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Als "The German Giant" mischt Gabriel Clemens neben Max Hopp und Martin Schindler die deutsche Darts-Welt auf. Doch dafür musst der Pfeile-Profi nicht nur emsig trainieren und ständig auf Achse sein - auch sein Alltagsjob muss dran glauben.
Für viele ist Darts eine willkommene Gelegenheit, sich mit Freunden bei einem Bier in der Kneipe einen kleinen Wettkampf zu liefern - doch so mancher verdient als Profi-Dartsspieler inzwischen seinen Lebensunterhalt. Ob Michael van Gerwen, Rob "Voltage" Cross, Gary Anderson alias "The Flying Scotsman" oder das Darts-Chamäleon Peter Wright alias "Snakebite", die Superstars der Darts-Welt haben längst prallgefüllte Konten und eine treue Fangemeinde.
Einer, der ebenfalls auf dem besten Weg an die Weltspitze ist, heißt Gabriel Clemens und ist inzwischen einer der besten Dartsspieler Deutschlands. An großen Zielen für die Zukunft mangelt es Gabriel Clemens, der von seinen Fans auf den Spitznamen "The German Giant" getauft wurde, nicht - auch wenn das bedeutet, dass sich privat einige Veränderungen bei dem Dartshelden ergeben.
Seine Arbeitsmontur als Industriemechaniker hat Gabriel Clemens endgültig gegen das schwarze Poloshirt mit ordentlich Werbung eingetauscht. In gewisser Weise ist der Saarländer, der am 16. August 1983 in Saarlouis geboren wurde und heute in Saarwellingen lebt, jetzt selbstständig und spielt auf eigene Rechnung. Gabriel Clemens muss allerdings kein Produkt verkaufen und auch für keines werben. Er muss einfach seine drei Pfeile einpacken, ein paar Flugtickets buchen und im Duell mit den besten Darts-Profis der Welt bestehen.
Genauso wird er es beispielsweise auch beim Finale der World Series of Darts 2019 machen, das vom 1. bis 3. November 2019 in Amsterdam gespielt wird. Gabriel Clemens ist dank einer Wildcard im Rennen und muss gleich gegen den amtierenden Weltmeister Michael van Gerwen ran. Vor dem Premierenbesuch in der niederländischen Hauptstadt macht sich Clemens aber erst gar keine Illusionen von Tourismus oder Sightseeing. "Von der Stadt wird man wie immer nix sehen. Wir sehen die Halle, das Hotel und viel mehr ist nicht", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Gabriel Clemens ist ein gewisses Wagnis eingegangen, in seinem Job eine Freistellung zu beantragen und alles auf die Karte Darts zu setzen. "Ich glaube, nach oben gibt es nicht viele Grenzen. Es ist alles sehr schnelllebig. Ich mache viel dafür, trainiere viel dafür. Dann werden wir sehen, wie weit ich komme", sagte Clemens.
Den Antrag auf Freistellung wird der Saarländer im Februar für ein weiteres Jahr stellen. Clemens mischt nicht nur in Amsterdam mit der Elite um van Gerwen, Peter Wright und Co. mit - er wird im Dezember auch zum zweiten Mal bei der WM im legendären Alexandra Palace an den Start gehen. "Darts ist immer noch in den Kinderschuhen, aber die Darts-WM kennt jeder", erklärt Clemens.
Wie viel Mut der kräftige Deutsche mit seiner Entscheidung pro Darts bewiesen hat, zeigen andere Beispiele. Der Niederländer Jeffrey de Zwaan ist zum Beispiel Top-30-Spieler und hat gut 200.000 Euro in zwei Jahren eingestrichen, seinen Job in der Reparatur von Schiffsmotoren hat er behalten. "Den Job aufzugeben, ist eine riesige Entscheidung. Es ist eine große Gelegenheit, nur noch Darts zu spielen", sagte de Zwaan. Derzeit sei Darts für ihn nur "Bonus", Clemens dagegen generiert all seine Einnahmen inzwischen an der Scheibe und eifert damit Darts-Legenden wie Rob Cross, er früher als Elektriker gearbeitet hat, oder Daryl Gurney nach - das "Superchin" aus Nordirland war Klempner, bevor er sich ganz dem Dartssport verschrieb.
In der aufgeregten Darts-Welt will sich der Saarländer daraus aber nicht zu viel machen. Er reist, er spielt Darts, er trainiert, er entspannt. Den ganz großen Stress der Doppelbelastung hat er sich selbst genommen. Auf die Frage, ob das seine beste Entscheidung war, antwortet Gabriel Clemens ganz gelassen: "Klar spiele ich gerne Darts und es ist toll, das Hobby zum Beruf zu machen. Aber es gibt Wichtigeres im Leben." Die beste Entscheidung sei vielleicht eher gewesen, seine Freundin kennenzulernen oder mit ihr in eine Wohnung zu ziehen, relativierte der Profi. Privat verbringt der "German Giant" am liebsten Zeit mit Freunden und Familie - und seiner Freundin Lisa Heuser, die sich inzwischen als Managerin um die Karriere ihre Liebsten kümmert.
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loc/news.de/dpa