Von news.de-Redakteurin Julia Zahnweh - Uhr

Prominente Pfunde: Wie dick darf's in Hollywood sein?

Ob Gabourey Sidibe, Beth Ditto oder Jennifer Hudson - längst muss man nicht mehr dünn sein, um im Showbusiness erfolgreich zu sein. Prominente kritisieren den Magerwahn ihrer Branche. Doch wie ernst meint es Hollywood mit seinen Schwergewichten?

Gabourey Sidibe steht zur ihren Pfunden. Ob sie in Hollywood bestehen wird? (Foto) Suche
Gabourey Sidibe steht zur ihren Pfunden. Ob sie in Hollywood bestehen wird? Bild: ap

Dicke Frauen hatten bis vor kurzem im Showbusiness so gut wie keine Chance, groß herauszukommen. Um fett im Geschäft zu sein, musste man zu dem exklusiven Kreis der Size-Zero-Damen um Victoria Beckham, Nicole Kidman und Angelina Jolie gehören. Gerade in Hollywood, der Welthauptstadt des Magerwahns, wird jedes neues Pfündchen auf den Rippen der Stars streng beäugt und abgestraft. Doch nun scheint sich unter den Stars selbst eine Bewegung gegen das Diktat des Schlankeitswahns zu formieren. Steht der Unterhaltungsbranche ein gewichtsmäßiger Umbruch bevor?

Prominente dicke Frauen und Frauen, die ihr Aussehen vor allem Bildbearbeitungsprogrammen und Chirurgen zu verdanken haben, sorgen derzeit für Aufsehen: Hollywood bejubelt nicht nur die 168 Kilogramm ihres neuen Stars Gabourey Sidibe, sondern überrascht mit zwei prominenten Offenbarungen.

Britney zeigt, was sie hat: Cellulite und kleine Speckrollen

Zum einen hat Schauspielerin Demi Moore endlich öffentlich zugegeben, dass sie nicht etwa in einen Jungbrunnen gefallen ist, sondern ihr jugendliches Aussehen etlichen Schönheits-OPs und schweißtreibendem Training zu verdanken hat. Also nichts mit drei Flaschen Wasser am Tag und ein bisschen Sport, wie sie jahrelang beteuerte. Zum anderen überraschte Popsängerin Britney Spears mit der Veröffentlichung von unretuschierten Fotos. Hautunreinheiten, Cellulite, kleine Speckrollen und Dellen beweisen, dass Spears nicht makellos ist. «So will ich Frauen den Druck nehmen, perfekt auszusehen», kommentierte die Sängerin ihre nicht bearbeiteten Fotos in der Daily Mail.

Und Spears und Moore sind nicht die Einzigen. Sängerin Jessica Simpson erschien erst vor kurzem ganz ohne Make-up, mit luftgetrockneten Haaren und angeblich ohne Retusche auf dem Cover des US-Magazins Marie Claire. Und Mariah Carey steht längst zu ihren Kurven, auch wenn sie es nicht mag, wenn man sie «Presswurst» nennt, wie es Oliver Pocher vor einiger Zeit getan hat.

Macht Hollywood Schluss mit dem Schönheitswahn?

Doch das bedeutet nicht, dass sich Hollywood den Titel «Welthauptstadt des Magerwahns» kampflos wegnehmen lässt. Gerade in der aktuellen Diskussion um Gabourey Sidibe, die dieses Jahr für ihre Rolle in Precious für einen Oscar nominiert wurde, spiegelt sich die gespaltene Haltung zum Schlankheitswahn der Traumfabrik.

Während das amerikanische Feuilleton Sidibe als neuen Star feiert, weigert sich die Modezeitschrift Vogue mit der übergewichtigen Schauspielerin zusammenzuarbeiten. «Für die Fashion-Industrie ist Gabourey Sidibe ein Witz. Was sie auf dem Roten Teppich der Academy Awards trug, war kein Kleid. Das war ein Zelt», erklärte Chefredakteurin Anna Wintour.

Und nicht nur von Seiten der Modeindustrie musste Sidibe Gespött ertragen. «Man hätte ihr den Oscar geben sollen, denn die Arme wird nie wieder eine Rolle kriegen», machte sich das New Yorker Lästermaul Howard Stern über Sidibe lustig. Daraufhin sprangen sofort Promis wie Whoopi Goldberg für Sidibe in die Bresche und bezeichnetet Stern als Rassisten.

Dicke bleiben Exoten

Doch letztlich steckt hinter Sterns Bemerkung auch ein Stückchen bittere Wahrheit. Auch wenn sich Teile von Hollywood selbstkritisch mit dem Schönheitswahn auseinandersetzen, heißt dies noch lange nicht, dass sich die Branche grundlegend ändern wird. Mögen die Bekenntnisse von Britney Spears und Demi Moore vielleicht sogar wirklich ernst gemeint gewesen sein, dienten sie doch vor allem der Imagepflege der beiden Frauen. Dicke Frauen mögen das Showbusiness zwar immer mehr erobern, aber erst einmal bleiben sie Exoten, die erst noch beweisen müssen, dass ihr Erfolg von Dauer sein kann.

Dass der Magerwahn trotzdem immer noch als der Erfolgsgarant angesehen wird, beweist derzeit niemand besser als Oscar-Preisträgerin Jennifer Hudson, die bisher zu den Vorreiterinnen im «erdickten Hollywood» gehörte. Die Schauspielerin ist nach der Geburt ihres Sohnes nicht wiederzuerkennen.Ganze 30 Kilo soll sie abgenommen haben. Von den sympathischen Kurven der 28-Jährigen ist nichts mehr übrig geblieben. Und Hudson scheint die Gesetze der Unterhaltungsbranche verstanden zu haben: Ihre radikale Diät weiß sie zu vermarkten und heimste eine Werbedeal mit Weight Watchers ein. Nun habe sie das Gefühl, «die ganze Welt erobern zu können». Und meinte damit auch Hollywood? Hat Hudson am eigenen Leib erfahren, dass ihre Pfunde einer großen Karriere im Weg standen?

car/reu/news.de

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