Panorama

Mordfall Corinna: «Das Schlimmste, was ich je erlebt habe»

Lutz Peter S. legte bei der Polizei ein GestÀndnis ab. Bild: ap

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Ein Polizist bricht in TrĂ€nen aus als er seine Beweisaufnahme an Corinnas Leiche schildert. «Ich habe schon viele Tote gesehen, aber das war das Schlimmste, was ich je erlebt habe», sagt der Kriminaltechniker. Beim Prozessauftakt gegen den mutmaßlichen Mörder der NeunjĂ€hrigen aus Eilenburg in Sachsen kommen grausame Details zur Sprache. Die Anklage wirft Lutz Peter S. Mord, sexuellen Missbrauch und Nötigung von Kindern vor.

Er habe versucht, die NeunjĂ€hrige in einem Bauwagen auf seinem GartengrundstĂŒck zu missbrauchen, sagt Staatsanwalt Ulrich Jakob. «Weil Corinna sich heftig dagegen wehrte, erwĂŒrgt er sie.» Noch nach dem Tod des MĂ€dchens habe er sich sexuell an dem Kind vergangen. Der Mann sei betrunken gewesen. Laut Gutachten hatte er bei seiner Festnahme 2,48 Promille im Blut.

Die Leiche des MĂ€dchens wurde am 29. Juli 2009 eingeschnĂŒrt in einen Plastiksack in einem Seitenarm des Flusses Mulde gefunden. Den Kriminaltechnikern vor Ort muss sich ein grausames Bild geboten haben. «Auch wenn ich kein Experte bin, war klar zu erkennen, dass eine Sexualstraftat an dem MĂ€dchen begangen wurde», sagt ein Polizist, der als Zeuge aussagt. Übereinstimmend berichten Polizisten und Rechtsmediziner von Verletzungen im Gesicht, an der Brust und im Genitalbereich des Kindes. FĂŒr die sexuellen Handlungen an dem Kind soll er einen Dildo und eine Schere benutzt haben.

Dem Angeklagten selbst verschlĂ€gt es die Sprache als er zu seiner Person Angaben machen soll. Er rĂ€uspert sich, doch die Stimme versagt. Der schmĂ€chtig und farblos wirkende Mann mit den raspelkurzen Haaren starrt zum Richtertisch, sein Blick wird in der sechsstĂŒndigen Verhandlung nie die Richtung wechseln. Zu den VorwĂŒrfen schweigt der 39-JĂ€hrige. «Er wird sich vielleicht im Laufe des Prozesses Ă€ußern, aber heute ist das Medieninteresse zu groß», sagt sein Pflichtverteidiger Stefan Costabel. Sein Mandant sei seit seiner Jugend alkoholkrank und habe deshalb die Tat verdrĂ€ngt, fĂŒgt er hinzu. Zeugen bestĂ€tigen, dass der Angeklagte laut eigener Aussage tĂ€glich ab 6 Uhr morgens Bier und Wodka braucht.

Unter den Zeugen sind auch die beiden Beamten, die S. am Tag seiner Festnahme vernommen haben. Ihnen gegenĂŒber habe er sich offenbart und seine Tat gestanden. Trotz Alkoholpegels soll er die Tat problemlos geschildert haben, er sei ein Spiegeltrinker, 2,48 Promille fĂŒr ihn normal. Eine 57-jĂ€hrige Polizistin schildert, wie er zugegeben hat, bereits lĂ€ngere Zeit von sexuellen Handlungen an Kindern getrĂ€umt zu haben. «Er hat Corinna vor einem Einkaufsmarkt beobachtet und sich gedacht: die nehm ich mit.»

Auch dem Rechtsmediziner Carsten HÀdrich offenbart sich S. Zehn Minuten nach der Tat habe S. die Leiche in den Sack gesteckt, auf seinen FahrradanhÀnger geladen und in die Mulde geworfen, liest der Doktor aus seinem Protokoll. Es soll 15.30 Uhr gewesen sein. Am helllichten Tag. Als Corinnas Mutter am Abend die Vermisstenanzeige aufgibt, ist ihre Tochter bereits tot.

Die Mutter des Angeklagten sitzt im Gerichtssaal. Schon vor der Verhandlung wischt sie sich die TrÀnen mit einem Taschentuch aus dem Gesicht. Ihr LebensgefÀhrte ist auch dabei. Er soll den entscheidenden Hinweis zur Festnahme von Lutz Peter S. gegeben haben. Das VerhÀltnis zwischen beiden sei nie gut gewesen und eigentlich habe er dem Sohn seiner Freundin fast alles zugetraut, sagt er nach der Verhandlung. Nur Mord, das sei eine andere Sache.

FĂŒr den Prozess sind noch vier weitere Verhandlungstage geplant. Das Urteil soll voraussichtlich am 31. MĂ€rz fallen.

ped/reu/news.de