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Coronavirus-News am Mittwoch: Bundeskanzlerin Merkel: "Wir müssen handeln, und zwar jetzt"

So viele Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gab es in Deutschland seit Beginn der Covid-19-Pandemie noch nie: Das RKI hat am Mittwoch (28.10.2020) knapp 15.000 neue Coronavirus-Fälle gemeldet.

Angela Merkel beriet zusammen mit den Länderchefs über einen Wellenbrecher-Lockdown im November. (Foto) Suche
Angela Merkel beriet zusammen mit den Länderchefs über einen Wellenbrecher-Lockdown im November. Bild: dpa/picture alliance

Die Gesundheitsämter haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Mittwochmorgen 14.964 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet - das ist ein Rekord seit Beginn der Pandemie. Die Werte sind mit denen aus dem Frühjahr allerdings nur bedingt vergleichbar, da inzwischen deutlich mehr getestet wird und dadurch auch mehr Infektionen entdeckt werden.

Coronavirus-News aktuell: Knapp 15.00 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet

Am Mittwoch vor einer Woche hatte die Zahl bei 7.595 gelegen. Am Samstag war mit 14.714 Neuinfektionen der bisherige Höchstwert seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland verzeichnet worden.

Die Gesamtzahl der Corona-Fälle in Deutschland wurde auf der Homepage des Robert Koch-Instituts zunächst nicht aktualisiert. Am Dienstag lag sie bei 449.275. Die Zahl der Todesfälle wurde ebenfalls nicht aktualisiert, sie lag mit Stand Dienstag bei 10.098.

Zahl der Neuinfektionen so hoch wie nie: RKI gibt Update zu Inzidenz nach Landkreisen

Die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen lag bundesweit am Dienstag bei 87. In der Woche zuvor (20.10.) hatte das RKI eine Inzidenz von 48,6 Fällen gemeldet. Nach RKI-Angaben haben rund 70 Prozent der Kreise eine Inzidenz von über 50, acht Kreise liegen nach diesen Angaben sogar bei über 200.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Dienstag bei 1,17 (Vortag: 1,37). Das bedeutet, dass zehn Infizierte knapp 12 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Dienstag bei 1,21. Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

Die aktuellen Coronavirus-News von Mittwoch (28.10.2020) im News-Ticker

+++ Merkel: "Wir müssen handeln, und zwar jetzt" +++

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die harten Beschlüsse von Bund und Ländern zur Eindämmung der Corona-Pandemie verteidigt. "Wir müssen handeln, und zwar jetzt", sagte die Kanzlerin am Mittwoch nach Beratungen mit den Ministerpräsidenten der Länder. Es gehe darum, eine akute nationale Gesundheitsnotlage zu vermeiden. "Die Kurve muss wieder abflachen», sagte Merkel. Man brauche jetzt im November eine befristete "nationale Kraftanstrengung". Die Kanzlerin sprach von harten und belastenden Maßnahmen.

Bund und Länder hatten sich bei dem Corona-Krisengespräch zuvor auf vorübergehende massive Beschränkungen des öffentlichen Lebens ähnlich wie im Frühjahr verständigt. Die Maßnahmen sollen ab kommenden Montag bis Ende November gelten. Restaurants und Kneipen sollen wieder schließen, genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios oder Kinos. In der Öffentlichkeit sollen sich nur noch maximal zehn Menschen aus dem eigenen und einem zweiten Hausstand gemeinsam aufhalten dürfen. Veranstaltungen werden gestrichen und Zuschauer in der Bundesliga wieder verboten. Offen bleiben sollen Schulen, Kindergärten, der Groß- und Einzelhandel und Friseurläden.

+++ Bund plant neue Corona-Nothilfen für Unternehmen +++

Der Bund plant milliardenschwere Nothilfen für Unternehmen, die von den vorübergehenden Schließungen zur Eindämmung des Coronavirus betroffen sind. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch von Teilnehmern der Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie den Ministerpräsidenten der Länder. Erstattet werden sollen Umsatzausfälle, die Finanzhilfe soll ein Volumen von bis zu zehn Milliarden Euro haben.

+++ Bund und Länder: Vorerst keine touristischen Übernachtungsangebote +++

Bund und Länder wollen wegen der weiter steigenden Corona-Infektionszahlen touristische Übernachtungsangebote im Inland im November verbieten. Diese dürften nur noch für notwendige Zwecke wie zwingende Dienstreisen gemacht werden, beschlossen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten bei einer Videokonferenz am Mittwoch.

+++ Bund und Länder: Firmen sollen Heimarbeit ermöglichen +++

Bund und Länder fordern die Unternehmen angesichts hoher Corona-Infektionszahlen eindringlich auf, Heimarbeit zu ermöglichen - wo immer dies umsetzbar ist. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch von Teilnehmern der Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie den Ministerpräsidenten der Länder.

+++ Bund und Länder wollen Kosmetikstudios und Massagepraxen schließen +++

Bund und Länder wollen wegen der sich verschärfenden Corona-Krise Betriebe im Bereich der Körperpflege wie Kosmetikstudios, Massagepraxen oder Tattoostudios im November schließen. Friseursalons bleiben aber unter den bestehenden Hygienevorgaben geöffnet. Auch medizinisch notwendige Behandlungen wie Physiotherapien sollen weiter möglich sein. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus der Video-Konferenz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch.

+++ Bund und Länder: Groß- und Einzelhandel bleiben offen +++

Trotz drastisch steigender Corona-Infektionszahlen sollen Groß- und Einzelhandel im November offen bleiben. In einer Videokonferenz einigten sich die Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aber darauf, dass sich in den Geschäften nicht mehr als ein Kunde pro zehn Quadratmeter aufhalten darf. In der Beschlussvorlage des Bundes war ursprünglich von 25 Quadratmetern die Rede gewesen.

+++ Bund und Länder: Schulen und Kindergärten sollen weiter offen bleiben +++

Schulen und Kindergärten sollen trotz der stark steigenden Corona-Zahlen auch im November verlässlich geöffnet bleiben. Darauf einigten sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur Bund und Länder bei den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch.

+++ Bund und Länder wollen Gastronomiebetriebe vorübergehend schließen +++

Bund und Länder wollen zur Eindämmung der Corona-Pandemie Gastronomiebetriebe vom 2. November für den restlichen Monat schließen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch. Zuerst hatte die Funke Mediengruppe darüber berichtet. Davon ausgenommen sein soll die Lieferung und Abholung von Speisen für den Verzehr zu Hause, Kantinen sollen offen bleiben dürfen.

+++ Bund und Länder wollen "Gesundheitsnotlage" ausrufen +++

Bund und Länder haben sich darauf verständigt, zur Eindämmung der Corona-Krise eine "Gesundheitsnotlage" für Deutschland auszurufen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus der Videokonferenz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten. Offen blieb zunächst, was das genau bedeutet. Zudem hieß es, die Gesundheitsnotlage sei erst dann beschlossen, wenn am Ende alle Einzelpunkte des geplanten Maßnahmenpakets beschlossen seien.

+++ Bund und Länder: Profisport nur noch ohne Zuschauer +++

Bund und Länder wollen angesichts dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen den Profisport im November nur noch ohne Zuschauer zulassen. Das gilt auch für die Fußballbundesliga. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus den virtuellen Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder.

+++ Bund und Länder wollen Freizeiteinrichtungen weitgehend schließen +++

Bund und Länder wollen wegen der Corona-Krise Veranstaltungen, die der Unterhaltung und der Freizeit dienen, im November deutschlandweit weitgehend untersagen. So sollen Theater, Opern oder Konzerthäuser vom 2. November an bis Ende des Monats schließen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch. Die Regelung betreffe auch den Freizeit- und Amateursportbetrieb, Individualsport soll ausgenommen werden.

+++ Corona-Reisewarnung für die ganze Türkei ab 9. November +++

Die Bundesregierung setzt die Reisewarnung für die ganze Türkei wegen der Corona-Pandemie zum 9. November wieder in Kraft. Die bisher bestehende Ausnahmeregelung für die Touristenregionen Aydin, Izmir, Mugla und Antalya am Mittelmeer würden nur noch bis zum 8. November gelten, teilte das Auswärtige Amt am Mittwoch in seinen Reisehinweisen für die Türkei im Internet mit.

+++ Bund und Länder: Beginn von Kontaktbeschränkungen am 2. November +++

Bund und Länder wollen die drastisch steigenden Corona-Infektionszahlen mit massiven Kontaktbeschränkungen über den November hinweg in den Griff bekommen. Deutschlandweit sollen die Maßnahmen bereits vom 2. November an und nicht wie ursprünglich in der Beschlussvorlage des Bundes vorgesehen vom 4. November an in Kraft treten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder.

+++ Scholz will Firmen bis zu 75 Prozent der Umsatzausfälle ersetzen +++

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) will Firmen, die besonders von der Corona-Krise getroffen sind, große Teile ihres Umsatzausfalls ersetzen. Wie die "Bild"-Zeitung am Mittwoch berichtete, könnte bei kleinen Betrieben bis zu 75 Prozent, bei größeren bis zu 70 Prozent der Lücke gestopft werden. Vergleichsmaßstab sind die Umsätze des Vorjahresmonats. Der Deutschen Presse-Agentur wurden die Pläne aus Regierungskreisen bestätigt.

Scholz schlug die Maßnahme demnach bei einer Sitzung im Kanzleramt vor - es werde aber noch darüber beraten. Die Kosten bezifferte er auf sieben bis zehn Milliarden Euro für vier Wochen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU), mehrere Bundesminister und die Ministerpräsidenten der Länder wollten am Mittwoch über schärfere Corona-Maßnahmen beraten. Nach den Vorstellungen des Bundes sollen im November massive Alltagseinschränkungen auf die Bürger zukommen. In den Gesprächen sollte es auch um zusätzliche Hilfen für besonders betroffene Branchen und Unternehmen gehen.

+++ Kabinett beschließt neue Regeln zu Corona-Verdienstausfällen +++

Für Verdienstausfälle in der Corona-Krise sollen teils neue Regeln kommen. So sollen Entschädigungsansprüche für Eltern bis März 2021 verlängert werden, wie das Bundeskabinett am Mittwoch beschloss. Diese sollen außerdem auch dann bestehen, wenn einzelne Kinder zu Hause betreut werden müssen, weil sie vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt sind. Bisher sind Entschädigungen möglich, wenn Schulen oder Kitas ganz geschlossen werden und keine andere Betreuung möglich ist. Eltern, die nicht zur Arbeit gehen, können 67 Prozent des Nettoeinkommens als Entschädigung vom Staat erhalten. Inzwischen werden aber auch einzelne Klassen nach Hause geschickt.

Wer eine «vermeidbare Reise» in ausländische Risikogebiete macht, soll dagegen nach der Rückkehr für die Zeit der vorgeschriebenen Quarantäne keine Verdienstausfallentschädigung mehr bekommen. Ausgenommen sein sollen "außergewöhnliche Umstände", etwa die Geburt eigener Kinder oder der Tod naher Angehöriger. Nicht dazu zählen andere private Feiern, Urlaubsreisen und verschiebbare Dienstreisen. Welche Länder die Bundesregierung als Risikogebiet einstuft, ist auf einer Online-Liste des Robert Koch-Instituts (RKI) angegeben.

Die Gesetzespläne sehen zudem weitere Regelungen vor, die von der vom Bundestag festgestellten «epidemischen Lage von nationaler Tragweite" ausgehen. So soll das Bundesgesundheitsministerium regeln können, dass auch Nichtversicherte Anspruch auf Schutzimpfungen und Testungen haben. Zudem soll die Nutzung einer digitale Einreiseanmeldung nach Aufenthalten in Risikogebieten vorgeschrieben werden können. Der Einsatz neuer Schnelltests soll erleichtert werden. Bei Bedarf sollen auch Kapazitäten tiermedizinischer Labore genutzt werden können.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte: "Wir erleben derzeit eine kritische Phase der Pandemie. Die Lage ist ernst." Das dynamische Ausbruchsgeschehen zeige, dass man schnell reagieren können müsse. Dem Gesetz muss der Bundesrat zustimmen, es soll voraussichtlich im Dezember in Kraft treten.

+++ Labor liefert falsch positive Corona-Testergebnisse +++

Ein Medizinlabor aus Augsburg hat nach Angaben des Bezirks Oberbayern mehrere Dutzend falsch positive Corona-Testergebnisse geliefert. Der Fehler sei im Isar-Amper-Klinikum in Taufkirchen (Vils) am Samstag aufgefallen, sagte Bezirkssprecherin Susanne Büllesbach am Mittwoch. Zuvor hatte der "Münchner Merkur" über die Panne berichtet.

In der bezirkseigenen Klinik wurden demnach nach der Analyse durch das Labor in Schwaben an einem Tag 60 positive Tests registriert. Dies kam den Mitarbeitern des Krankenhauses merkwürdig vor. «Uns ist die schiere Menge an positiven Tests aufgefallen», sagte die Sprecherin. Eine Nachuntersuchung, die ebenfalls durch den Dienstleister aus Augsburg vorgenommen wurde, ergab, dass tatsächlich nur 2 der 60 Patienten sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Demnach waren 58 Tests falsch.

Das betroffene Augsburger Labor kündigte an, zu der Panne eine Stellungnahme abgeben zu wollen. Zunächst lag diese noch nicht vor. Das Unternehmen zählt zu den größten Anbietern von Labordiagnostik in Deutschland. In den Laboratorien sind nach Angaben des Dienstleisters bundesweit mehr als 1500 Mitarbeiter tätig.

+++ Cyberkriminelle greifen Webseite des RKI an +++

Cyberkriminelle haben am vergangenen Donnerstag die Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) zeitweise lahmgelegt. Der Angriff sei morgens zwischen 8.00 und 10.00 Uhr erfolgt, sagte ein Sprecher des Informationstechnikzentrums Bund (ITZBund). Er bestätigte damit einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel". Es habe sich um einem sogenannten DDOS-Angriff (Distributed Denial of Service) gehandelt.

Die Berliner Polizei wurde nach der Cyberattacke nicht eingeschaltet. Das Institut habe keine Strafanzeige erstattet, sagte eine Sprecherin der Polizei am Mittwoch.

Bei DDoS-Attacken werden Server mit einer Flut sinnloser Anfragen in die Knie gezwungen. So können Angriffe im großen Stil ausgeführt werden. Wer hinter der Attacke steckt, sei bisher nicht bekannt und werde noch untersucht, heißt es vom ITZBund. Der staatliche IT-Dienstleister betreibt die Webseite des RKI.

Das RKI ist die deutsche Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten und steht seit Monaten im Kontext der Corona-Pandemie im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Das sogenannte Dashboard, in dem aktuelle Zahlen zum Pandemiegeschehen gesammelt und angezeigt werden, war von dem Angriff nicht betroffen, da es auf einer anderen Webseite gehostet wird. Auch Funktionen der Corona-Warn-App waren durch den Angriff nicht betroffen. Die Angreifer seien auch nicht in das Netz des RKI eingedrungen.

Um eine Webseite mit einer DDoS-Attacke zu stören, sind kaum technische Kenntnisse notwendig. Cyberkriminelle bieten diese Angriffe inzwischen als Service zum Mieten ein. Sie stützen sich dabei auch auf sogenannte Bot-Netze, die von ihnen kontrolliert werden. Bot-Netze bestehen aus Rechnern, die mit Trojanern oder anderer Schadsoftware gekapert wurden. Den ahnungslosen Besitzer dieser Rechner ist in der Regel nicht klar, dass ihre Computer für solche Angriffe missbraucht werden. Inzwischen bestehen Bot-Netze nicht nur aus herkömmlichen Personal Computern, sondern auch aus vernetzten Gegenständen im "Internet der Dinge".

+++ Regierungschef Bouffier sieht "nationalen Gesundheitsnotstand" +++

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bewertet die derzeitige Situation Deutschlands in der Corona-Pandemie als "nationalen Gesundheitsnotstand". Nicht, weil man zurzeit Menschen noch nicht versorgen könne, sagte Bouffier am Mittwoch in Wiesbaden. "Aber wenn wir nicht handeln, dann kommen wir an einen Punkt, wo wir sie nicht versorgen können."

Das Infektionsgeschehen habe sich innerhalb einer Woche verdoppelt, sagte Bouffier. Nur mit einschneidenden Maßnahmen könne diese Entwicklung gestoppt werden. "Das tut weh, das tut mir auch weh. Aber wenn wir sie nicht treffen, dann werden wir noch viel härtere Maßnahmen treffen müssen, die noch viel länger dauern."

+++ Schwesig: Nordosten in 14 Tagen Risikogebiet, wenn nichts passiert +++

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat um Verständnis für bevorstehende härtere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus geworben. Ohne weitergehende Vorkehrungen würde Mecklenburg-Vorpommern in spätestens zwei Wochen die kritische Marke von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen erreichen, sagte Schwesig am Mittwoch im Landtag. Dies zeigten Modellrechnungen der Universität Greifswald.

Es sei besser, vorher zu handeln, sagte sie - und erinnerte an das Frühjahr. In der ersten Infektionswelle sei im Land klar, frühzeitig und konsequent gehandelt worden. Das habe sich ausgezahlt. Mecklenburg-Vorpommern habe als eines der ersten Bundesländer den Tourismus wieder zulassen können und es sei ein "toller Sommer" geworden.

Am Nachmittag wollen die Ministerpräsidenten der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über weitere Maßnahmen gegen die stark steigenden Corona-Infektionen in Deutschland beraten. Im Gespräch ist ein "Lockdown light" mit geschlossenen Bars und Restaurants, aber geöffneten Schulen. In Mecklenburg-Vorpommern war am Dienstag mit 118 Neuinfektionen ein neuer Höchststand für das Bundesland erreicht worden.

+++ Karl Lauterbach fordert private Corona-Kontrollen in Wohnungen +++

Bevor Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder einen möglichen Lockdown am Mittwoch beschließen, hat sich SPD-Gesundheispolitiker Karl Lauterbach für Corona-Kontrollen in Privatwohnungen ausgesprochen. In der "Rheinischen Post" sagte Lauterbach: "Wir befinden uns in einer nationalen Notlage, die schlimmer als im Frühjahr werden kann. Die Unverletzbarkeit der Wohnung darf kein Argument mehr für ausbleibende Kontrollen sein." Er fügte hinzu: "Wenn private Feiern in Wohnungen und Häusern die öffentliche Gesundheit und damit die Sicherheit gefährden, müssen die Behörden einschreiten können."

Nicht verschiebbare Familientreffen etwa für Beerdigungen könnten mit maximal reduzierter Anzahl von Personen stattfinden. Auf Hochzeits- oder Geburtstagsfeiern sollte in dieser Zeit verzichtet werden, sagte Lauterbach. "So ein Wellenbrecher-Shutdown ist unsere letzte Patrone." Diesen Lockdown light hat Lauterbach bereits am Dienstag gefordert. Nur so könnten Schulen, Kitas und Geschäfte des alltäglichen Bedarfs weiterhin geöffnet bleiben.

+++ Jens Spahn warnt vor Auslastung der Intensivstationen +++

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat vor einer Überforderung des deutschen Gesundheitssystems durch schwere Krankheitsverläufe in der Corona-Pandemie gewarnt. "Wenn die Intensivstationen voll sind, dann ist es zu spät", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch dem Südwestrundfunk (SWR). Zuletzt stiegen dort die Zahlen der mit dem Coronavirus infizierten Patienten deutlich. "Noch auf einem verkraftbaren Niveau, Stand heute", sagte Spahn. Es sei besser, jetzt die Welle zu brechen.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Mittwochmorgen wurden in Deutschland 14 964 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Die Zahl intensivmedizinisch behandelter Covid-19-Patienten stieg zuletzt von 590 (12.10.) auf 1470 Patienten (27.10).

"Es liegt jetzt tatsächlich an uns, an uns allen", sagte Spahn. Es gehe im um eine gemeinsame Kraftanstrengung im November, um die eigenen Kontakte zu reduzieren. Priorität hätte, dass Kitas und Schulen offen blieben, und dass die Wirtschaft weiterlaufen könne. Kontakte sollten vor allem im Freizeitbereich und im Privaten reduziert werden - etwa, um an Weihnachten die Situation wieder unter Kontrolle zu haben, sagte der Minister.

An diesem Mittwoch berät Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder. Der Bund will laut einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf ab dem 4. November wegen massiv steigender Corona-Infektionszahlen zeitweise unter anderem Theater, Kinos, Opern oder Konzerthäuser sowie Kneipen, Bars und Diskotheken schließen.

"Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine einheitliche Linie finden", sagte Spahn im Vorfeld des virtuellen Treffens. Für Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Kultur sei es "eine sehr harte Entscheidung", sollte es zu Schließungen im November kommen. Spahn forderte daher "ein großzügiges, zielgerichtetes Hilfspaket".

+++ Viele Fahrgäste meiden Busse und Bahnen wegen Corona-Virus +++

Die Corona-Pandemie hat die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen in Deutschland drastisch einbrechen lassen. Von April bis Juni waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Mittwoch drei Viertel weniger Personen im Fernverkehr unterwegs als im Vorjahreszeitraum. Der Bahn-Fernverkehr brach um 71 Prozent ein, der Linienverkehr mit Fernbussen kam mit einem Minus von 96 Prozent fast zum Erliegen.

Den Eisenbahn-Nahverkehr nutzten nach vorläufigen Ergebnissen 59 Prozent weniger Menschen. Vorläufige Zahlen zeigen für den Liniennahverkehr mit Bussen mindestens ein Minus von 36 Prozent und für Straßenbahnen von mindestens 41 Prozent. Es sei davon auszugehen, dass die Zahlen die tatsächliche Situation nicht vollständig abbildeten - unter anderem, weil viele Pendler Zeitkarten besitzen, deren tatsächliche Nutzung unklar sei, erklärte das Bundesamt in Wiesbaden.

Im ersten Halbjahr lag das Fahrgastaufkommen im Fernverkehr mit 45 Millionen Personen 46 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Besonders stark ging die Zahl im Linienverkehr mit Fernbussen zurück, hier betragen die Einbußen zwei Drittel. Mit Fernzügen reisten den Angaben zufolge 43 Prozent weniger Menschen. Vorläufige Zahlen zeigen ein Minus von mehr als einem Drittel beim Schienen-Nahverkehr. Busse und Straßenbahnen liegen im ersten Halbjahr 22 Prozent beziehungsweise 24 Prozent im Minus.

+++ Vor Corona-Beratungen: Kubicki warnt vor "Alarmismus" +++

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki hat die von der Bundesregierung angestrebten Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie kritisiert. "Konzentrieren wir uns auf die Gruppen, die wirklich geschützt werden müssen", sagte der FDP-Politiker am Mittwoch im Deutschlandfunk. Man solle so viel "normales Leben" unter Beachtung von Hygiene-Schutzmaßnahmen zulassen wie möglich. "Ich warne dringend vor Alarmismus, der auch zu falschen Entscheidungen führen kann", sagte er.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) berät an diesem Mittwoch in einer Video-Konferenz mit den Ministerpräsidenten. Der Bund will laut einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf ab dem 4. November drastische Kontaktbeschränkungen. Freizeiteinrichtungen und Gastronomie sollen schließen, Hotel-Übernachtungen nur noch für notwendige Zwecke zugelassen werden. Schulen und Kitas sollen offen bleiben.

Kubicki verwies auf Gerichtsentscheide, die Beherbergungsverbote in den Bundesländern gekippt hatten. Man könne Beherbergungsbetriebe nicht schließen, wenn es keine Evidenz gebe, dass dort das Infektionsgeschehen intensiviert werde. "Das Grundgesetz gilt auch während der Pandemie", sagte er. Er plädierte auf unterschiedliches Vorgehen je nach Bundesland.

Statt des vom Bund angestrebten "nahezu kompletten Lockdowns" solle bei Infektionsherden angesetzt werden: Kubicki fragte, warum Mitarbeiter weiter ungetestet in Alten- und Pflegeheime dürften und dort keine FFP2-Masken verteilt würden. Außerdem sollten mehr Schulbusse sowie Busse und Bahnen im ÖPNV eingesetzt werden. Menschen in Restaurants und Hotels, die jetzt mit Hygienekonzepten ihre Existenz gesichert hätten, wieder mit einem "Komplett-Lockdown" zu belegen, sei unverhältnismäßig und habe sicher auch vor den Gerichten nicht Bestand.

+++ Klare Mehrheit der Deutschen zufrieden mit Corona-Krisenmanagement +++

Eine klare Mehrheit der Deutschen ist weiterhin zufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung im Kampf gegen die Corona-Pandemie. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur bewerteten 57 Prozent das Regierungshandeln eher positiv. Nur 36 Prozent sagten dagegen, sie seien eher unzufrieden. Sieben Prozent machten keine Angaben.

Allerdings ist die Unterstützung für das Krisenmanagement inzwischen geringer als noch Anfang April während der ersten Corona-Welle, als drastische Einschränkungen des öffentlichen Lebens verordnet wurden. Damals sagten 67 Prozent, sie seien eher zufrieden, und nur 28 Prozent zeigten sich eher unzufrieden.

Am größten ist die Zufriedenheit bei den Anhängern der Grünen (78 Prozent) noch vor den Wählern der Regierungsparteien CDU/CSU (77 Prozent) und SPD (70 Prozent). Auch bei den FDP- (60 Prozent) und Linke-Anhängern (59 Prozent) überwiegt die Zustimmung. Von den AfD-Wählern bewertet dagegen nur jeder Vierte das Krisenmanagement eher positiv.

+++Lauterbach sieht Akzeptanz der Bevölkerung für Corona-Politik +++

DerSPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbachsetzt auf die Rückendeckung der Bevölkerung im Kampf gegen die steigenden Corona-Infektionszahlen. "Wir sind ethisch und politisch in der Verantwortung, die breite Bevölkerung zu schützen. Und die meisten Menschen verstehen das und erwarten das auch von der Politik", sagte der Sozialdemokrat der Deutschen Presse-Agentur.

Lauterbach warnte außerdem davor, sich von Maskenverweigerern und sogenannten Corona-Verharmlosern "die Politik bestimmen" zu lassen. Angst vor solchen Gruppen, die der SPD-Politiker als kleine Minderheit betrachtet, sei kein guter Ratgeber.

Im Kampf gegen die steigenden Infektionszahlen wirbt der Gesundheitsexperte für einen zweiwöchigen "Wellenbrecher-Shutdown".Dabei gehe es um ein Konzept, "bei dem man über zwei Wochen hinweg mit Ankündigung - in der Regel mit einer Woche Vorlauf - bundesweit Einrichtungen schließt: Restaurants, Bars, Kneipen, alle Kulturstätten, Fitnessstudios, Vereine. Offen bleiben aber Schulen, Kitas und essenzielle Geschäfte." Private Treffen müssten auf ein absolutes Minimum reduziert werden. In Betrieben sollte so viel Homeoffice gemacht werden wie möglich.

+++Mittelstandsverband warnt vor Lockdown - "Todesstoß" für viele Firmen +++

Vor neuen Beratungen von Bund und Ländern zur Eindämmung des Coronavirus hat der Bundesverband mittelständische Wirtschaft eindringlich vor einem erneuten Lockdown gewarnt. Präsident Mario Ohoven sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Der überwiegende Teil des Mittelstands verkraftet keinen weiteren Lockdown. Für Zehntausende Unternehmen käme dies einem Todesstoß gleich."

Bund und Länder beraten am Mittwoch über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Angesichts der sprunghaft gestiegenen Zahl von Neuinfektionen könnten verschärfte Maßnahmen beschlossen werden. In der Debatte ist auch ein kurzzeitiger Lockdown.

Ohoven sagte, schon der erste Lockdown im Frühjahr mit Geschäftsschließungen habe branchenübergreifend dramatische Konsequenzen für die Betriebe und die deutsche Volkswirtschaft insgesamt gehabt. "Wenn jetzt über den nächsten Lockdown spekuliert wird, egal ob "light" oder hart, führt das nur zu noch mehr Verunsicherung und wachsendem Verlust an Vertrauen in die Politik."

Ob eine punktuelle und geografisch eng gefasste Einschränkung des öffentlichen Lebens angemessen sei, müsse daher mit allergrößter Vorsicht entschieden werden. "Es besteht sonst die große Gefahr, dass die Folgen der Corona-Politik größeren Schaden anrichten als das Virus selbst."

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/news.de/dpa

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