Krankenkassenbeiträge explodieren: Deshalb lohnt sich ein Wechsel in die Private nicht für jeden
Aufgrund der gestiegenen Beiträge für die gesetzliche Krankenkasse kann sich für einige Menschen der Wechsel zu einer Privaten lohnen. Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Kalaene
Erstellt von Sabrina Böhme
04.09.2025 14.01
- Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung sind in den letzten Jahren angestiegen
- Private Krankenversicherung kann eine Alternative sein
- PKV ist nicht für jeden geeignet
Die Beiträge für gesetzlich Krankenversicherte haben in den letzten eineinhalb Jahren einen drastischen Sprung nach oben gemacht. Die Höchstbeiträge kletterten um 15,7 Prozent. Im nächsten Jahr müssen Versicherte keine weiteren Erhöhungen befürchten, Wie "Bild" unter Berufung auf Reuters berichtet, hat sich die schwarz-rote Koalition darauf geeinigt, die Beiträge 2026 nicht anzuheben. Gleichzeitig könnte sich für einige Menschen ein Wechsel in die private Krankenversicherung lohnen.
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Krankenkassenbeiträge enorm gestiegen
Eine aktuelle Langzeitanalyse von "Finanztip" beschäftigte sich mit den Veränderungen auf eine differenzierte Weise. Die Untersuchung vergleicht die Entwicklung der Krankenversicherungsbeiträge über einen Zeitraum von 15 Jahren und beleuchtet dabei die unterschiedlichen Berechnungsmodelle beider Systeme. Besonders relevant wird der Vergleich für Versicherte in verschiedenen Lebensphasen - von der Familienplanung über Teilzeitmodelle bis zur Rente.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der maximale Monatsbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung schnellte von etwa 560 Euro im Jahr 2010 auf rund 976 Euro in diesem Jahr hoch. Das entspricht einem Zuwachs von 75 Prozent.
Bei den privaten Krankenversicherungen fiel der Anstieg moderater aus. Sie erhöhten ihre Prämien um 12,5 Prozent. Die durchschnittlichen Monatsprämien für Vollversicherte stiegen im selben Zeitraum von knapp 400 Euro auf 623 Euro - ein Plus von 62 Prozent.
Für den Vergleich wurde bewusst der GKV-Höchstbeitrag herangezogen, da nur Gutverdiener überhaupt die Wahl zwischen beiden Systemen haben. Die Versicherungspflichtgrenze liegt aktuell bei 73.800 Euro Bruttojahreseinkommen. Trotz der unterschiedlichen Steigerungsraten bedeutet dies nicht automatisch, dass die private Krankenversicherung für jeden Versicherten die günstigere Alternative darstellt.
Klare Grenzen für die gesetzliche Krankenversicherung
Das gesetzliche System funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Wer mehr verdient, zahlt auch mehr - allerdings nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 66.150 Euro brutto jährlich. Darüber hinaus bleibt der Beitrag konstant.
Ein entscheidender Vorteil zeigt sich bei Einkommensschwankungen. Reduziert sich das Gehalt durch Elternzeit, Teilzeitarbeit oder den Renteneintritt, sinkt automatisch auch der Versicherungsbeitrag. Diese Flexibilität macht die gesetzliche Krankenversicherung besonders für Menschen mit wechselnden Einkommensverhältnissen attraktiv.
Zusätzlich profitieren Familien von der beitragsfreien Mitversicherung. Ehepartner mit geringem Einkommen und Kinder sind ohne Zusatzkosten mitversichert. Die Beitragshöhe passt sich somit kontinuierlich an die jeweilige Lebenssituation an - ein Mechanismus, den die private Krankenversicherung in dieser Form nicht bietet.
Vorteile der privaten Krankenversicherung: Das kann sich ändern
Bei der privaten Krankenversicherung spielt das Einkommen keine Rolle für die Beitragshöhe. Stattdessen bestimmen das Eintrittsalter, der Gesundheitszustand bei Vertragsabschluss und die gewählten Leistungen die Prämie.
Für junge, gesunde Singles kann dies zunächst vorteilhaft sein. Langfristig entwickeln sich die Beiträge jedoch meist nach oben, besonders im fortgeschrittenen Alter. Der entscheidende Nachteil: Sinkt das Einkommen durch Teilzeitarbeit oder Renteneintritt, bleibt die Prämie unverändert hoch.
Diese Inflexibilität kann zur finanziellen Belastung werden. Wer sich in jungen Jahren für die PKV entscheidet, muss sicherstellen, dass die Beiträge auch in einkommensschwächeren Lebensphasen noch bezahlbar bleiben. Eine vorausschauende Finanzplanung ist daher unerlässlich.
Familien zahlen in der PKV zusätzlich: Beamte profitieren
Jedes Kind benötigt in der privaten Krankenversicherung einen eigenen Vertrag. Bei mehreren Kindern summieren sich die Kosten schnell zu einer erheblichen finanziellen Belastung. Die gesetzliche Krankenversicherung zeigt sich hier familienfreundlicher - Kinder sind kostenfrei mitversichert.
Besonders günstige Konditionen bieten laut der Analyse die Krankenkassen HKK, TK und Audi BKK. Für preisbewusste Versicherte mit Fokus auf Zahnvorsorge empfiehlt sich die BKK Firmus, während die Energie-BKK speziell auf junge Familien und Schwangere ausgerichtet ist.
Eine Ausnahme bilden Beamte, für die sich die private Krankenversicherung aufgrund der Beihilfe meist rechnet. Die Tarifunterschiede sind jedoch erheblich, weshalb eine professionelle Beratung ratsam ist. Die Entscheidung zwischen beiden Systemen sollte grundsätzlich vor einer Beratung getroffen werden.
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