CSU wurde zuletzt hierbei ganz laut. Monika Hohlmeier, ihres Zeichens CSU-Politikerin im Europäischen Parlament, sagte, dass es an "Offenheit für viele Innovationen" fehlt. Für sie sei es unverständlich, dass es zum Aus von Gasheizungen kommen soll und sie nicht mehr mit Biogas betrieben werden sollen. Das werde auch verboten, so Hohlmeier. Daraufhin schüttelte Göring-Eckhart den Kopf. Als eine Lösung für den Weiterbetrieb nannte sie dann eFuels. Göring-Eckhart betonte, dass es sich um einen Entwurf handelt. "Darin stehen verschiedene Dinge, "die gemacht werden können. Das ist keine abschließende Liste", erklärte die Grünen-Politikerin eindringlich. Damit es zukünftig nicht teurer wird, müsse "umgesteuert" werden. Johannes Vogel mischte sich ein. Es müsse auch über die Möglichkeit von Gas als Heizmittel in den Plänen geredet werden und ein "Verschrottungsverbot" sollte es auch nicht geben.

Wie teuer werden Öko-Pläne für Mieter?

Und wie sieht es für Mieter aus? Die Kosten müssten umgelegt werden. Das kann laut Robin Alexander teuer werden. "Jeder müsste sich ausrechnen, ob er in 20 Jahren" noch eine Öl- oder Gasheizung haben will." Die Wärmepumpe als Lösung wurde zuletzt kritisch gesehen. Sie sei zwar in der Anschaffung teuer, aber im Laufe der Jahre eine günstige Alternative, erklärte Schätzing. Die angepriesenen Bio-Fuels hätten eine "vernichtende Bilanz", erklärte der Autor von "Der Schwarm". Er fügte hinzu, dass es zu wenige Bestände an grünem Wasserstoff gebe und sie sehr energieintensiv seien.

Katrin Göring-Eckhart mahnt: "Nichts tun" sei der falsche Weg

Nachdem ein besorgter Hausbesitzer über drohende Kosten sprach, redete sich auch Katrin Göring-Eckhart in Rage. Nichts zu tun, wird teuer und schadet der Bevölkerung nicht nur finanziell. Deshalb müssen nicht "lange Ideen diskutiert" werden und "lange nichts gemacht werden. Das wäre genau das Falsche. Das können wir uns nicht leisten.

"Was mich an dem Konzept stört: Derjenige, der über Ideen spricht, wird immer als Verzögerer dargestellt", beschwert sich Hohlmeier. "Es gibt innerhalb der Regionen Deutschlands nicht nur sehr viele Ideen, sondern auch viele umsetzbare Möglichkeiten. Nur: Die passen nicht mit Ihren Plänen genau zusammen." Es gebe noch gar keine Konzepte zum Beispiel für Mieter, so Hohlmeier. Dann sprach sie von einer Stromrationierung und das dieser teurer wird. "Da müssen Sie Vielfalt zulassen", mahnt die CSU-Politikerin.

Technologie-Offenheit und Ordnungspolitik: bei "hart aber fair" redeten sich Klamroths Gäste in Rage

"Wenn wir nicht mit Technologie-Offenheit arbeiten, arbeiten wir mit Verbot und Subvention. Das Wohlwollen des Staates kommt dann in Steuerungsprobleme. Wir wissen gar nicht, wie die Dinge werden", sagte Robin Alexander. Frank Schätzing plädierte dafür, dass wir "zielgerichtet und stringent mit den Lösungen umgehen." Die Talk-Gäste versuchten sich daran, Lösungen zu präsentieren. Für Johannes Vogel sei ein "dichter CO2-Deckel" eine Option durch einen Zertifikate-Handel. "Ich bin dafür, dass sich die Menschen Klimaschutz leisten können", sagte der FDP-Mann im Hinblick auf Robert Habeck, der versprach, dass es Fördermöglichkeiten geben soll und sich diese an das Einkommen anpassen.

"Wir brauchen eine Ordnungspolitik" anstatt Verbote, erklärte Göring-Eckhart erneut. "Wir müssen sehr schnell handeln", vor allem im Gebäudebereich und bei den Heizungen. Das System müsste geändert werden. Die Grünen-Politikerin redete sich in Rage: "Ich kann es Ihnen nicht ersparen, weil Sie und Ihre Partei es versemmelt haben." Monika Hohlmeier konterte. "Wer hat die Förderprogramme eingestellt? Sie! (an Göring-Eckhart und die Grünen gerichtet) Viele Menschengeht es vor allem um eine Sache in der Debatte: wie sollen sie den Wandel bezahlen." "Wäre es nicht sinnvoll, dass man ein Sondervermögen anlegt von einigen 100 Milliarden Euro", fragte Frank Schätzing. Für Johannes Vogel sei "sauberer Strom" das Ziel. "Was wir durch die Union vorgefunden haben" ist, dass "wir bei Wind, Sonne und grüner Energie in diesem Land hinterherhinken und deshalb beenden wir das gerade gemeinsam."

"Hau den Habeck": Tempolimit oder Atomkraftwerke?

Am Ende kamen die Gebäudesanierungspläne auf den Tisch. "Und heute kamen Frau Schwesig, Herr Weil und lustigerweise Frau Geywitz selber und sagten: alles ganz schlimm. Also das ist das Spiel 'Hau den Habeck'", sagte Robin Alexander. "Ausgerechnet Frau Schwesig!", sagte Göring-Eckardt erbost, "die ja wirklich einen großen Beitrag dazu geleistet hat, dass wir so stark von Russland abhängig geworden sind. Frau Schwesig sollte ganz still sein und überlegen was vor sich geht und Vorschläge machen." Zuletzt wurde der Bundesverkehrsminister Volker Wissing eingeblendet. Er sagte: "Wir können unser Land nur mit konkreten Vorschlägen nach vorne bringen und nicht mit Klima-Blabla." Johannes Vogel blieb bei seinen Vorschlägen, daraufhin verwies Klamroth, ohne es zu sagen, mit einem Schild eines Tempo-120-Schildes auf das Tempolimit hin. Vogel sei das "egal". Man müsse aber den Verkehr "dekarbonisieren". "Alle wissen: Das Tempo-Limit spart CO2. Es ist doch verrückt, die einfachste kostenfreie sinnvollste Maßnahme nicht zu machen. Ich kapiere es nicht", zeigte sich Göring-Eckhart erhitzt. Vogel konterte und sagte: "Fünf Mal so viel wie ein Tempo-Limit bringt, dass wir nicht in einem Monat drei Kernkraftwerke abschalten." Das sei aber "albern", entgegnete Göring-Eckhart."

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"Hart aber fair"-Zuschauer ärgern sich über Klima-Diskussion

Viele Zuschauer:innen diskutierten in den sozialen Netzwerken hitzig über "hart aber fair". "Gut, dass ich es nicht allein völlig unerträglich fand. Warum lädt man bei 'hart aber fair' Teilnehmer ein, die fachlich absolut nichts beitragen können? Wenn das die Speerspitze der CSU für klimapolitische Dinge ist, dann ist es um uns geschehen. Von Rentnern für Rentner, Zukunft ist denen egal", meinte ein Nutzer. "Nein, aber es gab ein "Haut den Habeck" bei 'hart aber fair'", fand ein weiterer User. "Es gibt KEINE VERBOTE, weil es noch kein Gesetz gibt! Es liegt ein Entwurf vor, Frau Hohlmeier, eFuels ist für den privaten Verbrauch nichts, das müssten Sie doch wissen, wenn sie sich in eine solchen Sendung setzen zu teuer", hieß es in einem Kommentar an Hohlmeier gerichtet.

Die ganze Folge "hart aber fair" können Sie als Video-on-Demand noch einmal in der ARD-Mediathek anschauen.

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