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Ukraine-Krieg aktuell im News-Ticker: Selenskyj über Sieg in Cherson: "Heute ist ein historischer Tag"

Ihr Ziel Cherson haben die ukrainischen Soldaten fest im Blick, rücken aber nur langsam vor. Gespannt wird darauf gewartet, wann über Cherson wieder die blau-gelbe Landesflagge gehisst wird. Die aktuellen News zum Krieg in der Ukraine.

Die aktuellen Nachrichten aus dem Ukraine-Krieg im Überblick. (Foto) Suche
Die aktuellen Nachrichten aus dem Ukraine-Krieg im Überblick. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Mikhail Metzel

Die Soldaten der Ukraine rücken den bei Cherson abziehenden russischen Einheiten scheinbar unaufhaltsam nach. In dem Gebiet rund um die südukrainische Stadt seien bereits 41 Ortschaften befreit, teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstagabend in seiner täglichen Videobotschaft mit. Die Zahl der ukrainischen Flaggen, die im Rahmen der laufenden Verteidigungsoperation "an ihren rechtmäßigen Platz" zurückkehrten, gehe demnach in die Dutzende.

Allein seit Mittwoch seien ukrainische Verbände bis zu sieben Kilometer tief in ehemals von Russen besetztes Gebiet vorgestoßen, berichtete der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj. Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew zogen die russischen Militärs nur langsam ab, um ihre Verteidigungslinien am linken Ufer des Dnipro zu verstärken.

Wie der ukrainische Gouverneur des Gebietes Mykolajiw, Witalij Kim, berichtete, sei der Ort Tschornobajiwka bereits unter ukrainischer Kontrolle. Nähere Angaben machte er zunächst nicht. "Wir schweigen weiterhin, denn all dies ist Sache des Militärs." Freitag ist der 261. Tag des Krieges.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Geschehnisse am 11.11.2022 im Überblick

+++ Selenskyj über Sieg in Cherson: "Heute ist ein historischer Tag" +++

Nach dem Abzug der russischen Soldaten hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von einem weiteren Vorrücken der eigenen Truppen auf die Gebietshauptstadt Cherson im Süden des Landes berichtet. "Heute ist ein historischer Tag", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Freitagabend. Noch sei die Stadt nicht komplett von der "Präsenz des Feindes" befreit, erklärte er. Ukrainische Spezialeinheiten seien aber bereits vor Ort. Die Bewohner von Cherson entfernten zudem selbstständig russische Symbole von Straßen und Gebäuden.

Selenskyj veröffentlichte auch ein Video, das Autokorsos und Jubelchöre für die anrückenden ukrainischen Soldaten zeigen soll. "Die Menschen in Cherson haben gewartet. Sie haben die Ukraine nie aufgegeben», sagte der Staatschef. "Genauso wird es in den Städten sein, die noch auf unsere Rückeroberung warten."

Unter dem Druck der ukrainischen Gegenoffensiven hatte Russland am vergangenen Mittwoch den Abzug der eigenen Truppen aus dem nordwestlich des Flusses Dnipro gelegenen Teil Chersons angekündigt. Dort liegt auch die gleichnamige Gebietshauptstadt Cherson. Erstmals seit Kriegsbeginn hat Russland damit einen größeren Teil eines Gebiets wieder verloren, das es völkerrechtswidrig annektiert hat und vor diesem Hintergrund als eigenes Staatsgebiet bezeichnet.

+++ Selenskyj informiert Scholz über Vorrücken in Cherson +++


Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat vor dem G20-Gipfel mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Dabei sei es um die militärische, politische und humanitäre Lage in der Ukraine gegangen, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag mit. Selenskyj habe den Kanzler auch über die jüngste Lageentwicklung in der Region Cherson informiert. Beide Politiker verurteilten zudem "den anhaltenden gezielten Beschuss ziviler Infrastruktur in der Ukraine durch die russischen Streitkräfte und besprachen konkrete Maßnahmen zur Stärkung der ukrainischen Energieinfrastruktur". Kanzler Scholz habe die fortwährende deutsche Unterstützung der Ukraine mit den gegenwärtigen Prioritäten in den Bereichen Energieinfrastruktur und Luftverteidigung bekräftigt.

Das Gipfeltreffen der Gruppe großer Wirtschaftsnationen ist am kommenden Dienstag und Mittwoch auf der indonesischen Insel Bali. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist ein wesentliches Thema bei den Gesprächen.

Wie Hebestreit weiter mitteilte, riefen Scholz und Selenskyj zur Verlängerung des Getreideabkommens unter Ägide der Vereinten Nationen über den 19. November hinaus auf, das dazu beiträgt, die globale Ernährungssituation zu verbessern. Beide vereinbarten demnach, in engem Kontakt zu bleiben. Wie Selensky bei Twitter schrieb, dankte er Scholz in dem Gespräch für die deutsche Unterstützung.

Russland hatte am Mittwoch den Truppenabzug aus der Gebietshauptstadt Cherson angekündigt, weil die Versorgung der eigenen Soldaten etwa durch nicht mehr nutzbare Brücken unmöglich war. Seither melden die ukrainischen Streitkräfte ein schrittweises Vorrücken in der Region. Mehrere Ortschaften wurden demnach wieder befreit. Nach dem Scheitern des Vormarschs auf Kiew und dem Rückzug bei Charkiw gilt dies als weitere militärische Niederlage Russlands.

+++ Nach Truppenabzug: Russland beschießt aufgegebenes Gebiet in Cherson +++

Kurz nach dem Abzug der eigenen Truppen aus der ukrainischen Gebietshauptstadt Cherson und weiteren Orten hat Russland eigenen Angaben zufolge mit Angriffen auf die gerade erst aufgegebene Region begonnen. "Aktuell werden Truppen und Militärtechnik der ukrainischen Streitkräfte auf dem rechten Ufer des Flusses Dnipro beschossen", teilte Russlands Verteidigungsministerium am Freitag mit.

Nur wenige Stunden zuvor hatte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow mitgeteilt, alle russischen Einheiten in dem südukrainischen Gebiet seien auf die linke Flussseite gebracht worden. Insgesamt handelt es sich laut Angaben aus Moskau um mehr als 30 000 Soldaten, die nun südöstlich des Dnipro stationiert seien.

Die ukrainische Seite hatte sich auf Angriffe auf die gerade erst zurückeroberten Orte bereits eingestellt. Die Pressesprecherin des Kommandos Süd der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, erklärte am Freitag im Fernsehen, die Streitkräfte rechneten mit "massivem Beschuss" Chersons. Das sei alleine schon durch die Nähe der neuen Verteidigungslinie der Russen auf dem gegenüberliegenden Ufer des Dnipro begründet, sagte sie.

Russland hatte am Mittwoch den Truppenabzug aus den nordwestlich des Dnipro gelegenen Gebieten angekündigt, weil die Versorgung der eigenen Soldaten etwa durch nicht mehr nutzbare Brücken unmöglich war. Seither meldeten die ukrainischen Streitkräfte ein schrittweises Vorrücken in der Region. Ungeachtet des russischen Abzugs bezeichnet Moskau das Gebiet Cherson, das es erst im September völkerrechtswidrig annektiert hatte, weiter als eigenes Staatsgebiet.

+++ THW liefert Baumaschinen und Stromerzeuger in die Ukraine +++

Das Technische Hilfswerk (THW) hilft der Ukraine aktuell vor allem bei der Energieversorgung. Derzeit bereite das THW die Lieferung von rund 250 Stromerzeugern verschiedener Leistungsklassen vor, teilte das Hilfswerk am Freitag in Bonn mit. Mit den Geräten soll eine provisorische Stromversorgung wichtiger Einrichtungen sichergestellt werden.

Zudem liefere man Planierraupen, Radlader und Hubarbeitsbühnen in die Ukraine. Damit unterstütze man den Katastrophen- und Grenzschutz des Landes. Der gesamte Logistikeinsatz während des Ukrainekriegs habe bereits ein Volumen von mehr als 60 Millionen Euro erreicht.

"Mit Baumaschinen, Fahrzeugen und Geräten versetzen wir unsere Partner in der Ukraine in die Lage, Kriegsschäden zu beheben, Menschenleben zu retten und das Leid der Zivilbevölkerung zu lindern", so THW-Präsident Gerd Friedsam.

Nahezu wöchentlich organisiere das THW Transporte mit Hilfsgütern, Fahrzeugen und Ausstattung, um in der Ukraine die Not zu lindern. Finanziert werde die Hilfe für die Menschen vorwiegend aus Sondermitteln der Bundesregierung.

Zuletzt habe das THW einen großen Kettenbagger sowie ein Saug- und Spülfahrzeug zur Instandsetzung verstopfter Kanalsysteme in die Ukraine gebracht. Das THW ist die ehrenamtliche Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes und hat nach eigenen Angaben mehr als 80 000 Freiwillige in ihren Reihen.

+++Erneuter Gefangenenaustausch zwischen Ukraine und Russland +++

Russland und die Ukraine haben in dem seit über acht Monaten dauernden russischen Angriffskrieg erneut Gefangene ausgetauscht. "Es ist gelungen, 45 Kämpfer der Streitkräfte zu befreien", teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, am Freitag im Nachrichtendienst Telegram mit. Es handele sich dabei um Soldaten und Feldwebel. Wie viele Soldaten an die russische Seite übergeben wurden, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Am Vortag hatte der Interimschef des von Russland beanspruchten ostukrainischen Luhansker Gebiets, Leonid Passetschnik, von mehr 35 Soldaten gesprochen, die ausgetauscht worden seien. Russland war Ende Februar in die Ukraine einmarschiert.

+++ Jubel nach russischem Abzug aus südukrainischer Großstadt Cherson +++

Nach dem Abzug der russischen Truppen aus der südukrainischen Großstadt Cherson haben die verbliebenen Einwohner mit ukrainischen Flaggen und Hupkonzerten gefeiert. Bilder zeigten am Freitag, wie die blau-gelbe Fahne der Ukraine wieder auf dem Gebäude der örtlichen Gebietsverwaltung gehisst wurde. Ukrainische Soldaten, die sich bereits am Stadtrand befanden, wurden von den Menschen enthusiastisch mit Umarmungen und Beifall begrüßt. Örtlichen Berichten zufolge waren die ukrainischen Einheiten auch bereits in die Kleinstadt Beryslaw unweit des Kachowka-Staudamms eingerückt.

Russland hatte zuvor den am Mittwoch angekündigten Rückzug vom rechten Ufer des Flusses Dnipro offiziell für abgeschlossen erklärt. In den Morgenstunden hätten die letzten russischen Soldaten einschließlich Technik den nordwestlichen Teil des Gebietes Cherson verlassen und sich auf das linke Ufer des Dnipro auf neue Verteidigungspositionen zurückgezogen. Örtlichen Angaben zufolge wurden dabei die zuvor schon beschädigten drei Brücken über den Dnipro gesprengt.

Cherson war als einzige Gebietshauptstadt nach dem russischen Einmarsch Ende Februar von den Russen erobert worden. Anfang Oktober hatte Moskau das Gebiet völkerrechtswidrig zu seinem Staatsgebiet erklärt. Nach dem Truppenrückzug vom rechten Dnipro-Ufer kontrolliert Russland weiter über 70 Prozent des Gebiets.

+++ Baerbock erwartet von G20-Gipfel Zeichen der Geschlossenheit an Putin +++

Außenministerin Annalena Baerbock erwartet vom Gipfel der Gruppe der großen Wirtschaftsnationen (G20) auf Bali ein klares Zeichen internationaler Geschlossenheit gegen den russischen Krieg in der Ukraine. Die allermeisten Staaten der Welt und der G20-Runde sähen den Krieg als Völkerrechtsbruch, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag nach einem Treffen mit ihrem litauischen Amtskollegen Gabrielius Landsbergis in Berlin. Man habe auch im Rahmen der wirtschaftsstarken Demokratien (G7) und der Vereinten Nationen deutlich gemacht, "dass dieser fatale Bruch des Völkerrechtes von der Gemeinschaft weder akzeptiert noch unterstützt wird. In keinstem Maße." Dies werde auch die Botschaft des G20-Gipfels auf Bali sein.

Auf die Frage, wie sie die Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin bewerte, nicht zum Gipfel am kommenden Dienstag und Mittwoch auf die indonesische Insel zu reisen, sondern Außenminister Sergej Lawrow zu schicken, sagte Baerbock: "Die Reiseplanungen des russischen Regimes verdeutlichen aus meiner Sicht das, was unsere internationale Stärke ist: dass wir in diesen schwierigen Zeiten zusammenstehen für die Ukraine und für das internationale Recht."

Mit Blick auf Lawrow, der den Konferenzsaal bei einem Treffen der G20-Außenminister Anfang Juli auf Bali direkt nach seiner Rede verlassen hatte, sagte Baerbock, jeder habe damals sehen können, dass Lawrow die Sorgen und Nöte der anderen Teilnehmer gerade im globalen Süden nicht interessiert hätten. Wäre er geblieben, hätte er "nur gehört hätte, wie furchtbar dieser russische Angriffskrieg auf die Ukraine nicht nur für die europäische, sondern für die internationale Friedensordnung und für die internationale Gemeinschaft mit Blick auf explodierende Energie- und Lebensmittelpreise ist".

+++ Moskau soll bei G20-Gipfel Text gegen Atomwaffen-Einsatz unterstützen +++

Russland ist offensichtlich bereit, beim bevorstehenden Gipfel der Gruppe der großen Wirtschaftsnationen (G20) ein Bekenntnis gegen den Einsatz von Atomwaffen abzugeben. Im aktuellen Entwurf für die Abschlusserklärung des Spitzentreffens auf der indonesischen Insel Bali sei ein Punkt zur Nichtnutzung von Kernwaffen enthalten, sagte ein EU-Beamter am Freitag. Nach derzeitigem Verhandlungsstand könne davon ausgegangen werden, dass dieser sich auch in der Endfassung finden werde. "Ein große Zahl von G20-Mitgliedern will einen Verweis auf Kernwaffen", sagte er.

Sorgen vor einem russischen Atomwaffeneinsatz im Krieg gegen die Ukraine hatte zuletzt unter anderem die völkerrechtswidrige Annexion von vier besetzten ukrainischen Gebieten geschürt. Präsident Wladimir Putin kündigte danach an, man werde sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen. Zudem sorgte Moskau mit Behauptungen für Unruhe, dass die Ukraine plane, zur Diskreditierung Russlands eine radioaktive Bombe zu zünden. Weil es dafür keinerlei Beweise gibt, wurde befürchtet, dass eigentlich Russland einen solchen Schritt in Erwägung ziehen könnte, um danach die Ukraine für die Tat verantwortlich zu machen.

Der G20-Gipfel auf Bali beginnt am kommenden Dienstag. Vertreten sind neben der EU die Länder Deutschland, Argentinien, Australien, Brasilien, China, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei und die USA.

Dass Putin nicht persönlich zum Gipfel reisen will, wertete der EU-Beamte als klares Zeichen dafür, dass die G20-Gruppe für den Kreml-Chef keine "komfortable Umgebung" ist. Er verwies allerdings auch darauf, dass Moskau zumindest in Peking noch einen starken Alliierten hat. "Wir sehen, dass Russland und China sich in ihren Positionen eng abstimmen", sagte er. Diese mache es zusätzlich schwierig, eine gemeinsame Gipfel-Erklärung auszuhandeln.

Den Angaben des Beamten zufolge wird auch erwartet, dass Putin zumindest an einer Arbeitssitzung per Videokonferenz teilnimmt. Vor Ort werde als höchster Vertreter Russlands Außenminister Sergej Lawrow erwartet.

+++ Ukrainer erreichen Zentrum von Cherson - einige russische Soldaten bei Flucht ertrunken +++

Wie der britische "Guardian" berichtet, sollen die ukrainischen Truppen das Zentrum der Stadt Cherson erreicht haben. Nach Angaben eines Regionalrats-Mitglieds von Cherson gegenüber der internationalen Nachrichtenagentur "Reuters", stehe inzwischen fast die gesamte Stadt unter ukrainischer Kontrolle.Die Bewohner würde angehalten, in ihren Häusern zu bleiben, solange man nach verbliebenen russischen Soldaten suche. Einige von ihnen seien bei der Flucht im Fluss Dnipro ertrunken.

+++ UN-Gespräche mit Russland über Verlängerung des Getreideabkommens +++

Eine Woche vor Ablauf des Abkommens zum Export von ukrainischem Getreide haben in Genf Gespräche zwischen den Vereinten Nationen und Russland zur Fortsetzung der Initiative begonnen. Eine UN-Sprecherin bezeichnete die Gespräche am Freitag in Genf als "informell". Unklar war, ob und wann die Vereinten Nationen über das Ergebnis der Beratungen informieren werden.

Das Abkommen wurde im Juli unter der Vermittlung der UN und der Türkei geschlossen und gilt bis 19. November. Ziel war unter anderem, die sichere Durchfahrt von Frachtschiffen durch das Schwarze Meer zu ermöglichen, was Russland nach dem Beginn seines Angriffs auf die Ukraine verhindert hatte. Die Ukraine gehört zu den weltweit wichtigsten Getreideexporteuren.

Gleichzeitig sollten russische Exporte von Getreide und Düngemittel erleichtert werden. Das klappt nach russischer Darstellung nicht. Die westlichen Sanktionen gegen Russland richten sich zwar nicht direkt gegen diese Exporte. Sie machen es aber schwer für Russland, Häfen anzulaufen, Zahlungen abzuwickeln oder Schiffe zu versichern.

Die Gespräche fanden am Freitag am europäischen Sitz der Vereinten Nationen in Genf statt. Teilnehmer waren unter anderem UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths, die Generalsekretärin der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad), Rebeca Grynspan, und der russische Vizeaußenminister Sergej Werschinin. Es gehe auch um die Erleichterung russischer Nahrungs- und Düngemittelexporte, hatte eine UN-Sprecherin am Donnerstag in New York gesagt.

Sollte das Abkommen nicht verlängert werden, habe das schwere Konsequenzen, warnte der Direktor der Abteilung Märkte und Handel bei der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), Boubaker Benbelhassen. Dann dürften die Preise wieder steigen und die Belieferung vieler Länder, die auf die Versorgung angewiesen seien, ins Stocken geraten, sagte er zu Reportern in Genf.

Nach Angaben des Koordinierungszentrums des Getreideabkommens haben Stand 11. November 489 Schiffe ukrainische Häfen mit Weizen, Mais, Sonnenblumenöl und Sojabohnen und anderem an Bord verlassen. Allein seit dem 1. November waren es mehr als 20 Schiffe, die unter anderem in den Libanon, nach Marokko, Libyen, Spanien, Rumänien und China fuhren. Am Freitagvormittag legten nach den Angaben vier Schiffe ab.

+++Kreml: Gebiet Cherson bleibt Teil Russlands - Abzug von Ufer beendet +++

Russland hat nach eigenen Angaben den Abzug seiner Truppen aus der südukrainischen Stadt Cherson und Teilen des Gebietes abgeschlossen. Das russische Verteidigungsministerium teilte am Freitag mit, dass die Umgruppierung beendet sei. Es seien alle Einheiten samt Technik und Ausstattung ohne Verluste auf die linke Uferseite des Flusses Dnipro gebracht worden, auf der rechten Seite sei keine Technik zurückgelassen worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow in Moskau.

Moskau sieht das ukrainische Gebiet Cherson auch nach dem Abzug seiner Truppen weiter als russisches Staatsgebiet an. Das Gebiet Cherson bleibe Teil der Russischen Föderation, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. "Dieser Status ist per Gesetz bestimmt und gefestigt. Hier gibt es keine Änderungen und kann es keine geben", sagte Peskow.

Russland hatte am Mittwoch den Truppenabzug aus der Gebietshauptstadt Cherson angekündigt, weil die Versorgung der eigenen Soldaten etwa durch nicht mehr nutzbare Brücken unmöglich war. Seither melden die ukrainischen Streitkräfte ein schrittweises Vorrücken in der Region. Mehrere Ortschaften wurden demnach wieder befreit. Nach dem Scheitern des Vormarschs auf Kiew und dem Rückzug bei Charkiw gilt dies als weitere militärische Niederlage Russlands.

Auf die Frage, ob die Niederlage in Cherson nicht erniedrigend sei für Putin, antwortete Peskow mit einem "Nein". Putin hatte Ende September vier ukrainische Gebiete, darunter Cherson, bei einer Zeremonie im Kreml vollmundig zu einem Teil Russlands erklärt. Peskow machte deutlich, dass der Kreml auch die Feier auf dem Roten Platz zur Einverleibung der Regionen nicht bereue. Die Weltgemeinschaft sieht in den Annexionen einen Völkerrechtsbruch.

+++ Kreml: Militärische Spezialoperation in Ukraine wird fortgesetzt +++

Auch nach dem angekündigten Abzug russischer Truppen aus dem südukrainischen Cherson sieht der Kreml kaum Chancen auf Friedensverhandlungen mit Kiew. Russland schließe Verhandlungen mit der Ukraine zwar nicht aus, sehe aber keine Bereitschaft Kiews für Gespräche, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. "Kiew will keine Gespräche, also geht die militärische Spezialoperation weiter", sagte Peskow.

Aus Sicht des Kremls könne die "militärische Spezialoperation" entweder mit dem Erreichen ihrer Ziele oder mit Verhandlungen beendet werden, sagte der Sprecher von Russlands Präsident Wladimir Putin. Friedensgespräche "aus der Position der Stärke" heraus, wie sie die ukrainische Seite beanspruche, seien aber nicht möglich.

Die russische Militärführung hatte am Mittwoch den Abzug der Truppen aus der südukrainischen Stadt Cherson und dem Gebiet auf der rechten Seite des Flusses Dnipro angekündigt. Die ukrainischen Streitkräfte rücken inzwischen auf Cherson vor. Nach dem Scheitern des Vormarschs auf Kiew und dem Rückzug bei Charkiw gilt dies als weitere militärische Niederlage Russlands.

Peskow begründete unterdessen das Fernbleiben Putins beim Gipfel der Gruppe der großen Wirtschaftsnationen (G20) nächste Woche auf der indonesischen Insel Bali mit der Notwendigkeit, dass der Präsident in Russland bleiben müsse. Der Kremlchef habe die Entscheidung selbst getroffen. Sie hänge mit seinem "Zeitplan" zusammen. Es sei auch keine Videoansprache Putins geplant. Moskaus Außenminister Sergej Lawrow führt die russische Delegation an.

+++ China nennt Beziehungen zu Russland "felsenfest" +++

Ungeachtet der internationalen Kritik am russischen Einmarsch in der Ukraine hat China seine Beziehungen zu Russland als "felsenfest" beschrieben. Außenamtssprecher Zhao Lijian sagte am Freitag ferner vor der Presse in Peking, beide Länder seien "umfassende strategische Partner". China und Russland formten keine Allianz und folgten dem Grundsatz der Nicht-Konfrontation. Ihre Zusammenarbeit ziele nicht auf dritte Parteien. "Die Beziehungen zwischen China und Russland haben über lange Zeit eine beständige und gute Entwicklung genommen. Es gebe ein "hohes Maß an Vertrauen".

Seit der Invasion hat China dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Rückendeckung gegeben. Bis heute gibt es keine öffentliche Kritik aus Peking an seinem Vorgehen. Vielmehr hat Peking die USA und die Nato als Hauptverantwortliche des Konflikts dargestellt. Allerdings hat Putin selbst "Sorgen" auf chinesischer Seite angesprochen. In einer Abkehr von der bisherigen Zurückhaltung Chinas mit Äußerungen hatte Staats- und Parteichef Xi Jinping aber vergangene Woche bei einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz in Peking gemeinsam und eindringlich vor dem Einsatz von Atomwaffen in dem Konflikt und der Drohung damit gewarnt.

+++ London: Russische Angriffe auf ukrainische Infrastruktur in Wellen +++

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste setzt Russland bei seinen Angriffen auf kritische Infrastruktur in der Ukraine auf eine wellenartige Offensive. Dadurch seien weitreichende Schäden an Kraftwerken und Übertragungsstationen entstanden, hieß es am Freitag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter.

Insbesondere die Hauptstadt Kiew sei stark von Stromausfällen betroffen. Bei den jüngsten intensiveren Angriffen, die Ende Oktober stattgefunden hätten, sei erstmals auch ein Wasserkraftwerk Ziel gewesen. Moskau versuche mit diesen Angriffen, die Moral der ukrainischen Zivilbevölkerung zu schwächen.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

+++Ukraine: Russische Rakete zerstört Wohnhaus - Tote und Verletzte +++

Bei einem neuen Raketenangriff auf die Ukraine hat Russland nach Angaben aus Kiew ein Wohnhaus in der Stadt Mykolajiw zerstört. "Leider gibt es Tote und Verletzte. Such- und Rettungseinsätze laufen", teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitag in Kiew mit. Das sei die "zynische Antwort des Terrorstaats" auf die ukrainischen Erfolge an der Front, meinte Selenskyj. Russland lasse nicht ab von seiner "abscheulichen Taktik".

Der ukrainische Gouverneur des Gebietes Mykolajiw, Witalij Kim, teilte am Morgen im Nachrichtenkanal Telegram mit, es gebe zwei Tote und zwei Verletzte nach dem Raketeneinschlag in dem fünfgeschossigen Haus. Er veröffentlichte dazu auch ein Foto von Zerstörungen. Das Gebäude war eingestürzt.

Der Generalstab in Kiew teilte unterdessen mit, dass die ukrainischen Truppen nach dem angekündigten Abzug der russischen Streitkräfte aus der Gebietshauptstadt Cherson weiter vorrückten. Nach ukrainischen Militärangaben läuft der Vormarsch allerdings langsam wegen Minengefahr in dem Gebiet.

Russische Truppen sollen bei ihrem Rückzug auch die wichtige und zuletzt durch ukrainischen Beschuss schwer beschädigte Antoniwka-Brücke über den Fluss Dnipro gesprengt haben. In sozialen Netzwerken war ein zunächst nicht überprüfbares Video zu sehen, das eine Aufnahme von einer schweren Explosion zeigen soll. Die massiven Schäden an wichtigen Brücken hatten dazu geführt, dass Russland keine militärische Ausrüstung und Lebensmittel mehr in die russisch besetzen Gebiete westlich des Flusses transportieren konnte.

Im Zuge dessen hatte Russland am Mittwoch seinen Rückzug von der Uferseite, wo auch die Hauptstadt Cherson liegt, angekündigt. Der größere Teil des Gebiets Cherson auf der anderen Uferseite ist weiter unter russischer Kontrolle.

+++ Bericht: USA wollen Munition aus Südkorea für Ukraine kaufent +++

Südkorea will laut einem Zeitungsbericht Munition an die USA für ihre militärische Ausrüstung der ukrainischen Streitkräfte verkaufen. Es gebe einen vertraulichen Waffendeal zwischen Seoul und Washington, wonach die USA 100 000 Runden von 150-Millimeter-Artillerie-Munition von ihrem Verbündeten abnehmen würden, berichtet das "Wall Street Journal" am Donnerstag (Ortszeit) auf seiner Homepage unter Berufung auf US-Beamte. Das sei genug, um die Artillerieverbände der Ukraine mit Munition für mindestens einige Wochen zur Abwehr russischer Truppen zu versorgen.

Das Verteidigungsministerium in Seoul bestätigte, dass südkoreanische Unternehmen mit den USA über den Export von Munition verhandelten. Der Kauf solle "die Knappheit an 150-Millimeter-Munition auf Lager" in den USA ausgleichen. Es werde unter der Voraussetzung verhandelt, dass die USA "Endbenutzer" seien. Das Ministerium betonte, an Südkoreas Position habe sich nichts verändert, keine tödlichen Waffen an die Ukraine zu liefern.

Zuletzt hatte Südkoreas weithin isoliertes Nachbarland Nordkorea Angaben der US-Regierung bestritten, es sende heimlich Munition nach Russland. Nordkorea reagierte auf Äußerungen des Kommunikationsdirektors des Nationalen Sicherheitsrates in den USA, John Kirby. Er hatte diesen Monat kritisiert, dass Russland aus Nordkorea Artilleriegeschosse erhalte und diese für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetze. Militärexperten vermuten, dass Russland angesichts von Lieferengpässen der heimischen Rüstungsindustrie auf Waffenimporte angewiesen sein könnte.

+++Selenskyj: Schon Dutzende Flaggen im Gebiet Cherson gehisst +++

Im Zuge des fortlaufenden Abzugs russischer Truppen aus der Region Cherson haben ukrainische Truppen nach Darstellung von Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits mehr als 40 Ortschaften befreit. "Die Zahl der ukrainischen Flaggen, die im Rahmen der laufenden Verteidigungsoperation an ihren rechtmäßigen Platz zurückkehren, beträgt bereits Dutzende", sagte er am Donnerstagabend in seiner täglichen Videobotschaft.

Gleichzeitig warnte er vor den Gefahren in den nunmehr von den Besatzern aufgegebenen Gebieten. "Die erste und grundlegende Aufgabe ist die Minenräumung", sagte Selenskyj. Die Besatzer ließen Tausende Blindgänger und Munition zurück. "Ich habe oft Schätzungen gehört, dass die Räumung der Ukraine von russischen Minen Jahrzehnte dauern wird." Nach seinen Erkenntnissen seien noch rund 170 000 Quadratkilometer des Landes minenverseucht.

Selenskyj wies darauf hin, dass die aktuellen Erfolge der ukrainischen Streitkräfte "durch Monate brutalen Kampfes" erreicht worden seien. "Es ist nicht der Feind, der geht - es sind die Ukrainer, die die Besatzer verjagen", sagte Selenskyj. "Und wir müssen den ganzen Weg gehen - auf dem Schlachtfeld und in der Diplomatie - damit überall in unserem Land, entlang unserer gesamten international anerkannten Grenze, unsere Flaggen - ukrainische Flaggen - zu sehen sind. Und keine feindlichen Trikoloren mehr."

+++ USA stellen weitere Militärhilfe für Ukraine bereit +++

Zur Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg stellen die USA dem Land weitere Militärhilfen im Wert von 400 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Das kündigte das US-Verteidigungsministerium am Donnerstag in Washington an. Die militärische Unterstützung für Kiew aus den USA belaufe sich damit auf insgesamt 19,3 Milliarden Dollar seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden Anfang 2021. Nach Pentagon-Angaben wurde der Großteil an Waffen und Ausrüstung - im Umfang von 18,6 Milliarden Dollar - seit dem russischen Einmarsch Ende Februar zugesagt.

Zu dem neuen Paket gehörten auch vier Avenger-Luftabwehrsysteme und Stinger-Raketen sowie Raketen für Hawk-Luftabwehrsysteme, sagte die Vize-Sprecherin des Pentagons, Sabrina Singh. Angesichts der unablässigen und brutalen Luftangriffe Russlands auf kritische Infrastruktur der Ukraine seien zusätzliche Luftverteidigungskapazitäten von entscheidender Bedeutung. Die Avenger-Luftabwehrsysteme würden die bisher bereitgestellten Systeme ergänzen und entsprächen dem Bedarf, den die Ukraine gemeldet habe.

Die Sprecherin kündigte außerdem an, dass in der kommenden Woche die sogenannte internationalen Ukraine-Kontaktgruppe, über die Waffenlieferungen an das Land koordiniert werden, zu ihrer siebten Sitzung virtuell zusammenkommen werde.

+++ Ukrainische Truppen angeblich bereits in Vorort von Cherson +++

Nach dem Abzug der russischen Truppen aus der Region Cherson sind ukrainische Soldaten am Donnerstag nach eigener Darstellung bereits in den ersten Vorort der südukrainischen Stadt eingerückt. Wie der ukrainische Gouverneur des Gebietes Mykolajiw, Witalij Kim, berichtete, sei der Ort Tschornobajiwka bereits unter ukrainischer Kontrolle. Nähere Angaben wollte er nicht machen. "Wir schweigen weiterhin, denn all dies ist Sache des Militärs." Der Generalstab der Ukraine teilte unterdessen mit, die russischen Militärs zögen nur langsam ab, um ihre Verteidigungslinien am linken Ufer des Dnipro zu verstärken.

+++ US-Regierung zu Verhandlungen: Setzen die Ukraine nicht unter Druck +++

Die US-Regierung übt nach eigenen Angaben keinen Druck auf die Ukraine mit Blick auf mögliche Verhandlungen mit Russland aus. "Wir beharren nicht auf bestimmten Dingen, sondern wir beraten als Partner", sagte der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan am Donnerstag im Weißen Haus. Den russischen Abzug aus der südukrainischen Stadt Cherson nannte Sullivan einen "wichtigen Meilenstein" für die Ukrainer. Man müsse nun aber gucken, wie sich die Lage dort tatsächlich entwickle. "Das ist natürlich nicht das Ende des Krieges, denn Russland hält weiterhin Teile des ukrainischen Territoriums besetzt", betonte er.

Sullivan kündigte außerdem neue Militärhilfe für die Ukraine an. Dabei solle die ukrainische Armee vor allem Unterstützung im Bereich Luftverteidigung erhalten. Die USA unterstützen die Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland im großen Stil und haben seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar knapp 18 Milliarden Dollar als Hilfen für die Ukraine zugesagt.

+++ EU erkennt russische Reisepässe aus besetzten Gebieten nicht an +++

Die EU wird russische Reisepässe aus den besetzten Gebieten der Ukraine nicht anerkennen. Darauf verständigten sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments am Donnerstag in Brüssel. Gleiches soll für Reisedokumente gelten, die in den abtrünnigen Teilrepubliken Südossetien und Abchasien in Georgien ausgestellt worden sind, wie der Rat der EU-Staaten mitteilte.

Russland hatte die Gebiete Saporischschja gemeinsam mit den Regionen Cherson, Donezk und Luhansk im September nach Scheinreferenden für annektiert erklärt. Infolgedessen schlug die EU-Kommission die Nicht-Anerkennung dort ausgestellter Pässe vor. Die Behörde machte damals deutlich, dass fast alle Mitgliedstaaten bereits so handelten. Der Beschluss vom Donnerstag soll einen einheitlichen Ansatz aller EU-Staaten gewährleisten. Bevor die Einigung in Kraft tritt, müssen die EU-Staaten und das Europaparlament noch einmal zustimmen. Dies gilt als Formalie.

+++Spionage für Russland: Zwei Jahre für Reserveoffizier gefordert +++

Wegen Spionage für Russland hat die Bundesanwaltschaft für einen ehemaligen Reserveoffizier der Bundeswehr zwei Jahre Haft auf Bewährung beantragt. Zudem soll er 25 000 Euro zahlen. Der Angeklagte habe für den russischen Geheimdienst GRU jahrelang Informationen geliefert, besonders über das Reservistenwesen der Bundeswehr. "Er hat sich gemein gemacht mit dem russischen Staat", sagte ein Vertreter der Bundesanwaltschaft am Donnerstag in seinem Plädoyer am Düsseldorfer Oberlandesgericht.

Der Verteidiger des 65-jährigen Deutschen forderte dagegen einen Freispruch. Keine der weitergegebenen Informationen sei geheim, alles sei öffentlich zugänglich gewesen. "Es war nur kalter Kaffee mit dem Informationswert Null", sagte er. Der Angeklagte beteuerte in seinem Schlusswort: "Ich wollte eine Brücke bauen, nie hatte ich eine böse Absicht."

Er habe seinem Vater vor dessen Tod versprochen, sich dafür einzusetzen, dass es zu keinem weiteren Krieg mit Russland kommt. Der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar dieses Jahres habe seiner Arbeit für Versöhnung "den Boden entzogen", sagte er: In Russland hätten "kriminelle Gruppierungen eine Diktatur" geschaffen. Das Urteil wird für den 18. November erwartet.

+++Südukraine: Ukrainische Truppen befreien Stadt im Gebiet Mykolajiw +++

Nach einem angekündigten russischen Truppenabzug sind ukrainische Einheiten offenbar in die Kleinstadt Snihuriwka in der Südukraine eingerückt. In einem am Donnerstag in sozialen Netzwerken veröffentlichten Video zeigte sich eine ukrainische Späheinheit in der Stadt vor Beifall klatschenden Einwohnern. Am Vortag hatte die russische Armeeführung den kompletten Abzug der eigenen Truppen vom rechten Ufer des Flusses Dnipro angekündigt.

Der Verkehrsknotenpunkt im Gebiet Mykolajiw mit vor dem Krieg 12 000 Einwohnern war im März von der russischen Armee besetzt worden. Russland war im Februar in die Ukraine einmarschiert. Nach erfolgreichen Gegenschlägen Kiews wurden große Teile der einst russisch besetzten Gebiete in der Nord-, Ost- und Südukraine bereits wieder von der ukrainischen Armee zurückerobert.

+++ Moskau: Abriss sowjetischer Denkmäler in Lettland ist "Vandalismus" +++

Aus Protest gegen die Demontage sowjetischer Denkmäler in Lettland hat das russische Außenministerium am Donnerstag den Botschafter des baltischen Landes einbestellt. Der Abriss der Monumente sei eine fortgesetzte "Politik des staatlichen Vandalismus", hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums. Diese "Barbarei" werde von Moskau in einer Linie mit der "allgemeinen Politik der Verherrlichung des Nazismus" durch die lettische Regierung gesehen. Moskau behalte sich das Recht auf Vergeltungsmaßnahmen vor, die auch "asymmetrisch" sein könnten und "auf jeden Fall empfindlich für Riga sein werden", hieß es weiter.

In Lettland müssen nach einem unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gefassten Parlamentsbeschluss alle Objekte, die totalitäre Regime verherrlichen, bis zum 15. November demontiert werden. Nicht davon betroffen sind Monumente an Begräbnisstätten. Die Volksvertretung hatte dazu mehrere Änderungen an einem 1994 abgeschlossenen zwischenstaatlichen Abkommen mit Russland beschlossen.

Die Regelung zielte speziell auch auf den Abriss des sowjetischen Siegesdenkmals in der Hauptstadt Riga, das Ende August dem Erdboden gleichgemacht worden war. Zuletzt wurde am Mittwoch in der Stadt Rezekne im Osten des an Russland grenzenden baltischen EU- und Nato-Landes unter Polizeischutz die Statue eines Soldaten der Roten Armee mit einer Maschinenpistole in der Hand demontiert. Es war eines der letzten großen sowjetischen Denkmäler in Lettland.

Lettland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von Hitler-Deutschland und der Sowjetunion besetzt. Nach Kriegsende war der Baltenstaat bis 1991 unfreiwillig Teil der Sowjetunion. Für die meisten Letten sind die sowjetischen Denkmäler daher ein Symbol für die erneute Besatzung ihres Landes. Vor allem in der starken russischstämmigen Minderheit in Lettland gibt es aber Vorbehalte gegen den Abbau der Monumente.

 

+++ Nato äußert sich zurückhaltend zu Russlands Ankündigungen zu Cherson +++

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich zurückhaltend zu dem von Russland angekündigten Abzug aus der südukrainischen Stadt Cherson geäußert. "Wir müssen jetzt sehen, wie sich die Lage vor Ort in den nächsten Tagen entwickelt", sagte der Norweger am Donnerstag am Rande von Gesprächen mit der neuen italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni in Rom. Klar sei aber, dass Russland schwer unter Druck stehe.

"Wenn sie Cherson verlassen, wäre das ein weiterer großer Erfolg für die Ukraine", fügte Stoltenberg mit Blick auf die russischen Truppen hinzu. Italien stehe mit den anderen Alliierten "Schulter an Schulter", um die Ukraine so lange wie nötig zu unterstützen.

Unter dem Druck ständiger ukrainischer Angriffe hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch den Abzug des russischen Militärs aus Cherson und der gesamten Region um die Stadt angeordnet. Nach dem Scheitern des Vormarschs auf Kiew und dem Rückzug bei Charkiw gilt dies als weitere militärische Niederlage Russlands. Moskau nannte den Abzug eine "militärische Notwendigkeit" und "Umgruppierung der Kräfte".

+++ Putin will Finanzflüsse für Armee-Ausrüstung stärker kontrollieren +++

Angesichts zahlreicher Berichte über eine mangelhafte Ausrüstung russischer Soldaten für Moskaus Krieg in der Ukraine will Präsident Wladimir Putin die Finanzflüsse für die Armeeausgaben schärfer kontrollieren lassen. Bis Freitag müsse die Regierung Vorschläge für eine bessere Ausgabenkontrolle und den zielgerichteten Einsatz der Haushaltsmittel für die "militärische Spezialoperation" in der Ukraine vorlegen, heißt es in einer am Donnerstag vom Kreml veröffentlichten Aufgabenliste.

Um die Qualität der Ausrüstung zu verbessern, soll außerdem eine Art direkter Draht zwischen den in der Ukraine eingesetzten Einheiten und den Herstellern von Rüstungsgütern etabliert werden. Damit soll offenbar auch Korruption und die Veruntreuung von Haushaltsmitteln für die Ausrüstung der Armee unterbunden werden.

Russland führt seit mehr als acht Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, in dem Zehntausende russische Soldaten getötet worden sein sollen. Beim Besuch eines Truppenübungsplatzes bei Moskau hatte Putin vor drei Wochen demonstrativ die Ausrüstung der Kämpfer kontrolliert.

In russischen unabhängigen Medien finden sich zahlreiche Berichte von einberufenen Rekruten, die über schlechte und fehlende Ausrüstung klagen. Teilweise gebe es nicht einmal Helme oder Waffen. Rekruten kauften sich von ihrem eigenen Geld Schlafsäcke, Medizin oder sogar Armeestiefel für den Winter. Immer wieder wenden sich Frauen in Videobotschaften an die Öffentlichkeit mit Appellen, die Reservisten müssten besser versorgt und geschützt werden.

Auch Politiker und Gouverneure hatten sich entsetzt geäußert. So hatte der Duma-Abgeordnete Andrej Guruljow, Mitglied im Verteidigungsausschuss, berichtet, es seien eineinhalb Millionen Sätze persönlicher Ausrüstung verschwunden, und niemand erkläre das. Gouverneure kaufen inzwischen am Budget des Verteidigungsministeriums vorbei teils selbst Ferngläser und Nachtsichtgeräte für die Einberufenen.

+++ USA: 100 000 russische Soldaten in Ukraine getötet oder verwundet +++

Im Krieg gegen die Ukraine hat Russland nach Einschätzung des US-Militärs bislang weit mehr als 100 000 getötete oder verwundete Soldaten zu beklagen. Das Gleiche gelte wahrscheinlich für die ukrainische Seite, sagte US-Generalstabschef Mark Milley laut Medienberichten am Mittwochabend (Ortszeit) in einer Rede in New York. Zudem seien rund 40 000 ukrainische Zivilisten ums Leben gekommen. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht.

Der im Februar begonnene Angriffskrieg auf die Ukraine habe riesiges menschliches Leid verursacht und sei "ein enormer strategischer Fehler" Russlands gewesen. Das Land werde dafür auf Jahre bezahlen müssen, ergänzte Milley demnach in einer Rede in der Denkfabrik The Economic Club of New York.

Sollten sich die Frontlinien während des Winters stabilisieren, könnte es möglicherweise eine Chance geben, ein Ende des Konflikts auszuhandeln. Falls sich eine solche Gelegenheit ergebe, müsse sie genutzt werden, wurde Milley zitiert. Sollten Verhandlungen aber nicht zustande kommen oder scheitern, würden die USA die Ukraine weiter mit Waffen versorgen.

+++ London: Russland will bei Rückzug aus Cherson Ukraine ausbremsen +++

Um die Rückeroberung der von Moskau aufgegebenen Stadt Cherson für die Ukraine zu erschweren, sollen russische Truppen nach Einschätzung britischer Geheimdienste Brücken zerstört und mutmaßlich auch Minen gelegt haben. Es sei zu erwarten, dass der angekündigte Rückzug sich über mehrere Tage hinziehen und von Artilleriefeuer zum Schutz der abziehenden Einheiten begleitet werde, hieß es am Donnerstag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter. Insbesondere bei der Überquerung des Flusses Dnipro seien die russischen Einheiten angesichts begrenzter Möglichkeiten verletzlich.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte am Mittwoch den Rückzug aus der südukrainischen Stadt Cherson und weiteren Teilen des dort besetzten Gebiets angekündigt. Der Verlust der Region werde Russland wahrscheinlich sein strategisches Ziel verwehren, eine russische Landbrücke bis zur Hafenstadt Odessa aufzubauen, halten die Briten fest. Ukrainische Angriffe auf die Nachschubrouten der Russen hätten deren Position in Cherson unhaltbar gemacht.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

+++ Indonesiens Regierung: Putin reist nicht zum G20-Gipfel nach Bali +++

Der russische Präsident Wladimir Putin wird nach Angaben der indonesischen Regierung nicht am G20-Gipfel auf Bali teilnehmen. Stattdessen reise Außenminister Sergej Lawrow zu dem Treffen der 20 großen Industrienationen auf der indonesischen Insel. Das teilte Jodi Mahardi, Sprecher des für die Koordinierung des Gipfels zuständigen Ministeriums für Investitionen, am Donnerstag mit. Der Kremlchef hatte seine Teilnahme an dem Treffen am 15. und 16. November lange offen gelassen.

Bei dem Gipfel wird der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zentrales Thema sein. Für viele kam die Entscheidung Putins deshalb nicht überraschend. Der Kremlchef hatte den Einmarsch ins Nachbarland am 24. Februar befohlen. Inzwischen hat er internationalem Protest zum Trotz vier Gebiete der Ukraine völkerrechtswidrig annektiert. Kein Land erkennt diesen Schritt an.

Als Gastgeber des Gipfels hatte der indonesische Präsident Joko Widodo den russischen Staatschef ausdrücklich eingeladen und gesagt, dass er ihn auf Bali erwarte. Widodo hatte auch eine Friedensinitiative für die Ukraine angekündigt. Indonesien werde bei dem Gipfel alle dazu einladen, "sich zusammenzusetzen und sich in einen konstruktiven Dialog zu begeben", hatte er Ende Oktober gesagt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist ebenfalls zum Gipfel eingeladen worden, obwohl sein Land nicht zur G20 gehört. Selenskyj hatte erklärt, dass er nicht zu dem Treffen reisen werde, falls Putin daran teilnehmen sollte. Dies sei seine "persönliche Position und die Position des Landes", sagte Selenskyj Anfang des Monats. Er hat Russland immer wieder als "Terrorstaat" verurteilt und den Ausschluss des "Aggressors" aus der G20 gefordert.

In der Staatengruppe ist Russland, das einflussreiche Unterstützer wie China, Indien und auch die Türkei hat, nicht komplett isoliert. Bei dem Gipfel trifft die russische Delegation erstmals auch wieder auf internationaler Bühne mit Staats- und Regierungschefs der G7 zusammen, die wegen des Krieges gegen die Ukraine weitreichende Sanktionen gegen Russland erlassen haben.

+++ Selenskyj mahnt nach Russen-Abzug bei Cherson Zurückhaltung an +++

 

Ungeachtet des von Moskau angekündigten Abzugs aus der südukrainischen Stadt Cherson und vom gesamten rechten Dnipro-Ufer mahnt der Präsident der Ukraine Zurückhaltung an. Nach dieser Ankündigung herrsche zwar "viel Freude", sagte Wolodymyr Selenskyj am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache. "Aber unsere Emotionen müssen zurückgehalten werden - gerade während des Krieges."

Selenskyj verwies darauf, dass der Rückzug der russischen Besatzer in erster Linie den Erfolgen der ukrainischen Streitkräfte zu verdanken sei. "Der Feind macht uns keine Geschenke, macht keine Gesten des guten Willens."

Und die Ukraine werde weiter kämpfen. "Ich werde den Feind definitiv nicht mit allen Details unserer Operationen füttern", sagte Selenskyj. "Ob im Süden, ob im Osten oder sonst wo - unsere Ergebnisse wird jeder sehen, selbstverständlich." Das ukrainische Militär werde sich weiter "sehr vorsichtig, ohne Emotionen, ohne unnötiges Risiko" bewegen. Und dies mit möglichst wenigen Verlusten. "So werden wir die Befreiung von Cherson, Kachowka, Donezk und unseren anderen Städten sichern."

Selenskyj warnte die Entscheider in Moskau davor, den Befehl zum Sprengen des Kachowka-Staudamms oberhalb von Cherson oder zur Beschädigung des Atomkraftwerk Saporischschja zu geben. "Dies würde bedeuten, dass sie der gesamten Welt den Krieg erklären", sagte der Präsident.

Unter dem Druck ständiger ukrainischer Angriffe hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch den Abzug des russischen Militärs aus Cherson und der gesamten Region um die Stadt angeordnet. Nach dem Scheitern des Vormarschs auf Kiew und dem Rückzug bei Charkiw gilt dies als weitere militärische Niederlage Russlands. Moskau nannte den Abzug eine "militärischen Notwendigkeit" und "Umgruppierung der Kräfte".

+++ Russische Angriffe auf Kriwyj Rih - Ukrainer rücken bei Cherson vor +++

 

Russische Angriffe haben am Mittwochabend die südukrainische Stadt Kriwyj Rih getroffen. Nach Darstellung der ukrainischen Militärverwaltung kamen dabei zahlreiche Kassettenbomben mit Streumunition aus russischen Raketenwerfern zum Einsatz. Die Bevölkerung wurde zu besonderer Vorsicht aufgerufen, um nicht die kleinen, zylinderförmigen Sprengsätze auszulösen.

Weiter südlich rückten ukrainische Soldaten auf die Stadt Cherson vor. Die russische Militärführung hatte zuvor den Abzug aus der Stadt und vom gesamten rechten Dnipro-Ufer angeordnet. Die ukrainischen Medien berichteten von der "Befreiung" der Ortschaften Prawdino und Kalinowskoje nach schweren Kämpfen der vergangenen Tage. Dem Einmarsch der Ukrainer sei aber der Abzug der Russen aus den beiden Orten vorausgegangen, berichtete die "Ukrajinska Prawda".

Von russischer Seite wurden Vorbereitungen der ukrainischen Streitkräfte auf ein Vorrücken in Richtung des Atomkraftwerks Saporischschja erkannt. Dazu seien rund um die Stadt Saporischschja rund 7000 ukrainische Soldaten zusammengezogen worden, zitierte die Agentur Tass einen Vertreter der Besatzungsverwaltung, Wladimir Rogow. Unter diesen Truppen seien auch etwa 300 Kommandosoldaten, die für diesen Einsatz speziell in Großbritannien ausgebildet worden seien. Alle Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Das russische Militär kontrolliert das südlich von Saporischschja gelegene Atomkraftwerk, das als größte Atomanlage Europas gilt. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bemüht sich seit Monaten, um das Werk eine Schutzzone ohne Kämpfe einzurichten.

+++ Kiew weist neues Moskauer Gesprächsangebot zurück +++

Die ukrainische Führung hat ein neues Gesprächsangebot Moskaus am Mittwoch als "neue Nebelkerze" zurückgewiesen. "Russische Beamte beginnen, Gesprächsangebote immer dann zu unterbreiten, wenn die russischen Truppen Niederlagen auf dem Schlachtfeld erleiden", schrieb Außenamtssprecher Oleh Nikolenko auf Facebook. Die russische Militärführung hatte wenige Stunden zuvor den Abzug aus dem besetzten Gebieten der Region Cherson auf der rechten Seite des Dnipro angekündigt. Mit dem neuen Dialogangebot spiele Russland lediglich auf Zeit, um seine Truppen neu zu sortieren und zu verstärken, und um dann "neue Wellen der Aggression" einzuleiten.

In Moskau hatte Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Nachmittag die Bereitschaft Russlands zu Gesprächen "auf Grundlage der aktuellen Realitäten" angeboten. Damit war der aktuelle Stand an den Fronten gemeint. "Wir sind weiterhin zu Gesprächen bereit, wir haben sie nie verweigert", sagte sie.

Kiew hat bereits mehrere Verhandlungsangebote aus Moskau abgelehnt, fordert als Vorleistung den kompletten Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine, auch von der Halbinsel Krim.

+++ Unionsfraktionsvize: Rückzug aus Cherson zeigt Schwäche Russlands +++

Unionsfraktionsvize Johann Wadephul hat die Ankündigung Moskaus, sich aus der ukrainischen Gebietshauptstadt Cherson zurückziehen zu wollen, als "ein dramatisches Eingeständnis der Schwäche Russlands" gewertet. Es zeige, dass die angekündigte Rekrutierungskampagne Russlands nicht funktioniere, sagte der CDU-Außenexperte am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. "Dieser Rückzug wird zu Rissen in der russischen Führung führen", prognostizierte Wadephul. Das Momentum bleibe auf der Seite der Ukraine, sie habe Chancen, die von Russland besetzten Territorien zurückzuerobern. "Doch dafür müssen wir sie endlich schneller und substanzieller unterstützen. Hier ist die Bundesregierung gefragt», mahnte der CDU-Politiker.

Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven wollen sich Russlands Truppen aus der Gebietshauptstadt Cherson und weiteren Teilen des dort besetzten Gebiets zurückziehen. Verteidigungsminister Sergej Schoigu ordnete am Mittwoch die Räumung des rechten Ufers des Flusses Dnipro an. Damit verliert Russland im Süden die Kontrolle über die einzige ukrainische Gebietshauptstadt, die es seit Beginn des Angriffskriegs Ende Februar eroberte.

+++ Kiew reagiert skeptisch auf Ankündigung von russischem Truppenabzug +++

Die Führung in Kiew hat skeptisch auf die Ankündigung aus Moskau über einen kompletten Truppenabzug vom rechten Ufer des Flusses Dnipro im südukrainischen Gebiet Cherson reagiert. "Die Ukraine sieht keine Anzeichen dafür, dass Russland Cherson ohne Kampf aufgibt", schrieb der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, am Mittwoch beim Kurznachrichtendienst Twitter.

In der Gebietshauptstadt sei weiter eine erhebliche Zahl russischer Soldaten und es würden Reserven zusammengezogen. "Die Ukraine befreit Territorien, indem sie sich auf Aufklärungsdaten und nicht auf inszenierte TV-Ansagen verlässt", betonte Podoljak.

Zuvor hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu die Räumung der besetzten Teile von Cherson auf dem westlichen Ufer des Dnipro angeordnet. Dazu gehört auch die gleichnamige Gebietshauptstadt Cherson, die seit Kriegsbeginn Ende Februar als einzige ukrainische Gebietshauptstadt von den Russen erobert wurde.

Die ukrainische Armee hatte zuletzt mit gezielten Raketenangriffen die Dnipro-Brücken stark beschädigt und damit den russischen Nachschub erheblich beeinträchtigt. Cherson war im Februar von Russland weitgehend erobert und im September völkerrechtswidrig annektiert worden.

+++ Russland zieht Truppen aus Cherson zurück +++

Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven ziehen sich Russlands Truppen aus einem strategisch wichtigen Teil des annektierten südlichen Gebiets Cherson zurück. Verteidigungsminister Sergej Schoigu ordnete am Mittwoch die Räumung des rechten Ufers des Flusses Dnipro an, wie im russischen Staatsfernsehen zu sehen war.

+++ Russische Besatzer: Vize-Verwaltungschef in ukrainischem Cherson tot +++

Der Vizechef der von Moskau eingesetzten Verwaltung im südukrainischen Gebiet Cherson ist laut Angaben von vor Ort tot. Kirill Stremoussow sei am Mittwoch bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, sagte Besatzungschef Wladimir Saldo in einer beim Nachrichtendienst Telegram verbreiteten Videobotschaft. Details nannte er nicht. Zuvor hatten bereits die staatlichen russischen Nachrichtenagenturen Tass und Ria Nowosti unter Berufung auf die Besatzer in Cherson übereinstimmend den Tod des 45-Jährigen gemeldet.

Die Nachricht kam vor dem Hintergrund von Gerüchten über einen laufenden Abzug der russischen Armee vom westlichen Dnipro-Ufer. Stremoussow hatte dies als einer der bekanntesten Vertreter der russischen Besatzungsverwaltung bis zuletzt praktisch ausgeschlossen.

Offiziell heißt es aus Moskau weiterhin, die bisherigen ukrainischen Rückeroberungsversuche von Cherson seien abgewehrt worden. Selbst russische Militärblogger rechneten zuletzt aber mit einer baldigen Räumung des rechten Flussufers - inklusive der besetzten gleichnamigen Gebietshauptstadt Cherson.

+++ Kreml: Bedeutung der US-Wahlen für Russland nicht überbewerten +++

Der Kreml schätzt die Auswirkungen der US-Zwischenwahlen auf das russisch-amerikanische Verhältnis nach Aussage seines Sprechers als überschaubar ein. "Die Beziehungen sind und werden schlecht bleiben", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. "Diese Wahlen sind wichtig, aber ich werde nicht falsch liegen, wenn ich sage, dass die Bedeutung dieser Wahlen für die kurz- und mittelfristige Zukunftsperspektive unserer bilateralen Beziehungen nicht ernsthaft übertrieben werden sollte."

Nach einem langen Wahlabend war in den USA am Mittwoch zunächst noch unklar, welche Partei in Washington künftig Senat und Repräsentantenhaus kontrolliert. Deutlich zeichnete sich am Morgen aber ab, dass sich die Demokraten besser behaupteten, als noch vor der Wahl prognostiziert.

Die sogenannten Midterms wurden zur Hälfte der vierjährigen Amtszeit von Joe Biden abgehalten. Angesichts von Russlands Krieg gegen die Ukraine sind die russisch-amerikanischen Beziehungen aktuell auf einem Tiefpunkt.

+++ Selenskyj stellt klare Forderungen an Verhandlungen mit Russland +++

Der ukrainische PräsidentWolodymyr Selenskyj stellt klare Forderung an mögliche Verhandlungen mit Russland. Voraussetzung sei, dassPutins Truppen sich aus den illegal besetzten Gebieten in der Ost-Ukraine zurückzögen und für Kriegsschäden aufkommen. Zudem müssten russische Kriegsverbrechen verfolgt werden, wie er in einer Videoansprache erklärte. Sein Berater Mychajlo Podoljak stellte darüber hinaus am Montag via Twitter klar, dass die Ukraine zwar zu Gespräche bereit sei, jedoch mit mit dem künftigen Nachfolger Putins. Zuvor hatte Russland am Dienstag behauptet, die einzige Bedingung des Kremls an die Verhandlungen sei, ", dass die Ukraine guten Willen zeigt".

+++ Kreml lässt Teilnahme Putins an G20-Gipfel offen +++

Die Teilnahme von Russlands Präsident Wladimir Putin am Gipfel der G20-Staaten nächste Woche auf der indonesischen Insel Bali ist nach Angaben des Kremls noch offen. Weiterhin würden "verschiedene Formate" einer Teilnahme erörtert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch nach Angaben russischer Agenturen. Die Öffentlichkeit werde in Kürze über die Entscheidung informiert. Das Gastgeberland Indonesien hatte am Vortag erklärt, Putin werde sehr wahrscheinlich nicht anreisen. Denkbar wäre auch, dass der Kremlchef aus Moskau per Video zugeschaltet wird.

Zugesagt hat unterdessen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er wird voraussichtlich per Video teilnehmen. Die Ukraine ist zwar nicht G20-Mitglied, Selenskyj wurde aber angesichts des seit mehr als acht Monaten laufenden russischen Angriffskriegs gegen sein Land eingeladen. Das alljährliche Treffen der Gruppe der großen Industrie- und Schwellenländer (G20) findet am 15. und 16. November statt. Dabei sind auch US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz.

+++ Verteidigungsausgaben sollen Thema bei nächstem Nato-Gipfel werden +++

Der nächste Nato-Gipfel soll sich unter anderem mit dem heiklen Thema der Verteidigungsausgaben beschäftigen. Das für den 11. und 12. Juli des kommenden Jahres in Litauens Hauptstadt Vilnius geplante Treffen werde für die Staats- und Regierungschefs der Bündnispartner eine Gelegenheit sein, die bisherigen Zuwächse zu überprüfen, kündigte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch an. Als weitere Themen nannte er Schritte zur Stärkung der Abschreckung und Verteidigung sowie die Unterstützung für die Ukraine. "Wir haben es mit dem komplexesten und unberechenbarsten Sicherheitsumfeld seit dem Kalten Krieg zu tun", teilte Stoltenberg mit.

Beim Thema Verteidigungsausgaben stellt sich für die Nato-Staaten vor allem die Frage, ob das sogenannte Zwei-Prozent-Ziel aus dem Jahr 2014 erneuert oder verschärft werden sollte. Es sieht vor, dass sich alle Alliierten bis 2024 dem Nato-Richtwert annähern, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben. Bislang sind etliche Nato-Staaten weit von dem Ziel entfernt. Vor allem angesichts von Russlands Krieg gegen die Ukraine gibt es allerdings Forderungen aus Ländern wie den USA und Großbritannien, sich ein noch ambitionierteres Ziel als die zwei Prozent zu setzen.

Nach den jüngsten veröffentlichten Nato-Zahlen aus dem Monat Juni werden die deutschen Verteidigungsausgaben in diesem Jahr voraussichtlich 1,44 Prozent des BIP ausmachen. Spitzenreiter im Vergleich zur Wirtschaftskraft wird demnach Griechenland mit einem Wert von 3,76 Prozent sein. Danach kommen die USA (3,47 Prozent). Insgesamt werden den Nato-Zahlen zufolge voraussichtlich nur neun Alliierte das Zwei-Prozent-Ziel erfüllen.

Unklar ist wegen anhaltenden Vorbehalten des Bündnismitglieds Türkei, ob die Nato bis zum nächsten Sommer die geplante Norderweiterung vollzogen haben wird. "Wir werden hart daran arbeiten, Schweden und Finnland als Vollmitglieder willkommen zu heißen", schrieb der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis am Mittwoch auf Twitter. Er äußerte zudem die Hoffnung, bei dem Gipfel in seinem Heimatland den Sieg der Ukraine feiern zu können.

Litauen gehört zu den Nato-Ländern, die sich von Russland besonders bedroht fühlen. Das Land hat eine gemeinsame Grenze mit der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad. Der baltische Staat grenzt zudem an Belarus, einen engen Verbündeten Moskaus.

+++ Kremlsprecher Peskow besucht Kriegsgebiet in Ostukraine +++

Mehr als acht Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat Kremlsprecher Dmitri Peskow das von Moskau annektierte Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine besucht. Der Vertraute von Präsident Wladimir Putin habe dort ein "Schulungsprogramm für Vertreter von Presse und Pressestellen in den Volksrepubliken Luhansk und Donezk" veranstaltet, teilte der Kreml am Mittwoch der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Mittlerweile sei Peskow wieder zurück.

Russland hat Luhansk - ebenso wie das angrenzende Gebiet Donezk und die Regionen Saporischschja und Cherson in der Südukraine - seit September unter großem internationalen Protest völkerrechtswidrig annektiert. Erst am Dienstag informierte Moskau über einen Besuch von Verteidigungsminister Sergej Schoigu im Kriegsgebiet. Wo genau in der Ukraine Schoigu sich aufgehalten haben soll, wurde nicht mitgeteilt.

+++US-Basketballerin Griner in russisches Straflager verlegt +++

Die in Russland zu neun Jahren Haft verurteilte US-Basketballerin Brittney Griner ist nach Angaben ihrer Anwälte in ein Straflager verlegt worden. Die 32-Jährige habe bereits am Freitag das Untersuchungsgefängnis bei Moskau verlassen, in dem sie seit ihrer Festnahme inhaftiert gewesen sei, teilte ihre Anwältin ?arija Blagowolina nach Angaben russischer Agenturen am Mittwoch mit. Aktuell gebe es keine Informationen über ihren genauen Aufenthaltsort.

Griner war im Februar an einem Moskauer Flughafen mit einer kleinen Menge Haschisch festgenommen und Anfang August von einem Gericht in Moskau zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Im Oktober wurde ihre Berufung von einem Moskauer Gebietsgericht abgewiesen. Das Weißen Haus hatte kürzlich bekräftigt, dass die USA dem Kreml ein Angebot zur Freilassung Griners und des ebenfalls in Russland inhaftierten Ex-Soldaten Paul Whelan unterbreitet hätten. Darauf sei Russland bislang aber nicht eingegangen.

+++London: Reparatur beschädigter Krim-Brücke könnte lange dauern +++

Die Wiederherstellung der beschädigten Brücke zu der von Russland besetzten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim könnte nach Einschätzung britischer Geheimdienst-Experten noch beinahe ein Jahr dauern. "Die russischen Anstrengungen, die Krim-Brücke zu reparieren, gehen weiter, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie vor September 2023 vollständig funktionsfähig sein wird", hieß es im täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London am Mittwoch.

Die für den Nachschub der russischen Invasionstruppen in der Ukraine wichtige Brücke war am 8. Oktober durch eine Explosion schwer beschädigt worden.

Aus einer Unterrichtung an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gehe hervor, dass Arbeiten an der Straßenbrücke den Verkehr noch bis März 2023 einschränken werde, so die britischen Experten weiter. Die Reparatur der Bahnstrecke sei vertraglich bis September 2023 vereinbart worden. Derzeit sei ein Gleis benutzbar, aber der Zugverkehr sei weiterhin eingeschränkt. In den Wintermonaten werde die Reparaturtätigkeit zudem schwer von den Witterungsbedingungen abhängen.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

+++ Russischer Sicherheitsratschef Patruschew im Iran +++

Der Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, ist im Iran eingetroffen. Der Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin werde in Teheran "reguläre Sicherheitskonsultationen" führen, teilte der Sicherheitsrat nach Angaben der russischen Agentur Interfax am Mittwoch mit. Beteiligt seien Vertreter mehrerer Ministerien und Behörden. Der Iran unterhält gute Beziehungen zu Russland und gilt als Unterstützer im Krieg gegen die Ukraine.

Am Wochenende hatte Teheran erstmals zugegeben, an Russland auch Drohnen geliefert zu haben. Die Islamische Republik habe Russland vor Kriegsbeginn eine begrenzte Anzahl von Drohnen zur Verfügung gestellt, hieß es. Weitere Waffenlieferungen seit Beginn des russischen Angriffskriegs sowie die Bereitstellung von Raketen wurden von Teheran dementiert.

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben hingegen bereits Hunderte Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 abgeschossen. Der Westen verhängte bereits Sanktionen gegen den Iran wegen der Unterstützung des Kriegs. Die G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien verlangte von Teheran, Waffenlieferungen an Moskau unverzüglich einzustellen.

+++Irland fordert schnellen EU-Beitritt der Ukraine +++

Irland hat sich für eine rasche Aufnahme der Ukraine in die Europäische Union ausgesprochen. "Was viele Ukrainer motiviert, ist der Traum von einer anderen Zukunft", sagte der irische Außen- und Verteidigungsminister Simon Coveney in Dublin. "Die Art von Zukunft, wie wir sie heute in der EU genießen, hinsichtlich Frieden, Stabilität, Wohlstand, Demokratie und allem, was sich daraus ergibt."

"Aber vor allem sollte ein Land, das derzeit gegen eine militärische Supermacht wortwörtlich um sein Überleben kämpft, in der Lage sein, auf volle EU-Mitgliedschaft zu hoffen und nicht auf irgendeine Art von Teil-Mitgliedschaft oder Nachbarschaftsabkommen", fügte der Minister hinzu. Außer der Ukraine sollten auch andere Länder wie die Balkan-Staaten oder die Ex-Sowjetrepubliken Moldau und Georgien von einer Erweiterung profitieren. "Wir haben den Weg einer Aufnahme einiger Balkan-Länder zu lange verzögert." Natürlich müsse es verpflichtende Standards geben, die Beitrittskandidaten einhalten müssten. "Aber wir müssen auch Fortschritte würdigen, wenn sie geschehen."

Coveney betonte, dass Irland eines der EU-Länder sei, das schärfere Sanktionen gegen Russland fordere. Beim russischen Angriffskrieg handele es sich um einen eklatanten Bruch des Völkerrechts. Diese Aggression in Europa sei so extrem, dass Irland eine so starke Reaktion mit Sanktionen sehen wolle wie möglich, auch wenn dies für das Land selbst große Kosten bedeute. Irland hat bisher 66 Millionen Euro zur EU-Militärhilfe beigetragen. Das sei prozentual der gleiche Anteil wie Deutschland, sagte Coveney.

+++ Selenskyj: Lage bleibt schwierig - Vorbereitungen auf Winter +++

Die Lage an den Kriegsfronten in der Ukraine bleibt nach Einschätzung von Präsident Wolodymyr Selenskyj weiterhin schwierig. Zwar gebe es aktuell weniger Nachrichten aus den Kampfgebieten, sagte Selenskyj am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache. "Das heißt aber nicht, dass die Intensität der Kämpfe geringer geworden ist."

"In einigen Gebieten gehen nach wie vor heftige Positionskämpfe weiter", sagte Selenskyj. "Und es ist auch wie zuvor im Gebiet von Donezk besonders schwierig." Am Befehl an die russischen Truppen, bis an die Grenzen des Verwaltungsgebiets vorzudringen, habe sich nichts geändert. Aber: "Wir geben dort keinen einzigen Zentimeter unseres Landes auf."

Abseits der Kampfzonen werde intensiv daran gearbeitet, das normale Leben in den befreiten Gebieten wiederherzustellen. Dies gelte vor allem bei der Wiederherstellung der Versorgung mit Gas und Strom, etwa im Gebiet um Charkiw. Und um der Bevölkerung zu helfen, die bevorstehende Winterperiode zu überstehen, habe die Regierung die Einfuhr von Geräten zur Energieversorgung - etwa Generatoren oder Transformatoren - von Importabgaben befreit.

Russland habe offenkundig vor, den bevorstehenden Winter auszunutzen. "Wir verstehen klar: Den Winter in eine Waffe zu verwandeln, ist der Plan eines terroristischen Staates gegen unseren Staat sowie gegen ganz Europa", sagte Selenskyj. "Aber wir tun alles dafür, dass auch dieser russische Plan scheitert, wie diverse frühere."

+++ Oscar für Ukraines Präsidenten Selenskyj - Geschenk von Sean Penn +++

Der frühere Filmschauspieler und heutige ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Dienstag einen Oscar erhalten. Die begehrte Trophäe sei ihm als Geschenk von Hollywood-Star Sean Penn überreicht worden, teilte der Pressedienst der Präsidialkanzlei mit. Der kleine vergoldete Mann stamme aus dem Besitz des US-Schauspielers und solle nunmehr als "Symbol des Glaubens an den Sieg" der Ukraine dienen. Für seinen Beitrag zur Unterstützung der Ukraine wurde der Hollywood-Star, der sich um Kriegsflüchtlinge kümmert, von Selenskyj mit einem Verdienstorden ausgezeichnet.

Penn, der Kiew in diesem Jahr bereits das dritte Mal besucht, informierte Selenskyj über den Stand seines Filmprojekts. Der zweifache Oscarpreisträger (Bester Hauptdarsteller in "Mystic River" 2004 und "Milk" 2009) arbeitet seit einiger Zeit an einem Film über Selenskyj.

Vor seiner Karriere als Staatschef war Selenskyj unter anderem Schauspieler, Komiker und Filmproduzent. Seine bekannteste Rolle war die des ukrainischen Staatschefs in der Fernsehserie "Diener des Volkes".

 

+++ Kiew: Russland setzt Raketenangriffe und Plünderungen fort +++

Das russische Militär hat am Dienstag eine Reihe von Zielen in der Ukraine angegriffen. Wie der ukrainische Generalstab mitteilte, seien bei den Angriffen in den Gebieten Charkiw, Donezk, Saporischschja und Cherson sowohl Raketen als auch Kampfflugzeuge zum Einsatz gekommen. "Unter Verletzung des humanitären Völkerrechts und der Regeln der Kriegsführung werden weiterhin kritische Infrastruktur und Wohnhäuser angegriffen", schrieben die Militärs auf Facebook. Über die Auswirkungen der Angriffe wurden keine näheren Angaben gemacht.

Der Generalstab der Ukraine warf den Behörden des Nachbarlandes Belarus vor, die Angriffe Russlands gegen ukrainische Ziele weiterhin zu unterstützen, indem sie "Infrastruktur, Territorium und Luftraum» zur Verfügung stellten. "Es besteht auch weiterhin die Gefahr, dass der Feind Luftangriffe mit Kampfdrohnen vom Territorium und Luftraum dieses Landes aus startet."

In der Region um die südukrainische Stadt Cherson registrierte der Generalstab in Kiew die fortgesetzte organisierte Plünderung durch russische Soldaten. So seien am Vortag Konvois mit gestohlenen Haushaltsgeräten und Baumaterialien beobachtet worden, zugleich werde die Demontage von Mobilfunkmasten und -anlagen fortgesetzt. Zudem seien aus dem Regionalmuseum des sowjetisch-ukrainischen Kunstmalers Olexij Schowkunenko "alle Kunstgegenstände und sogar die Möbel" von den Besatzern mitgenommen worden.

+++ Russlands Verteidigungsminister besucht Truppen in Ukraine +++

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat Angaben aus Moskau zufolge eigene Soldaten in der Ukraine besucht. Sein Ministerium veröffentlichte am Dienstag ein Video, das zeigt, wie Schoigu sich von dem neuen Kommandeur der russischen Truppen im Nachbarland, Sergej Surowikin, die militärische Lage erklären lässt. Zudem zeichnete der Politiker russische Soldaten mit Orden aus. Wo genau in der Ukraine Schoigu sich aufgehalten haben soll, wurde nicht bekanntgegeben.

Mehr als acht Monate nach Beginn des Angriffskriegs stehen die russischen Besatzer insbesondere in der südukrainischen Region Cherson zunehmend unter Druck. Surowikin hatte bereits Ende Oktober "schwierige Entscheidungen" angekündigt, was Beobachter damals als Indiz für einen geplanten Abzug deuteten. Auch am Dienstag berichteten sowohl die russische als auch die ukrainische Seite über andauernde heftige Kämpfe in Cherson.

+++Lawrow: Indien und Russland erwägen gemeinsame Waffenproduktion +++

Russland und Indien erwägen nach Angaben des russischen Außenministers Sergej Lawrow die gemeinsame Produktion von modernen Rüstungsgütern. Er habe mit dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar über die Perspektiven der militär-technischen Zusammenarbeit gesprochen, sagte Lawrow am Dienstag nach Angaben der Staatsagentur Tass nach einem Treffen mit Jaishankar in Moskau. Um welche Rüstungsgüter es konkret gehen könnte, blieb offen. Es ist das fünfte Treffen der beiden Minister in diesem Jahr.

Mit Blick auf die Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine warf Lawrow westlichen Ländern vor, unter dem Vorwand der "ukrainischen Ereignisse" eine "dominante Rolle im Weltgeschehen" verfestigen und "die Demokratisierung der internationalen Beziehungen" verhindern zu wollen. Er schätze daher die Position der "indischen Freunde" zur Ukraine hoch ein, so Lawrow.

Indien positioniert sich beim russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine neutral, weil es enge Beziehungen zum Westen und zu Russland hat. Das Land trägt auch westliche Sanktionen nicht mit und wirbt für eine Konfliktlösung durch Dialog. Zuletzt kaufte Indien mehr verhältnismäßig günstiges Öl aus Russland. Auch bei seiner militärischen Ausrüstung und bei Ersatzteilen ist Neu Delhi stark auf Moskau angewiesen. Nach Worten Lawrows wollen Russland und Indien auch im Bereich der Atomenergie und der Raumfahrt enger zusammenarbeiten.

Indiens Außenminister Jaishankar betonte, dass sein Land weiter Öl aus Russland kaufen wolle. "Als drittgrößter Öl- und Gaskonsument und Land mit nicht sehr hohen Einkommen müssen wir uns nach erschwinglichen Quellen umsehen, also ist die Indien-Russland-Beziehung zu unserem Vorteil."

+++ UN-Botschafterin der USA für Gespräche in Kiew +++

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, ist zu Gesprächen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Sie werde dort am Dienstag die Unterstützung der USA für die Ukraine bei der Verteidigung ihrer Freiheit und Souveränität angesichts der "brutalen und unprovozierten Invasion Russlands" bekräftigen, schrieb Sprecher Nate Evans auf Twitter. Nach ihrer Ankunft mit dem Zug besuchte die Diplomatin zunächst ein Getreidewerk, wie eine mitreisende Reporterin des Radiosenders NPR berichtete.

Erst vergangenen Freitag hatte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, in der Ukraine Gespräche geführt. Die USA unterstützen das Land in seinem Abwehrkampf gegen Russland nicht nur mit Militärhilfe, sondern auch mit humanitärer Hilfe. Der Besuch von Thomas-Greenfield fällt auf den Tag der Zwischenwahlen in den USA. Ihr Ausgang könnte sich auch auf die US-Unterstützung für die Ukraine auswirken.

+++ Selenskyj nimmt an G20-Gipfel teil - vermutlich online +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird Angaben aus Kiew zufolge am G20-Gipfel in der kommenden Woche teilnehmen - vermutlich aber nicht persönlich nach Indonesien reisen. Höchstwahrscheinlich werde der 44-Jährige per Video zu der Veranstaltung zugeschaltet, wurde Präsidentensprecher Serhij Nykyforow am Dienstag im ukrainischen Fernsehen zitiert. In irgendeiner Form teilnehmen werde Selenskyj auf jeden Fall, betonte Nykyforow demnach.

Das alljährliche Treffen der Gruppe der großen Industrie- und Schwellenländer (G20) findet am 15. und 16. November auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali statt. Dabei sind auch US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz. Die Ukraine gehört zwar nicht zu den G20-Staaten. Angesichts des bereits seit mehr als acht Monaten andauernden russischen Angriffskriegs gegen sein Land wurde Selenskyj aber dieses Mal eingeladen.

Weiterhin unklar ist unterdessen, ob der russische Präsident Wladimir Putin nach Südostasien reisen oder ebenfall nur per Video teilnehmen wird. Anfang November noch hatte Selenskyj eine Teilnahme am Gipfel ausgeschlossen, sollte Putin in Bali sein. Aus dem Büro des indonesischen Präsidenten Joko Widodo hieß es am Dienstag, es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Putin nicht kommen wird.

+++ Moskau verbietet Militärzusammenarbeit mit 20 deutschen Unternehmen +++

Als Antwort auf westliche Sanktionen hat Russland die militärisch-technische Zusammenarbeit mit 74 ausländischen Unternehmen verboten. Die Liste umfasst Unternehmen aus verschiedenen "unfreundlichen Ländern", darunter auch 20 Firmen aus Deutschland, wie die Regierung am Dienstag in Moskau mitteilte. Dazu gehören zudem Unternehmen aus Bulgarien, Großbritannien, Kanada, Tschechien, Estland, Litauen, die Slowakei, Montenegro, Polen und den USA.

Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben zahlreiche Länder und auch die EU seit Februar weitreichende Sanktionen gegen Moskau verhängt. Russland antwortet regelmäßig mit Gegenmaßnahmen. Im Mai etwa hatte Moskau Geschäfte mit rund 30 Unternehmen verboten, bei denen es sich zumeist um ehemalige Tochtergesellschaften des russischen Energiekonzerns Gazprom handelt.

+++ Russland zeigt sich offen für Dialog mit USA +++

Russland ist nach Angaben des Außenministeriums weiterhin offen für einen Dialog mit den USA zum "gegenseitigen Vorteil". Man wolle "zielgerichtete Kontakte mit den Vereinigten Staaten zu notwendigen Fragen aufrechterhalten", sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Dienstag im Staatsfernsehen. Russland sei zu jeglicher Art von Dialog zum beiderseitigen Nutzen und von beiderseitigem Interesse bereit.

Die Beziehungen zwischen den USA und Russland befinden sich wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine derzeit auf einem Tiefpunkt. Washington hatte Moskau zuletzt mehrfach auch mit dem Einsatz von Nuklearwaffen gewarnt.

In den USA stehen an diesem Dienstag die wichtigen Zwischenwahlen an, bei denen über die Mehrheitsverhältnisse in beiden Kongresskammern - dem Senat und dem Repräsentantenhaus - entschieden wird. Den Demokraten von Präsident Joe Biden droht der Verlust ihrer Mehrheit. Die Republikaner haben nach Umfragen gute Chancen, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu übernehmen. Im Senat wird mit einem knappen Ausgang gerechnet. Ein Sieg der Republikaner könnte negative Folgen für die milliardenschwere Finanzhilfe der USA für die Ukraine haben.

+++ Gastgeber Indonesien: Putin kommt wahrscheinlich nicht zu G20-Gipfel +++

Der russische Präsident Wladimir Putin wird nach Angaben des Gastgeberlandes Indonesien nächste Woche wahrscheinlich nicht am Gipfel der G20-Staaten auf Bali teilnehmen. "Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Präsident Putin nicht kommen wird. Aber das bedeutet nicht, dass Russland nicht anwesend sein wird", hieß es am Dienstag aus dem Büro des indonesischen Präsidenten Joko Widodo. Das alljährliche Treffen der Gruppe der großen Industrie- und Schwellenländer (G20) findet am 15. und 16. November auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali statt. Dabei sind auch US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz.

Indonesien hat in diesem Jahr den Vorsitz der G20. Widodo hat sowohl Putin als auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu dem Treffen eingeladen. Selenskyj macht seine Teilnahme aber davon abhängig, dass Putin nicht kommt. Russland führt seit Ende Februar Krieg gegen das Nachbarland. Widodo bestätigte, dass 17 Staats- und Regierungschefs zugesagt haben. "In normalen Zeiten sind generell 17 oder 18 Staats- und Regierungschefs anwesend. Aber dies sind keine normalen Zeiten. Daher ist die Anwesenheit der gleichen Anzahl eine sehr gute Sache."

+++ London: Russen bereiten sich auf Front-Durchbrüche der Ukrainer vor +++

Die russischen Besatzungstruppen in der Ukraine bereiten sich nach Einschätzung britischer Militärexperten auf Durchbrüche der Ukrainer entlang der Front vor. Dafür seien unter anderem rund um die besetzte südukrainische Hafenstadt Mariupol Verteidigungsanlagen errichtet worden, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London am Dienstag.

"Russland verstärkt seine Linien in allen besetzten Gebieten", so die Mitteilung. Nach Ansicht der Briten soll damit wahrscheinlich raschen ukrainischen Vorstößen im Falle von Front-Durchbrüchen vorgebeugt werden. Mariupol komme als Teil einer Landbrücke zur besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim besondere strategische Bedeutung zu.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die Regierung der russischen Darstellung entgegentreten und Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

+++ Selenskyj: Moskaus "Raketenterror" stärkt Hilfsbereitschaft der Welt +++

Angesichts der heftigen russischen Angriffe auf sein Land hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Hilfsbereitschaft der internationalen Gemeinschaft gelobt. "Die aktuelle Eskalation des russischen Raketen- und Drohnenterrors hat nur dazu geführt, dass die Welt (...) mit neuer Hilfe für die Ukraine antwortet", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Dienstag. Einige Stunden zuvor hatte Verteidigungsminister Olexij Resnikow über den Erhalt neuer Flugabwehrsysteme aus US-amerikanischer und italienischer Produktion berichtet.

Zuletzt hatten russische Raketen- und Drohnenangriffe erhebliche Teile der ukrainischen Strom- und Wasserinfrastruktur zerstört. Mehrere Millionen Ukrainer haben seitdem jeden Tag nur stundenweise Strom. Vor diesem Hintergrund lieferte auch Deutschland im Oktober das Luftabwehrsystem Iris-T.

Selenskyj berichtete zudem von Erfolgen beim Zurückdrängen russischer Truppen in den besetzten Gebieten im Süden und im Osten der Ukraine. Insbesondere in der Region Donezk sterben seinen Aussagen zufolge täglich Hunderte Russen. Das Verteidigungsministerium in Moskau wiederum bestreitet solch hohe Verluste in den eigenen Reihen.

+++ Ukraine-Krieg: Kiew erhält weitere westliche Flugabwehrsysteme +++

Zum besseren Schutz gegen russische Raketen und Drohnen hat die Ukraine aus dem Westen weitere Flugabwehrsysteme erhalten. "Schaut, wer hier ist!", schrieb Verteidigungsminister Olexij Resnikow am Montag im Kurznachrichtendienst Twitter. Dazu waren Bilder zu sehen, die bodengestützte Luftverteidigungssysteme des Typs Nasams und Aspide aus US-amerikanischer und italienischer Produktion zeigen sollten. "Wir werden damit weiterhin gegnerische Ziele abschießen, die uns angreifen", betonte Resnikow. Der Minister dankte Norwegen, Spanien und den USA für die Lieferung.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert bereits seit Ende Februar. Deutschland hatte im Oktober das Luftabwehrsystem Iris-T geliefert. Zuletzt hatten russische Raketen- und Drohnenangriffe erhebliche Teile der ukrainischen Strom- und Wasserinfrastruktur zerstört. Mehrere Millionen Ukrainer haben seitdem jeden Tag nur stundenweise Strom.

+++ Ukrainischer Staat übernimmt fünf kriegswichtige Großunternehmen +++

Zur weiteren Abwehr des russischen Angriffskriegs hat die Ukraine fünf wichtige Großunternehmen direkt dem Verteidigungsministerium unterstellt. Betroffen sind unter anderem der zuvor bereits teilstaatliche Erdölförderer Ukrnafta sowie der Erdölverarbeiter Ukrtatnafta, wie Regierungschef Denys Schmyhal am Montag in Kiew erklärte. Ebenfalls enteignet werden demnach der Transformatorenhersteller ZTR, der Lastkraftwagenproduzent Kraz und das Flugmotorenunternehmen Motor Sich.

"Diese Unternehmen sind äußerst wichtig und stellen Produkte her, die kritisch wichtig für den Bedarf der Armee und des Energiesektors sind", erklärte Schmyhal. Zukünftig sollen die Firmen nun rund um die Uhr für den Verteidigungsbedarf des Staates arbeiten. Grundlage der Enteignung ist das seit dem russischen Einmarsch Ende Februar geltende Kriegsrecht. Ob den ursprünglichen Anteilsbesitzern Entschädigungen gezahlt werden, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

+++ Ukrainer und Russen melden Zerstörungen nach Beschuss +++

Ukrainer und Russen haben sich nach neuem gegenseitigen Beschuss Zerstörung von ziviler Infrastruktur vorgeworfen. Am Montagmorgen hätten russische Truppen ein Dorf im Gebiet Saporischschja beschossen, sagte der Vizechef des Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko. 16 Objekte ziviler Infrastruktur seien dabei zerstört worden. Ein Mensch sei gestorben. Im Gebiet Sumy hätten die "russischen Terroristen" Grenzregionen beschossen. Dabei seien ein Mensch getötet und ein weiterer verletzt worden. Auch die Behörden in den von Russland besetzten Gebieten klagten über Beschuss von ukrainischer Seite.

In der von russischen Truppen kontrollierten Großstadt Donezk wurde nach Angaben der Behörden die Zentrale der Eisenbahnverwaltung getroffen. In dem schwer beschädigten Gebäude brach ein Brand aus, wie auf von der Stadtverwaltung veröffentlichten Fotos zu sehen war. Es gab keine Informationen zu Verletzten.

Angespannt war die Lage weiter in Cherson. Dort würden die ukrainischen Streitkräfte ihre Truppen konzentrieren, sagte der von Russland eingesetzte Vize-Verwaltungschef Kirill Stremoussow. Die Evakuierung der Region gehe weiter. Vor allem Menschen, die nicht selbst gehen könnten, sollten in Sicherheit gebracht werden. Teils gebe es Stromausfälle. An der Front sei die Lage unverändert, sagte Stremoussow. Die Ukraine hatte immer wieder angekündigt, Stadt und Gebiet Cherson zu befreien.

+++ London: Russland kann Verluste von Flugzeugen nicht ausgleichen +++

Russland kann nach Einschätzung britischer Geheimdienst-Experten die Verluste an Flugzeugen beim Angriffskrieg in der Ukraine nicht wettmachen. "Die russischen Flugzeug-Verluste übersteigen wohl ihre Fähigkeit neue Flugwerke herzustellen erheblich", hieß es im täglichen Update des britischen Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg am Montag. Auch die lange Zeit, die zur Ausbildung kompetenter Piloten notwendig sei, reduziere die Fähigkeit Moskaus, seine Luftwaffen-Kapazitäten zu regenerieren.

Ukrainischen Angaben zufolge hätten die russischen Streitkräfte seit Beginn der Invasion bereits 278 Flugzeuge verloren - doppelt so viele wie in Afghanistan, so die Briten. "Wir können diese Zahlen nicht verifizieren, aber das anhaltende Fehlen russischer Lufthoheit wird wahrscheinlich verstärkt durch schlechtes Training, den Verlust erfahrener Crews und erhöhte Risiken durch enge Luftunterstützung in mit engmaschiger Luftabwehr ausgestatteten Zonen", hieß es in der Mitteilung weiter. Das werde sich wohl in den kommenden Monaten nicht ändern.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die Regierung der russischen Darstellung entgegentreten und Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

+++ Kämpfe bei südukrainischer Stadt Cherson dauern an +++

Schwere Kämpfe haben auch am Sonntag die Region um die südukrainische Stadt Cherson erschüttert. Nach Darstellung des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte wurde in der Ortschaft Kachowka ein Gebäude zerstört, in dem sich rund 200 russische Soldaten aufhielten. Die Folgen dieses Angriffs würden von russischer Seite "sorgfältig verschleiert", hieß es. Bei Radensk sei eine Kolonne gepanzerter russischer Fahrzeuge zerstört worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Entlang des Flusses Dnipro begannen die russischen Besatzer nach Darstellung des ukrainischen Militärs, die Boote der dortigen Zivilbevölkerung zu zerstören. Zudem beschlagnahme das russische Militär Motoren und Geräte aus den Booten. Damit verstoße das russische Militär eklatant gegen Gesetze und die Regeln der Kriegsführung mit Blick auf die Zivilbevölkerung, hieß es.

Die russischen Besatzungstruppen versuchen schon seit Tagen, die Zivilbevölkerung von Cherson zum Verlassen der Region zu bewegen. Die ukrainischen Streitkräfte wollen das Gebiet, das seit März unter russischer Kontrolle steht, möglichst bald zurückerobern.

+++ Selenskyj und von der Leyen erörtern neue Milliarden-Hilfen für Kiew +++

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Selenskyj über Pläne für ein neues Hilfspaket für die Ukraine in Höhe von bis zu 18 Milliarden Euro informiert. Sie wolle das Paket, das in monatliche Tranchen von jeweils 1,5 Milliarden Euro gegliedert sein soll, noch in der kommenden Woche in Brüssel vorlegen, erklärte die EU-Kommission zu dem Telefonat. Mit den vorteilhaften Krediten solle ein "erheblicher Beitrag" zum Finanzbedarf Kiews für 2023 geleistet werden.

Selenskyj erklärte über Twitter lediglich, er habe mit von der Leyen über finanzielle Unterstützung für das laufende und das kommende Jahr gesprochen. Weiteres Thema sei die Bedeutung der Getreidelieferungen aus der Ukraine über das Schwarze Meer zur Unterstützung der weltweiten Nahrungssicherheit gewesen.

Das von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelte Getreideabkommen wurde im Juli abgeschlossen. Darin erklärte sich Russland bereit, die Blockade ukrainischer Seehäfen für den Getreideexport zu beenden. Im Gegenzug forderte es Erleichterungen für die eigene Ausfuhr von Dünge- und Lebensmitteln. Das Abkommen gilt vorerst bis zum 19. November. Russland und die Ukraine sind beide große Getreideexporteure.

 

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/news.de/dpa

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