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Coronavirus-News aktuell: Viele Neuinfektionen am Sonntag - doch Streeck gibt Entwarnung

Die Zahl der an das Robert Koch-Institut gemeldete Corona-Neuinfektionen befindet sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Obwohl am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter ihre Daten ans RKI weiterleiten, bleibt die Zahl hoch. HIV-Virologe Streeck gibt aber Entwarnung.

Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland steigen weiter, doch HIV-Virologe Streeck ist unbesorgt. (Foto) Suche
Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland steigen weiter, doch HIV-Virologe Streeck ist unbesorgt. Bild: picture alliance/Federico Gambarini/dpa

Obgleich am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter ihre Corona-Daten an das RKI übermitteln, befindet sich die Zahl der registrierten Neuinfektionen auf einem hohen Niveau. So meldeten die Gesundheitsämter 948 Neuinfektionen an das RKI. Die Daten der restlichen Gesundheitsämter sind noch nicht mit einberechnet. HIV-Virologe Hendrik Streeck sieht trotz der hohen Zahlen keine Gefahr. Seine Meinung ist jedoch umstritten.

948 neue Corona-Infektionen am Sonntag in Deutschland

Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom frühen Sonntagmorgen 948 neue Corona-Infektionen gemeldet. Diese Zahlen sind mit Blick auf das wirkliche Infektionsgeschehen allerdings wenig aussagekräftig - an Sonntagen sind die gemeldeten Fallzahlen nämlich erfahrungsgemäß oft niedriger, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI übermitteln.

9349 Corona-Tote in Deutschland - zwei Menschen verstorben

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich demnach mindestens 259.428 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 13.9., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9349. Seit dem Vortag wurden zweiTodesfälle mehr gemeldet. Bis Sonntagmorgen hatten etwa 231.400 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Reproduktionszahl steigt weiter - R-Wert bei 1,15

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Mitteilung vom Samstag bei 1,15(Vortag: 1,00). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehrals einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Coronavirus-News aktuell: Sieben-Tage-R des RKI bei 1,16

Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 1,16(Vortag: 1,11). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen.

HIV-Virologe Hendrik Streeck plädiert für Strategiewechsel

Der Virologe Hendrik Streeck regt eine Debatte über Umfang und Dauer der staatlichen Beschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie an. "Ich plädiere für einen Strategiewechsel", sagte der Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn der "Welt am Sonntag". "Wir dürfen uns bei der Bewertung der Situation nicht allein auf die reinen Infektionszahlen beschränken", sagte er. Zwar steige die Zahl der positiv getesteten Menschen in Deutschland und Europa signifikant an. "Gleichzeitig sehen wir aber kaum einen Anstieg der Todeszahlen."

Der Wissenschaftler ergänzte, gesellschaftlich betrachtet seien Infektionen mit keinen Symptomen nicht zwangsweise schlimm. "Je mehr Menschen sich infizieren und keine Symptome entwickeln, umso mehr sind - zumindest für eine kurzen Zeitraum - immun. Sie können zum pandemischen Geschehen nicht mehr beitragen." Streeck sagte, man könne "das Leben ja nicht pausieren lassen".

Epidemiologe Lauterbach weist auf junge Altersgruppe der Infizierten hin

Andere Experten betrachten das Infektionsgeschehen nicht ganz so sorglos wie der HIV-Spezialist Streeck. So weist der Harvard-Epidemiologe und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach darauf hin, dass sich derzeit vor allem junge Menschen mit Sars-CoV-2 infizieren (Durchschnittsalter etwa 33/34), was der Grund dafür ist, dass wir bisher noch kaum schwere Verläufe beobachten können. Sobald die Infektionen auf die älteren Bevölkerungsgruppen überspringen, müssen wir wie derzeit in Florida und Spanien mit mehr schweren Verläufen und mehr Toten rechnen.

In einem seiner Tweets erklärt Lauterbach am Beispiel Spaniens: "Hier zeigt sich, wie in Spanien die 2te Welle zuerst nur die Jüngeren betraf, innerhalb von 5 Wochen aber auch auf Ältere übergegriffen hat. Ähnlich in Marseille. Das steht auch in Deutschland zu befürchten. Erst 4 Wochen später wird dann Sterblichkeit ansteigen."

Lauterbach warnt vor Langzeitschäden von Covid-19

Lauterbach wird auch nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Covid-19 auch ohne schweren Verlauf organische und neurologische Langzeitschäden verursachen kann ("Longcovid"), weshalb er dafür plädiert, so viele Infektionen wie möglich zu vermeiden.

Virologe Drosten warnt vor Perkolationseffekt

Der Corona-Spezialist und Institutsdirektor der Virologie an der Berliner Charité Christian Drosten warnte in seinem Podcast vor dem Phänomen der Perkolation - dem unbemerkten Durchsickern der Infektionen, bis die Zahlen schließlich explodieren. Er vergleicht es mit einem Kaffeefilter, der mit Kaffeepulver gefüllt ist. Zunächst braucht es eine Weile, bis das Wasser das gesamte Kaffeepulver durchweicht, doch ist es einmal durchgesickert, ist es kaum mehr zu stoppen.

Sind wir einmal bei einem exponenziellen Wachstum der Infektionen angekommen, wächst uns die Pandemie über den Kopf.

Hendrik Streeck ist Held der Corona-Leugner

Da er die Gefährlichkeit von Covid-19 herunterspielt und trotz steigenden Infektionsgeschehens stets für weitere Lockerungen plädiert, wird Hendrik Streeck auf Twitter von Nutzern oft vorgeworfen, eine heimliche Durchseuchung der Bevölkerung anzustreben. Von Corona-Leugnern wird er hingegen gefeiert und seine Aussagen als Rechtfertigung für den Protest gegen die Maßnahmen verwendet.

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/news.de/dpa

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