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Volle Intensivstationen!: Klinik-Chef warnt vor Triage-Lage vor den "Mauern der Krankenhäuser"

Das Infektionsgeschehen in Deutschland ist noch immer besorgniserregend. Der Chef der Uni-Klinik in Essen warnt aktuell vor einer "Triage vor den Mauern der Krankenhäuser" und gibt zu, dass man im Momentan an seine Grenzen stoße.

Der ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums, Jochen Werner. (Foto) Suche
Der ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums, Jochen Werner. Bild: dpa

Ganz sicher lässt sich die Infektionslage in Deutschland nach den Ostertagen noch immer nicht beurteilen - wichtige Kennwerte weisen aber auf einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen hin. So lag die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwochmorgen bundesweit bei 153,2. Ähnlich hoch hatte sie zuletzt Mitte Januar (155 am 13. Januar) während der zweiten Welle gelegen.

Coronavirus-News aktuell: Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen steigt an

Deutlich bemerkbar macht sich das verstärkte Infektionsgeschehen auf den Intensivstationen, die Zahl der Covid-19-Patienten dort steigt seit Mitte März an. Betroffen sind Medizinern zufolge immer mehr jüngere Menschen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) erwartet, dass der bisherige Höchststand von etwa 6.000 Covid-19-Intensivpatienten noch im April wieder erreicht wird. Bei den unter 50-Jährigen sterbe jeder fünfte Intensivpatient, bei den Älteren im Schnitt jeder zweite, hatte Divi-Präsident Gernot Marx kürzlich gesagt.

Uni-Klinik Essen nähert sich Höchstwert bei Belegung der Intensivstationen mit Covid-19-Patienten

Die Essener Universitätsklinik nähert sich bei der Belegung der Intensivstationen mit Covid-19-Patienten wieder dem bisherigen Höchstwert aus dem vergangenen Jahr. Im Dezember 2020 sei mit 41 Corona-Patienten auf Intensivstationen die bisher höchste Zahl erreicht worden, aktuell seien es 38, sagte ein Kliniksprecher am Mittwoch. Bundesweit liegen die Universitätsklinik Essen im Millionen-Ballungsraum Ruhrgebiet nach der Charité Berlin bei der Corona-Patientenzahl in der Spitzengruppe.

Die Essener Universitätsmedizin habe ihre planbaren Operationen etwa der Hüfte, des Knies oder mancher Krebs-OPs um ein Drittel reduziert, um Intensivbetten für Corona-Patienten zu sparen, sagte der Sprecher. Dennoch seien von den insgesamt 180 Intensivbetten der Häuser Stand Mittwochmorgen nur sieben frei. Hinzu kämen allerdings 15 sogenannte Überwachungsbetten, auf die etwa Unfallopfer verlegt werden könnten, um Raum für Corona-Patienten zu gewinnen.

Chef der Uni-Klinik Essen warnt vor Triage-Lage vor den "Mauern der Krankenhäuser"

Der Chef des Essener Uniklinikum,Jochen A. Werner, warnte im Interview mit "19 – die DUB Chefvisite" vor einer "Triage vor den Mauern der Krankenhäuser". Diese Situation, zu entscheiden, welche Patienten behandelt werden und welche abgelehnt werden, beschäftige die Klinik-Mitarbeiter aktuell täglich. "Wir sprechen hier wirklich über eine Extremsituation", so Jochen A. Werner. Aktuell erhalte die Uni-Klinik mehr Behandlungsanfragen, als sie Plätze zur Verfügung stellen kann.

Corona-Lage spitzt sich zu! Krankenhäuser gelangen an ihre Grenzen

"Also diese Triage, wenn man den Ausdruck so verwendet, würde man sagen, die findet vor den Mauern der Krankenhäuser statt. Eben in der Selektion von Zuweisungen, wo man einfach sagen muss, wir haben hier eben nichts", zeigte sich der Chef der Uni-Klinik Essen alarmiert. Doch er gibt auch zu, dass die Lage nicht in allen Krankenhäusern in Deutschland so angespannt sei. "Aktuell sind immer stärker die großen Krankenhäuser belastet, Schwerpunkt- und Maximalversorger, denn sie verfügen über das gesamte Angebot intensivmedizinischer Leistungen, die von kleineren Krankenhäusern in diesem Umfang gar nicht vorgehalten werden können."

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/news.de/dpa

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