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Studentenklischees: Karohemd und Samenstau

Ist die Faulheit nur ein Klischee? Studenten drängen sich im Vorlesungssaal. Bild: ddp

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Manche Klischees über Studenten sind bereits zum Sprichwort geworden. Zum Beispiel: «Karohemd und Samenstau - der Mensch studiert Maschinenbau». Wie viel Wahrheit in so einem Vorurteil steckt, lässt sich unmöglich feststellen. Trotzdem wird es immer wieder erwähnt - ist ja auch lustig.

Die meisten Maschinenbauer würden dem Klischee mit Sicherheit heftig widersprechen und mal ganz ehrlich: Wem fällt schon auf Anhieb ein Maschinenbaustudent im Karohemd ein? Aber: «Ein Körnchen Wahrheit ist natürlich immer dran. Sonst wäre ein Klischee nicht zweckmäßig», sagt Lars-Eric Petersen, Sozialpsychologe der Universität Halle-Wittenberg und kommt damit zum eigentlichen Punkt: dem Sinn eines Vorurteils.

Die Funktion des Vorurteils

Es gibt zwei entscheidende Gründe, warum sich Mensch so gern an Stereotype und Vorurteile klammern. Zum einen will jeder einer Gruppe zugehören: Damit das gelingt, muss diese erst einmal definiert werden - und sich von anderen abgrenzen. Beides gelinge, Petersen zufolge, durch Klischees. Bei Studenten sei das besonders leicht, da sie sich eh schon in Fächergruppen untergliedern. Nun muss diese Unterteilung nur noch durch andere Merkmale bestätigt werden.

Besonders gut eignen sich Äußerlichkeiten wie die Kleidung. «Wenn sich einer kleidet wie ein Jurist, dann bedient das unser Vorurteil», weiß Petersen. So helfen Klischees, das Gegenüber möglichst schnell einzuschätzen. Schnelle Entscheidungen sparen Zeit, haben sich in der Evolution als effektiv erwiesen. Ist das Gegenüber also ein snobig gekleideter Jurist, ist die Entscheidung «Kennenlernen oder nicht?» schnell gefällt.

Zum anderen dienen Vorurteile der Aufwertung der eigenen sowie der Abwertung der anderen Gruppen. Lachen BWL-Studenten über taxifahrende Geisteswissenschaftler, so betonen sie gleichzeitig ihren Erfolg am Jobmarkt. Andersherum grenzen sich Letztere konsequent vom Snobismus und der teuren Kleidung von beispielsweise Juristen ab. Damit zeigen sie, dass sie auf andere Dinge mehr Wert legen als auf Geld.

«Jede Gruppe hat ihre eigenen Werte. Geisteswissenschaftlern ist soziales Engagement oft wichtiger als ein hoher Verdienst. BWLern dagegen nicht», sagt Petersen. Dies äußere sich auch im Stereotyp. «Wenn sich ein BWL-Student teuer kleidet, will er nach außen zeigen, dass er ein Weltmann ist oder zumindest bald sein wird», glaubt der Sozialpsychologe.

Problem: Verallgemeinerung

Das Problem an Stereotypen ist die Verallgemeinerung. Die hat natürlich ihren Sinn, denn ohne Verallgemeinern gibt es kein Klischee. «Das geht schnell», sagt der Psychologe. «Jeder kann sagen, ich kenne einen Juristen, der genau dem Klischee entspricht.» So wird das Klischee immer wieder durch Einzelbeispiele bestätigt und irgendwann als Wahrheit verstanden. Als der Spruch über Maschinenbauer entstand, waren Karohemden wahrscheinlich ein häufiges Kleidungsstück unter den modisch desinteressierten Ingenieurs-Anwärtern. Und dass Maschinenbaustudenten - ganz allgemein - nicht zu den größten Womanizern zählen, wird kaum jemand bestreiten wollen.

Der Grund, dass solche Klischees wohl niemals aussterben wollen, liegt ganz woanders: Jeder Mensch liebt Gerüchte. «Klatsch und Tratsch machen uns einfach Spaß», weiß Petersen. «Und wir lassen uns gern in unserer Meinung bestätigen.» Das funktioniere bei Vorurteilen einfach sehr gut.

ham/cvd/news.de