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Für die deutschen Tischtennis-Asse ist die WM 2017 bereits vorbei - den Sieg im Finale der Herren holte sich Ma Long. Und auch das Finale der Damen im Doppel ging ohne deutsche Beteiligung über die Bühne.
Chinas Olympiasieger Ma Long ist zum zweiten Mal nacheinander Tischtennis-Weltmeister im Herreneinzel geworden. Zum Abschluss der WM in Düsseldorf gewann der 28-Jährige am Montag das hochklassige und dramatische Endspiel gegen seinen acht Jahre jüngeren Landsmann Fan Zhendong vor 8000 Zuschauern mit 7:11, 11:6, 11:3, 11:8, 5:11, 7:11, 12:10. Letzter nicht-chinesischer Einzel-Weltmeister war der Österreicher Werner Schlager 2003 in Paris.
Bei ihrer Heim-WM 2015 in Suzhou trafen Ma Long und Fan Zhendong schon im Halbfinale aufeinander, das Ma Long damals mit 4:1 Sätzen für sich entschied. Im Viertelfinale von Düsseldorf bezwang der Weltranglisten-Führende seinen deutschen Doppelpartner Timo Boll mit 4:2.
China holte in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen vier der fünf Titel. Ausnahme war der Erfolg des japanischen Mixed-Doppels Maharu Yoshimura/Kasumi Ishikawa. Für den Deutschen Tischtennis-Bund gab es durch Petrissa Solja im Gemischten Doppel an der Seite des Chinesen Fang Bo Bronze.
Datum | Uhrzeit | Wettbewerb | Teilnehmer | Runde | Tische | TV-Übertragung / Live-Stream |
Montag, 05.06.2017 | 10.00 Uhr | Herren Einzel | Halbfinale | 1 | ZDF Sport Extra (16.15 - 17.00 Uhr), Live-Stream auf itTV | |
Montag, 05.06.2017 | 12.00 Uhr | Damen Doppel | Halbfinale | 1 | ||
Montag, 05.06.2017 | 14.30 Uhr | Herren Einzel | Finale | 1 | Live-Stream in der ZDF Mediathek
ZDF Sport Extra (16.15 - 17.00 Uhr) |
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Montag, 05.06.2017 | 15.30 Uhr | Damen Doppel | Finale | 1 | Live-Stream auf itTV | |
Montag, 05.06.2017 | 16.30 Uhr | Siegerehrung |
Unter dem lauten Applaus von 8.000 Zuschauern verließ Timo Boll die Düsseldorfer Messehalle. Der erfolgreichste deutsche Tischtennis-Spieler der Geschichte ist zwar im Viertelfinale seiner Heim-WM an seinem Doppelpartner Ma Long gescheitert. Doch der 36-Jährige verlangte dem Weltmeister und Olympiasieger aus China bei seiner Niederlage in 2:4 Sätzen deutlich mehr ab, als von allen erwartet. "Ich habe ganz gut mitgehalten. Aber ich hätte hier vor heimischem Publikum gern eine Überraschung geschafft", sagte Boll. "Deshalb bin ich schon enttäuscht, das Ergebnis ist sehr ärgerlich."
Die Weltmeisterschaften im eigenen Land sind damit gleich für beide Stars des deutschen Tischtennis vorbei. Denn vor Boll war am Sonntagvormittag bereits Dimitrij Ovtcharov noch zum Abschluss der Achtelfinal-Spiele gescheitert. Die deutsche Nummer eins verlor gegen den früheren Junioren-Weltmeister Koki Niwa aus Japan mit 3:4.
Passend dazu: Solja und Fang Bo verlieren Mixed-Halbfinale bei Tischtennis-WM
Timo Boll hat in seiner langen Karriere von sechs EM-Titeln im Einzel bis hin zu drei olympischen Medaillen schon viel erlebt und erreicht. Ein Heimspiel gegen den besten Spieler der Welt nannte aber auch er schon vor dem ersten Ballwechsel "ein Highlight".
Die Zuschauer in Düsseldorf erzeugten teilweise eine Stimmung wie in einem Fußball-Stadion. Von "Timo, Timo"-Rufen angefeuert, gewann Boll die Sätze zwei und vier und lag im sechsten Durchgang mit 8:4 vorn. "Ich bin froh, dass ich das Spiel überhaupt offen gestalten konnte. Es gab auch schon Spiele, in denen ich von ihm völlig überrollt wurde", sagte er. "Heute gab es viele enge Entscheidungen, bei denen ich den Ball vielleicht nur zehn Zentimeter weiter links oder rechts hätte platzieren müssen. Gegen ihn muss aber jeder Ball passen."
Wie sehr Boll dem Weltranglisten-Ersten mit seiner Leistung zusetzte, zeigte auch die Reaktion von Ma Long nach dem Matchball. Der sonst so ruhige und zurückhaltende Chinese schrie seine ganze Erleichterung über diesen Sieg heraus. Im Doppel waren beide zusammen bereits in der dritten Runde ausgeschieden. Im Einzel hat nun wenigstens Ma Long die Chance, seine Titelsammlung noch um das neunte WM-Gold im Einzel (2015), Doppel (2011) und mit der Mannschaft (sechsmal in Serie von 2006 bis 2016) zu erweitern. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nannte den 28-Jährigen einst einen "menschlichen Außerirdischen".
Ovtcharov war nach seinem erneuten frühen Ausscheiden bei einer Weltmeisterschaft bitter enttäuscht. Bereits 2013 in Paris war für ihn im Achtelfinale gegen seinen Schulfreund Patrick Baum Schluss. 2015 in Suzhou scheiterte er sogar schon in der zweiten Runde. "Es war mein Ziel, hier ins Viertelfinale zu kommen und dann vielleicht eine Überraschung zu schaffen", sagte der Weltranglisten-Fünfte. "Das habe ich leider nicht geschafft, das ist eine Enttäuschung. Dass das auch noch bei einer Heim-WM passiert, ist sehr ärgerlich. Aber ich hätte mich bei jeder anderen WM auch über diese Niederlage geärgert."
Der 28-Jährige betonte aber auch: "Ich kann mir nichts vorwerfen." In den ersten Runden des Turniers hatte er phasenweise große Schwankungen in seinem Spiel. Doch am Sonntag scheiterte Ovtcharov weniger an der eigenen Form als vielmehr an einem herausragenden Auftritt des erst 22 Jahre alten Niwa.
"Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal gegen einen Gegner gespielt habe, der so viel riskiert und so viel getroffen hat", sagte der Deutsche. Niwa spielte einst in der Bundesliga für TTC Frickenhausen und steht in der Weltrangliste auf Platz elf. "Er ist ein großes Talent. Heute hat er sein hohes Niveau auch auf einem konstant hohen Level gezeigt", sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf.
Die Chinesen Fan Zhendong und Xu Xin haben bei den Tischtennis-Weltmeisterschaften in Düsseldorf den Titel im Herrendoppel gewonnen. Die Achtelfinal-Bezwinger des deutsch-chinesischen Paares Timo Boll/Ma Long entschieden am Sonntag das Endspiel gegen die an Position eins gesetzten Japaner Masataka Morizono und Yuya Oshima mit 11:9, 16:14, 11:9, 8:11, 13:11 für sich.
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loc/news.de/dpa