Von news.de-Redakteurin Ulrike Bertus - Uhr

Ostfriesland: Allein mit sich und dem Herzschlag

Mehr als Otto und Tee: Ostfriesland ist ganz anders als die Ulknudel aus Emden in seinen Filmen zeigt. Denn die Region ist vor allem eins: einsam und still. Die Ostfriesen schätzen das - eine neue Empfehlung aus unserer Reihe «Meine Heimat».

Die ostfriesische Küste bei Upleward. (Foto) Suche
Die ostfriesische Küste bei Upleward. Bild: news.de

Es gibt diesen einen, diesen ganz bestimmten Ort. Das Fahrrad schiebt  sich gegen den Wind, die schmale Straße ist von unzähligen Treckern zerfahren und fällt zu beiden Seiten steil ab. Links liegt der Deich, Schafe weiden und darüber: der Himmel. Rechts die Weiden mit Kühen. Dahinter: nichts. An einem kleinen Siel stellt man sein Rad ab, abschließen tut hier niemand, mitten in Ostfriesland, am Deich in Kloster Muhde.

Eine lange, flache Treppe führt auf den Deich, oben angekommen ist es da: Ostfriesland. Der Wind drückt das Wasser in die Ems, ein leichter Geruch von Salz und Schlick liegt in der Luft. Kein Mensch ist zu sehen, nur der Wind ist zu hören und das eigene Herz. Ostfriesland ist auch immer ein Stück Einsamkeit.

Dorthin, nach Kloster Muhde, einem kleinen Dorf in der Gemeinde Westoverledingen, verirrt sich nur selten ein Urlauber. Und das ist auch gut, finden wir Einheimischen. Zwar lebt Ostfriesland zu einem großen Teil von den Urlaubern, die jedes Jahr in die Region strömen - am liebsten sind Ostfriesen aber alleine. Alleine mit sich, dem Wind im Gesicht, den Schafen am Deich und den Gedanken.

Der Glanz vergangener Tage und das Leben von heute

Ostfriesland ist groß. Fünf Städte gehören dazu: Emden, Leer, Norden, Wittmund und Aurich. Auch wenn die Städte häufig in einen Topf geworfen werden - sie sind völlig verschieden. Das wissen Ostfriesen. Außerhalb kennen alle nur Otto.

Da ist beispielsweise Kreuzfahrtschiffe über die Ems führt. Zehntausende drängen sich dann auf  den Deichen, um sich das Spektakel anzusehen. Dann ist es dort nicht einsam. Die Stiefel der Schaulustigen graben sich tief in die Erde, zurück bleiben am Ende leere Flaschen, Brottüten und die Deichwacht, die besorgt auf die Stabilität des Deiches sieht: im Frühling und im Herbst kommen die Hochwasser.

Auch wenn es in Gandersum mittlerweile ein Sperrwerk gibt: Trauen mag dem niemand so recht. Den Deichen, denen trauen wir Ostfriesen. Sie halten seit Jahrzehnten, seit Jahrhunderten. Und sie sind so lang und so weit und so überall, dass sie eine Konstante sind. Etwas, von dem man weiß, was man daran hat.

Die Deiche spielen nicht nur in der Geschichte der Ostfriesen eine große Rolle, sie sind auch in den Geschichten, die Kinder in Ostfriesland von ihren Eltern und Großeltern erzählt bekommen. Unter dem Titel «Meine Heimat» stellen news.de-Redakteure die Besonderheiten und Highlights ihrer Heimatlandstriche oder Städte vor. Kommen Sie mit auf eine persönliche Reise durch Deutschland.

iwi/ham/news.de

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