P. Diddy: Die Doku, die mehr erreicht als die Justiz – Netflix zerlegt den gefallenen Mogul
Rapper P. Diddy tobt gegen die neue Netflix Doku "The Reckoning". Statt Entlastung zeigt sie die letzten Tage vor seiner Verhaftung und wirft ein grelles Licht auf einen Mann, der seine eigene Legende verliert. Ein Kommentar.
Von news.de-Redakteurin Mia Lada-Klein - Uhr
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- Neue Netflix Doku zeigt Diddys letzte freie Tage
- Weggefährten zeichnen ein düsteres Bild des Moguls
- Diddys Wut wirkt wie ein letzter Kampf um Kontrolle
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Die neue Netflix Doku "The Reckoning" zeigt Aufnahmen aus den letzten Tagen, bevor P. Diddy im September 2024 verhaftet wurde. Ermittler hatten zuvor bereits mehrere Anwesen durchsucht, ein spektakulärer Prozess folgte und inzwischen sitzt der einstige Musikmogul eine mehrjährige Haftstrafe wegen Verbrechen im Zusammenhang mit Prostitution ab.
Als er noch auf freiem Fuß war, ließ er sich offenbar von einem Kamerateam begleiten und wollte damit die Kontrolle über seine eigene Geschichte behalten. Die Aufnahmen zeigen einen Mann zwischen Größenwahn und Selbstmitleid. Mal im Jogginganzug mit zitternden Händen, mal auf dem Rennrad durch Manhattan, als wäre er der unantastbare König der Stadt. Dazu ein Abendessen in Harlem, bei dem er sich feiern lässt, als wäre nichts passiert. Dass diese Bilder nun ausgerechnet in einer Produktion von Erzfeind 50 Cent landen, dürfte ihm besonders wehtun.
Gestohlenes Material oder nur gekränkte Eitelkeit bei P. Diddy?
Natürlich behauptet Diddy, Netflix habe gestohlenes Material verwendet. Netflix bestreitet das. Amüsant ist dabei, wie wenig ihn die Wahrheit in diesem Fall zu interessieren scheint. Entscheidend ist wohl eher, dass das Material ihn nicht in dem Licht zeigt, in dem er sich selbst gern sieht. Die Szenen, in denen er im Auto Desinfektionsmittel fordert und angewidert über die Menge spricht, sind nicht unbedingt Werbung in eigener Sache. Man versteht schnell, warum er die Veröffentlichung verhindern wollte.
Die alte Leier vom verkannten Genie
Die Doku lässt ihn nicht gut aussehen. Weggefährten sprechen offen über Größenfantasien, Manipulation und eine Karriere, die weniger auf Talent als auf rücksichtsloser Berechnung basiert. Selbst wenn man für einen Moment ausblendet, dass er wegen Verbrechen im Zusammenhang mit Prostitution im Gefängnis sitzt, bleibt das Bild eines Mannes, der gewohnt ist, seinen Willen durchzusetzen, egal wie. "The Reckoning" ist kein rührseliger Versuch, seine Unschuld zu beweisen. Es ist vielmehr eine Abrechnung, die inzwischen an der Spitze der Netflix Charts steht und deren Popularität zeigt, wie groß der öffentliche Nachholbedarf offenbar ist.
Ein zu mildes Urteil für P. Diddy
Dass Diddy nun aus der Haft gegen die Doku wettert, zeigt vor allem eins. Er glaubt noch immer, er könne die Erzählung diktieren wie in den Tagen, in denen ein Anruf beim Anwalt oder ein Scheck mit genügend Nullen so manches Problem lautlos verschwinden ließ. Dieses Selbstverständnis, das aus jedem seiner Statements tropft, erinnert an jemanden, der seit Jahren in seinem eigenen Paralleluniversum lebt und nun überrascht feststellt, dass die Realität ihm plötzlich widerspricht. Natürlich kann er juristisch gegen die Doku vorgehen. Er kann auch wütende Briefe schreiben, Pressevertreter maßregeln oder sich über die Ungerechtigkeit der Welt beklagen. Doch die Tatsache bleibt bestehen. Seine Empörung wirkt wie ein Schauspiel erster Güte, ein Versuch, das Publikum ein weiteres Mal zu täuschen und das Scheinwerferlicht auf die angeblich bösen Filmemacher zu lenken.
P. Diddy: Das Opfer, das keins ist
Wer einen Blick auf seine Vergangenheit wirft, erkennt schnell, wie absurd diese Opferrolle wirklich ist. Diddy hat sich über Jahrzehnte durch Rechtsräume bewegt, als wären sie ein persönlicher Abenteuerspielplatz. Er soll gedrängt, eingeschüchtert, gedealt und manipuliert haben und kam dabei regelmäßig mit mehr Glück als Verstand davon. Andere Menschen hätten für vergleichbare Vergehen vermutlich längst einen eigenen Dauerschlafplatz in der Gefängnisbibliothek. Bei ihm hingegen hagelte es Vergleiche, Deals und Verzögerungen, als hätten die Gesetze für ihn eine eigene Edition in Sonderausgabe.
Ein Urteil als Rätsel der Justiz
Dass am Ende ein Urteil herauskam, das eher wie ein Kompromiss denn wie eine Konsequenz wirkt, ist kein mutiger Akt der Justiz, sondern eines der hartnäckigsten Rätsel, über das man sich seit Monaten wundert. Nicht, weil die Strafe an sich zu mild wäre, sondern weil so vieles, was vorher passiert ist, offenbar nie mit der Konsequenz aufgearbeitet wurde, die man erwarten würde, wenn der Angeklagte nicht zufällig ein global bekannter Mogul wäre. Dass Diddy jetzt also im Gefängnis sitzt und von dort aus empört verkündet, er sei ungerecht behandelt worden, zeigt nur, wie tief dieser Glaube an die eigene Unantastbarkeit sitzt. Es ist das letzte Echo eines Mannes, der sich daran gewöhnt hat, in jeder Situation die stärkste Stimme im Raum zu sein und der nun zum ersten Mal erlebt, dass die Welt sich weiterdreht, auch wenn er sie nicht mehr kontrolliert.
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