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Ukraine-Krieg im News-Ticker: Skepsis zu russischen Rückzugsplänen - Warnung vor neuen Militäroffensiven

Nach Verhandlungen hat Russland angekündigt, Kampfhandlungen zu reduzieren. Die Ukraine und der Westen sind nicht überzeugt. Die USA befürchten ein Vorgehen gegen US-Bürger in Russland. Alle Updates hier im News-Ticker.

Russlands Ankündigungen zur Reduktion von Kampfhandlungen werden seitens des Westens mit Skepsis aufgenommen. (Foto) Suche
Russlands Ankündigungen zur Reduktion von Kampfhandlungen werden seitens des Westens mit Skepsis aufgenommen. Bild: picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst

Die russische Ankündigung, die Kampfhandlungen bei Kiew zu drosseln, ist in der Ukraine und im Westen mit Skepsis aufgenommen worden. "Diese Signale übertönen nicht die Explosionen russischer Geschosse", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zum Mittwoch (30.03.2022). Das US-Verteidigungsministerium sieht die russische Ankündigung als taktisches Manöver und warnt vor einer neuen Militäroffensive in anderen Landesteilen.

Russland-Rückzug nur ein Bluff? Westen reagiert skeptisch auf russische Ankündigung

Pentagon-Sprecher John Kirby sagte, es sei bislang nur zu beobachten, dass sich "eine sehr kleine Zahl" russischer Truppen nördlich von Kiew von der ukrainischen Hauptstadt wegbewege. "Wir sind nicht bereit, die russische Begründung zu glauben, dass es ein Abzug ist." Es sei möglich, dass die Soldaten dort nur abgezogen würden, um in einem anderen Teil der Ukraine, etwa der umkämpften östlichen Donbass-Region, eingesetzt zu werden. "Wir glauben, dass es sich um eine Repositionierung handelt, nicht um einen Abzug, und dass wir alle vorbereitet sein sollten, eine größere Offensive gegen andere Teile der Ukraine zu erwarten."

Ukraine-Krieg, Tag 35 im News-Ticker - Alle aktuellen Ereignisse am 30. März 2022 im Überblick

+++ Moskau: Ukrainische Munitionslager bei Donezk zerstört +++

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben mit Boden-Boden-Raketen zwei Munitionslager im ostukrainischen Gebiet Donezk zerstört. In dem Ort Kamjanka habe die ukrainische Armee Munition für ihre Raketenartillerie gelagert, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums am Mittwochvormittag in Moskau. Insgesamt seien binnen 24 Stunden 64 militärische Objekte der Ukraine zerstört worden. Dazu rechnete Sprecher Igor Konaschenkow auch einen Stab ukrainischer Spezialkräfte im Gebiet Mykolajiw. Die Angaben über das Kampfgeschehen waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar.

Die Ukraine habe auch drei Flugabwehrsysteme der Typen S-300 und Buk verloren sagte Generalmajor Konaschenkow. Außerdem hätten russische Raketen, die von Flugzeugen abgefeuert wurden, Treibstofflager bei Starokostjantyniw und Chmelnizki im Westen der Ukraine getroffen. Dies deckt sich mit ukrainischen Angaben über Raketenangriffe in der Region.

Nach Friedensgesprächen mit der Ukraine hatte Russland am Dienstag angekündigt, seine Kampfhandlungen bei der Hauptstadt Kiew und bei Tschernihiw deutlich zurückzufahren. Die Kiewer Militärführung bestätigte in der Nacht, dass dort einige russische Einheiten zurückgezogen worden seien. Es geht aber aus Sicht des ukrainischen Militärs eher um einen Austausch der Truppen als um einen tatsächlichen Abzug.

+++ Bericht: Johnson erwägt Lieferung "tödlicherer Waffen" in die Ukraine +++

Der britische Premier Boris Johnson soll einem Bericht zufolge die Lieferung "tödlicherer Waffen" in die Ukraine erwägen. Bei einer Kabinettssitzung soll der Premierminister am Dienstag über solche Lieferungen gesprochen und gewarnt haben, der russische Präsident Wladimir Putin könne "unberechenbarer und rachsüchtiger" werden, wie die "Times" unter Berufung auf nicht genannte Insider-Quellen berichtete. "Die ukrainische Armee behält nicht nur die Kontrolle über größere Städte, sie zwingt sogar die Russen zum Rückzug. Damit muss sich unsere Unterstützung ändern", hieß es demnach von einer Quelle aus dem britischen Kabinett.

Johnson soll sich dem Bericht zufolge dafür aussprechen, dass die USA der Ukraine Schiffsabwehrraketen und fortschrittlichere Luftabwehrsysteme zur Verfügung stellen. Aus Verteidigungskreisen hieß es laut der "Times", der Regierungschef habe in der Kabinettssitzung nicht konkretisiert, welche Art von Waffen Großbritannien liefern könne. Auch Sorgen über eine weitere Eskalation des Konfliktes sollen bei den Überlegung eine Rolle spielen. Bislang hat London der Ukraine vor allem Panzerabwehrraketen und andere Geschosse zur Unterstützung geschickt.

+++ Auch Kiew sieht russischen Truppenabzug nur als Umgruppierung +++

Die ukrainische Militärführung betrachtet den Abzug russischer Truppen aus den Fronten nördlich von Kiew nur als Umgruppierung. Der "sogenannte Truppenabzug" sei eher eine Rotation von Einheiten, mit der die ukrainische Militärführung getäuscht werden solle, erklärte der ukrainische Generalstab in der Nacht zum Mittwoch. Das russische Militär habe einige Einheiten aus der Umgebung von Kiew und Tschernihiw abgezogen, hieß es in dem Lagebericht weiter.

+++ US-Ministerium: "Bedrohung für Kiew ist nicht vorbei" +++

Russland könne Kiew weiter aus der Ferne mit Raketen beschießen, warnte Kirby. "Die Bedrohung für Kiew ist nicht vorbei", sagte Kirby. Nach neuen Friedensgesprächen mit der Ukraine hatte Russland am Dienstag zugesagt, seine Kampfhandlungen bei Kiew und Tschernihiw deutlich zurückzufahren. Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin sagte nach einem Treffen in Istanbul, seine Regierung wolle so Vertrauen aufbauen und weitere Verhandlungen ermöglichen.

+++ London sieht russische Offensive bei Kiew als gescheitert an +++

Die britische Militäraufklärung betrachtet die russische Offensive zur Einkesselung der ukrainischen Hauptstadt Kiew als gescheitert, wie aus einem Update des Verteidigungsministeriums hervorgeht. Zudem lasse die russische Ankündigung, den militärischen Druck auf Kiew zu senken, darauf schließen, dass Russland seine Initiative in der Region verloren habe. Britische Militärexperten hielten es nun für "höchst wahrscheinlich", dass Russland seine Kampfkraft aus dem Norden der Ukraine in den Südosten verlege. Dort solle jetzt die Offensive in der Region Luhansk und Donezk verstärkt werden.

+++ Selenskyj: Streitkräfte einzige Garantie für Überleben +++

"Die Verteidigung der Ukraine ist unsere Aufgabe Nummer eins, alles andere wird davon abgeleitet", betonte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Nur auf dieser Grundlage könne mit Russland weiter verhandelt werden. "Der Feind befindet sich weiterhin auf unserem Gebiet." Realität sei, dass die ukrainischen Städte weiter belagert und beschossen würden. Daher seien die ukrainischen Streitkräfte "die einzige Garantie für unser Überleben", sagte Selenskyj. "Ukrainer sind nicht naiv."

+++ USA verlegen weitere Kampfflugzeuge und Soldaten nach Osteuropa +++

Die US-Streitkräfte verlegen angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine weitere Kampfflugzeuge, Transportmaschinen und Soldaten nach Osteuropa. Eine Einheit von rund 200 Marineinfanteristen aus den USA sei nach einem Manöver in Norwegen nach Litauen verlegt worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby. Zudem würden aus den USA zehn Kampfflugzeuge vom Typ "F/A-18 Hornet" und "ein paar" Transportmaschinen vom Typ "C-130 Hercules" mit rund 200 dazugehörigen Soldaten nach Osteuropa gebracht.

+++ UN:Humanitäre Krise in Ukraine "Katastrophe auf Katastrophe" +++

Die humanitäre Krise in der Ukraine als Folge des russischen Angriffskriegs ist nach Ansicht des Chefs des UN-Welternährungsprogramms, David Beasley, "eine Katastrophe auf einer Katastrophe". Bereits vor dem Krieg habe es beispielsweise im Jemen oder an einigen Orten Afrikas schlimme Hunger-Krisen gegeben, wo man nur mit großen Mühen ausreichend helfen habe können, sagte Beasley am Dienstag dem UN-Sicherheitsrat in New York. Nun sei die Krise in der Ukraine noch dazugekommen. Das Land sei innerhalb weniger Wochen "vom Brotkorb zu Brot-Schlangen" verändert worden.

+++ Reisewarnung des US-Ministeriums: Amerikaner könnten in Russland festgehalten werden +++

In einer ungewöhnlich harten Reisewarnung hat das US-Außenministerium alle Amerikaner darauf hingewiesen, dass sie bei Reisen in Russland von den dortigen Sicherheitsbehörden festgesetzt werden könnten. Angesichts der russischen Invasion in die Ukraine sei "das Potenzial für Belästigung von US-Bürgern" durch russische Sicherheitsdienste gestiegen, ebenso wie das gezielte Heraussondern und Festsetzen von US-Bürgern, teilte das Ministerium in der Reisewarnung mit. "Alle US-Bürger, die in Russland wohnen oder reisen, sollten das Land umgehend verlassen", hieß es.

+++ So sollen Ukraine-Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden +++

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will bei einem Spitzentreffen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften an diesem Mittwoch vor allem praktische Fragen der Arbeitsmarktintegration ukrainischer Flüchtlinge lösen. "Wir haben schon dafür gesorgt, dass diese Menschen mit dem Aufenthaltstitel das Recht haben zu arbeiten", sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Damit dies aber auch tatsächlich möglich ist, müssen jetzt schnell und pragmatisch ganz praktische Fragen gelöst werden."

Zudem will der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, nach der russischen Drohung mit einem Gaslieferstopp eine Stellungnahme zur Energiesicherheit abgeben. Der russische Außenminister Sergej Lawrow ist indes in China zu Gesprächen unter anderem über den Krieg in der Ukraine ein.

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/news.de/dpa

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