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Melania Trump: First Lady unfreiwillig am Pranger - wieso das Netz ein Diskriminierungsproblem hat

Melania Trump liest Kindern vor und wird für ihre Aussprache beleidigt. Bild: picture alliance/dpa/AP | Matt Rourke

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  • Kommentar zu bösen Reaktionen auf Melania Trumps Besuch im Children's National Hospital.
  • First Lady wegen Akzent diskriminiert.
  • Wenn Kommentarspalten keine diskriminierungsfreien Zonen mehr sind.

Melania Trump wollte den Kindern im Children's National Hospital am 5. Dezember eine Freude bereiten. Sie schnappte sich ein Buch und las ihnen daraus vor. Wer die Videos darüber sieht, könnten meinen, dass sich viele wohlwollend zeigen und selbst der Erzählung lauschen. Weit gefehlt. In den Kommentarspalten speien einige Nutzer förmlich. Der Grund: Melanias Aussprache.

Melania Trump für Vorleseaktion böse angegangen

Die Kommentarspalten lesen sich fast wie ein Befragungsprotokoll. Welche Sprache sie spreche? Wieso sie Wörter anders ausspricht? So geht es weiter. Andere sezieren fast jede Szene und suchen sich Wörter heraus, anhand denen sie ihre Aussprache schlecht machen und ihr vorwerfen, erst einmal Englisch zu lernen. Hinter den Reaktionen steckt nicht etwa Kritik, sondern pure Diskriminierung, mit rassistischem Unterton. Einige werden vielleicht denken: Der Rassismus-Vorwurf ist zu hart. Ich finde nein.

Melania wird zur Zielscheibe

Denn Menschen mit Migrationshintergrund werden wegen ihrer Aussprache ausgegrenzt. Das ist rassistisch. Akzente werden nicht als das gesehen, was sie sind - ein Teil der Person, sondern als Mittel genutzt, um freiwillig oder unbewusst Menschen zu verletzen. Wer sich über die Sprache einer Person lustig macht, festigt die seit Jahrhunderten festgefahrenen diskriminierenden Denkmuster. Wir sollten sie aber aufsprengen und nicht wiederholen. Denn nicht nur Melania Trump erlebt derartige Kommentare, für viele Menschen ist es Realität - und zwar eine gefährliche.

Diskriminierung ist nicht Kritik: First Lady mit Worten niedergemacht

Wer in diesem Fall mit Kritik argumentiert, verschleiert das eigentliche Problem. Kritik darf und sollte geäußert werden, aber nicht, um eine Person niederzumachen. Kritik ist Teil einer sachlichen Argumentation, die auf Fakten und Abwägen beruhen sollte. Allzu schnell landen abschätzige Reaktionen in den Kommentaren, unter dem Deckmantel der Kritik. Es ist einfacher es so festzuschreiben, als sich damit auseinanderzusetzen, wieso die Wortwahl eine Person abwertet. 

Mir geht es nicht darum, Melania Trump generell in Schutz zu nehmen. Sie ist eine Frau, die Fehler macht. Wenn diese andere verletzen, sollten sie auch benannt werden, aber bitte ohne giftigen Unterton. Kommentarspalten sind längst keine diskriminierungsfreie Zone mehr, und waren es vielleicht nie. Das soll nicht so bleiben. Die First Lady für etwas zu verurteilen, für das sie nichts kann, gehört sich nicht. Jeder sollte nachdenken, was er zu anderen Menschen sagt. Denn: Worte hinterlassen Narben, die bleiben. 

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