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Ukraine-Krieg im News-Ticker: Russische Offensiven bei Kiew - Putin bombardiert West-Ukraine

Mehr als zwei Wochen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine werden die Angriffe auf zermürbte ukrainische Städte wieder härter. Nicht nur Kiew gerät verstärkt unter Beschuss, Putins Truppen dringen zudem nach Westen vor.

Ein zerstörter Panzer steht nach Kämpfen auf einer Straße in der Nähe von Brovary, nördlich von Kiew. (Foto) Suche
Ein zerstörter Panzer steht nach Kämpfen auf einer Straße in der Nähe von Brovary, nördlich von Kiew. Bild: picture alliance/dpa/AP | Felipe Dana

In Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine gerät die Hauptstadt Kiew nach mehr als zwei Wochen Gefechten wieder stärker ins Visier. Auch aus dem Westen des Landes unweit der Grenze zu Polen werden weitere Luftangriffe gemeldet. Bei den Sorgen um die Atomruine Tschernobyl sowie einen Forschungsreaktor in der Ostukraine gibt es unterdessen vorerst etwas Entwarnung.

Ukraine-Krieg am 17. Tag im News-Ticker - Alle aktuellen Geschehnisse am 12.03.2022 im Überblick

+++ Ukrainische Armee: Separatisten erobern Stadtteile von Mariupol +++

Die prorussischen Separatisten setzen mit Unterstützung russischer Truppen ihren Vormarsch in der eingeschlossenen ukrainischen Hafenstadt Mariupol nach Angaben aus Kiew fort. Der Feind habe östlich gelegene Randbezirke erobert, teilte das ukrainische Militär am Samstag mit. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium bereits die Einnahme mehrerer Stadtteile gemeldet. Mariupol am Asowschen Meer mit 400.000 Einwohnern wird seit Tagen belagert. Die humanitäre Lage spitzt sich dramatisch zu.

Die umkämpfte Kleinstadt Isjum im Gebiet Charkiw an der Grenze zum Donezker Gebiet soll laut ukrainischen Angaben bereits etwa zur Hälfte unter russischer Kontrolle stehen. Der Feind habe sich im nördlichen Teil der Stadt verschanzt. Das ließ sich nicht überprüfen.

Rund um die eroberte Stadt Wolnowacha im Donbass versuchten die russischen Truppen laut Kiewer Angaben, eine Offensive zu starten. Harte Kämpfe habe es zudem um die Ortschaft Rubischne im Luhansker Gebiet in der Ostukraine gegeben.

+++ Russland warnt: Waffenlieferungen an Ukraine neue Ziele +++

Russland hat den Westen erneut mit Nachdruck vor Waffenlieferungen an die Ukraine gewarnt. Ein Konvoi mit neuen Rüstungsgütern könne von russischen Streitkräften als Ziel genommen werden, sagte der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow am Samstag im Moskauer Staatsfernsehen. "Das ist einfach ein gefährlicher Zug", sagte Rjabkow mit Blick auf Ankündigungen westlicher Länder, der Ukraine für den Kampf gegen die russische Armee weiter Waffen zu liefern. Auch Deutschland gibt Waffen an die Ukraine. Zudem hatte die EU neue Mittel für militärische Hilfe in Aussicht gestellt.

Russland führt Krieg gegen das Nachbarland - unter anderem mit dem von Kremlchef Wladimir Putin erklärten Ziel, die Ukraine zu "entmilitarisieren". Rjabkow beklagte, dass die USA die Ausstattung der Ukraine mit Waffen auch aus anderen Ländern orchestrierten. Moskau werte dies als eine "Eskalationspolitik" Washingtons. Solche Konvois würden dann in der Ukraine zu "rechtmäßigen Zielen", sagte der Diplomat. "Gerade die USA sind die Urheber der maximalen Aufheizung der Spannungen auf internationalem Gebiet."

+++ Großbritannien: Russische Kolonne nahe Kiew hat sich zerstreut +++

Eine große russische Militärkolonne hat sich nach britischen Geheimdienstinformationen nördlich von Kiew teils zerstreut. Dies dürfte wahrscheinlich einen russischen Versuch unterstützen, die ukrainische Hauptstadt einzukreisen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag auf Twitter mit. Es könne sich auch um einen russischen Versuch handeln, die eigene Anfälligkeit für ukrainische Gegenangriffe zu verringern. Diese hätten bei den Russen bereits einen erheblichen Tribut gefordert.

Während die Gefechte nordwestlich von Kiew weitergingen, befinde sich der Großteil der russischen Bodentruppen nun rund 25 Kilometer vom Zentrum der Dreimillionenstadt entfernt, teilte das Ministerium weiter mit. Darüber hinaus blieben die Städte Charkiw, Tschernihiw, Sumy und Mariupol eingekreist, während sie weiter unter schwerem russischen Beschuss litten.

+++ Ukraine: Berichte über Beschuss aus mehreren Städten +++

Mehrere Städte in der Ukraine haben in der Nacht zu Samstag erneut Kämpfe und Beschuss gemeldet. "Die Besatzer haben nachts mit wahllosem, chaotischem Feuer Krankenhäuser und Internate beschossen", schrieb der Gouverneur des südukrainischen Gebiets Mykolajiw, Witalij Kim, am Samstag. Zwei Menschen seien verletzt worden. Die Angreifer hätten ihre Taktik geändert und würden sich in Dörfern zwischen Zivilgebäuden verstecken. "Jetzt gibt es keine Regeln mehr, wir werden hart gegen sie vorgehen", kündigte der Gouverneur an.

Mykolajiw liegt an der Mündung des Südlichen Bugs ins Schwarze Meer. Sollten russische Truppen die Stadt einnehmen, umgehen oder isolieren, stünde ihnen der Landweg nach Odessa offen und diese bedeutende südwestliche Hafenstadt könnte vom Rest des Landes abgeschnitten werden.

Nachts hatte Kim geschrieben: "Mistkerle, sie lassen uns nicht schlafen." Wenige Stunden davor hatte er einem ukrainischen TV-Sender gesagt, in der Stadt Mykolajiw sei mindestens eine Person verletzt und mehrere Wohnhäuser und Autos beschädigt worden. Auch zwei Feuer seien in der Stadt als Folge des Raketenbeschusses ausgebrochen. Einem lokalen Beamten zufolge soll zudem die Krebsklinik der Stadt beschädigt worden sein.

In der Hauptstadt Kiew wurde in der Nacht zu Samstag mindestens drei Mal Flugalarm ausgelöst. Laut CNN war in der Stadt aus der Ferne am Samstagmorgen "minutenlanger" Beschuss zu hören.

+++ Russlands Militär spricht von Angriffen auf breiter Front in Ukraine +++

Die russische Armee setzt nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau ihre Angriffe auf "breiter Front" in der Ukraine fort. In der Nähe der Hauptstadt Kiew seien eine Luftwaffenbasis in Wassylkiw und das nachrichtendienstliche Aufklärungszentrum der ukrainischen Streitkräfte in Browary außer Gefecht gesetzt worden, teilte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Samstag in Moskau mit. Es war Tag 17 von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Den russischen Angaben zufolge nahmen die eigenen Truppen und jene der Separatisten aus Luhansk und Donezk erneut zahlreiche Ortschaften im Osten der Ukraine ein. Einheiten der Donezker "Volksmiliz" seien weitere 9 Kilometer vorgedrungen, die russischen Streitkräfte insgesamt 21 Kilometer und die Gruppierungen der "Volksrepublik Luhansk" 6 Kilometer. Überprüfbar waren die russischen Militärangaben nicht.

Zu Beginn des Krieges am 24. Februar hatten die Separatisten rund 30 Prozent der Regionen unter ihrer Kontrolle. Nun sind es nach ukrainischen Angaben im Gebiet Luhansk bereits 70 Prozent. Auch das russische Militär hatte zuletzt mitgeteilt, es fehle nicht mehr viel bis zur vollständigen Einnahme des Gebietes Luhansk.

Wie Generalmajow Konaschenkow weiter mitteilte, wurden erneut auch fünf Kampfdrohnen abgeschossen. Insgesamt seien bisher rund 3.500 Objekte der militärischen Infrastruktur des Landes zerstört worden, darunter auch mehr als 1.000 Panzer und andere gepanzerte Militärfahrzeuge. Russland hat den Angriff auf die Ukraine unter anderem damit begründet, das Land entmilitarisieren zu wollen.

+++ Baerbock: Arbeiten an Luftbrücke für Flüchtlinge in Moldau +++

Deutschland arbeitet nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock gemeinsam mit internationalen Partnern an einer Luftbrücke für ukrainische Flüchtlinge aus Moldau. Eine solche Luftbrücke sei "absolut sinnvoll", sagte die Grünen-Politikerin am Samstag nach einem Treffen mit ihrem moldauischen Amtskollegen Nicu Popescu in Chisinau. Zugleich kündigte sie an, die Bundesregierung werde in einem ersten Schritt 2.500 ukrainische Flüchtlinge aus Moldau direkt nach Deutschland holen. Dies habe sie mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) vereinbart.

Dies werde nur ein Anfang sein, auch mit anderen Ländern innerhalb und außerhalb der Europäischen Union Moldau bei der Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen zu unterstützen, sagte Baerbock. Dafür sei ein "Grüner Korridor" mit Bussen über Rumänien im Aufbau. Menschen sollten zudem direkt aus Moldau ausgeflogen werden oder über Nachbarländer mit größeren Kapazitäten an den Flughäfen. Dies könne auch über den Atlantik geschehen, sagte Baerbock - also etwa in die USA oder nach Kanada. "Man muss sehr pragmatisch in dieser Situation sein und jetzt nicht ein hundert Prozent perfektes Konzept für in drei Monaten erarbeiten".

Die EU habe für Moldau Soforthilfen von fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die Bundesregierung nochmals drei Millionen Euro zusätzlich, sagte Baerbock. Diese Mittel kämen zusätzlich zu den 37 Millionen Euro an Wirtschaftshilfen für dieses Jahr, die das Entwicklungsministerium bereits eingeplant habe. Moldau hatte nach Angaben von Popescu insgesamt rund 300.000 Menschen aus der Ukraine aufgenommen, von denen mehr als 100.000 noch im Land seien.

+++ Ukraine: Russische Offensiven nahe Kiew "teils" erfolgreich +++

Rund um Kiew gebe es russische Offensiven an der nördlichen Stadtgrenze bei Sasymja und in südlicher Richtung bei Wyschenky, teilte der ukrainische Generalstab in der Nacht zu Samstag (12.03.2022) mit. Diese Offensiven seien in einigen Bereichen teils erfolgreich. In der Hauptstadt Kiew wurde in der Nacht zu Samstag mindestens drei Mal Flugalarm ausgelöst. Laut CNN war in der Stadt aus der Ferne am Samstagmorgen "minutenlanger" Beschuss zu hören.

+++ Neue Luftangriffe auch im Westen der Ukraine +++

Strategische Bomber der russischen Luftwaffe sollen Marschflugkörper in den Städten Luzk, Iwano-Frankiwsk und Dnipro eingesetzt haben. Luzk und Iwano-Frankiwsk befinden sich nördlich und südlich der Stadt Lwiw unweit der polnischen Grenze. In der Nacht zum Freitag hatte Russland seine Angriffe auf den Westen der Ukraine ausgeweitet. Angriffe mit Raketen wurden auch aus dem südukrainischen Mykolajiw gemeldet. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Nach ukrainischen Militärangaben versuchen russische Truppen, die nordostukrainische Stadt Tschernihiw aus südwestlicher Richtung zu blockieren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, dass in Tschernihiw eine wichtige Wasserleitung durch Beschuss beschädigt worden sei. In der Folge sei die Großstadt mit knapp 280.000 Einwohnern ohne Wasserversorgung.

+++ Selenskyj: Entführung von Bürgermeister "Zeichen der Schwäche" +++

Selenskyj forderte in einer Videoansprache in der Nacht zu Samstag die Freilassung des Bürgermeisters der von russischen Truppen besetzten Stadt Melitopol. Druck auf Bürgermeister oder ihre "physische Eliminierung" werde Russland nicht dabei helfen, ukrainische Städte zu übernehmen. Ein derartiges Vorgehen sei ein "Zeichen der Schwäche" Russlands. Kiew hatte am Freitag erklärt, dass der Bürgermeister des südukrainischen Melitopol, Iwan Fedorow, entführt worden sein soll. Dies ließ sich nicht unabhängig überprüfen. In einem Video war zu sehen, wie Vermummte einen Mann aus einem zentralen Gebäude mitnehmen.

+++ US-Präsident Biden: Wir müssen Dritten Weltkrieg verhindern +++

Eine direkte militärische Konfrontation in der Ukraine zwischen dem US-Militär und den russischen Streitkräften muss nach Ansicht von Präsident Joe Biden verhindert werden, damit es nicht zu einem "dritten Weltkrieg" kommt. Das US-Militär und die Nato-Partner werden "jeden Zentimeter" des Bündnisgebiets geeint und "mit voller Macht" verteidigen, schrieb Biden bei Twitter. "Aber wir werden in der Ukraine keinen Krieg mit Russland führen. Eine direkte Konfrontation zwischen der Nato und Russland ist der dritte Weltkrieg - und etwas, das zu verhindern, wir uns bemühen müssen", schrieb der Demokrat. Die Ukraine ist kein Nato-Mitglied.

+++ Strom am ehemaligen Atomkraftwerk Tschernobyl läuft teils wieder +++

Am ehemaligen Atomkraftwerk Tschernobyl gelang es Technikern, einenTeil der Stromleitungen zu reparieren. Das berichtete die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) inWien am Freitagabend unter Berufung auf den ukrainischen Betreiber. Die Stromversorgung für die Kühlung von Brennelementen wurde am Mittwoch unterbrochen. Die IAEA sah aber kein Sicherheitsproblem. Notstromgeneratoren liefern dort Strom. Trotz der schwierigen Lage sei es gelungen, dafür mehr Diesel anzuliefern.

+++ Nach Forschungszentrum-Schäden in Charkiw: Keine erhöhte Strahlung +++

Nach dem von der Ukraine gemeldeten erneuten Beschuss eines nuklearen Forschungszentrums in der ostukrainischen Stadt Charkiw gibt es Entwarnung. Es seien keine Schäden festgestellt worden, die die Strahlensicherheit beeinträchtigten, hieß es in einer Mitteilung des ukrainischen Parlaments zur Lage der Atomanlagen. Auch die Stromversorgung sicherheitsrelevanter Systeme sei wiederhergestellt. Vom russischen Militär kam am Freitagabend der Vorwurf, ukrainische Kräfte hätten ein Gebäude des Forschungszentrums "gesprengt", um "Nuklearforschung zu verbergen".

+++ Frankreich: Weitere Beschränkungen für Moskau bei Interpol möglich +++

Frankreich hält eine Sperrung des Zugangs Russlands zu Interpol-Mechanismen für möglich, nachdem für russische Ermittler bereits Einschränkungen eingeführt wurden. Russische Behörden können keine Anfragen mehr direkt an die Mitgliedländer verschicken, sondern nur über die Interpol-Zentrale. Dies sei beschlossen worden, um einen Missbrauch des Systems rund um den Ukraine-Krieg zu verhindern. Das französische Ministerium teilte am Freitag mit, es es gebe bereits den Verdacht mehrerer solcher Missbrauchsversuche.

+++ Annalena Baerbock reist nach Moldau an ukrainische Grenze +++

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock will sich am Samstag (12.03.2022) im an die Ukraine grenzenden Moldau über die Lage der Kriegsflüchtlinge informieren. Sie wolle sich ein direktes Bild machen, um zu klären, wie Deutschland Moldau in dieser Ausnahmesituation noch umfassender unterstützen könne, sagte die Grünen-Politikerin vor dem Abflug. "Wir werden nicht zulassen, dass die von Russland verursachten Schockwellen auf weitere Länder in Europa überschwappen."

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/news.de/dpa

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