Panorama

Nageldesigner: «Er macht das besser als manche Frau»

Manuel Reichel weiß was Frauen wollen. Bild: news.de

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«Ich wollte immer Frisör werden», sagt der Leipziger. «Da gab es fĂŒr mich keine Diskussion.» In seinem Ausbildungssalon war das Nageldesignstudio gleich angeschlossen. Wie so ein Kunstnagel hĂ€lt, die Anatomie des Naturnagels oder die Nagelgele – das alles habe ihn fasziniert. In einer Weiterbildung habe er sich zum Nageldesigner ausbilden lassen. «NĂ€gel sind mein Steckenpferd geworden», sagt der 31-JĂ€hrige wĂ€hrend er seiner Kundin nicht die Haare, sondern die Keratinplatten auf den Fingerkuppen schön macht. Er feilt, wischt Nagelstaub weg, pinselt.

Mit Vorurteilen gegen den Mann im angeblichen Frauenberuf habe er nicht zu kĂ€mpfen. Manuel Reichel ist einer von drei mĂ€nnlichen Nageldesignern in Leipzig, einer von wenigen Hundert in Deutschland. Terri Malon, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Bundes Deutscher Nail Designer, beziffert die Anzahl der Nagelstudios auf 39.000. In jedem gebe es durchschnittlich 1,2 BeschĂ€ftigte und dann sind da noch die Heimarbeiterinnen. Sie spricht allerdings von keiner bindenden Statistik, da Nageldesigner kein geschĂŒtzter Beruf sei. Zwei Prozent aller Nageldesigner seien mĂ€nnlich. Weibliche gebe es zu Hauf.

Hoffen auf den Mann

«In wirtschaftlich schwierigen Zeiten hat die Branche aber auch Wachstumspotenzial durch MĂ€nner», sagt Terri Malon. «FĂŒr MĂ€nner ist Nageldesign eigentlich eine MarktlĂŒcke.» Durch das eingeprĂ€gte Geschlechterverhalten wĂŒrden sich Frauen eher von einem Mann sagen lassen, «Mein Gott, sehen deine Finger schlampig aus» als von einer Frau, ist Malon ĂŒberzeugt.

Schon in der Berufsschulklasse sei Manuel Reichel der einzige Mann unter 30 angehenden Frisörinnen gewesen. Der Hahn im Korb zu sein, habe ihn nie gestört und auch von Vorurteilen will er nichts wissen. «Die Leute haben sich daran gewöhnt», sagt er. «In dem kleinen Ort im Erzgebirge aus dem ich komme, hieß es auch immer ‹Da kommt der Frisör.› So kennt man mich.»

Acht Jahre hat er hauptsĂ€chlich Haare geschnitten, ein Frauen- aber immer mehr auch MĂ€nnerberuf. Seit 1999 ist er selbststĂ€ndiger Nageldesigner und zĂ€hlt auf seine Stammkundschaft. «Wenn ich, bevor die Woche beginnt, schon zwanzig Termine im Kalender stehen habe, bin ich beruhigt», sagt Reichel. FĂŒr Laufkundschaft ist da kaum noch Platz. Eine Woche im Voraus mĂŒsste man sich schon bei ihm anmelden. GefĂŒllt ist sein Kalender mit Frauennamen. MĂ€nner, die sich die NĂ€gel manikĂŒren lassen, seien die Ausnahme. «Ich habe auch nur einen Kunden, der sich sogar die NĂ€gel modellieren lĂ€sst.»

Ilona Staron ist eine von Reichels Kunden. Sie kommt seit sechs Jahren alle drei bis vier Wochen zum Nageldesigner ihrer Vertrauens. Sie arbeite in einer Cafeteria und hantiere immer viel mit Wasser, deshalb seien ihre NĂ€gel rissig geworden. Französische ManikĂŒre mit sehr weißen Nagelspitzen und eine Gelschicht sollen sie davor schĂŒtzen. Noch nie habe sie eine Frau an ihre NĂ€gel gelassen. Aber Manuel Reichel. «Ich bin sehr zufrieden hier», sagt Ilona Staron. Eine andere junge Kundin bemerkt: «Er macht das besser als manche Frau.»

Zu seinem prominenten Platz im Sonnenstudio ist er gekommen, weil er hier selbst Kunde ist. Vorher habe er seine Kundschaft zuhause empfangen. Immer mehr Angestellte des Solariums seien dabei gewesen. Mittlerweile modelliert er auch die NĂ€gel der Studioleiterin Jana Hermann. Und sie ist begeistert: «Es ist zur Sucht geworden.»

seh/news.de