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Iran-USA-Konflikt 2020: Angst vor Krieg! Iran attackiert US-Militärstützpunkte im Irak

Keine Woche hat es gedauert, bis der Iran auf seine Drohungen Taten folgen lässt. Nach dem Tod von Soleimani antwortete der Iran mit einem Luftangriff auf zwei Militärstützpunkte im Irak. US-Präsident Trump steht unter Druck. Die Lage könnte außer Kontrolle geraten.

Der Iran feuerte Raketen auf zwei Militärstützpunkte im Irak. (Foto) Suche
Der Iran feuerte Raketen auf zwei Militärstützpunkte im Irak. Bild: dpa

Es sind mehrere gleißende weiße Punkte, die vom Boden aufsteigen und durch den Nachthimmel gleiten. Ein dumpfes Rauschen ist zu hören. Mehr als ein Dutzend Raketen haben die Iraner in der Nacht zum Mittwoch in Richtung zweier Militärstützpunkte im Irak abgeschossen, die auch von der US-Armee genutzt werden. Immer wieder spielen TV-Sender der Region dieselben vom Iran verbreiteten Bilder der Geschosse ab.

Iran-USA-Konflikt 2020 eskaliert nach Tötung von Ghassem Soleimani

Nicht einmal eine Woche hat es gedauert, bis Irans Führung ihre Drohung wahr macht und Vergeltung für die Tötung ihres Top-Generals Ghassem Soleimani verübt. Und noch etwas machen die Revolutionsgarden klar: Die Raketen sollen erst der Anfang gewesen sein. So jedenfalls ist ihre Erklärung zu verstehen:"Wir raten den Amerikanern, ihre Truppen abzuziehen, damit nicht noch mehr Soldaten sterben." Wie zuvor die USA wollen sie in "Selbstverteidigung" gehandelt haben.

Jetzt tritt ein, was Beobachter nach dem US-Drohnenangriff auf Soleimani nahe dem Flughafen von Bagdad befürchtet haben:Den Schlag der Amerikaner beantworten die Iraner mit einem Gegenschlag. So entsteht eine neue Spirale der Gewalt, die sich möglicherweise nicht mehr stoppen lässt. Teherans Raketen setzen nun US-Präsident Donald Trump unter Druck, seinerseits mit harter Hand zu antworten. Am Ende könnte das entstehen, was nach Aussage der Hauptakteure eigentlich niemand will - ein Krieg zwischen den USA und dem Iran.

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Keine Toten unter irakischen Truppen bei iranischem Angriff

Bei dem iranischen Vergeltungsangriff auf US-Stützpunkte im Irak hat es unter den irakischen Streitkräften nach deren eigenen Angaben keine Toten gegeben. Es seien "keine Verluste" verzeichnet worden, meldete die Medieneinheit der irakischen Sicherheitskräfte am Mittwochmorgen.

Unklar war zunächst, ob es auch keine Verletzen gab. Der arabische Nachrichtensender Sky News Arabia hatte zuvor gemeldet, dass fünf irakische Soldaten bei dem Angriff verletzt worden seien. Eine unabhängige Bestätigung gab es dafür nicht.

Den irakischen Streitkräften zufolge schlugen 17 iranische Raketen im Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad westlich von Bagdad und fünf in der nordirakischen Stadt Erbil ein. Alle gingen demnach über Standorten der internationalen Anti-IS-Koalition nieder.

Irans Präsident Ruhani warnt USA vor weiteren Angriffen

Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat sich zu den Raketenangriffen auf vom US-Militär genutzte Stützpunkte im Irak in der Nacht geäußert. "Ich bedanke mich bei den Revolutionsgarden für die konsequente Antwort auf die Tötung von General Ghassem Soleimani", hieß es in einer Erklärung des Präsidenten am Mittwoch. "Falls die Amerikaner weitere Angriffe und Verbrechen gegen den Iran planen sollten, werden wir eine Antwort geben, die noch härter ist als der heutige Angriff", sagte Ruhani weiter.

In der vergangenen Woche war mit General Soleimani einer der ranghöchsten iranischen Militärs bei einen US-Luftangriff im Irak getötet worden. Der Iran hatte Vergeltung angekündigt und in der Nacht zum Mittwoch US-geführte Basen im Irak mit Raketen angegriffen. Die Tötung Soleimanis bezeichnete Ruhani als ein "Kriegsverbrechen der Amerikaner". Jenes habe "lediglich dazu geführt, dass das iranische Volk solidarischer denn je geworden ist".

Britische Polizei wegen Iran-Konflikt "äußerst wachsam"

Die Polizei in Großbritannien ist angesichts des Iran-Konflikts "äußerst wachsam". "Es ist eine sehr beunruhigende Zeit und wir haben viele Menschen iranischer und irakischer Herkunft", sagte die Chefin von Scotland Yard, Cressida Dick, am Mittwoch in London dem Radiosender LBC. Zurzeit sei es in der Hauptstadt aber ruhig; es habe nur eine kleine Demonstration gegeben.

In den vergangenen Jahren war England - und insbesondere London - mehrmals von Terroranschlägen getroffen worden. Bei den Tätern handelte es sich oft um Briten mit arabischer Herkunft.

Der Iran hatte in der Nacht zum Mittwoch Raketen auf von US-Truppen genutzte Militärstützpunkte westlich von Bagdad und in Erbil gefeuert. Teheran nannte dies eine Vergeltung für den tödlichen US-Drohnenangriff auf den iranischen General Ghassem Soleimani.

Paris verurteilt iranische Raketenangriffe und fordert Deeskalation

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian hat die iranischen Raketenangriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak verurteilt. Eine Deeskalation sei jetzt mehr denn je Priorität, hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung des französischen Außenministeriums. "Der Kreislauf der Gewalt muss beendet werden." Frankreich bekräftige sein Bekenntnis zur Souveränität und Sicherheit des Iraks, hieß es weiter. Man sei mit allen Beteiligten in Kontakt, "um Zurückhaltung und Verantwortung zu fördern".

Auswärtiges Amt verschärft Reisewarnung für den Irak

Nach den iranischen Luftangriffen auf Militärstützpunkte im Irak hat das Auswärtige Amt seine Reisewarnung erneut verschärft. In den am Mittwoch veröffentlichten aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen für den Irak heißt es jetzt: "Meiden Sie derzeit zentrale Infrastruktur. US-Einrichtungen sind besonders gefährdet."

Auch die Sicherheitslage für den bislang als relativ sicher geltenden kurdischen Norden wird jetzt anders eingeschätzt. Während am Montagabend lediglich "von nicht erforderlichen Reisen in die Region Kurdistan-Irak" abgeraten worden war, heißt es nun: "Von Reisen in die Region Kurdistan-Irak wird aufgrund der unklaren Sicherheitslage vorläufig dringend abgeraten." Die für die restlichen Landesteile schon seit Jahren geltende allgemeine Reisewarnung wurde jedoch nicht auf das kurdische Autonomiegebiet ausgedehnt.

Die im Vergleich zu anderen Landesteilen stabile Sicherheitslage im Kurdengebiet hatte dort zuletzt eine relativ gesehen gute wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht. Der Iran hatte in der Nacht Raketen auf von den US-Truppen genutzte Militärstützpunkte westlich von Bagdad und in Erbil abgefeuert. Die Attacken waren nach Darstellung Teherans Vergeltung für den tödlichen US-Drohnenangriff auf des iranischen Generals Ghassem Soleimani vergangene Woche.

Luxemburgs Außenminister: Iranischer Raketenangriff eher Deeskalation

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn hat den Raketenbeschuss des Irans auf US-geführte Militärstützpunkte im Irak als eher deeskalierendes Zeichen gewertet. "Es scheint ja, wie wenn es eine dosierte Antwort des Irans gewesen wäre. Die Amerikaner haben auch nicht direkt zurückgeschlagen", sagte Asselborn am Mittwoch im Interview des Deutschlandfunks auf die Frage, ob ein direkter militärischer Schlagabtausch zwischen den USA und dem Iran bevorstehe. Vielleicht habe der Iran tatsächlich nicht Soldaten treffen, sondern zeigen wollen, "dass sie natürlich imstande sind, amerikanische Basen anzugreifen", so Asselborn. "Das könnte, wie ich sage, noch einmal ein Zeichen der Entspannung sein."

Asselborn sieht für die Europäische Union "in dieser Phase des Konflikts" einen klaren Auftrag zur Deeskalation. Aus europäischer Sicht sei Irans Reaktion als Warnung zu verstehen, die ernst genommen werden sollte. "Ich bin auch überzeugt, dass es in Amerika auch noch Menschen gibt, die an eine kultivierte Diplomatie glauben", sagte Asselborn dem Sender weiter. Europa könne weder die Agenda der US-Politik bestimmen, noch den Iran militärisch zügeln, aber als diplomatischer Partner beider Länder ein Aufschaukeln des Konflikts verhindern.

Die vorangegangene Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani im Irak durch einen US-Drohnenangriff wertete Asselborn als "etwas, was sehr nahe an einem Fehler ist".

Borrell: Irans Vergeltungsschlag ist weiteres Beispiel der Eskalation

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat den iranischen Vergeltungsangriff auf US-Soldaten im Irak als "weiteres Beispiel der Eskalation und wachsender Konfrontation" bezeichnet. Es sei in niemandes Interesse, die Gewalt weiter zu steigern, sagte Borrell am Mittwoch in Brüssel. Die EU-Außenminister würden am Freitag bei einem Sondertreffen darüber beraten, was die Staatengemeinschaft tun kann, um die Region kurz-, mittel- und langfristig zu stabilisieren.

Zudem habe er den iranischen Außenminister Mohammed Dschwad Sarif nach Brüssel eingeladen. "Vielleicht werden wir bald ein Treffen haben", sagte Europas Top-Diplomat nach einer Sondersitzung der EU-Kommission zur Irankrise. Das stark gefährdete Atomabkommen mit dem Iran sei heute wichtiger denn je.

Die Spannungen im Nahen Osten hatten zuletzt stark zugenommen, seit die USA in der Nacht zum Freitag den iranischen Top-General Ghassem Soleimani bei einem Luftangriff gezielt getötet hatten. In der Nacht zum Mittwoch übte der Iran Vergeltung und griff zwei vom US-Militär genutzte Stützpunkte im Irak an. Schon zuvor hatte Teheran sich weiter aus dem stark gefährdeten Atomabkommen von 2015 zurückgezogen.

Bundesregierung verurteilt iranischen Angriff "auf das Schärfste"

Die Bundesregierung hat den iranischen Vergeltungsangriff auf US-Stützpunkte im Irak scharf verurteilt. "Ich kann nur sagen, sicherlich im Namen der Bundesregierung, dass wir diese Aggression auf das Schärfste zurückweisen", sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Mittwoch im ARD-"Morgenmagazin". Jetzt müsse alles getan werden, um die Lage zu beruhigen.

"Es wird jetzt entscheidend darauf ankommen, dass wir diese Spirale sich nicht weiter nach oben drehen lassen", betonte Kramp-Karrenbauer. Die Bundesregierung werde dazu alle Möglichkeiten auf allen Kanälen nutzen. "Es ist jetzt vor allem an den Iranern, keine zusätzliche Eskalation zu betreiben, deswegen geht der Appell insbesondere noch einmal nach Teheran."

Die Ministerin bestätigte, dass bei den iranischen Raketenangriffen auf US-Stützpunkte im Irak keine deutschen Soldaten verletzt wurden. Nach ihren Angaben stand die Bundesregierung während der ganzen Nacht im Kontakt mit dem US-Verteidigungsministerium. "Das hat sehr gut funktioniert", sagte sie. Am Mittwochfrüh seien die zuständigen Abgeordneten im Bundestag informiert worden.

Das Bundesverteidigungsministerium werde nun beantragen, dass die 13 Rahmennationen der internationalen Koalition schnellstmöglich zusammenkämen, um über die weitere Situation zu beraten.

Chamenei: Angriff auf US-Stützpunkte "Ohrfeige gegen die Amerikaner"

Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei hat den Angriff gegen US-Militärstützpunkte im Irak als "Ohrfeige gegen die Amerikaner" bezeichnet. Chamenei würdigte in Teheran am Mittwochmorgen vor Anhängern den durch die USA getöteten General Ghassem Soleimani, bevor er sich zu den Luftangriffen vom Vorabend äußerte.

"Die Amerikaner haben in dieser Region nur Krieg und Zerstörung angerichtet", sagte der Ajatollah, der auch oberster Befehlshaber der iranischen Streikräfte ist. Die breite Anteilnahme im Iran und Reaktion auf den Tod des Generals zeige, dass die Revolution immer noch am Leben sei. Iran verfolge keine Kriegsabsichten, habe aber auf die Tötung Soleimanis reagieren müssen, so Chamenei.

Am späten Dienstagabend hatte der Iran den Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad im Zentrum des Iraks und eine Basis in der nördlichen Stadt Erbil mit dutzenden Boden-Boden-Raketen aus Vergeltung für die Tötung des Generals Soleimani angegriffen.

Maas verurteilt iranische Raketenangriffe

Außenminister Heiko Maas (SPD) hat die iranischen Raketenangriffe auf Militärstützpunkte im Irak verurteilt. "Wir fordern Iran auf, alle Schritte zu unterlassen, die zu einer weiteren Eskalation führen könnten", teilte der Minister am Mittwoch in Berlin mit. "Wir stehen seit Tagen in Kontakt mit allen Seiten, um auf eine Beruhigung der Lage hinzuwirken. Alle sind aufgefordert, in dieser Lage Besonnenheit und Zurückhaltung zu üben."

Von der Leyen zu Irankrise: Gebrauch von Waffen muss jetzt aufhören

Nach dem iranischen Vergeltungsangriff auf US-Soldaten im Irak hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. "Der Gebrauch von Waffen muss jetzt aufhören um Raum für Dialog zu schaffen", sagte sie am Mittwoch nach einer Sondersitzung der EU-Kommission zur Irankrise. Alle seien dazu aufgerufen, Gespräche wieder aufleben zu lassen. "Und davon kann es nicht genug geben."

Die EU könne dabei auf ihre ganz eigene Weise beitragen. Man habe bewährte Beziehungen zu vielen Akteuren in der Region und darüber hinaus, um zur Deeskalation beizutragen.

Zudem machte von der Leyen deutlich, dass die EU an dem stark gefährdeten Atomabkommen mit dem Iran von 2015 festhalten will. Die Lage im Nahen Osten werde am Nachmittag auch Thema bei ihrem Treffen mit dem britischen Premierminister Boris Johnson in London sein. Hauptthema sollen dort der britische EU-Austritt am 31. Januar und seine Folgen sein.

Die Lage am Persischen Golf ist extrem angespannt, seit die USA den iranischen Top-General Ghassem Soleimani vergangene Woche bei einem Drohnenangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad gezielt töteten. US-Präsident Donald Trump drohte den Iranern danach mit drastischen Konsequenzen im Falle eines Gegenangriffs. In der Nacht zum Mittwoch griff der Iran nun zwei vom US-Militär genutzte Stützpunkte im Irak an.

Britischer Außenminister: Krieg nützt nur Terrorgruppen

Der britische Außenminister Dominic Raab hat den iranischen Vergeltungsangriff auf US-Soldaten im Irak als "rücksichtslose und gefährliche Attacke" verurteilt. Ein solcher Angriff dürfe sich auf keinen Fall wiederholen. Raab forderte am Mittwoch Teheran auf, stattdessen die "dringend nötige Deeskalation" weiter zu verfolgen. "Ein Krieg im Nahen Osten würde nur dem Islamischen Staat und anderen Terrorgruppen nützen", teilte der Minister in London mit. Der Iran hatte die Raketenangriffe als "Akt der Selbstverteidigung" nach der Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Luftschlag bezeichnet.

Iran attackiert Militärstützpunkte im Irak

Der iranische Angriff auf die Militärstützpunkte im Irak - darunter auf die wichtige Luftwaffenbasis Ain al-Assad westlich von Bagdad - stellt auch deswegen die nächste Stufe der Eskalation dar, weil die Iraner in selten direkter Art und Weise militärisch eingreifen. Bislang gehörte es im Irak - wie auch im benachbarten Syrien - zu ihrer Strategie, vor allem im Hintergrund und möglichst unerkannt zu wirken. Soleimani, wichtigster General des Irans im Ausland, war der Mann, der dazu die Strippen zog. Agieren ließen sie meistens ihre verbündeten schiitischen Milizen. Diesmal aber greifen sie offen an.

"Vergeltungsschläge werden schnell und hart beantwortet!" Riskiert Trump einen Krieg mit dem Iran?

Für Trump ist es ein Moment der Wahrheit. Er steht vor einer der wohl wichtigsten Entscheidungen seiner Amtszeit: Wird er zehn Monate vor der US-Wahl weitgehende Vergeltungsschläge anordnen und einen Krieg mit dem Iran riskieren?Oder wird er seine Generäle anweisen, nur so begrenzt zurückzuschlagen, dass eine weitere Eskalation vermieden werden kann? Trump droht dem Iran seit Tagen, teils in martialischen Worten. Den Angriff der Iraner einfach hinzunehmen dürfte angesichts seiner Drohgebärden fast unmöglich sein.

Seine erste Reaktion über Twitter am Dienstagabend (Ortszeit) ließ jedoch vermuten, dass er keine komplette Eskalation will: "Alles ist gut", schrieb er auf Twitter. Momentan würden die Auswirkungen noch geprüft, er werde am Mittwochmorgen (Ortszeit) ausführlich dazu Stellung nehmen.

Am Samstag hatte Trump noch gewarnt, jeder iranische Angriff auf US-Bürger oder amerikanische Einrichtungen werde hart erwidert werden. Es gebe eine Liste von mehr als 50 iranischen Zielen, die von den USA angegriffen werden könnten. Trump betonte, er wolle keinen Krieg mit dem Iran, aber mögliche Vergeltungsschläge der Iraner würden "schnell und hart" beantwortet werden.

Trump schickt immer mehr US-Soldaten in den Nahen Osten

Politisch ist es für den Republikaner Trump eine heikle Angelegenheit: Seine harte Haltung gegenüber dem Iran kommt bei seinen Anhängern gut an. Er brüstet sich als der Oberkommandeur der Streitkräfte, der mit "Terroristen" wie Soleimani hart ins Gericht geht. Doch ob seine Parteibasis auch einen Krieg gutheißen würde, dürfte spätestens bei Meldungen über die ersten toten US-Soldaten mehr als fraglich sein. Auch steigende Ölpreise und einsackende Börsen kann Trump vor der Wahl nicht gebrauchen. Zudem würde ein von Trump begonnener Krieg den Demokraten vor der Wahl zweifelsohne Rückenwind geben und die Parteibasis gegen Trump mobilisieren.

Als Wahlkämpfer vertritt Trump eigentlich schon seit 2016 eine klare Botschaft: Er will die "endlosen" Kriege im Nahen Osten beenden und die US-Soldaten endlich nach Hause bringen. Doch als Präsident hat er immer mehr Truppen in die Region geschickt, um den Iran im Zaum zu halten. Allein vergangene Woche ordnete er die Verlegung von rund 4000 zusätzlichen Soldaten an, denn er will auf keinen Fall als schwacher oder handlungsunfähiger Präsident angesehen werden.

Säbelrasseln oder Deeskalation zwischen Iran und den USA?

Der Iran scheint - trotz lautem Säbelrasseln aus Teheran - offenbar bemüht gewesen zu sein, mit einem nur begrenzten Vergeltungsschlag zu antworten und nicht möglichst viele US-Soldaten zu töten. Mit dem "abgeschlossenen und verhältnismäßigen" Angriff, wie Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif es formulierte, lässt Teheran offenbar bewusst Raum für Deeskalation.

Ein Krieg mit dem Iran wäre für Trump ein Unterfangen mit ungewissem Ausgang: Anders als einst die Taliban in Afghanistan oder Saddam Hussein im Irak wäre der Iran ein gefährlicher und wesentlich stärkerer Gegner, der über seine Verbündeten zudem auch US-Truppen in anderen Länder des Nahen Ostens angreifen könnte. Die Kosten wären wohl immens - finanziell und in Bezug auf US-Opfer.

Zuspitzung im Iran-Konflikt! Trump provoziert Teheran

Innenpolitisch steht Trump derzeit stark unter Druck. Schon im Januar könnte im Senat das Amtsenthebungsverfahren (Impeachment) gegen ihn beginnen. Dort haben seine Republikaner die Mehrheit, er muss also wohl nicht wirklich um sein Amt fürchten. Doch allein das Verfahren - möglicherweise inklusive neuer belastender Zeugenaussagen - dürfte ihm politisch zusetzen. Infolge des Angriffs auf Soleimani gab es bereits einige Demokraten, die mutmaßten, Trump wolle den Konflikt mit dem Iran nutzen, um von innenpolitischen Problemen abzulenken.

Nach Ansicht vieler Experten ist vor allem Trump für die jüngste Zuspitzung im Konflikt mit dem Iran zuständig. Seine einseitige Aufkündigung des Atomabkommens im Mai 2018 und die Verhängung immer härterer Sanktionen hat Teheran heftig unter Druck gesetzt und dort zu einer Wirtschaftskrise geführt. Mit dem Rücken zur Wand stehend hat sich der Iran daher immer aggressiver verhalten, so die Logik.

Trump ordnete 2019 Luftangriffe auf Iran an

Im vergangenen Jahr hatte Trump die Provokationen des Irans - etwa Angriffe in der Straße von Hormus, den Abschuss einer US-Drohne und einen großen Angriff auf Ölanlagen in Saudi-Arabien - noch militärisch ungesühnt gelassen. Erst zum Jahreswechsel, nach einem tödlichen Angriff durch vom Iran unterstützte schiitische Milizen auf einen US-Stützpunkt im Irak, ordnete er Luftangriffe an.

Zur Bühne der Eskalation wird mit dem Irak das Land, das noch immer unter den Folgen des jahrelangen Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und einer schweren politischen Krise leidet. Nirgendwo sind sich Amerikaner und Iraner so nahe wie hier. Gegen den IS kämpften sie sogar auf derselben Seite. Rund 5000 US-Soldaten sind in dem Krisenland stationiert. Teheran wiederum hat großen Einfluss im Irak und pflegt enge Beziehungen zu den mächtigen pro-iranischen Milizen des Landes, deren hoher Anführer Abu Mahdi al-Muhandis bei dem US-Angriff ebenfalls getötet wurde. Soleimani war häufig im Irak.

Die Menschen im Iran wiederum verfolgen die Entwicklung in einem bangen Warten auf möglichen Gegenschlag.Alle fragen sich:Wie wird Trump reagieren? Und was würde ein Krieg für sie bedeuten? Das Land steckt wegen der US-Sanktionen im Zuge des Ausstiegs aus dem Atomabkommen ohnehin in einer akuten Wirtschaftskrise. Die nationale Währung hat die Hälfte ihres Werts verloren. Kann sich der Iran in dieser Situation eine langfristige militärische Konfrontation mit der Supermacht USA überhaupt leisten? Viele in dem schiitischen Land sind sich in dieser Nacht sicher: Auf die Iraner kommen harte Zeiten zu.

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/news.de/dpa

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