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Luca-App von Polizei missbraucht: Nach Boykott-Aufruf: Rapper Smudo geht auf die Barrikaden

Als Werkzeug zur Kontaktnachverfolgung hat die Luca-App in der Corona-Pandemie wertvolle Dienste geleistet. Nach einem Zwischenfall riefen Politiker nun zum Löschen der App auf - Luca-Mitinitiator Smudo kann das nicht nachvollziehen.

Die Luca-App unterstützt die Kontaktnachverfolgung in der Corona-Pandemie. (Foto) Suche
Die Luca-App unterstützt die Kontaktnachverfolgung in der Corona-Pandemie. Bild: picture alliance/dpa | Christoph Soeder

Möglichkeiten, sich und andere in der Corona-Pandemie vor Infektionen zu schützen und die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, gibt es zur Genüge. Nicht nur das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen, regelmäßiges Händewaschen, Abstandhalten und das Wahrnehmen von Impfangeboten steht zur Infektionseindämmung hoch im Kurs. Auch die Nutzung von Smartphone-Apps, die vor Kontakten mit positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Personen warnen, hat sich als nützlich in der Pandemiebekämpfung erwiesen.

Luca-App als wichtiges Werkzeug zur Pandemie-Bekämpfung - doch nun hagelt es Kritik

Nicht nur die vom Robert-Koch-Institut veröffentlichte Corona-Warn-App, sondern auch die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung hat regen Anklang in der Bevölkerung gefunden. Entwickelt wurde die Smartphone-Anwendung von einem Berliner IT-Start-up und prominenten Unterstützern wie Smudo. Der "Die Fantastischen Vier"-Rapper hat die App mitentwickelt, um seiner Band und anderen Künstlern in der Corona-Pandemie wieder Auftritte zu ermöglichen. Der Sänger ist an der Betreibergesellschaft der Luca-App wirtschaftlich beteiligt.

Die Luca-App soll Restaurantbesitzern und Event-Veranstaltern helfen, die gesetzlich vorgeschriebene Erfassung der Kontakte der Besucher ohne Zettelwirtschaft zu erledigen. Das Prozedere ist simpel: Nach der Installation werden Name und Kontaktdaten hinterlegt, beim Betreten eines die Luca-App nutzenden Geschäftes, Gastro-Betriebs oder einer kulturellen Einrichtung wird beim Check-in ein QR-Code gescannt. Wird ein Luca-App-Nutzer positiv auf das Coronavirus getestet, erlauben die gesammelten Kontaktdaten die Nachverfolgung von Clustern, sodass andere Luca-App-User vor einer möglichen Ansteckung gewarnt werden können.

Kontaktdaten von Polizei ausgewertet - Politiker rufen zu Luca-App-Boykott auf

Als Instrument zur Kontaktnachverfolgung geriet die Luca-App nicht nur in Sachen Pandemiebekämpfung, sondern auch zur Ermittlung bei Straftaten in den Fokus des Interesses. Offiziell ist den Entwicklern zufolge ausgeschlossen, dass durch die Luca-App erfasste Daten an Dritte weitergereicht werden. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel - und sorgen bisweilen für einen Skandal, so wie zuletzt in Mainz. Dort hatte die Polizei gemeinsam mit dem Gesundheitsamt bei der Suche nach Zeugen eines tödlichen Sturzes in einer Gaststätte auf Daten aus der Luca-App zurückgegriffen. Kaum wurde der Fall publik, wurde Kritik an der Luca-App laut, Politiker wie Maximilian Funke-Kaiser (FDP) und Alexander Salomon (Bündnis '90/Die Grünen) riefen dazu auf, die Luca-App zu boykottieren. Zudem forderten die Kritiker die Bundesländer auf, auslaufende Verträge mit dem Anbieter nicht zu verlängern.

Das Vorgehen der Behörden in Mainz war von den Luca-Machern selbst kritisiert worden. Nach dem Infektionsschutzgesetz dürften aus dem System keine Daten zum Zwecke der Zeugensuche oder Strafverfolgung abgerufen werden, erklärte die Betreibergesellschaft Culture4life. "Das Handeln von Polizei sowie von Gesundheitsamt war nicht durch das Infektionsschutzgesetz gedeckt, was die Behörden auch eingeräumt haben."

Rapper Smudo fassungslos nach Lösch-Aufruf von FDP und Grünen

Für Rapper Smudo, der weiter eifrig die Werbetrommel für die Kontaktnachverfolgungs-App rührt, ist der Boykott-Aufruf ein Unding. Der "Fanta Vier"-Star halte es für "verantwortungslos, (...) dass mitten in der pandemischen Lage Menschen die Luca-App löschen", nur weil einzelne Stimmen aus der Politik dazu aufriefen. Smudo sagte der "Bild", die Luca-App helfe gegenwärtig jeden Tag effektiv, Infektionsketten zu unterbrechen. "Falls sich ein Bundesland dagegen entscheidet, rechtfertigt das nicht einen deutschlandweiten Aufruf. Das ist schlichtweg verantwortungslos. Wer im Steilhang hängt, wirft doch kein Seil weg."

Macher der Luca-App feilen an Updates zur Kontaktnachverfolgung

Vielmehr plädierte Smudo dafür, man solle "alle Instrumente konsequent einsetzen, die uns zur Verfügung stehen, um flexibel zu sein, gegen einen immer wieder Haken schlagenden Virus". Die Macher der Luca-App ließen sich von den Boykott-Aufrufen zudem nicht den Wind aus den Segeln nehmen, sondern seien bereits mit einer Weiterentwicklung der App beschäftigt. Spekulationen über Pläne zum Verkauf der Luca-App dementierte Smudo in dem Interview energisch. "Derlei Gerüchte lasse ich für gewöhnlich unkommentiert. Aber hier möchte ich sagen: Wir wollen Luca persönlich an die Herausforderungen der Pandemie anpassen. Wir haben allein in den letzten Wochen mit "2G-plus" und Luca Connect zwei Updates gemacht, die Gesundheitsämter und Betreiber ein ganzes Stück weiterbringen. Diesen Innovationsweg wollen wir weitergehen."

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/news.de/dpa

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