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Ukraine-Krieg im News-Ticker, Tag 71: Putin entschuldigt sich nach Hitler-Vergleich, Baerbock reist nach Kiew

Am 9. Mai feiert Russland den Sieg im Zweiten Weltkrieg. Was wird Kremlchef Putin dann für den Ukraine-Krieg befehlen? Einer seiner Spitzenleute besucht schon mal das eroberte Mariupol. Alle aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg lesen Sie hier.

Mariupol ist nach 71 Tagen Krieg fast vollständig zerstört. (Foto) Suche
Mariupol ist nach 71 Tagen Krieg fast vollständig zerstört. Bild: picture alliance/dpa/AP | Alexei Alexandrov

Die Ukraine hofft auf weitere Rettungsaktionen für bedrohte Zivilisten aus der von Russland fast vollständig eroberten Hafenstadt Mariupol. Das russische Militär kündigte für Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils Feuerpausen an, damit die Menschen das dort belagerte Stahlwerk Azovstal verlassen können. In Kiew sicherte Präsident Wolodymyr Selenskyj dasselbe für die ukrainische Seite zu. "Wir hoffen, weiterhin Menschen aus Azovstal, aus Mariupol retten zu können", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache am Mittwoch.

Mit schweren Raketenangriffen auf Bahnanlagen in der Ukraine versuchten russische Truppen am Mittwoch weiter, die Nachschubwege für westliche Waffen zu zerstören. InKaliningrad haben russische Streitkräfte nach Angaben aus Moskau inmitten der Offensive in der Ukraine Angriffe mit nuklearwaffenfähigen Raketen simuliert. In der polnischen Hauptstadt Warschau soll am Donnerstag eine internationale Geberkonferenz Geld für humanitäre Hilfe in der kriegsgeplagten Ukraine sammeln.

Ukraine-Krieg, Tag 71 im News-Ticker - Alle aktuellen Ereignisse vom 05.05.2022

+++ Bundeskanzler Scholz: Annalena Baerbock wird in die Ukraine reisen +++

Nach wochenlanger Verstimmung zwischen Berlin und Kiew soll Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) "demnächst" in die Ukraine reisen. Das kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala in Berlin an. Wenige Stunden zuvor hatte der zunächst in Kiew unerwünschte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Das sei eine "gute Sache", sagte Scholz, der sich zunächst aber nicht zu eventuellen eigenen Reiseplänen äußerte.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hatte unterdessen für Sonntag ebenfalls eine Reise in die Ukraine angekündigt. Sie wäre als Parlamentspräsidentin die bislang höchste Repräsentantin Deutschlands in Kiew seit Ausbruch des Krieges.

Der Bundeskanzler war seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar nicht mehr in Kiew gewesen und für seine Zurückhaltung teils scharf kritisiert worden. Weitere Irritationen entstanden, nachdem die ukrainische Seite Mitte April einen Besuch Steinmeiers in Kiew abgelehnt hatte. Wegen dieses Affronts hatte Scholz mehrfach erklärt, vorerst in die Ukraine reisen zu wollen.

+++ Nach Lawrows Nazi-Vergleich: Putin entschuldigt sich +++

ach einem Streit um als antisemitisch kritisierte Äußerungen des russischen Außenministers Sergej Lawrow hat sich Kremlchef Wladimir Putin nach israelischen Angaben entschuldigt. Dies teilte das Büro von Ministerpräsident Naftali Bennett nach einem Telefonat mit Putin am Donnerstag mit. Bennett habe die Entschuldigung angenommen und "für die Klarstellung der Einstellung des Präsidenten zum jüdischen Volk und zum Holocaust-Gedenken gedankt". Vom Kreml gab es für eine solche Entschuldigung zunächst keine Bestätigung.

Aus dem Kreml hieß es lediglich, der russische Präsident habe in dem Telefonat die freundschaftlichen Beziehungen seines Landes zu Israel betont. Thema des Telefonats seien auch die Kämpfe in der Ukraine gewesen.

Lawrow hatte in einem Interview im italienischen Fernsehen zum Krieg in der Ukraine, das am Sonntag ausgestrahlt wurde, in Israel und auch in anderen Ländern für Empörung gesorgt. Moskau begründet den Angriff aufs Nachbarland auch mit einer angeblich erforderlichen "Entnazifizierung", obwohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj jüdischer Abstammung ist. Lawrow sagte dazu, auch Hitler habe "jüdisches Blut" gehabt. "Das heißt überhaupt nichts. Das weise jüdische Volk sagt, dass die eifrigsten Antisemiten in der Regel Juden sind."

+++Biden telefoniert mit Scholz zu weiterem Vorgehen gegen Russland +++

US-Präsident Joe Biden hat am Donnerstag erneut mit Bundeskanzler Olaf Scholz über das weitere Vorgehen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beraten. Das teilte das Weiße Haus in Washington nach dem Telefonat mit. Biden hatte am Mittwoch angekündigt, in den kommenden Tagen mit den G7-Partnern über weitere Sanktionen gegen Moskau sprechen. Vonseiten der Bundesregierung gab es zu dem Telefonat zunächst keine Angaben.

Zur Siebenergruppe (G7) führender demokratischer Industrienationen gehören die Nato-Staaten USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Italien und Deutschland sowie Japan. Wegen des russischen Angriffskriegs hat der Westen bereits harte Sanktionen gegen Russland verhängt. Deutschland hat derzeit die G7-Präsidentschaft inne und richtet Ende Juni in Bayern den nächsten Gipfel aus.

+++ Mehrheit der EU-Bürger unterstützt Russland-Sanktionen +++

Eine große Mehrheit der EU-Bürger unterstützt einer Umfrage zufolge die nach dem Angriff auf die Ukraine verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland. 55 Prozent stimmten den Sanktionen voll zu, 25 Prozent stimmten eher zu, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage des EU-Parlaments hervorgeht. Ähnlich sieht es bei den Sanktionen gegen russische Oligarchen aus: 55 Prozent waren voll dafür, weitere 24 Prozent eher dafür. Für die Erhebung wurden zwischen dem 13. und 20. April rund 26 000 Bürgerinnen und Bürger in den 27 Mitgliedsstaaten befragt.

Bis dahin hatte die EU bereits fünf Sanktionspakete beschlossen, die unter anderem einen Importstopp für Kohle und Strafmaßnahmen gegen russische Finanzinstitute enthielten. Inzwischen hat die EU-Kommission ein weiteres Sanktionspaket vorgeschlagen, das unter anderem ein Importstopp für russisches Öl enthält.

Auf die Frage, ob die Ukraine der EU beitreten solle, sagten der Umfrage zufolge 66 Prozent, dass sie dafür seien, wenn das Land dafür bereit sei. Der Aussage, dass es humanitäre Hilfe für die vom Krieg betroffenen Menschen geben müsse, stimmten 64 Prozent der Befragten voll und ganz zu. 29 Prozent stimmten eher zu.

Beim Thema Waffenlieferungen stellt sich ebenfalls eine Mehrheit der Befragten hinter den Kurs der Europäischen Union: Zwei Drittel der EU-Bürger (67 Prozent) begrüßen der Umfrage nach, dass die EU den Erwerb und die Lieferung militärischer Ausrüstung an die Ukraine finanziert.

+++ Steinmeier telefoniert mit Selenskyj - Irritationen wohl ausgeräumt +++

Deutschland und die Ukraine sind nach der Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bemüht, die Wogen wieder zu glätten. Das deutsche Staatsoberhaupt habe am Donnerstag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert, teilte das Bundespräsidialamt mit. Dabei seien Irritationen ausgeräumt worden. Darüber hinaus will Bundestagspräsidentin Bärbel Bas als bislang höchste Repräsentantin Deutschlands nach Kiew reisen. Offizieller Anlass ist das Weltkriegsgedenken in der Ukraine am Sonntag. Ihr Besuch scheint geeignet, in der Auseinandersetzung zwischen Kiew und Berlin zu vermitteln.

Bas habe "den Wunsch zu einer Reise in die Ukraine, um auf Einladung ihres ukrainischen Amtskollegen Ruslan Stefantschuk gemeinsam mit ihm aller Opfer des Zweiten Weltkriegs zu gedenken und politische Gespräche zu führen", sagte eine Bundestagssprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag auf Anfrage. Es kommt weiter zu Kampfhandlungen in dem seit mehr als zwei Monaten andauernden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.

+++ Ukrainische Kämpfer: Russen verletzen Waffenruhe in Mariupol +++

Ukrainische Kämpfer haben russischen Truppen einen Bruch der vereinbarten Waffenruhe zur Evakuierung von Zivilisten aus dem Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol vorgeworfen. "Wieder einmal haben die Russen das Waffenstillstandsversprechen gebrochen und die Evakuierung von Zivilisten, die sich weiterhin im Kellern des Werks verstecken, nicht erlaubt", sagte der Vizekommandeur des ukrainischen Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, am Donnerstag in einer auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft.

Zuvor bekräftigte der Kreml in Moskau, dass Fluchtkorridore für die eingeschlossenen Menschen in der südukrainischen Großstadt geöffnet seien. Russlands Militär hatte am Mittwoch angekündigt, bis einschließlich Samstag mehrere Stunden täglich jegliche Kampfhandlungen einzustellen. Unklar blieb zunächst, ob Zivilisten am Donnerstag die Flucht gelang oder nicht.

Rund 200 Zivilisten sollen weiter in den Bunkeranlagen des Werks ausharren, wo sich auch die verbliebenen ukrainischen Kämpfer verschanzt haben. Am vergangenen Wochenende waren mehr als 150 Menschen aus Azovstal gerettet worden. Weitere Versuche von Evakuierungen aus der Stadt am Asowschen Meer, die weitgehend von russischen Truppen eingenommen ist, scheiterten aber.

+++ Steinmeier spricht sich mit Selenskyj aus +++

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Donnerstag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Dabei seien die Irritationen aus der Vergangenheit ausgeräumt worden, teilte das Bundespräsidialamt mit.

+++ Kreml: Westliche Geheimdienst-Hilfe für Ukraine hält Moskau nicht auf +++

Russland hat sich ungeachtet der westlichen Unterstützung für die Ukraine als siegessicher gezeigt. "Unserem Militär ist bekannt, dass die USA, Großbritannien und die Nato als Ganzes ständig Geheimdienstinformationen und andere Daten an die ukrainischen Streitkräfte übermitteln", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge. Peskow verwies zudem auf westliche Waffenlieferungen an die Ukraine.

"Das sind alles Handlungen, die nicht zum schnellen Abschluss der Operation beitragen, aber zugleich nicht in der Lage sind, das Erreichen der für die militärische Spezial-Operation gesetzten Ziele zu verhindern", sagte der Sprecher von Russlands Präsident Wladimir Putin. Moskau bezeichnet den Angriffskrieg gegen die Ukraine offiziell stets nur als "militärische Spezial-Operation".

Auch nach mehr als zwei Monaten kommen russische Truppen im Nachbarland Beobachtern zufolge deutlich schlechter voran als vom Kreml erhofft. Einem Bericht der Zeitung "New York Times" zufolge stützt die ukrainische Armee sich bei ihrem oft erfolgreichen Widerstand teilweise auf Informationen aus den USA. Die Zeitung berief sich dabei auf Angaben nicht genannter ranghoher US-Militärs. Die ukrainische Armee nimmt etwa für sich in Anspruch, seit Beginn des russischen Angriffs zwölf russische Generäle durch gezielten Beschuss getötet zu haben. Moskau hat sich zum angeblichen Tod der Generäle bislang nicht geäußert.

+++ Reist Olaf Scholz nun doch in die Ukraine? +++

Nach der Ukraine-Reise von CDU-Chef Friedrich Merz (66) nimmt der Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) einem "Bild"-Bericht zufolge zu. Im Gespräch mit "Deutschlandfunk" ließ CDU-Außenexperten Roderich Kiesewetter (58) durchblicken, dass ein persönlicher Scholz-Besuch in der Ukraine unmittelbar bevorstehen könnte. Kiesewetter erklärte, dass der Kanzler mit über 400 Stimmen aus dem Parlament sogar parteiübergreifend volle Rückendeckung für die Reise hätte: "(...) Es wird sicherlich in den nächsten Wochen daher ein ganz starkes Signal geben, da bin ich sehr zuversichtlich." Weiter betonte Kiesewetter, dass der Bundeskanzler in der Ukraine willkommen sei und er deshalb "sehr zuversichtlich" sei, "dass es zu einer guten Lösung kommen wird."

Am Ende des Gesprächs wurde er sogar noch konkreter: "Ich denke, dass sehr rasch eine Reise stattfinden wird.", so Kiesewetter. Olaf Scholz hat sich bislang nicht zu den Aussagen Kiesewetters geäußert.

Sicher ist jedoch: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas will als bislang höchste Repräsentantin Deutschlands nach Kiew reisen. Offizieller Anlass ist das Weltkriegsgedenken in der Ukraine am kommenden Sonntag - möglicherweise kann die SPD-Politikerin mit dem protokollarisch zweithöchsten Amt in Deutschland aber auch in der Auseinandersetzung zwischen Kiew und Berlin vermitteln.

+++ Selenskyj appelliert an Geberkonferenz: Brauchen neuen Marshall-Plan +++

Die Ukraine braucht für ihren Wiederaufbau nach Ansicht von Präsident Wolodymyr Selenskyj eine moderne Version des Marshall-Plans. Für die Rückkehr zu einem sicheren Leben werde sein Land Geld, Technologie, Fachleute und Wachstumsperspektiven benötigen, sagte Selenskyj am Donnerstag per Videoschalte vor den Teilnehmern der internationalen Geberkonferenz in Warschau. "Das wird eine Investition in die Stabilität von ganz Mittel- und Osteuropa sein."

Die von Polen und Schweden gemeinsam organisierte Geberkonferenz soll Geld für humanitäre Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine sammeln. Partner der Konferenz sind die Präsidenten der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates. Auch die Vereinten Nationen beteiligen sich.

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte, die Ukraine benötige 12 000 Tonnen humanitäre Hilfe jeden Tag. Momentan erhalte sie aber nur etwa ein Viertel davon. "Wir werden gemeinsam demonstrieren, dass europäische Werte keine leeren Worte sind." Nach Schätzungen der Vereinten Nationen benötigen in der Ukraine mehr als 12 Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe, darunter Nahrung, medizinische Versorgung und Unterkünfte. Vor Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar lebten in dem Land 44 Millionen Menschen.

+++ Russische Grenzregion Belgorod meldet erneut Beschuss von Ortschaften +++

Beim Beschuss von zwei Ortschaften in der westrussischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine sind nach Behördenangaben ein Haus und eine Garage beschädigt worden. "Von ukrainischer Seite aus stehen Schurawljowka und Nechotejewka unter Beschuss", teilte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, am Donnerstag in seinem Telegram-Kanal mit. Seinen Angaben nach gab es bislang keine Opfer, der Beschuss sei aber noch nicht eingestellt worden.

Die Ortschaften Schurawljowka und Nechotejewka werden von den Behörden nicht das erste Mal als Ziel ukrainischer Angriffe genannt. Bereits am 14. und 25. April sollen beide Gemeinden beschossen worden sein. Damals wurden insgesamt drei Verletzte gemeldet. Insgesamt hat allein das Gebiet Belgorod seit dem von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar sechs Angriffe gemeldet, darunter auch die Zerstörung großer Treibstofflager in der Stadt Belgorod selbst. Die Ukraine hat die Meldungen in der Vergangenheit nicht bestätigt.

+++ Russisches Militär meldet Angriffe auf Kirowohrad und Mykolajiw +++

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben strategisch wichtige Ziele in ukrainischen Großstädten beschossen. "Mit Hochpräzisionsraketen wurde auf dem Militärflughafen Kanatowo nahe Kirowohrad Flugzeugtechnik und in der Stadt Mykolajiw ein riesiges Munitionsdepot vernichtet", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in seinem täglichen Lagebericht am Donnerstag. Darüber hinaus sei im Kreis Schowtnewe, das ebenfalls zum Gebiet Mykolajiw zählt, ein Treibstofflager für die ukrainische Armee zerstört worden.

Die taktische Luftwaffe und Heeresflieger hätten in der Nacht 93 Militärobjekte beschossen, die Artillerie insgesamt mehr als 500 Ziele. Allein durch den Artilleriebeschuss seien mehr als 600 gegnerische Soldaten und 61 Kampffahrzeuge vernichtet worden, sagte Konaschenkow.

Die Luftabwehr habe zur gleichen Zeit drei Kampfflugzeuge, eine Su-24 über der Schlangeninsel, eine Su-25 über dem Gebiet Dnipropetrowsk und eine Su-27 über dem Gebiet Cherson, abgeschossen. Darüber hinaus berichtete der russische Generalmajor über den Abschuss von 14 ukrainischen Drohnen, darunter eine Bayraktar. Von unabhängiger Seite ließen sich diese Angaben nicht überprüfen.

+++ Tote und Verletzte nach Raketenbeschuss von Städten im Donbass +++

Nach dem massiven Beschuss mehrerer ukrainischer Städte im Donbass melden die örtlichen Behörden viele Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung. "Nach einem Raketeneinschlag in Kramatorsk gibt es 25 Verletzte, beschädigt wurden 9 Wohnhäuser, die Schule und Objekte der zivilen Infrastruktur", teilte der Leiter der Militärverwaltung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal mit.

Nach Kyrylenkos Angaben wurden auch Tschasiw Jar, Marjinka und Awdijiwka beschossen. Dabei habe es in Tschasiw Jar mindestens einen Toten gegeben.

Der Gouverneur der ebenfalls schwer umkämpften Region Luhansk, Serhij Hajdaj, sprach von mindestens fünf Toten durch den Beschuss der Städte Sjewjerodonezk, Lyssytschansk, Hirske und Popasna. Über die Anzahl der Verletzten machte er keine Angaben. Auch hier seien Wohnhäuser und Infrastruktur schwer beschädigt worden, teilte Hajdaj mit.

+++ Ukraine meldet neue Angriffe auf Azovstal in Mariupol +++

Nach Angaben des ukrainischen Militärs haben die russischen Truppen erneut versucht, das Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol zu erstürmen. "Mit Unterstützung der Luftwaffe hat der Gegner seinen Angriff mit dem Ziel erneuert, das Fabrikgelände unter seine Kontrolle zu bringen", teilte der ukrainische Generalstab am Mittwochmorgen in seinem Lagebericht mit.

In dem Stahlwerk haben neben den ukrainischen Kämpfern Schätzungen zufolge auch noch bis zu 200 Zivilisten Zuflucht gesucht. Für die nächsten Tage hat Russland eine tägliche, auf mehrere Stunden begrenzte Feuerpause angekündigt, damit diese Menschen sich in Sicherheit bringen können.

Gespannt bleibt die Lage auch an anderen Frontabschnitten im Donbass. Demnach stehen die ukrainischen Truppen vor Donezk unter schwerem Beschuss von Artillerie und Luftwaffe. Das russische Militär versucht, weiter Angriffe auf die Städte Liman, Popasna und Sjewjerodonezk zu initiieren. Eigenen Angaben nach konnten die Ukrainer die Angriffe abwehren. Einen Erfolg meldete der Generalstab von der Südfront: Demnach sei es dort gelungen, dem Gegner die Kontrolle über mehrere Ortschaften an der Grenze zwischen den Gebieten Cherson und Mykolajiw zu entreißen. Details und Ortsnamen nannte die Kiewer Militärführung dabei nicht. Von unabhängiger Seite ließen sich die Angaben nicht überprüfen.

+++ Russische Streitkräfte in Kaliningrad simulieren Atomangriff +++

In der Exklave Kaliningrad an der Ostsee übte die russische Armee Angriffe mit dem atomwaffenfähigen Raketensystem Iskander-M. Etwa 100 Soldaten rückten mit 20 Fahrzeugen aus, wie das Militär am Mittwoch mitteilte. Dann seien einzelne oder massenhafte Starts simuliert worden, um gegnerische Raketensysteme, Flugplätze, Bunker oder Truppen zu treffen. Iskander-M kann mit Marschflugkörpern oder Raketen bis zu 500 Kilometer weit schießen. Von Kaliningrad aus liegen damit Warschau, Berlin und andere Hauptstädte in Reichweite.

+++ Zeitung: Ukraine macht mit US-Infos Jagd auf russische Generäle +++

Die ukrainische Armee stützt sich bei ihren erfolgreichen Angriffen auf russische Generäle einem Bericht der "New York Times" zufolge teilweise auf Informationen aus den USA. Die Zeitung berief sich dabei auf Angaben nicht genannter ranghoher US-Militärs. Die ukrainische Armee nimmt für sich in Anspruch, seit Beginn des russischen Angriffskriege im Februar zwölf russische Generäle durch gezielten Beschuss getötet zu haben.

Demnach versorgten die USA die Ukrainer mit Angaben über Bewegungen russischer Stäbe, die ukrainische Armee ergänze dies mit Ergebnissen ihrer eigenen Aufklärung. Pentagon-Sprecher John Kirby bestätigte allgemein, dass die USA der Ukraine Informationen lieferten, "die sie braucht, um sich verteidigen zu können". Zu Details äußere man sich aber nicht.

Moskau hat sich zum angeblichen Verlust der Generäle nicht geäußert. Der Tod solch ranghoher Offiziere gilt als ungewöhnlich. Allerdings mussten sich bei den Schwierigkeiten des russischen Vormarsches in den ersten Wochen des Krieges viele Generäle selbst an die Front begeben und setzten sich damit der Gefahr aus, getroffen zu werden.

Die US-Quellen dementierten der "New York Times" zufolge aber, Infos über einen Frontbesuch des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow weitergegeben zu haben. Die ukrainische Armee hatte nach eigenen Angaben vergangene Woche in einem russischen Stab nahe der Stadt Isjum mehrere ranghohe Offiziere getötet. Gerassimow war nach US-Angaben aber schon vorher wieder aus der Ostukraine abgereist.

+++ Kämpfe und Feuerpausen am Stahlwerk Azovstal +++

In der stark zerstörten Stadt Mariupol am Asowschen Meer hielten sich die letzten ukrainischen Verteidiger weiter in dem weitläufigen Fabrikgelände von Azovstal verschanzt. Unter der Erde gibt es ein kompliziertes Tunnelsystem, in dem sich nach Schätzungen neben den Bewaffneten auch noch etwa 200 Zivilisten versteckt haben. Russische Truppen seien seit zwei Tagen auf das Gelände vorgedrungen, sagte der Kommandeur des Regiments Asow, Denis Prokopenko. "Es gibt schwere, blutige Kämpfe."

Allerdings kündigte das russische Militär eine Feuerpause und einen vorübergehenden Rückzug seiner Truppen für weitere Evakuierungen an. Am Donnerstag, Freitag und Samstag sollten jeweils von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr bis 17.00 Uhr MESZ) so genannte Fluchtkorridore eingerichtet werden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Aus dem Stahlwerk Azovstal gerettete Zivilisten dürften anschließend selbst entscheiden, ob sie in der Ukraine bleiben oder nach Russland gebracht werden wollen.

Selenskyj berichtete von einem Telefonat mit UN-Generalsekretär António Guterres über die Evakuierungen. Sie finden unter Vermittlung der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz statt. Am Mittwoch waren 344 Menschen aus Mariupol und Umgebung auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet nach Saporischschja geholt worden, am Dienstag 156 Flüchtlinge.

+++ Kremlbeamter zeigt neue russische Macht in Mariupol +++

Wenige Tage vor dem 9. Mai, dem "Tag des Sieges" über Hitler-Deutschland, demonstrierte Moskau seine neu gewonnene Macht mit einem Besuch des ranghohen Kremlbeamten Sergej Kirijenko in Mariupol. Der frühere Regierungschef organisiert für Präsident Wladimir Putin die russische Innenpolitik. Den Angaben zufolge besuchte er in Mariupol das Ilitsch-Stahlwerk und den Hafen und war auch zu Gast in Wolnowacha, einer Stadt in der Separatistenrepublik Donezk.

Die Menschen in der Volksrepublik Donezk verstünden Kirijenkos Besuch als Symbol, "dass Russland für immer hierher zurückgekehrt ist", schrieb Denis Puschilin, Chef der Donezker Separatisten. Kurz vor dem Angriff auf die Ukraine hatte Russland die 2014 abgespaltenen sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk als unabhängig anerkannt. In Moskau wird spekuliert, ob Putin bei der traditionellen Parade zum Tag des Sieges die weitere Richtung im Ukraine-Krieg verkünden wird. Der Kreml dementierte aber, dass Putin eine allgemeine Mobilmachung verkünden werde.

+++ Raketen treffen Bahnanlagen in Dnipro +++

Die wiederholten russischen Raketenangriffe auf Eisenbahnanlagen haben den Zugverkehr in der Ukraine empfindlich gestört. Nach einem Überblick der Bahngesellschaft Ukrsalisnyzja vom Mittwochabend waren etwa 20 Fernzüge mit Verspätungen von bis zu zwölf Stunden unterwegs.

«Russland versucht, unsere Logistik zu ruinieren, weil sie uns im Felde nicht besiegen können», schrieb der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, auf Telegram. Er bestätigte den Angriff auf ein Objekt der Eisenbahn mitten in der Stadt Dnipro.

Nicht verifizierte Videos im Internet ließen vermuten, dass dort eine Eisenbahnbrücke über den breiten Strom Dnipro getroffen worden war. Der Zugverkehr an der Stelle sei eingestellt worden, teilten örtliche Behörden mit. Wegen der russischen Raketen herrschte auch in der Nacht zu Donnerstag in fast allen Teilen der Ukraine Luftalarm.

Trotz der Angriffe gelangten die gelieferten Waffen in die Hände der Ukraine, sagte John Kirby, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, in Washington. Der Sender CNN berichtete, von 90 zugesagten Haubitzen aus den USA seien etwa 80 bereits in der Ukraine. Auch 90 000 von 144 000 zugesagten Geschossen Munition hätten ihr Ziel erreicht.

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