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Impfstoff-Patentfreigabe gefordert: Gefährdet Prinz Harry DAMIT die internationale Corona-Forschung?

Impfungen im Akkord sollen die weltweite Corona-Pandemie in Schach halten - doch längst nicht alle Länder sind ausreichend mit Impfstoff versorgt. Prinz Harry fordert die Freigabe von Vakzin-Patenten, dürfte aber wichtige Aspekte nicht bedacht haben.

Ginge es nach Meghan Markle und Prinz Harry, hätten alle Länder weltweit freien Zugriff auf Patente für Corona-Impfstoffe - doch die Forderungen scheinen nicht zu Ende durchdacht, (Foto) Suche
Ginge es nach Meghan Markle und Prinz Harry, hätten alle Länder weltweit freien Zugriff auf Patente für Corona-Impfstoffe - doch die Forderungen scheinen nicht zu Ende durchdacht, Bild: picture alliance/dpa/Press Association | Chris Jackson

Sie sind das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, die weltweit grassierende Coronavirus-Pandemie in Schach zu halten und Menschen vor schweren Verläufen von Covid-19 zu schützen: Die Rede ist von Impfstoffen gegen Sars-CoV-2. Weltweit forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, wirksame Vakzine zu entwickeln, etliche sind bereits zugelassen und im Einsatz. In Deutschland werden neben dem Corminaty-Impfstoff von Biontech/Pfizer und dem Spikevax-Vakzin von Moderna auch die Impfstoffe Vaxzevria von AstraZeneca und Janssen von Johnson & Johnson verimpft.

Kritik an Impfstoffherstellern: Sollen die Vakzin-Patente weltweit freigegeben werden?

Allerdings stoßen längst nicht bei allen die fortschreitenden Erfolge der Impfkampagne auf Gegenliebe. Immer wieder wird Kritik an den Impfstoffherstellern laut, die Pharmakonzerne sollten ihre Impfstoffpatente freigeben, um weniger finanzkräftigen Ländern die selbstständige Herstellung von Corona-Impfstoffen ohne Verstöße gegen das Patentrecht zu ermöglichen. Ein prominenter Befürworter der Patentfreigabe ist beispielsweise Papst Franziskus, der sich bereits im Frühjahr 2021 für das Thema aussprach. Nun schließt sich auch Prinz Harry den Forderungen an, die Patente für erprobte Corona-Impfstoffe international freizugeben - doch hat sich der Enkel von Queen Elizabeth II. damit in eine hochbrisante Debatte eingemischt, die ihm mehr schaden als nutzen könnte?

Prinz Harry und Meghan Markle fordern Impfstoffhersteller zu Patentfreigabe auf

Bereits im Herbst 2021 mischte sich Prinz Harry nebst Ehefrau Meghan Markle in die Diskussion ein und plädierte in einem offiziellen Schreiben an dieStaats- und Regierungschefs der G20 für das Ende des Impfstoffmangels in ärmeren Ländern.Zusammen mit dem Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, schrieben Prinz Harry un Herzogin Meghan einen offenen Brief an die G20, den auch die Tochter des früheren US-Präsidenten, Chelsea Clinton, unterzeichnete.

Die reichen Länder hätten Impfdosenspenden versprochen, aber immer noch hätten manche Länder nicht genug Impfstoff, um ihr Gesundheitspersonal zu impfen, schrieb das royale Paar. Nur drei Prozent der bis dato fast sieben Milliarden verabreichten Impfdosen seien in armen Ländern verabreicht worden. Gleichzeitig hätten einige der G20-Länder Millionen von überflüssigen Impfdosen, deren Haltbarkeitsdatum demnächst ablaufe.

Prinz Harry macht sich für Impfstoff-Verteilung stark - doch was bringen Änderungen des Patenrechts überhaupt?

Zudem ließ es sich Prinz Harry Ende September 2021 nicht nehmen, seine Stimme beim Global-Citizen-Konzert im New Yorker Central Park für Impfgerechtigkeit zu erheben. Die gegenwärtige Situation der Bevorzugung wohlhabender Länder bei Corona-Vakzinen sei eine "Menschenrechtskrise", sagte Prinz Harry damals vor Zehntausenden Zuschauern. "Meine Frau und ich glauben, dass die Art und Weise, wie man geboren wurde, nicht darüber entscheiden darf, dass man überlebt". Harry kritisierte dabei vor allem die geltenden Patentrechte, die Produzenten in ärmeren Ländern davon abhalten, erfolgreiche Impfstoffe selbst herzustellen. "Und wenn wir dies zurecht als humanitäre Krise betrachten, sollte die Kontrolle über einen Impfstoff, der Leben retten kann, nicht nur in den Händen der wenigen Glücklichen liegen", fügte Herzogin Meghan hinzu.

Hat Prinz Harry seine Kritik an der Pharmaindustrie nicht zu Ende gedacht?

Durchaus löbliche Ziele, die Prinz Harry und Meghan Markle da propagieren - doch die Medaille hat auch eine andere Seite, die der weltweiten Impfkampagne langfristigen Schaden zufügen könnte. Wie der Investigativjournalist Andrew Orlowski im britischen "Daily Telegraph" ausführte, hat sich Prinz Harry womöglich für eine Kampagne vor den Karren spannen lassen, die die Umsetzbarkeit ihrer Ziele nicht hinreichend geprüft hat.

Patente für Corona-Impfstoffe weltweit freizugeben, würde nämlich weitaus weniger Nutzen bringen, als es sich Prinz Harry und Co. erhoffen dürften. Ärmeren Ländern fehle es nämlich nicht an Patenten für die Impfstoffproduktion, sondern an geeigneten Herstellungseinrichtungen. Auch mangele es vielerorts an der passenden Infrastruktur, um Impfstoffe zügig verteilen zu können, merkte Orlowski an. Nicht zuletzt würden den Pharmaunternehmen im Falle von Patentfreigaben immense Einnahmen wegbrechen, die wiederum der Forschung an neuen Impfstoffen zugute gekommen wären.

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