Grippe oder Corona: Virus-Herbst ist da - so können Sie die Erkrankungen unterscheiden
Corona-Impfungen können vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen. Bild: picture alliance/dpa | Markus Scholz
Erstellt von Sabrina Böhme
02.10.2025 11.38
- Saison für Grippe, Corona oder Erkältung beginnt
- Wie ist die aktuelle Lage in Deutschland?
- Wie lassen sich Viruserkrankungen unterscheiden?
- Informationen zu Impfungen und neuer Corona-Variante
Mit Beginn der kälteren Jahreszeit steigt das Risiko, sich mit Viren anzustecken. Immer mehr Menschen liegen mit einer Erkältung, Grippe oder Corona krank im Bett. Wie ist die aktuelle Lage? Wie schützen Sie sich vor einer Infektion? Unser Überblick klärt auf.
Corona, Influenza und Co.: Wie viele Menschen haben derzeit eine Atemwegsinfektion?
Die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen ist in den letzten Wochen deutlich gestiegen, wie es in einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) heißt. Gemessen an freiwilligen Meldungen aus der Bevölkerung geht das RKI von rund 7,1 Millionen akuten Atemwegsinfektionen in der vergangenen Woche aus. Unterwegs sind vor allem Rhinoviren, die eine Erkältung auslösen können, Coronaviren und Parainfluenzaviren, die insbesondere Kleinkinder infizieren. Schwere Fälle gebe es zurzeit noch nicht viele.
Die geschätzte Zahl der Corona-Infektionen ist in den vergangenen Wochen gestiegen, allerdings auf niedrigem Niveau. In einigen Systemen zeige sich eine Abschwächung dieses Anstiegs. Die geschätzte Inzidenz liegt bei 500 Covid-19-Erkrankungen pro 100.000 Einwohnern. Die jährliche Grippewelle hat in den vergangenen Jahren meist erst im Januar begonnen.
So unterscheiden sich Corona Grippe oder eine Erkältung
Halsweh, Husten, laufende Nase, Kopf- oder Gliederschmerzen - Atemwegserkrankungen lösen oft ähnliche Symptome aus. Für den Einzelnen sei es daher schwierig, nur durch die Symptomatik zu erkennen, ob es Corona, eine Grippe, eine Erkältung oder das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) sei, erklärt die Infektiologin Hortense Slevogt von der Medizinischen Hochschule Hannover.
Nach Angaben des RKI sind fieberhafte Verläufe bei einer Corona-Infektion häufiger als bei Erkältungen. Eine Grippe beginnt oft plötzlich. Bei RSV können die Symptome mehr als vier Wochen anhalten, insbesondere Husten.
In diesen Fällen auf Tests zurückgreifen
"Wenn es klinisch relevant ist - etwa bei Risikopersonen, schweren Symptomen oder wenn eine gezielte Therapie erwogen wird -, klärt man die Ursache am sichersten mit einem PCR-Test", sagt Slevogt, die Sprecherin der Sektion Pulmonale Infektionen der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie ist. Antigen-Schnelltests seien bei hoher Last an Viren zuverlässig. Je niedriger die Viruslast, desto wahrscheinlicher sei ein falsch-negatives Ergebnis. Bei weiter anhaltendem Verdacht sollte der Antigen-Test nach 48 Stunden wiederholt oder ein PCR-Test veranlasst werden. Schon lange abgelaufene Tests sind in ihrer Aussagekraft nicht mehr verlässlich, wie die Ärztin erklärt.
Neue Corona-Varinate grassiert in Deutschland
Mit einem Anteil von 82 Prozent war die Linie XFG, auch Stratus genannt, von Mitte August bis Mitte September in Deutschland am weitesten verbreitet, wie dem aktuellen RKI-Bericht zu entnehmen ist. Stratus ist eine Linie der Omikron-Variante. Deren Viren vermehren sich vor allem in den oberen Atemwegen und können sich dadurch schneller verbreiten. Zu Beginn ihrer Corona-Erkrankung berichten Patientinnen und Patienten derzeit unter anderem von Heiserkeit, einer rauen Stimme und Halsschmerzen, so Slevogt.
Ist Stratus gefährlicher als Omikron?
Erkrankungen durch Omikron seien zwar ansteckender als andere, verliefen in der Regel aber nicht schwer, sagt die Ärztin, die auch Internistin und Pneumologin ist. Trotz zunehmender Nachweise geht das RKI in Deutschland derzeit von keinem erhöhten Risiko für die öffentliche Gesundheit aus. Auch die Weltgesundheitsorganisation stuft das Risiko von Stratus als gering ein. Dass nach wie vor veränderte Coronaviren auftreten, ist nicht ungewöhnlich.
Schwere Verläufe gibt es nach wie vor, das Risiko, schwer zu erkranken, ist aber deutlich geringer als während der Pandemie, wie Slevogt erklärt. Betroffen sind vor allem Risikogruppen, zu denen unter anderem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen zählen.
Richtiger Schutz vor Grippe und Co.
Gegen Grippe, RSV und Corona gibt es wirksame Impfungen. Eine Impfung wirke wie ein Schutzschild, teilte Johannes Nießen, Kommissarischer Leiter des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit, kürzlich mit. "Sie senkt das Risiko schwerer Verläufe deutlich und kann so im Ernstfall Leben retten." Deshalb sei es jetzt im Herbst besonders wichtig, den eigenen Impfstatus zu prüfen und die empfohlene saisonale Impfung regelmäßig aufzufrischen.
Diese Impfungen gegen Grippe, RSV und Corona werden empfohlen
Für Corona empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Menschen ab 60 Jahren und Erwachsenen mit Grunderkrankungen, sich im Herbst eine Auffrischungsimpfung zu holen. Gleiches gilt für die Grippeimpfung. Am besten hole man sich gleich beides zusammen, empfiehlt Slevogt. Die Corona-Impfung sei auch gegen Stratus wirksam.
Allen Menschen ab 75 Jahren und Menschen im Alter von 60 bis 74 Jahren, die eine schwere Grunderkrankung haben, empfiehlt die Stiko außerdem eine einmalige Standardimpfung gegen RSV. Die Impfung soll möglichst vor dem Start der RSV-Saison verabreicht werden, die üblicherweise von Oktober bis März geht. Für alle Neugeborenen und Säuglinge gibt es einen Antikörper-Wirkstoff, der in der ersten RSV-Saison gespritzt werden sollte, die auf die Geburt folgt.
Die Impfungen tragen der Infektiologin zufolge auch dazu bei, das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu senken. Denn Menschen, die eine Infektion der Atemwege hätten, hätten ein höheres Risiko, Herz- und Kreislaufprobleme zu bekommen.
So hoch ist Infektionsrisiko 2025
Wie viele Menschen diesen Herbst und Winter an Corona, einer Grippe oder RSV erkranken, lässt sich nach Angaben von Slevogt jetzt noch nicht abschätzen. Es spreche einiges dafür, dass die Corona-Fälle in den kommenden Wochen nach und nach weiter ansteigen könnten, sagt die Ärztin. Die Influenza-Saison beginne in der Regel erst im November, Dezember.
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