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Suizid-Gefahr im Lockdown: Experten warnen! Immer mehr Kinder wollen sich umbringen

Die Corona-Pandemie ist auch für Kinder und Jugendliche sehr belastend. Studien warnten bereits vor den Folgen der Corona-Beschränkungen für Heranwachsende. Jetzt schockierten Experten erneut: Sie berichteten von einer Zunahme von Suizidgedanken.

Immer mehr Kinder sollen in der Pandemie Selbstmordgedanken haben. (Symbolfoto) (Foto) Suche
Immer mehr Kinder sollen in der Pandemie Selbstmordgedanken haben. (Symbolfoto) Bild: AdobeStock/ Elena

Angst, Vereinsamung und keine Kontakte - Kinder leiden psychisch sehr unter der Coronavirus-Pandemie, meinen einige Experten. Doch jetzt schockierte Seelsorger Bernd J. (38, krisenchat.de) im Bürgergespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Enthüllung: "Jedes fünfte Kind, das sich meldet, hat Selbstmordgedanken".

Corona-News aktuell: Experten berichten von immer mehr Kindern mit Selbstmordgedanken

Ärzte und Experten, die täglich Kinder- und Jugendliche bei suizidalen Gedanken oder anderen psychischen Problemen beraten, sehen eine Zunahme dieser Gedanken in ihrer Praxis. Kinderarzt Dr. Martin Karsten (61) aus Berlin sagte gegenüber "Bild": "Ich hatte in der letzten Woche zwei Kinder (13 und 16), die suizidale Gedanken geäußert haben. Die Kinder stellen ihre Situation im Gespräch sehr dramatisch dar. Sie sind eingeengt und verzweifelt und sagen dann Sätze wie: "Ich will unter diesen Umständen nicht mehr leben, was bringt mir das denn, wenn ich meine Freunde nicht sehen kann?""

Neue Studie! Kinder in der Corona-Pandemie stärker psychisch belastet

Wie sehr die Coronakrise Kinder und Jugendliche belastet hat die COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) gezeigt. Demnach zeigte jedes dritte Kind aus der Untersuchung psychische Auffälligkeiten ein Jahr nach dem Beginn der Virus-Pandemie. Zuvor war nur jedes fünfte Kind psychischem Stress ausgesetzt. Die Forscher betonten aber auch, dass man die Auffälligkeiten nicht mit psychischen Erkrankungen gleichsetzen darf. 

Das Forscherteam erfuhr, dass sich Kinder immer mehr Sorgen machten und verstärkt unter depressiven Verstimmungen leiden. In einigen Fällen waren auch psychosomatische Folgen zu beobachten, wie Kopf- oder Magenschmerzen. Woran liegt das? Vor allem an einer ungesünderen Ernährung und weniger Bewegung. Bis zu 40 Prozent der Befragten seien nicht mehr sportlich aktiv, weil Angebote der Sportvereine und Freizeitaktivitäten fehlen, sagten sie in der Studie.

Kinder aus finanziell schwachen Familien stärker von Psycho-Stress betroffen

Besonders auffällig zeigte sich das Problem bei Kindern aus finanziell schwachen Familien kommen. "Wer also schon vor der Pandemie Schwierigkeiten hatte, und auch von den Eltern nicht gut unterstützt wird, der hat jetzt als Kind und Jugendlicher noch mehr Probleme", so die Leiterin der Studie, Ulrike Ravens-Sieberer. Kinder aus Familien, die zusammenhalten, würden aber nicht so sehr leiden.

"Unsere Ergebnisse zeigen erneut: Wer vor der Pandemie gut dastand, Strukturen erlernt hat und sich in seiner Familie wohl und gut aufgehoben fühlt, wird auch gut durch die Pandemie kommen", ergänzte Ravens-Sieberer.

Bundesweit ist diese Studie die erste ihrer Art. Von Mitte Dezember bis Mitte Januar füllten 1.000 Kinder und 1.600 Eltern den Fragebogen aus. Es wurden Sieben- bis 17-Jährige befragt. Im Sommer 2020 haben die Wissenschaftler schon einmal Kinder und Jugendliche dazu befragt. Bereits damals hatten mehr als 70 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gesagt, sie fühlten sich durch die Corona-Krise seelisch belastet.

Ärzte warnen! Immer mehr psychisch kranke Kinder in Kliniken

Laut einer Auswertung der Krankenkasse DAK kommen in Berlin seit Beginn der Corona-Pandemie mehr Kinder und Jugendliche zur Behandlung in psychiatrische Kliniken. Darüber berichtete die dpa. Danach haben sich allein in der Hauptstadt im ersten Halbjahr 2020 Psychiatrie-Einweisungen junger Menschen fast verdoppelt. Und nicht nur hier steigen die Aufnahmen. "Es ist insgesamt ein Riesenthema unter Kollegen", sagt Jugendpsychiater Martin Holtmann, Beirat der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Viele Stationen seien in diesem Winter voll, Sprechstunden liefen über.

"Klinikaufnahmen sind die Spitze des Eisbergs. Wenn die sich verbreitert, kann man davon ausgehen: Hoppla, da passiert etwas", sagt Christoph Correll, Direktor der Klinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie auf dem Charité-Campus Virchow. Die Klinik sei oft der letzte Ausweg. "Da kommt man nicht wegen ein bisschen Befindlichkeitsstörung hin, da muss man echt krank sein", ergänzt Holtmann, Ärztlicher Direktor der LWL-Universitätsklinik im nordrhein-westfälischen Hamm.

Depressionen, Esstörungen: Deshalb werden Kinder in Psychatrien eingewiesen

Die DAK-Zahlen beruhen nach Angaben der Kasse auf anonymisierten Daten von rund 38.000 Berliner Kindern und Jugendlichen. Im ersten Halbjahr 2019 wurden danach 22 junge Leute bis 17 Jahre wegen depressiver Episoden in Klinik-Psychiatrien behandelt. In den ersten sechs Monaten 2020 waren es 39. Das scheint nicht viel. Allerdings kamen 2020 in diesem Zeitraum nur 928 über die DAK versicherte Berliner Kinder und Teenager überhaupt stationär in eine Klinik. Die Steigerungsrate von 84 Prozent in der Psychiatrie wertet DAK-Landeschef Volker Röttsches deshalb als "besorgniserregende Entwicklung".

Charité-Medizinprofessor Correll zählt auf, was in seiner Klinik häufiger vorkommt als vor der Pandemie: "Sehr magere essgestörte Mädchen, noch dünner als früher", sagt er. "Wahrscheinlich, weil Lehrer, Freundinnen oder Kinderärzte als Korrektiv fehlen." Dazu fällt ihm mehr Hautritzen als zerstörerische Bewältigungsstrategie auf.

In dieser Zeit ist es wichtig Ängste und Sorgen von Kindern ernst zu nehmen. Leidet Ihr Kind auch unter depressiven Verstimmungen oder äußert Selbstmordgedanken, sollten Sie ihm helfen. Hier finden Angehörige und Betroffene Hilfsangebote, um sich helfen zu lassen.

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/news.de/dpa