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Coronavirus-News in Deutschland: Größere Lockerungen erst an Pfingsten? Merkel und Söder unter Druck

Zwar steigen die Infektionszahlen seit einigen Tagen wieder an, dennoch mehren sich die Forderungen nach einem Ausstieg aus dem Lockdown. Wann öffnen Gastronomie und der Einzelhandel? Die aktuellen Corona-Zahlen und weitere News aus Deutschland.

Trotz steigender Infektionszahlen könnte der Einzelhandel bald seine Türen wieder öffnen. (Foto) Suche
Trotz steigender Infektionszahlen könnte der Einzelhandel bald seine Türen wieder öffnen. Bild: dpa

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 7.890 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 157 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Sonntag hervor. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 5.17 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 7.676 Neuinfektionen und 145 neue Todesfälle verzeichnet.

Coronavirus-Zahlen vom Sonntag (28.02.2021) laut RKI: Inzidenz, Neuinfektionen, R-Wert, Tote

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Sonntagmorgen bundesweit bei 63,8 - und damit so hoch wie am Vortag (63,8). Die Zahl der neuen Ansteckungen in Deutschland war im Januar und Februar über Wochen deutlich zurückgegangen. Zuletzt stagnierte sie allerdings, was auch an der Verbreitung ansteckenderer Varianten liegen könnte.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.442.336 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2.248.400 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 70.045.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Samstagabend bei 1,2 (Vortag 1,08). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 108 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.

Coronavirus-News aktuell Deutschland am Sonntag

Die aktuellen News zur Corona-Pandemie in Deutschland vom 28. Februar 2021 erfahren Sie hier in unserem Ticker.

+++ Öffnungen erst an Pfingsten! Gerüchte über Öffnungen vorm Corona-Gipfel am Mittwoch +++

Mit Spannung wird die Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch (03.03.2021) erwartet. Nachdem in einigen Bundesländern bereits Schulen, Friseure, Gärtnerei und Baummärkte öffnen, könnte weitere Lockerungen der geltenden Corona-Regeln folgen. Laut ersten Gerüchten erfolge die Öffnung jedoch nur in "homöopathischen Dosen". Hinter vorgehaltener Hand heißt es sogar, dass aus epidemiologischer Sicht erst an Pfingsten mit großen Lockerungen zu rechnen sei. Bislang setzen vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Markus Söder auf Vorsicht. Doch die beiden Politiker geraten immer stärker unter Druck.

+++ Schwesig dringt auf Perspektivplan - Einkaufen per Terminvergabe? +++

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat vor dem Bund-Länder-Gipfel am Mittwoch ihre Forderung nach einem Ausstiegsszenario aus dem Lockdown erneuert. "Wir brauchen dringend einen Perspektivplan für ganz Deutschland. Wir müssen den Menschen sagen, in welchen Schritten wir vorangehen wollen", sagte Schwesig der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin.

Bei der Festlegung auf Lockerungen der aktuell harten Corona-Schutzmaßnahmen dürfe nicht allein die Sieben-Tage-Inzidenz bei Neuinfektionen der Maßstab sein. "Wir müssen stärker darauf schauen, wie die Belastung der Krankenhäuser ist, wie der Stand der Impfungen. Und wir müssen mit dem Testen vorankommen", sagte die SPD-Politikerin. Wenn flächendeckend Selbsttests zur Anwendung kämen, etwa in Kitas, Schulen und auch wirtschaftlichen Bereichen, wären mehr Öffnungen möglich.

Schwesig sprach sich dafür aus, dem seit Monaten geschlossenen Einzelhandel schrittweise wieder die Öffnung der Geschäfte zu erlauben. "Ich habe der Wirtschaft schon vor 14 Tagen vorgeschlagen zu schauen, ob wir Einkaufen per Terminvergabe in Mecklenburg-Vorpommern möglich machen können. Das würde insbesondere ganz kleinen Geschäften helfen", sagte Schwesig. Ein solches Modell könne auch bundesweit zur Anwendung kommen. Dafür wolle sie sich bei der Bund-Länder-Konferenz einsetzen. Doch mahnte sie angesichts der Ausbreitung ansteckenderer Virusvarianten auch zu Vorsicht und warb um Geduld, etwa bei der Öffnung von Gaststätten und Hotels.

Vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher Infektionsentwicklungen votierte Schwesig für regional angepasste Öffnungsschritte. "Im Rahmen eines bundesweiten Perspektivplans muss es möglich sein, regional voranzugehen. Wenn sich ein Land gut entwickelt, aber ein Landkreis schlechte Zahlen hat, dann muss man auch bereit sein, in den anderen Regionen voranzugehen. Das machen wir bereits bei Kitas und Schulen", sagte Schwesig.

+++Umfrage: Verbreiteter Wunsch nach Öffnung von Handel und Gastronomie +++

In einer Umfrage des Insa-Meinungsforschungsinstituts für die "Bild am Sonntag" sprachen sich 75 Prozent dafür aus, dass die Geschäfte im März wieder öffnen, 17 Prozent waren dagegen. Bei Restaurants wollen 54 Prozent der Befragten eine Öffnung im März, 35 Prozent lehnten dies ab. Auch bei Hotels (45 zu 37 Prozent), Kosmetiksalons (44 zu 32 Prozent) und Museen (42 zu 35 Prozent) überwogen die Öffnungsbefürworter. Anders sah es bei Kinos und Theatern aus. Hier sind 35 für eine Öffnung im März, aber 46 Prozent dagegen. Auch bei der Öffnung von Sportstätten und Fitnessstudios (40 zu 41) gab es mehr Gegner als Befürworter einer Öffnung.

Für regionale Öffnungsschritte sprach sich der Deutsche Landkreistag aus. Dessen Präsident Reinhard Sager sagte der "Welt am Sonntag", Bund und Länder müssten stärker die Corona-Situation vor Ort betrachten. "Wir können nicht warten, bis innerhalb eines Bundeslands oder sogar im gesamten Bundesgebiet die Werte so niedrig sind, dass sich überall Öffnungsmaßnahmen rechtfertigen lassen. Dafür sind die regionalen Unterschiede einfach zu groß", betonte Sager. Benachbarte Kommunen und Bundesländer sollten Öffnungsschritte koordinieren. Man werde aber einen "gewissen Shopping-Tourismus" nicht in allen Fällen verhindern können.

Dagegen mahnte der Deutsche Städtetag zur Vorsicht. "Umfassende Lockerungen kann es jetzt noch nicht geben", sagte Städtetagspräsident Burkhard Jung den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). "Wir brauchen Öffnungsschritte, die durch gute Schutzmaßnahmen und eine passende Teststrategie abgesichert werden. Wer aber zu viel und zu früh öffnet, den bestraft das Coronavirus", mahnte Jung. "Öffnen ja - aber mit Vorsicht. Sonst droht ein Blindflug in die dritte Welle", sagte auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) der "Bild am Sonntag".

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/news.de/dpa

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