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Robert Habeck: Drohender Ampel-Krach! Steckt hinter dem AKW-Vorschlag ein Wahlkampf-Manöver?

Der grüne Wirtschaftsminister ringt sich zu einem möglichen Weiterbetrieb von zwei deutschen Atomkraftwerken nach dem Jahreswechsel durch. Der FDP reicht das bei Weitem nicht. Und CDU-Chef Merz wittert geheime Motive.

Löst Robert Habeck mit seinem AKW-Vorschlag einen Ampel-Krach aus? (Foto) Suche
Löst Robert Habeck mit seinem AKW-Vorschlag einen Ampel-Krach aus? Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Nach den Vorschlägen für eine befristete AKW-Reserve von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zeichnet sich Krach in der Ampel-Koalition ab. Vor allem die FDP reagierte mit heftiger Kritik.

Zwei Atomkraftwerke als Notreserve! Robert Habeck verkündet Stresstest-Ergebnis

Habeck will, dass wegen der von Russland und dem Krieg in der Ukraine ausgelösten Energiekrise in Europa zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland bis Mitte April als Notreserve dienen sollen. Im Klartext: Die AKW sollen zugeschaltet werden, sobald Stromengpässe und -ausfälle drohen. Dabei geht es um Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg. Eigentlich war vorgesehen, dass alle deutschen Atomkraftwerke zum Jahresende endgültig vom Netz gehen. Doch der Stresstest habe gezeigt, dass eine Situation eintreten könne, in der nicht "genug Kraftwerke zur Verfügung stehen, die unser Stromnetz mitstabilisieren".

Vertreter seiner eigenen Partei stärkten Habeck den Rücken. Die beiden Fraktionschefinnen Britta Haßelmann und Katharina Dröge unterstützten die Pläne, auch wenn diese noch in der Partei diskutiert werden sollen. Grünen-Co-Chef Omid Nouripour kündigte an, bei der Basis für das Vorhaben zu werben. "Wir werden deshalb auf dem Parteitag nicht nur die Waffenlieferungen an die Ukraine zur Abstimmung stellen, sondern auch die befristete AKW-Reserve", sagte Nouripour. Eine Abkehr vom Atomausstieg schloss Grünen-Chefin Ricarda Lang in der "Süddeutschen Zeitung" aus.

Keine AKW-Laufzeitverlängerung geplant

Habeck erteilte in den ARD-"Tagesthemen" zugleich Forderungen nach einem längeren Weiterbetrieb der AKW eine Absage. Bereits im nächsten Jahr würden deutlich mehr Gaskapazitäten jenseits von Russland zur Verfügung stehen. "Das scheint ja nicht so klar zu sein, weil immer der Winter 22/23 und der Winter 23/24 in eins gesetzt wird." Das sei aber falsch. Das seien völlig unterschiedliche Szenarien. "Wir werden eine andere energiepolitische Situation haben im nächsten Jahr."

Ampel-Zoff wegen "absurder Kosten für Verbraucher"! FDP kritisiert grünen Wirtschaftsminister

Die FDP sieht dieses Vorgehen jedoch äußerst kritisch. FDP-Chef Christian Lindner fordert eine Laufzeitverlängerung."Es braucht mehr als den Streckbetrieb", erklärte der 43-Jährige. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte gegenüber der "Bild", dass die Vorschläge nicht ausreichen, um die Strompreise zu mindern. "Wir müssen die Laufzeiten verlängern, sonst drohen absurde Kosten für die Verbraucher." Der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kruse, erklärte: "Die Ergebnisse des Stresstests sind wenig wert, denn die Annahmen sind zu optimistisch. Sie sind politisch bestimmt und nicht aus der Realität abgeleitet."

Zuspruch bekam Habeck unterdessen vom Koalitionspartner SPD. Fraktionsvize Matthias Miersch begrüßte das Stresstest-Ergebnis und Habecks Empfehlung als "gute Grundlage für faktenbasierte und sorgfältige Beratungen". "Die wünsche ich mir auch von denjenigen, die schon vor Bekanntgabe der Ergebnisse nach einer Laufzeitverlängerung schreien", sagte Miersch. "Der Stresstest zeigt: Atom ist nicht die von vielen gewünschte Generallösung."

AKW-Laufzeitverlängerung könnte Energiepreise senken

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm argumentierte ähnlich wie die FDP und zeigte sich unzufrieden damit, dass zwei Atomkraftwerke nur als Notreserve vorgehalten werden sollen. "Anlässlich der Preisentwicklung am Strommarkt muss alles daran gesetzt werden, Erzeugungskapazitäten zu mobilisieren, die kurzfristig verfügbar gemacht werden können", sagte Grimm den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Die Kraftwerke sollten laufen und nicht nur in Bereitschaft sein, nur dann gebe es einen senkenden Effekt auf den Strompreis. "Bei den drei noch laufenden AKWs sollte man über eine Laufzeitverlängerung von fünf Jahren nachdenken." Auch sollte geprüft werden, ob die erst kürzlich stillgelegten Kernkraftwerke reaktivierbar seien.

"Grünes Wahlkampf-Manöver?" CDU kritisiert Robert Habeck

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz kritisierte die geplante Stilllegung des AKW Emsland. "Die Grünen in der Ampel in Berlin sind ganz offensichtlich von den Grünen in Niedersachsen unter Druck gesetzt worden, das Kernkraftwerk Emsland gegen alle Vernunft abzuschalten", sagte Merz der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Der Scholz-Regierung scheinen grüne Befindlichkeiten wichtiger zu sein als das Risiko eines Stromausfalls. Für solch ein Roulette-Spiel mit unserer Energieversorgung habe ich absolut kein Verständnis."

Habeck hatte darauf verwiesen, dass dieses AKW zwar einen gewissen Beitrag zur Netzstabilität leisten könne. "Aber dieser Beitrag ist gemessen an den beiden süddeutschen Kraftwerken zu gering." In Niedersachsen wird Anfang Oktober ein neuer Landtag gewählt. Steckt hinter der Entscheidung von Robert Habeck etwa ein grünes Wahlkampfmanöver?

"Der Stresstest des Wirtschaftsministers riecht nach Landtagswahlkampf statt nach bezahlbarer Energiesicherheit für Deutschland", wettert FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai gegenüber der "Bild". "Die Partei-Ideologie steht über den Interessen unseres Landes – das ist das Prinzip der Grünen und damit dieser Ampel", ätzt CDU-Wirtschaftsexperte Jens Spahn.

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/gom/news.de/dpa

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